Electra - Electra 3

Electra - Electra 3

Alter, Alter, Dankeschön

Frau Im Spiegelglas

Gott Morpheus

Einmal Ich, Einmal Du, Einmal Er

Beschreibung Eines Zimmers

Tritt Ein In Den Dom

Der Grüne Esel

Manchmal

„Electras" erste Langspielplatte kam 1973 heraus, die zweite 1976; was in dieser Hülle steckt, ist „electra 3" - mit Titeln aus den Jahren von 1972 bis 1979. Wie erklärt sich diese eigenartige Konzeption?
Bernd Aust: Titel aus all diesen Jahren gehören ja auch heute noch zu unserem Repertoire. Da hat sich mittlerweile herauskristallisiert, was in unseren Ohren wertbeständig ist, was unser Publikum immer noch und immer wieder von uns erwartet „Tritt ein in den Dom" gehört dazu, „Der grüne Esel", „Beschreibung eines Zimmers".. .Unsere zweite LP war doch sehr speziell. Sie enthielt ja ausschließlich unsere Adaptionen, so daß diese Titel nicht berücksichtigt werden konnten. Auf diese Weise blieb für den Schallplatten-Hörer im Hintergrund, was wir außerdem zu bieten haben. Wir wollen also einen gewissen Nachhole-Bedarf befriedigen und natürlich auch zeigen – mit „Einmal ich, einmal du, einmal er", mit „Frau im Spiegelglas", mit „Alter, Alter, Dankeschön" -, wo „electra" heute steht.
In der Publikumsgunst offenbar ganz vorn, wenn man von den Wertungssendungen ausgeht. Und nach Meinung von Fachleuten auch, wenn man einen Blick auf Eure Goldmedaille bei der 1979 er Leistungsschau der Unterhaltungskunst wirft.
Daß Ihr einen Bogen spannen könnt über so viele Jahre, ohne daß er bricht, zeugt von Flexibilität und von Kontinuität - worin liegen, wie vertragen sich diese Qualitäten?
Bernd Aust: Flexibel sind wir vielleicht insofern, daß wir die internationalen Entwicklungen in der Rockmusik genau verfolgen, Kontinuität bewahren wir, indem wir an Anregungen nur aufnehmen, was unsere eigenen Auffassungen unterstutzt. Flexibel sind wir, indem wir so-wohl großangelegte, gedankenreiche „Werke" als auch rockige, balladeske, melodramatische sowie ausgesprochen lyrische Titel im Repertoire haben, daß wir zu sechst in der Lage sind, sechzehn Instrumente einzusetzen, daß mindestens zwei von uns solo und wir alle im Satz singen. Kontinuierlich ist bei alledem unser Bemühen um eine Musik, die liedhaft, melodiös, aber nicht banal, die durchdacht und durchsichtig arrangiert ist, um Texte, die gehaltvoll, aber nicht philosophisch überfrachtet sind.
Getragen wird Euer sich gleichbleibendes Bemühen von einer nahezu gleichbleibenden Besetzung: Du, Bernd, bist der Gründer der Gruppe, Wolfgang und Peter sind von Anfang an, Rainer und Gisbert seit Jahren dabei, neu im Bunde ist lediglich Manuel. Auf welchen Voraussetzungen beruht diese Stabilität?
Bernd Aust: Zunächst einmal darauf, daß es uns ständig besonders darum ging, uns auszudrücken. Dann haben wir uns ständig darum bemüht, in unseren musikalischen Auffassungen wirklich einig zu sein – keiner spielt „nur so" mit, jeder liefert seinen schöpferischen Beitrag. Einig waren wir auch darin, wonach wir uns strecken müssen. So kam es zur intensiven Beschäftigung mit der Klassik, zur Pflege des Satzgesangs ... Und überall das hinaus kann bei uns jeder jeden als Persönlichkeit ernst nehmen, als Mitmenschen, dessen Qualitäten sich nicht im Musikalischen erschöpfen, der weitverzweigte Interessen hat - Literatur, bildende Kunst.... Um nur davon zu reden.
Den Text zu den meisten Eurer neuen Titel schrieb Kurt Demmler.
Bernd Aust: Mit Kurt arbeiten wir seit vielen Jahren, seit Anfang 1978 aber wieder besonders intensiv zusammen. Was wir an ihm schätzen, ist nicht schlechthin seine Arbeit als sehr einfühlsamer, ideenreicher Texter, es ist die Gründlichkeit, die eben auch musikalische Sachkenntnis, mit der er sich mit unserer Musik beschäftigt. Unsere Gespräche verlaufen wahrlich nicht immer harmonisch, aber am Ende stehen dann Titel, in denen Musik und Text wirklich zusammengehen, Titel, die unseren gemeinsamen künstlerischen Vorstellungen entsprechen. Einige davon sind hier ja nun zu hören -jeder mag sich seine Meinung dazu bilden.
Das Gespräch führte Bernhard Honig (1980)