Unsterblicher Volkswitz - Adolf Glabrenner

Unsterblicher Volkswitz - Adolf Glabrenner

ADOLF   GLASSBRENNER
Unsterblicher Volkswitz

Motto
Vom kleinen Michel
Die alte Leier
Eingabe eines Holzhauers
l-a
Die neue Geschichte
Sein  und  Wohnung
Der brave Untertan
Alle wie einer
Britzke vor dem Polizeicommissarius
Das   Erdbeben (Gespräch  zwischen  zwei  Holzhauern)
Der Holzhauer Derber vor Gericht

gesprochen  von:
Norbert  Christian,
Ernst  Kahler,
Lothar  Bellag
Musikalische  Zwischenspiele: Dieter  Hosalla
Reproduktion  aus einem Groschenheft  mit  freundlicher Genehmigung des Märkischen Museums Berlin

Das Volk will  ich  zu  voller  Würde  bringen, Den  Prunk von aller  Hohlheit niederreißen: Mag  mich  die  Mitwelt einen  Narren  heißen; Als  Helden  wird  die Nachwelt  mich  besingen; Und  wills sie's  nicht,  so lasse sie  es  bleiben! Wie mich  es  treibt, so  will  ich's wieder treiben! Half  ich  nur  kühn  das Vorurteil  besiegen, Dem  Nachurteil  will  gern ich  unterliegen.
In weitesten Kreisen ist' Adolf Glaßbrenner — geboren am 27. März 1810 im Zentrum Berlins — lediglich als Dichter des .Berliner Volkswitzes', als Schöpfer jener so populären Type des Alten Berlin, des .Eckensteher Nante', bekannt. Diese Unterschätzung der wahren Bedeutung und Persönlichkeit Adolf Glaßbrenners ist vornehmlich auf den Jahrzehnte währenden Einfluß der bürgerlichen Literaturbetrachtung zurückzuführen, die Glaßbrenner als einen Schriftsteller bezeichnete, der sozusagen den Berliner Volkswitz literaturfähig gemacht habe. Die echte Größe Adolf Glaßbrenners ist darin zu finden, daß er in tiefer Liebe zu seinem Volk und feinster Beobachtungsgabe dem ursprünglichen Berliner Volkswitz literarisch Form und Aussagekraft gegeben hat, — um ihn für den revolutionären politischen Kampf gegen die menschenunwürdigen Verhältnisse des einfachen Volkes seiner Zeit anzuwenden. Für Glaßbrenner war der Berliner Witz eine geistige Kraft, die Despotie, Kriediertum und Dummheit vernichtet, niemals aber gegen Wahrheit und Recht gerichtet war. Er schrieb einmal: .Erst wenn der Ernst witzig wird, hat er seine größte Kraft erreicht." Und in seinem Tagebuch ist der Ausspruch zu finden: .Das Poetische liegt im Wirklichen, man muß nur das Wirkliche nach allen Seiten hin verstehen . . ." Es war nicht verwunderlich, daß Adolf Glaßbrenner stets Schwierigkeiten mit der Zensur hatte und kaum eine seiner Zeitschriften oder Schriften nicht verboten wurde. Fast alle seiner Schriften und Gedichte atmen Spott, Satire und Haß gegen die deutsche Zerrissenheit und Kleinstaaterei ebenso wie gegen Fürsten, Junker, Zensur und Klerikalismus. Stets stand das Volk im Mittelpunkt seiner Darstellung, und in ihrer Sprache trat er für die Hoffnungen und Wünsche der Massen ein. Wie sehr der Diditer von diesen verstanden wurde, bezeugt auch eine Tagebucheintragung Varnhagen van Enses, in der es heißt, daß .Glaßbrenners Sahriften von .unberechenbarer' Wirkung auf die Volksseele seien". Glaßbrenners Werk hat viel dazu getan, mit revolutionärem Witz und verständnisvollem Humor den Berliner Arbeitern und Handwerkern den Glauben an ihre eigene Kraft zu geben und ihre Faust herauszuholen, die schon lange in der Tasche geballt war. Es hat einen bedeutenden Anteil an dem heroisaSen Kampf der Arbeiter und Handwerker in der März-Revolution 1848. Dem Interpreten Norbert Christian — als geborener Berliner von Jugend an zutiefst mit dem Schaffen Glaßbrenners verbunden — war es ein echtes Anliegen, das Wort Adolf Glaßbrenners möglichst lebendig zu Gehör zu  bringen.
Myriam  Sello-Christian