Eisler - Die Mutter - Kantate

Eisler - Die Mutter - Kantate

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Eisler - Die Mutter 1
Kantate für Mezzosopran, Bariton, mehrere Sprecher, Chor und zwei Klaviere nach Bertolt Brechts gleichnamigem Schauspiel
Rekonstruierte Fassung des Hanns-Eisler-Archivs bei der Deutschen Akademie der Künste zu Berlin (1968)
1. SEITE
Ouvertüre
1.        Wie die Krähe
2.        Das Lied von der Suppe
3.        Der zerrissene Rock
4.        Gedanken über die rote Fahne
5.        Lob des Kommunismus
6.        Lob des Lernens
7.        Lob des Revolutionärs
8.        Im Gefängnis zu singen
9.        Lob der Wlassowas

2. SEITE
10.        Lob der dritten Sache
11.        Grabrede
12.        Steh auf!
13.        Lob der Dialektik

Elisabeth Breul, Mezzosopran
Hermann Hähnel, Bariton
Jutta Czapski, Klavier
Erika Tschauner, Klavier

WLASSOWA, Mathilde Danegger
KOMMENTATOR, Walter Niklaus
EINE FRAU, DIENSTMÄDCHEN, Käthe Reichel
ERSTER ARBEITER,  Hans-Peter Minetti
ZWEITER ARBEITER, PAWEL, Hilmar Thate


Wortregie: Dieter Scharfenberg
Chor der Hochschule für Musik „Hanns Eisler“ Berlin
Dirigent: Fritz Höft
Aufgenommen 1969/70
Musikregie: Eberhard Geiler
Tonregie: Bernd Runge
1971
In Zusammenarbeit mit dem Hanns Eisler-Archiv der deutschen Akademie der Künste, Berlin - DDR
Gestaltung: Ehbets
Titelseite: Franke „März 1920"

Im Januar 1932 erlebte das Bühnenstück „Die Mutter“, das Bertolt Brecht in den Jahren 1930 bis 1932 unter Mitarbeit Slatan Dudows und Günther Weisenborns nach dem gleichnamigen Roman Maxim Gorkis schuf, in Berlin durch die „Gruppe Junger Schauspieler" seine Uraufführung. Hanns Eisler, mit Brecht seit der Arbeit an dem Lehrstück „Die Maßnahme" (1930) eng verbunden, hatte dazu eine Reihe von Gesängen komponiert. Publikum wie Kritik begegneten dem Stück, das zu den bedeutendsten Kunstwerken in Deutschland zwischen dem Ende des ersten Weltkrieges und dem Machtantritt der Faschisten gehört, sehr unterschiedlich, ja gegensätzlich. Je nach ihrer eigenen „Stellung im Kampf“ jubelten oder geiferten sie. Denn in diesem Werk war die sich auf scheinbar neutrale, „allgemeinmenschliche“ ProbIeme zurückziehende Position der zeitgenössischen bürgerlichen Theaterproduktion bewußt aufgegeben und die Kunst, indem sie die aktuellen gesellschaftlichen Fragen aufgriff, vor der Geschichte rehabilitiert worden. Die Wirkung des Stückes, das die politische und soziale Progression als künstlerische Aspekte des Theaters wieder in ihre legitimen Rechte einsetzte, war außerordentlich: „Die Mutter“ ist eines der ersten bedeutenden Werke—des soziaIistischen Realismus.
Zudem Erfolg des Stückes trug Eisler mit seiner Musik nicht wenig bei. Hier baute er die Entwicklungslinie weiter aus, die er mit seinen Kampfliedern und -chören und mit den Gesängen zur „Maßnahme", mit Kompositionen zu Bühnenstücken und für den Film seit 1928/29 eingeschlagen hatte. Diese Musik stellte ein Novum auf der Bühne dar. Der in ihr erscheinende „neue Ton" war nicht bloß neu im Sinne von anders; er war neuartig. Diese Musik, entwickelt aus einer neuen sozialen Funktion, stützte sich nicht auf die Entfaltung äußerer Mittel, sondern entsprang einer besonderen künstlerischen Konstruktivität, die sich in neuartigen tonalen Beziehungen, in neuen Prinzipien der Melodiebildung, in bisher unbekannten aufführungspraktischen Normen usw. niederschlug. Sie war daher trotz des geringen äußeren Aufwandes in höchstem Maße gehaltvoll.
Eisler hat im Laufe von über zwanzig Jahren, den jeweiligen Anforderungen entsprechend, immer wieder an der Musik zur „Mutter" gearbeitet. Für die New Yorker Aufführung des Stückes am 19. November 1935 schrieb er die Instrumentalpartitur für zwei Klaviere um. Als neues Stück wurde die Ballade „Der zerrissene Rock" eingefügt und der Instrumentalteil aus dem „Lob der Wlassowas" nach Veränderungen als Ouvertüre vorangestellt. Eine konzertante Aufführung am 3. Mai 1936 ebenfalls in New York stützte sich auf diese Einrichtung für zwei Klaviere. Die Gesangsstücke waren durch Zwischentexte verbunden. Im Juni 1949 wurde die Musik mit Zwischentexten und kurzen Dialogen als Kantatenfassung vom Wiener Rundfunk gesendet. Auch diese Fassung knüpfte an die Einrichtung für zwei Klaviere an. Jedoch gestaltete Eisler die beiden bisher melodramatisch angelegten Nummern „Wie die Krähe" und „Lob der dritten Sache" zu Gesangssätzen um, und der ursprünglich gesprochene „Bericht vom 1. Mai", der später für die Aufführung im Berliner Ensemble melodramatisch vertont wurde, erschien im Ausschnitt als „Gedanken über die rote Fahne“, überdies wurde dem „Lob des Kommunismus“ ein Nachspiel angefügt und das „Lob der Dialektik" zu einem Finale erweitert. In anderen Stücken veränderte Eisler den Klavierpart. Aus bisher nicht geklärten Gründen ist eine vollständige Fassung der Kantate „Die Mutter" nicht erhalten geblieben. Anläßlich der Festveranstaltung zum 70. Geburtstag Hanns Eislers wurde im Jahre 1968 aus den in mehreren Varianten überlieferten Musiknummern und zwei verschiedenen Zwischentextfragmenten durch Mitarbeiter des Hanns-Eisler-Archivs der Deutschen Akademie der Künste zu Berlin eine Neufassung der Kantate erarbeitet, der die vorliegende Aufnahme folgt.
Die Umgestaltung der Musik zur „Mutter“ von der Bühnenmusik zur Kantatenfassung hat neben der Erweiterung der Anzahl der Stücke auch wichtige andere Veränderungen gebracht. Besonders interessant ist, daß Eisler dem „Lob der Wlassowas" eine erhöhte Bedeutung zumißt. Der als Fuge gearbeitete Instrumentalpart wird, leicht verändert, der Kantate als Ouvertüre vorangestellt. Auch ihr Schlußstück, das gegenüber der Urfassung durch ein melodisch und harmonisch eng mit neueren Kompositionen Eislers, u. a. mit der Nationalhymne, verbundenes Arioso erweitert ist, wird mit der Wiederholung eines diesem Instrumentalpart entnommenen Teils abgeschlossen. Diese merkwürdige Heraushebung — schon in der amerikanischen Konzertaufführung war ja das „Lob der Wlassowas“ beziehungsvoll an den Anfang gerückt worden — ist zweifellos als Unterstreichung des zentralen Anliegens des Werkes, als Ansporn und zugleich Ehrung des Fleißes, der Unermüdlichkeit, der Unentbehrlichkeit der unbekannten Kämpfer der Revolution, zu begreifen.
Die auf die Ouvertüre, den einzigen rein instrumentalen Satz, folgenden zwei Stücke behandeln als Frage und Antwort die soziale Situation und Perspektive des Proletariats. Das Stück „Wie die Krähe" ist als Refrainform mit jeweils neu gestalteter Strophe angelegt. Der Refrain, weitgehend an den charakteristischen Eislerschen Kampfmusikintonationen orientiert, entwickelt cantus-firmus-artig eine Kampfliedmelodie zu den Gegenstimmen der Klaviere und einzelner Chorstimmen. „Das Lied von der Suppe", das die sozial scheinbar aussichtslose Lage des Proletariats durch die Beantwortung der Machtfrage klärt, stellt sich als frei variiertes, mit kontrapunktischen Techniken gearbeitetes Strophenlied dar. Auch hier erscheinen wieder zahlreiche Intonationsmerkmale der Kampfmusik. Die Ballade „Der zerrissene Rock" ist ganz im Stile der Kampfmusik gehalten. Formal handelt es sich um eine Verbindung von Refrainlied und durchkomponiertem Vokalstück. Die Strophen sind sprechgesangmäßig konzipiert. Von ihnen hebt sich der marschmäßige, kraftvolle, in seiner Melodie weiter ausholende und einem Ausschnitt aus der „Ballade von der Wohltätigkeit“ gleichende Refrain deutlich ab. An die Ballade schließt sich ein wieder im Stile der Kampfmusik gestaltetes Arioso mit chorischer Wiederholung an, dessen Text dem „Bericht vom 1. Mai 1905“ („Gedanken über die rote Fahne") entnommen ist. Es folgt das durch die hervorragende Interpretation Helene Weigels sehr bekannte „Lob des Kommunismus". Das in seiner Melodik ebenso eigenartige Wie neuartige Lied, dessen freundlich-beratenden, der Stimme der Vernunft Gehör verschaffenden Gestus Brecht rühmte, ist in variierter Dreiteiligkeit mit einem später angefügten instrumentalen Schlußteil gestaltet. Das „Lob des Lernens" führt den rezitativischen Typ der Melodiebildung des vorhergehenden Stückes in einem variiert-strophig angelegten Lied fort und nähert sich mit der stets wiederholten Losungszeile „Du mußt die Führung übernehmen" an Reffainformen an. Das „Lob des Revolutionärs", das in seiner Gestaltung wieder ganz dem Kampflied Eislers entspricht, entwickelt den feurigen Atem eines Geschwindmarsches. In schnellem Wechsel zwischen Sologesang, Instrumentalspiel und Chor wird das Hohelied des unentbehrlichen und durch nichts zu erschütternden revolutionären Kämpfers gesungen. Die historisch begründete Unbesiegbarkeit der proletarischen Revolution ist Gegenstand des Stückes „Im Gefängnis zu singen". Nach einer kurzen instrumentalen Einleitung setzt die Strophe in der für viele Eislersche Kampflieder typischen Sprechmelodik ein. Sie wird durch einen im 3/4-Takt beginnenden Refrain liedhaften Charakters abgelöst. Nach der dritten Strophe, deren Melodik geweitet ist und den chronistischen Ton verläßt, beschließt ein mit der „Ballade von den Säckeschmeißern" verbundener marschartiger, ins Prophetisch-Optimistische gewendeter Teil das Stück. Nach dem „Lob der Wlassowas", das als einziger Teil der Kantate auf dem Hintergrund einer Fuge mit tokkata-artigem Kontrapunkt melodramatisch gestaltet ist, erklingt das ursprünglich ebenfalls melodramatisch angelegte, jetzt aber auskomponierte „Lob der dritten Sache", in dem mit großer Verhaltenheit, aber auch freundlich über den gemeinsamen Kampf und seine menschenverbindende Kraft berichtet wird. In der „Grabrede" wird die ergreifende, aber nicht dumpfe Trauer um den im Kampf Gefallenen gestaltet. In Harmonik und Melodik unverkennbar an Bach anknüpfend und doch neuartig, erinnernd auch an das „Lob eines Revolutionärs“, folgt die „Grabrede" einer Art Rondellform. In variierter Dreiteiligkeit läuft der Gesang „Steh auf!“ ab, in dem wieder der Eislersche Kampfliedstil hervortritt. Sein werbender und zugleich heroisch-tragischer Ton enthüllt in wunderbarer Weise das hohe Ethos, die moralischen Antriebe des revolutionären Kämpfers. Mit einem „Lob der Dialektik", in dem die Musik nach Brecht durch ihren vernünftigen Gestus die Gefahr eines bloßen Triumphgesanges abwendet, schließt die Kantate. Die Gestaltung dieses Satzes weist auf vorangegangene Partien („Im Gefängnis zu’ singen“, „Lob eines Revolutionärs", „Lob der Wlassowas") zurück, wobei diese den revolutionären Sinn des Stückes unzweideutig bekräftigenden Beziehungen einen sehr bedeutsamen und nicht zu übersehenden neuen Akzent in Gestalt des eingefügten Ariosos erhalten.
Jürgen Elsner

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ArtikelnummerNova 8 85 001
ProduktnameEisler - Die Mutter - Kantate
Preis24,90 €
LieferzeitIm Schallplattenladen Stralsund
InterpretVarious
Name - TitelEisler - Die Mutter - Kantate
LabelAndere
MedientypLP / Vinyl 12"
Vinylgewicht pro Schallplatte140 gramm
Anzahl der Platten1
BeilagenKeine
Release-Datum1970
Allgemeiner PlattenzustandGebraucht
Zustand TonträgerVery Good + (Sehr gut)
Zustand CoverVery Good + (Sehr gut)
PlattenreinigungReinigung mit Plattenwaschmaschine Double Matrix Professionel Sonic (Clearaudio)

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