Ottokar, das brave Früchtchen

Ottokar, das brave Früchtchen

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Ottokar Domma liest:
Seite  1:      
Bei uns zu Haus, da ist was los
Wie man richtig sprechen lernt
Briefwechsel mit Aljoscha
Wie ich Poesiealbumsberater wurde

Seite 2:      
Als der Tag der Wahrheit ausbrach
Wenn ich Lehrer wäre
Aphorismen, Anekdoten

Mitschnitt einer öffentlichen Veranstaltung 1979
Tonregie: Karl Hans Rockstedt

Über den Autor
Otto  Häuser (Pseudonym:  Ottokar  Domma) wurde  1924 in Sankov, Kreis  Karlovy Vary, als Sohn eines Bergarbeiters geboren.   Wegen Aufsässigkeit   gegenüber   Nazilehrern wurde er in der 9. Klasse von der Schule verwiesen. Nach seiner  Lehre   als  Gebrauchswerber war er Soldat.  Aus sowjetischer Gefangenschaft zurückgekehrt, belegte er 1946 in Stendal einen Schnellkurs für Neulehrer und übernahm im gleichen Jahr eine einklassige Dorfschule. Später war er Schuldirektor in Tangerhütte, bis er widerstrebend einem Ruf nach Berlin folgte, wo er zunächst als Redakteur der „Neuen Schule" und der „Deutschen Lehrerzeitung" tätig war. Seit 1958 ist er beim „Neuen Deutschland", jetzt als Abteilungsleiter für Volksbildung.
Otto Häuser ist Diplompädagoge, Obersturlienrat; er wurde als Verdienter Lehrer des Volkes ausgezeichnet. Er ist „Eulenpiegel"-Autor, verfaßt Kabarettexte, vor allem für das Berliner Lehrerkabarett „Die Lachberater". Bisher erschienen seine Bücher: „Der brave Schüler Ottokar" (1967), „Ottokar,   das  Früchtchen"  (1970),  „Ottokar,  der Weltverbesserer"  (1973,  verfilmt  1977)  und   „Ottokar  der Gerechte" (1978).

Gespräch mit Ottokars Vater
Klaus-Dieter Schönewerk:
Von Ottokar Domma liest man im „Eulenspiegel". Viele seiner Geschichten sind auch in Büchern gesammelt, deren Titel schon viel von seinen Eigenschaften und Eigenarten verraten: Ottokar ist ein  braver Schüler,   ein   Früchtchen,   ein   Weltverbesserer   und   seit neuestem sogar ein Gerechter. Sein geistiger Vater, Otto Häuser,   leiht ihm   nun  für diese  Langspielplatte seine Stimme. Frage: Wie kamen Sie auf die Idee, eine solche Figur zu schaffen?
Otto Häuser:
Ja,  wie   kommt  man   dazu.   Ideen  werden wahrscheinlich in den seltensten Fällen durch angestrengtes Nachdenken geboren, sie entstehen zumeist aus den Vorgaben anderer, aus Gedankenverbindungen, Vorstellungsverknüpfungen.   Der   entscheidende   Gedanke  für   seine erste  Buchdruckpresse  kam  Gutenberg,   als er einer Frau beim Wäschemangeln zusah. Mit den literarischen Figuren ist   es   nicht  viel   anders.   Entweder   gab   es  sie   schon und man ließ sie unter anderem Namen, anderen  Umständen   und   anderen   Zielvorstellungen   wiedererstehen oder  sie  sind   das  Produkt von   Beobachtungen   und Erfahrungen.
Schönewerk:
Womit Sie sagen wollen, Ihr Ottokar kam auch nicht von ungefähr. Nicht zufällig füllt der „Kindermund" die Witzspalten mancher Zeitungen, aber das, was Ottokar sagt, scheint mir gar nicht so witzig gemeint. Wie er die Welt betrachtet, vor allem uns Erwachsene mit allen Fehlern und   Schwächen,   ist   längst  nicht  so   naiv,   wie   es   den Anschein hat. Er ist ein kleiner Schalk, der Gesagtes wörtlich nimmt. Und da steht er doch wohl  in großen  literarischen Traditionen?
Häuser:
Sie legen es darauf an, mir ein Geständnis abzuringen. Natürlich hat mein Ottokar Vorbilder: den Schalk eines  gewissen   Till   Eulenspiegel,   die   naive  Gerissenheit eines gewissen Joseph Schweyk, den Widerspruchsgeist eines  gewissen   Lausbuben   namens  Ludwig Thoma,  die Gefühle und Sehnsüchte eines gewissen Tinko, den Witz . . . Wozu die Aufzählung. Wer liest, weiß, daß Ottokar kein reines Geistesprodukt ist, und wer Kinder hat, weiß es noch besser. Wieviel sozialistische Lausbuben, die Ottokar heißen könnten, gibt es bei uns!
Schönewerk:
Demnach hat Ottokar nicht nur eine ganze Reihe berühmter Ahnen,  sondern auch lebende Spiel- und Spaßgefährten. Er ist also in unserer Wirklichkeit zu Hause.

Häuser:
Und das soll er auch bleiben, nur mit dem Unterschied, daß er nicht älter wird. Die Frage wird mir oft gestellt:   Bleibt  Ottokar  der  ewige   Schüler,   wird   er   nicht einmal Lehrling  oder Student oder sogar Lehrer? Nein, wenn er älter wird, ist er nicht mehr der frische, freche und fröhliche Ottokar. Angenommen er würde Lehrer sein und so bleiben, wie er  ist — nicht vorstellbar, wie dann eine Lehrerkonferenz verläuft. Die Geschichte „Wenn ich ein Lehrer wäre . . .", hier auf dieser Platte zu hören, wäre nur ein harmlos-heiteres Vorspiel. Oder: die Zukunft bewahre uns vor der Idee Ottokars, im Leben der Erwachsenen einen „Tag   der  Wahrheit"   einzuführen!   Oder:   angenommen, seine Einfälle als „Poesiealbumsberater" würden in Brigadetagebücher übernommen werden. Das könnten Bestseller werden, aber wovon sollten dann unsere seriösen Literaten leben? Nur von Erinnerungen? Mir schwant Unheilvolles, darum laß ich Ottokar lieber so wie er ist — als einen etwa 12jährigen Schüler.
Schönewerk:  
Na  schön.   Mir gefällt er als Schüler auch besser. Was er aufgreift, ist konfliktreicher Alltag. Hat er denn   keine  Angst,   bei   Erwachsenen   wie  Eltern   oder Pädagogen anzuecken?
Häuser:
Was heißt Angst! Wir sind eine kinderfreundliche Gesellschaft.   Die  Wahrheit  haben   hoffentlich   nicht   nur sauertöpferische „Alte" gepachtet. Kinder sagen manche Wahrheiten,   auch   wenn   wir  sie  nicht  immer wahrhaben wollen. Wenn Ottokar dabei manchmal ins Fettnäpfchen tritt — wer tritt nicht? Nur Leisetreter, und die wollen wir nicht. Zugegeben:  Ottokar  spielt in seinen Aufsätzen da und dort Schüler gegen Erwachsene aus und Erwachsene gegen Schüler und Schüler gegen Schüler. Doch wer Sinn für   Humor  hat,   kann   aus   seinen   Geschichten   und Meditationen   vielleicht   sogar  etwas   lernen.   Humorlose brauchen diese Geschichten gar nicht erst zu lesen oder zu hören, denen ist ohnedies nicht zu helfen. Ottokar bleibt das vorläufig, was er sein sollte: eine Zeitfigur. Und wenn sie  sich  einmal   überlebt  hat,   hören   sich   unsere  Nachkommen an, wie Ottokars Enkel über die Erwachsenen denken. Die leben ja dann schon in einer kommunistischen Welt. Und wenn   mich meine bescheidenen  Kenntnisse von der Dialektik der Entwicklung nicht täuschen, müßte es auch  dann   noch  Widersprüche,   Konflikte  und   Probleme geben — von höherem Niveau natürlich.

Mehr Informationen
ArtikelnummerLitera 8 65 285
ProduktnameOttokar, das brave Früchtchen
Preis19,90 €
LieferzeitIm Schallplattenladen Stralsund
InterpretOtto Häuser
Name - TitelOttokar, das brave Früchtchen
LabelLitera
MedientypLP / Vinyl 12"
Vinylgewicht pro Schallplatte180 gramm
Anzahl der Platten1
BeilagenKeine
Release-Datum1980
Allgemeiner PlattenzustandGebraucht
Zustand TonträgerVery Good + (Sehr gut)
Zustand CoverVery Good + (Sehr gut)
PlattenreinigungNeuware
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