Krassin Rettet Italia - Der Prozeß Der Jeanne D'arc Zu Rouen 1431

HÖRSPIELE FÜR DEN LITERATURUNTERRICHT
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Krassin rettet Italia
von Friedrich Wolf, 1929
(Gekürzt)
Funksendung (Radio DDR II):
1. 4. 1954
Regie: Joachim Witte

Dies Spiel - eine Synthese von Bühne, Funk, Film -wurde geschrieben, weil der Stoff hierzu herausforderte.
Die Tragödie des Luftschiffs „Italia", die Hilferufe der neun Mann auf der Eisscholle, durch den Funker Biagi in den Äther hinausgeschickt, das vergebliche Suchen sämtlicher großen Funkstationen, die Aufnahme des verstümmelten Hilferufes „SOS ... rac, rac ... Foyn" durch den selbstgebastelten Kurzwellenapparat  des  Amateurfunkers  Nikolai  Schmidt  in einem einsamen Dorf hoch im Norden der Murman-küste,   hierauf die  Funkverständigung   der im  Eis Eingekerkerten   mit  den   Funkstationen   der  ganzen Welt,   ihre   Radiomeldung   der  täglichen   geographischen Position der treibenden Eisscholle, die zahlreichen   Vorstöße   italienischer,   norwegischer, französischer, russischer Flugzeuge, die vergebliche Ausfahrt des ersten russischen Eisbrechers „Mlygin" und   der erfolgreiche   schwierige  Durchbruch   des stärksten Eisbrechers „Krassin", dirigiert von einem Katapultflugzeug, der dreimotorigen Junkersmaschine des russischen Fliegers Tschuchnowski ... das alles ist wohl das erste Heldenlied unserer Zeit, unserer Technik, unserer Solidarität. Nicht der Impuls eines Übermenschen,  nicht das  „Ethos"  eines   Religions oder Staatsgedankens hat dieses Rettungswerk ermöglicht,  sondern  die von  der Technik  beflügelte Solidarität aller Schaffenden.
Sie schloß  in diesem  lebendigen  Beispiel   den Ring von dem  einsamen  Radiobastler an der Murman-küste bis zu der großen Funkstation in Rom, bis zum „Roten Zelt" der Eisscholle und dem Flieger Tschuchnowski. Und diese Hilfe wurde nur möglich durch das modernste Nachrichtenmittel: durch das Radio!
Friedrich Wolf

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Der Prozeß der Jeanne d'Arc zu Rouen 1431
von Anna Seghers, 1937 (Gekürzt)
Funksendung (Radio DDR II): 11. 11. 1963
Chefdramaturg: G. Rentzsch

Jeanne d'Arc Geboren 6. Januar 1412 Verbrannt 30. Mai 1431 Rehabilitiert 7. Juli 1456 Heiliggesprochen 16. Mai 1920
Der Prozeß der Jeanne d'Arc 1431 wurde in lateinischer  Sprache  täglich   protokolliert.   Das   Hauptexemplar dieses Protokolls, hergestellt für den Bischof Gauchen von Beauvais, befindet sich im Original in der Deputiertenkammer in Paris. Auf Grund dieses Protokolls hat Anna Seghers das Hörspiel geschrieben. Anregung erhielt sie durch den Stummfilm „La Passion de Jeanne d'Arc (Regie: Carl Theodor Dreyser, 1928).
Das Hörspiel wurde 1937 im Flämischen Rundfunk Antwerpen uraufgeführt und im gleichen Jahr in der Zeitschrift „Internationale Literatur", Moskau, erstmalig gedruckt.
Aus der Präambel der Anklageakte 1431 (...) damit durch Euch als Richter, Johanna, gemeinhin die Jungfrau genannt, schuldig erklärt werde als Hexe und Zauberin, Wahrsagerin und falsche Prophetin, die böse Geister beschwört und mit ihnen im Bunde ist, als abergläubisch, die Schwarze Kunst betreibend, in   Sachen   unseres   katholischen   Glaubens  falsch denkend, schismatisch, am Artikel  „Unam Sanctam" und vielen anderen Glaubensartikeln zweifelnd, als Lästerin Gottes und Seiner Heiligen, ärgerniserregend, aufsässig, den Frieden störend und ihn verhindernd, als Kriegshetzerin, die grausam nach Menschenblut dürstet und zu seinem Vergießen anspornt, die Ehrbarkeit und Schicklichkeit ihres Geschlechts verletzend und unehrerbietig und unpassend  Kleid und Beruf der Krieger annehmend, weswegen sie vor Gott und den Menschen verabscheuungswürdig ist, als Verächterin göttlicher und natürlicher Ordnung, wie der kirchlichen Disziplin, als Verführerin von Volk und Fürsten zur Schmähung Gottes, die es zuläßt, daß man sie verehrt und anbetet und ihre Hände und Gewänder zum Kusse darbietet, die sich göttliche Verehrung und göttlichen Kult anmaßt, als ketzerisch, oder wenigstens der Ketzerei äußerst verdächtig   -weswegen sie  rechtsgültig bestraft und gebessert werden soll.
Aus den Akten des Rehabilitationsverfahrens 1452 Da  die   besagte JOHANNA dem  Allerchristlichsten König von Frankreich zu Hilfe kam und gegen die Engländer zu Felde zog, verfolgten sie die Engländer mit ihrem Haß und erstrebten mit allen Mitteln ihren Tod. Unter dem Vorwand des Rechts führten sie Johanna nach Rouen, das unter englischer Gewaltherrschaft stand; sie hielten sie im Gefängnis des Schlosses gefangen und ließen unter Drohungen und Zwang einen Prozeß in Sachen des Glaubens gegen sie anstrengen. Johanna war ein einfaches, etwa neunzehn Jahre altes Mädchen, des Rechts und der juristischen Verfahrensweise unkundig und einer so schwierigen Rechtssache ohne Beistand und Berater nicht gewachsen.
Es ist offenkundig, daß der genannte Prozeß in Teilen verlogen, entstellt, verderbt, unvollständig und nicht sinngetreu mitgeschrieben ist, so daß er keine Glaubwürdigkeit beanspruchen kann. Obgleich Johanna ... den  Richtern  eine gläubige  Christin schien ..., hinderte sie das nicht, in Furcht oder Willfährigkeit den Engländern gegenüber Johanna ungerechtfertigt zum Feuertod zu verurteilen.


Als Unterrichtsmittel zugelassen durch das Ministerium für Volksbildung der DDR, Hauptverwaltung  Unterrichtsmittel und Schulversorgung.
Entwickelt von der Akademie der Pädagogischen Wissenschaften der DDR, Institut für Unterrichtsmittel
Text und Bildmaterial: Friedrich-Wolf-Archiv der Akademie der Künste der DDR
Anna Seghers „Der Prozeß der Jeanne d'Arc zu Rouen 1431".
Verlag Philipp Reclam jun. Leipzig 1975
Staatliches Filmarchiv der DDR
Grafische Gestaltung: Christoph Ehbets
Aufnahme: Staatliches Komitee für Rundfunk
Redaktion: Dr. Horst Dahm