Latin Quarter

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Latin Quarter

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LATIN QUARTER, diese Worte assoziieren zweierlei. Zum einen den des Pariser Studentenviertels, Wohnort zahlreicher Künstler und Ausgangspunkt von Demonstrationen sowie Protestaktionen in den sechziger und siebziger Jahren. Immer mehr verbindet sich damit aber der Name jener, 1983 vom Keyboarder, Gitarristen, Komponisten und Singer Steve Skaith gegründeten, britischen Rock-Band. LATIN QUARTER soll einen historischen Bezug ausdrücken und will gleichzeitig das musikalisch-politische Konzept von Gruppen aus der späten Punk-, beginnenden New Wave-Bewegung (wie anfechtbar auch immer derlei tönende Schubkästen sein mögen), etwa SHAM 69, den CLASH oder JAM, weiterführen. Aus dem soundmäßigen Puzzle des Ska, - Reggae. weißem Soul und Rock entsteht in der Verbindung durch die Musiker etwas völlig eigenes. Schließlich sind da noch die Texte von Mike Jones. Und mit ihm beginnt ein wesentlicher Teil der Geschichte von LATIN QUARTER. lange vor deren eigentlicher Gründung. Auf gewachsen ist er im Stahl- und Bergbaugebiet von Süd-Wales. Mit fünfzehn schrieb der junge Mann, sich mit den eigenen .Problemen sowie denen seiner Umwelt auseinandersetzend, erste Gerichte. Tom Waits. so bekannte er,wäre mit seinen Rockpoesien die Berste große Erfahrung gewesen. Einige Zeit später - Jones war auf der Suche nach einem Job in Liverpool angelangt - trifft er den Sozialarbeiter und Semi-Musikprofi Steve Skaith. Beide befreundeten sich und machten Pläne. Irgendwann aber resignierte der im sozialen Bereich tätige Skaith .vor den Problemen aus Arbeitslosigkeit. Drogen, Gewalt und Zukunftsdilemma. Er beschließt nach London zu gehen, um in der großen Musik-Kapitale als Songschreiber und Studiomusiker das Leben in bessere Bahnen zu leiten. So wurde Steve Skaith Notenlieferant im renommierten „Chappells"- Musikverlag - und immerhin gelangen ihm beiderlei Lohnschreiberei einige Hitkompositionen für den Sänger Jimmy Ruft in. Es waren aber immer noch die Briefe von Mike Jones, die ihn da regelmäßig und angefüllt mit Gedichten erreichten. 1983, ein Jahr nach seiner Ankunft in London, beschließt Skaith, den Job zu quittieren und fortan in einer Band die eigenen Ideen verwirklicht zu hören. Er findet den Gitarristen Richard Wright von der Funk/Jazz-Formation INVERSIONS, Bassist Greg Haiewood sowie die vormaligen Mitstreiter Martin Lascelles (voc, keyb) und Drummer Darren Abraham, Von der Pop-Band SOFT TOUCH „borgto" man sich die Vokalistin/Pianistin Yona Dunsford und Carol Douet (voc. perc), doch nach den ersten Proben beschlossen die Ladies, fortan bei LATIN QUARTER zu arbeiten. Das erste Demoband, eine Vertonung des Gedichtes „Radio Afrlca". übergab Steve Skaith seinem Ex-Kollegen, dann POLICE-Produzenten Nigel Gray. Diesem imponierte, was er hörte, und damit rollte die Rockkugel. Nicht allein, daß der Star-Producer sich erbot, „Rodio Africa" abzumischen, LATIN QUARTER wurden von ihm an das Indie-Label „Rocking Horse" vermittelt. Als kurze Zeit später das kleine Unternehmen mit der großen „Arista" fusionierte, gab dies der Karriere der Band zusätzlichen Auftrieb. So ermöglichte der Erfolg der ersten Single es den Musikern, gegenüber Wünschen der Firmengewaltigen nach Änderung des ideologischen Konzepts an den Studiotischen Unnachgiebigkeit zeigen zu können. Im Juli 1985 erscheint die erste Langrille MODERN TIMES. .Diese Platte", schreibt die Werbung damals, .kann als Pop-Platte des denkenden Menschen bezeichnet werden." Die Gruppe selbst wird als eine der erfolgversprechendsten Rock-Gruppen des Jahres gehandelt. 1987 konnte das Publikum zum ersten Mal bei .Rock für den Frieden" in der DDR die Formation erleben, damals noch als Septett spielend (mittlerweilen ist die Band zum Quintett .geschrumpft"). Neben ausgiebigen Tourneen von LATIN QUARTER folgte die Vorbereitung auf die zweite LP MICK AND CAROLINE (sie ist mit vorliegender Platte identisch). Im Mai 1987 erscheint das Werk und wurde in folgender Besetzung eingespielt Steve Skaith       - Vocals, Gitarre Richard Wright    - Gitarren, Vocals Carol Douet        - Vocals. Perkussion Darren Abraham - Drums Yona Dunsford    - Vocals, Keyboards Martin Lascelles - Keyboards Greg Harewood  - Baß
Die Texte sind wie Gedanken, die im Laufe eines Tages durch den Kopf gehen. Jemand steht am Morgen auf und beginnt den üblichen Tagesablauf, hört die Nachrichten, sieht die alltäglichen Schlagzeilen, stellt sich dem, was .leben" heißt Die Worte sind keine politischen Losungen, in Töne gesetzte, klingende Plakatwände. Es sind Angebote, mit Dir und mir. Ober die-Musik hinaus, zu reden - unserem Denken Anstöße zu vermitteln: „I (Together)": Jemand versucht seine Liebe zu erklären. .Ich", ununterbrochen .Ich", zusammen mit allem, was geschehen kann .Ich". Kein egoistisches Verweisen auf die eigene Person; es ist die Kraft welche aus der Liebe erwachsen kann. Himmel. Erde,
Hölle.....Das Flußbett sein wollen für den anderen Menschen, mit den Steinen, der Bahn des Wassers, die man glaubt bestimmen zu können. Ein unendlich fließender Strom werden, sanft und klar. Alles sein und doch wissen, daß es ein unerfüllter Wunsch bleibt Der Sonnenaufgang, das strahlende Licht, das die Länge des Schattens bestimmt. Du und ich, wir sind alles - und doch ein jeder für sich. Eine einzige, geheimnisvolle Kraft für die eigentlich keine Erklärung existiert, nur die Gefahr.
„Remember": .Erinnern" ist ein Anti-Kriegslied und die Aufforderung gegen Gleichgültigkeit, das. wie es einmal ausgedrückt wurde, .schleichende Gift des Vergessens". Die Bibel verspricht daß oinos Tages alles auferstehen und vor dem Allmächtigen stehen werden. Sowohl jene, dio omst arm, als auch die, welche alles besaßen. Doch es bleiben offone Fragen, wenn man dem Versprechen nicht glaubt Was goschah mit dem
Soldaten, der im Ersten Weltkrieg vor Verdun starb? Wer erinnert sich der Interbrigadisten, die Madrid vor den faschistischen Horden des Generals Franco mit ihrem Leben verteidigten -während US-Präsident Roosevelt von .Stillhaltepolitik' predigte, England tatenlos zusah? Glaubt jemand ernsthaft daß durch Priester gesegnete Waffen das Unrecht in Gerechtigkeit verkehren? Derlei Fragen müssen wir uns stellen, täglich! Bei den Nachrichten aus Nikaragua, Süd-Afrika. Ober den UNITA-Mord an Säuglingen und Greisen. Erinnert Ihr Euch, wo da der Allmächtige gewesen sein mag? „Froight Elevator": .Der Lastenfahrstuhl" - eine Geschichte über die große Jazz-Sängerin Billie Holiday und den miesen kleinen Rassismus in Amerika. Es ist die Wahrheit ähnelnd jener Story über einen gemeinsamen Fernsehauftritt von Harry Belafonte und der weißen Vokalistin Petula Clark In den fünfziger Jahren. Während eines Duetts legte der Farbige eine Hand auf die Schulter seiner Partnerin; der Showteil mußte daraufhin wiederholt werden, ohne diese Geste. Billie Holiday sang allabendlich mit dem Artie Shaw-Orchester, der damaligen Top-Jazz-Band, im Zentrum von New Yorks 52. Straße. Das Publikum raste vor Begeisterung, zusätzliches Personal zur Bewältigung des Besucherandranges mußte eingestellt werden. Aber nach dem Konzertende verweigerte die Hotelleitung der Künstlerin, gemeinsam mit den übrigen Gästen und Künstlern den Hauptaufzug zu benutzen. So mußte sie. zwischen Bettlaken und geputzten Schuhen kauernd, den Lastenaufzug benutzen.
„Nomzamo"-Nomzamo lautet der Name, den Winifred Mandela bei der Geburt von ihrem Stamm verliehen bekam. Sie ist die Angehörige des Volkes der Xhosa. das im 18. und 19. Jahrhundert insgesamt neun große Kriege gegen die Buren führte, sich den weißen Eroberern immer wieder mutig entgegenstellend. .Nomzamo" bedeutet .Prüfung des Schicksals", nun wie lange erträgt ein Mensch, auch wenn er liebt Unmenschlichkeit und Ungerechtigteiten? In 20 Jahren neunzehnmal verurteilt, im eigenen Land ohne Heimat, im Exil - doch das Schlimmste: Jahre des Wartens auf den Ehemann, auf Nelson Mandela. Obwohl lebenslänglich eingekerkert, mutet es wie ein sinnloses Abdämmen der stetig steigenden Flut Trotz Polizeiterror, staatlich sanktioniertem Mord, wie bei Stephen Biko - eines nicht mehr fernen Tages werden die Fahnen .Rot-Schwarz-Grün-Gold" der Flagge des ANC in Süd-Afrika wehen. „Nogatieting With A Loaded Gun": .Verhandelnd mit geladener Waffe" ist der Faustschlag in das Gesicht des Gegenüber, nachdem er versuchte, ein Problem mit Worten zu klären. Ob der Kassierer während eines Banküberfalles in das Gesicht des Räubers schaut, dort eine verzweifelte Geschichte liest - es Ist kein Ausweg, so zu handeln. Oder die Situation im Atom-U-Boot und die Forderung, sich keine Fragen zu stellen, nachdem der Befehl zum Auslösen des Schusses gegeben wurde? Vor der Verantwortung kann sich niemand drücken, denn irgendwann mußt Du, müssen wir uns ihr stellen, Antwort geben. Keine Sicherheitsvorkehrung gewährt Schutz, wenn die große Druckwelle Ober Dich hinweggeht!
„Burn Again": Es ist die Absurdität heutiger USA-Politik, die gegenüber dem kleinen Nikaragua zum Ausdruck kommt Ob heute Pinochet oder damals der Somoza-Clan, ihre Länder mit Terror Oberziehend, korrupt, geldgierig, jeden Oppositionellen zum Mordopfer stempelnd; sie sind in den Augen des Weißen Hauses .Verteidiger der Demokratie".
-    So wie heute die Kontras zu ebensolchen erklärt werden. Welche Absurdität! .Boykottiert Süd-Afrika, nicht Nikaragua" stand auf dem Shirt, das Richard Wright bei .Rock für den Frieden, 1987" trug. Gerechtigkeit kein erneutes Brennen des Landes
„Love Has Gone" ist die in tausenden Versionen erzählte Geschichte einer gestorbenen Liebe. Was sollen jetzt noch die nicht ausgesprochenen Worte, das nichtgelachte Lachen Ober vergessene Witze. Du sitzt da, immer wieder diese eine absurde Frage, das eine Wort im Schädel:
Warum? Und es scheint keine Antwort darauf zu geben. Sie ist gegangen, das Leben wird in der Zukunft ein anderes sein.
„The Night": Ist es die Nacht der Nächte, ohne Lüge und Falschheit?
Oder lediglich die Oberleitung in eine erneute Enttäuschung? Der Sänger erzählt wohl nur, wie die Suche nach Wärme und Gemeinsamkeit manchmal zu Beziehungen führt, die in der Zerstörung enden. Ohne daß ein Tropfen Blut auf den Boden gefallen ist. bleibt jemand zurück, innerlich getötet
„Donovan's Door Way" ist so ein kleiner .Tante Emma'-Laden in Liverpool. Melodiefetzen klingen von irgendwoher, Hunde streunen vorbei wie Fußgänger ohne ein Ziel. Idylle, wäre da nicht der Polizist mit dem Knüppel, im Hauseingang verharrend. Und wäre da nicht das heutige Spiel des FC Liverpool. Es wird Randale geben, gleich, wie das Spiel endet. Eine Fußballfeier in einer sterbenden Stadt zwanzig Prozent arbeitslose Jugendliche, ohne Hoffnung. Weil es in einer solchen Situation keinen Glauben mehr gibt wandeln sie sogar die Kirche in ein Trödelgeschäft um. „The Men Below": Jeder träumt wohl manchmal davon, das Glitzern des Rampenlichtes in den Augen zu spüren, oben zu stehen auf der Bühne. Das Geräusch der Menge zu vernehmen und zu wissen, es ist die nervöse Erwartung auf das Konzert. Umherzureisen zwischen Studio und Tourneeorten. Doch es gibt eine Arbeit weitaus schwerer, auch wichtiger, die tief in der Erde getan wird, von den .Männern unten", den Bergleuten. Sie träumen vielleicht auch davon, Musiker zu sein .... Denn sie haben 1984/85 hart um ihre Jobs kämpfen müssen, beschimpft von den rechten Zeitungen. Doch da gründeten die Musiker den „Red Wedge", den .Roten Keil", spielten für sie. sammelten Geld. Die Solidarität der Rockmusiker mit den Werktätigen. .
Ralf Dietrich (1988)

Kompositionen und Texte: Mike Jones/Steve Skaith
Titel 3: Mike Jones/Steve Jeffries
Latin Quarter:
Carol Douet (voc) perc)
Yona Dunsford (voc, keyb)
Martin Lascelles (keyb)
Richard Wright (g, voc)
Steve Skaith (voc, g)
Greg Harewood (b)
Darren Abraham (dr)
Gary Kettel,
Manny Elias (perc)

Mehr Informationen
ArtikelnummerAmiga 8 56 358
ProduktnameLatin Quarter
Preis12,90 €
LieferzeitIm Schallplattenladen Stralsund
InterpretLatin Quarter
Name - TitelLatin Quarter
LabelAMIGA
MedientypLP / Vinyl 12"
Vinylgewicht pro Schallplatte180 gramm
Anzahl der Platten1
Release-Datum1988
Allgemeiner PlattenzustandGebraucht
Zustand TonträgerNear Mint (Neuwertig)
Zustand CoverNear Mint (Neuwertig)
PlattenreinigungReinigung mit Plattenwaschmaschine Double Matrix Professionel Sonic (Clearaudio)
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