Helmut 'Joe' Sachse - Solo

Helmut 'Joe' Sachse - Solo

19,90 €
Nicht auf Lager
Lieferzeit: Im Schallplattenladen Stralsund

Helmut 'Joe' Sachse - Solo

Amiga Jazz Serie

Das Instrument, die Technik, die Tradition, der Stil bilden für Helmut Joe" Sachse nicht nur eine Wortfolge, sondern eine Assoziationskette. Die musikalische Phantasie bliebe abstrakt ohne die Eigenheiten und Möglichkeiten des Instrumentes. Erst eine souverän beherrschte Technik erlaubt jene spielerische Freiheit, die den Fleiß des Übens und Lernens vergessen läßt. Die Auseinandersetzung mit dem Instrument greift zwangsläufig über in die Beschäftigung mit dessen Geschichte. Für den Gitarristen Sachse ergibt sich ein enger Bezug zur Jazztradition, freilich auch zu Nachbarbereichen wie dem Rock und zu Quellen wie dem Blues. Einige der großen Gitarristen in dieser Tradition waren Geschichtenerzähler. Und da sie Gehörtes und Erlebtes auf individuelle Weise ausdrückten, sagte man von ihnen, sie hatten Stil.
Sachse weiß die Klangpotenzen seiner Instrumente virtuos auszuschöpfen und zugleich zu individualisieren. Vermag das Spiel auf der Gitarre wechselweise harmonische, melodische, rhythmische Funktionen, Begleitrollen und Soloparts auszufüllen, so lautet Sachses spielpraktische Schlußfolgerung, all das miteinander zu verbinden. Sachse kombiniert unterschiedliche, teils selbst entwickelte Techniken, jagt mit beiden Händen über die Gitarrensaiten, zupfend und anschlagend, die traditionellen gitarristischen Möglichkeiten quasi „pianistisch" erweiternd und perkussiv ergänzend, gelegentlich auch auf den Gitarrenkorpus klopfend oder mit dem Fuß auf dem Gitarrenkasten den Rhythmus verstärkend. Komplexität und Geschwindigkeit lassen mitunter die Frage aufkom-men, ob das einer allein ohne Tricks bewerkstelligen könne. Tatsächlich benutzt Sachse weder die Mehrspuraufnahmetechnik noch studiotechnische Effekte, allenfalls einfachste Hilfsmittel, wie den im Titel zitierten Schraubenzieher, vor allem aber seine Fingerfertigkeit. Des Gitarristen Helmut „Joe" Sachse anderes Ich hat sich ein weiteres Instrument angeeignet: die Flöte. Entsteht bisweilen der Eindruck, Sachse suche sich im Prozeß des Gitarrenspiels zu vervielfachen, so nutzt er als Flötist u.a. die durch gleichzeitiges Blasen und Singen entstehenden Möglichkeiten der (akustisch erzeugten) Mehrstimmigkeit.
Die Tradition ist immer gegenwärtig, auch wenn sie nicht zitiert wird. Und dort, wo Sachse sie zitiert, erscheint sie zugleich umgeformt und erweitert. Sachses Interpretation von Standards dokumentiert seine Verbundenheit mit der Jazztradition, Respekt ebenso wie lockeren Umgang mit dem vertrauten Material. Würde es mehr Jazzhörer geben, könnte man Sachses Standard-Bearbeitungen vielleicht Hit-verdächtig nennen. Dies ist eine Jazzplatte, und dennoch: es ist nicht nur eine Platte für Jazzfans, sondern ein musikalisches Angebot *ür einen sehr viel größeren Kreis von Leuten mit offenen Ohren. Sachse erzählt nämlich verschiedentlich Geschichten - reale und phantastische, musikalisch abgehoben von simplen Deutungen, dennoch genau und wirkungsvoll.
Helmut Joe" Sachses Solospiel erscheint - verglichen mit seinen oftmals freien Improvisationen in Duo- und Gruppenkonstellationen - kompakter, formal geschlossener. Dennoch spiegelt sich in den solistischen Alleingängen auch etwas von den im Spiel mit anderen gewonnenen Erfahrungen. Diese reichen von frühen Besetzungen mit Manfred Schulze über gemeinsame Auftritte mit Charlie Mariano, Leo Wright und vielen anderen bis hin zu Konzerten und Tourneen mit Musikern wie George Lewis, Dawid Moss, Jon Rose oder auch mit dem Performance-Künstler Tadashi Endo. Kontinuierlich hat Helmut „Joe" Sachse mit Manfred Hering, wiederholt auch mit Ernst-Ludwig Petrowsky, Günter Sommer, Conrad und Johannes Bauer zusam¬mengearbeitet. Erwähnt sei auch, daß Sachse seit Beginn seiner Laufbahn eigene Gruppen leitet. Als Solist hat er diese um eine Ein-Mann-Band bereichert.
Gleich mehrfach erweist Helmut „Joe" Sachse mit dieser Platte seine Reverenz: den Meistern der Jazztradition ebenso wie den kritischen Geistern, denen die einzelnen Titel zugeeignet sind. Unmöglich, so unterschiedliche Literaten auf einen Begriff bringen zu wollen. Unübersehbar hingegen Sachses Neigung zu Satire und Ironie, zu Humoresken mit Hintersinn, zu beißenden, mit einem befreienden Lächeln vorgetragenen Einsichten. Es sind gleichermaßen Musiker und Literaten, die Sachse beflügeln. Ein Jazzmusiker, der die Gitarre als Soloinstrument emanzipierte, und ein Meister des verwunderli¬chen Spiels mit Wort und Vers vermögen sich in Sachses Phantasie durchaus zu begegnen: Charlie Christian und Christian Morgenstern. Und was den Stil anbelangt, so hat schon der gestrenge George Bernard Shaw gesagt: wenn einer „das, was er zu sagen hat, möglichst genau und wirkungsvoll sagt, so wird der Stil schon von selbst kommen, falls er überhaupt einen hat." Bei Sachse steht letzteres schon lange nicht mehr in Frage. Noch eine Zueignung gilt es nachzutragen: Helmut „Joe" Sachse möchte mit diesem Album an Frank Fanselow, einen langjährigen, zu früh verstorbenen Freund erinnern. Ihm hat er das Album gewidmet.
Bert Noglik

Mehr Informationen
ArtikelnummerAmiga 8 56 425
ProduktnameHelmut 'Joe' Sachse - Solo
Preis19,90 €
LieferzeitIm Schallplattenladen Stralsund
InterpretHelmut 'Joe' Sachse
Name - TitelHelmut 'Joe' Sachse - Solo
LabelAMIGA
MedientypLP / Vinyl 12"
Vinylgewicht pro Schallplatte180 gramm
Anzahl der Platten1
Release-Datum1989
Allgemeiner PlattenzustandGebraucht
Zustand TonträgerVery Good + (Sehr gut)
Zustand CoverNear Mint (Neuwertig)
PlattenreinigungReinigung mit Plattenwaschmaschine Double Matrix Professionel Sonic (Clearaudio)
Eigene Bewertung schreiben
Sie bewerten:Helmut 'Joe' Sachse - Solo
Ihre Bewertung