Felix Mendelssohn Bartholdy & Bedrich Smetana

Felix Mendelssohn Bartholdy & Bedrich Smetana

Felix Mendelssohn Bartholdy (1809-1847)
Aus „Ein Sommernaclitstraum“ op. 61
(Musik zu Shakespeares Lustspiel) Hochzeitsmarsch
Concertgebouw-Orchester Amsterdam Dirigent: George Szell

Bedrich Smetana (1824-1884)  
Aus den „Hochzeits-Szenen“
Das Hochzeitsfest
Großes Orchester des Berliner Rundfunks Dirigent: Milivoj Uzélac


Von alters her gehören Musik, Gesang und Tanz bei allen Völkern der Erde zu den unentbehrlichsten Begleiterscheinungen eines jeden Hochzeitsfestes. Je nach Bildung, Temperament und dem gesellschaftlichen Stand des Paares und der Gäste wird es sich zeigen, ob die Musik echt oder gekünstelt, ob sie geistvoll oder billig ist. Zwei der denkbar schönsten Hochzeitsmusiken liegen hier auf Platte vor.
Die Festlichkeiten in Shakespeares „Sommernachtstraum“ inspirierten Felix Mendelssohn Bartholdy zu seinem „Hochzeitsmarsch“.
Im Palaste Theseus', des Herzogs von Athen, geht es am Abend der Hochzeit zwanglos aber würdevoll zu. In Erwartung des Rüpelspiels von Pyramus und Thisbe plaudert das Paar über die Erscheinungen jenes phantastisdien Waldzaubers. Mit feierlichen Gesten, jedoch ohne überschwenglichen Pomp, nehmen der Herzog und die Amazonenkönigin während des Marsches die Grüße und guten Wünsche der zahlreichen Gäste entgegen. Fanfarenstöße und hell leuchtende Orchesterklänge verkünden den Beginn des zwei Wochen lang währenden Freudenfestes; die weit ausgeschwungenen Melodien des Trios atmen den süßen Duft der südlichen Mittsommernacht.

Wesentlich anders geartet erscheint jenes „Hochzeitsfest", das Bedrich Smetana im letzten Satz seiner „Hochzeits-Szenen" schildert. Ganz gewiss handelt es sich hier nicht um ein fürstlidles Paar, sondern um einfache Landleute, die sich vermählen, und anstelle der Kuppel eines steinernen Palastes wölbt sich die Krone einer altehrwürdigen Linde über dem Festplatz. Die Melodien, die hier erklingen, sind schlichte böhmische Weisen, heimatlich und ein wenig verträumt, ohne äußeren Glanz, dafür aber von innigster Empfindung. Ihr musikalischer Satz verzichtet auf virtuose Entfaltung, denn sie könnte den urwüchsigen Musikanten Schwierigkeiten bereiten. Auch der zügellose Lärm liegt diesen friedvollen Menschen fern. Sie spielen und tanzen nicht aus Übermut, sondern aus echtem Herzensbedürfnis.

Eberhard Rudolph