Edith Piaf

Edith Piaf

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Edith Piaf

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Dans Leur Baiser

C´est Put-Étre Ca

Ouragan

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T´ Ess Beau Tu Sais

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Quíl Était Triste Cet Anglais

C Afait Dtole

Toi, Tu L´ Entends Pas

Fallait Il...

Les Amants De Teruel

Quartorze Juillet


SIE SANG IHRE WAHRHEIT
Edith Piaf — der „Spatz von Poris
Dem Pariser lmpresario Louis Leple, der stets auf der Suche noch Attraktionen für seine Nachtkabaretts am Montmartre war, fiel um 1935 bei einem Spaziergang eine noch sehr junge Straßensängerin auf. Er engagierte sie vom Fleck weg.
An den folgenden Tagen ging er mit etwas besorgter Miene umher. Zwar bereute er keineswegs seinen impulsiven Entschluß. Er war sicher, ein ungewöhnliches Naturtalent entdeckt zu hoben. Hinter dem Gesang des Mädchens stand starke, nach Ausdruck veriangende Empfindung, aus jedem ihrer Lieder machte sie fast eine kleine Tragödie oder Komödie — meistens eine Tragödie übrigens. Schulung Irgendwelcher Art hatte sie nicht. Aber das bißchen Handwerk, das sie für die ihr zugedachten Gesongsauftritte auf dem Podium eleganter Unterhaltungslokale brauchte, würde sie schnell erlernen. Ohne Zweifel würde dann gerade das Spröde, Unkultivierte, etwas Rauhe und metallisch Horte der Stimme, mit der sie ein naiv-sentimentales Liedrepertoire erstaunlich kraftvoll vortrug, einen neuen Ton in die von Routine angekänkelte französische Chansonkunst tragen.

Was dem Impresorio Sorgen bereitete, war: Außer unverkennbarem Talent brachte das Mädchen nichts In seine neue Laufbahn mit:, keine reizvolle äußere Erscheinung, keine impnierenden weiblichen Körperformen. noch viel weniger die damals beliebte puppenartige Schönheit der Gesichtszüge. Sie war schmächtig von Gestalt, auf zu niedrigem Hals saß ein zu großer Kopf, die Nase war zu lang, die Stirn viel zu hoch und zu nackt. Nein, sie war nicht id6n. Allerdings, dafür hatte sie Augen! Der Blick dieser unmäßg großen. wunderbaren Augen, In die leicht — allzu leicht — ein Ausdruck von Leidenschaft trat, ließ alles andere vergessen.
Podiumsängerinnen treten nach allgemeinem Brauch Im Abendkleid auf. Als Louis Leplée seine Entdeckung In dem eigens für sie von einem der ersten Modeateliers angefertigten Kleid erblickt., schlug er erschrocken die Hände über dem Kopf zusammen: Das Mädchen schien auf geradezu groteske Weise verkleidet. Man würde sie auslachen. Und dann, was war das für
ein Name, mit dem sie herumlief: Edith-Giovonna Gassion — viel zu prätentiösl Ein Künstlername mußte her, ein zugkräftiges Pseudonyml Aber welches? Leplée und seine Mitarbeiter entwarfen und verwarfen. Kein Name wollte auf das so ungraziöse, ungeschliffene Wesen passen, das fast noch eine Göre war und einem unscheinbaren Straßenspatz glich.
Göre? Straßonspatz? Das war‘s ! So kam die verwahrloste, von Dirnen aufgezogene Tochter eines Zirkusartisten und einer italienischen Tingeltangelsängerin zu ihrem Künstlernamen: „la mome Piaf, die Göre Piaf — Im volkstümlichen Pariser Argot bezeichnet „piaf“ meist eine Großtuerin und .Angeberin, aber auch einen Spatz.
Die elegante Robe aus dem Modeatelier ließ Leplée wegschließen. Vor sektschlürfenden Zuschauern in Frack und Abendkleid sang die Piaf von nun an, wie sie zuvor auf Straßen und Höfen gesungen hatte: in geflicktem Rock und ausgebeultem Sweater. Sie sang auch das gleiche Repertoire wie bis dahin. Die Wirkung war die eines frischen Luftzuges in einem stickigen Raum: Ein Publikum von Snobs, das durch sie aus seiner Abstumpfung gerissen wurde, bereitete ihr Ovationen. Leplée hatte bewiesen, daß er sich auf sein Metier vorstand.

Dos Überraschende, eigentlich nicht zu Erwartende war, daß sich der Erfolg bald auch vor einem großen, aus allen Bevölkerungsschichten kommenden Publikum wiederholte. Triumph reihte sich an Triumph, Auslandstourneen folgten, Filmproduzenten meldeten sich. Aus der Göre Piaf in ihren pittoresken, vom Kostümschneider künstlich konservierten Zigeunerplünnen wurde Edith Piaf, di, Erfolgreiche, Bejubelte, eine in schlichtem Schwarz vor Ihr Publikum tretende Sängerin — die ich gern Volkssängerin nennen möchte, hinderte mich daran nicht ein Mangel von entscheidendem Gewicht.
Man Ist nämlich, meine ich, noch nicht Volkssänger im vollen, edlen Sinn des Wortes, weil man aus dem Volk kommt und beim Volk beliebt ist. Ernst Busch bei uns, Pete Seeger in Amerika, Yves Montand In Frankreich leisten darüber hinaus etwas, dos Edith Piaf versagt war. Sie sind nicht wie diese nur die — oftmals grandiose — Stimme eines unartlkulierten Individuellen Leids, einer Glückssehnsucht, die fast ausschließlich an das Erlebnis der Liebe fixiert bleibt und darin ihre Erfüllung sucht. Sie sind vor ollem die Stimme eines Bewußtseins, einer Bewußtheits eines Erkennens und Erkennenwollens. Edith Piaf hingegen ist ganz Gefühl — das genügt nicht, die Wahrheit der Dinge wirklich zu packen. Daher die Einseitigkeit ihres Repertoires. das bis zuletzt eine bedenkliche Neigung zum Abkippen ins Sentimentale und Pseudopoetische zeigte. Daher die Vernachlässigung fast aller Erlebnisbereiche, die nicht auf Liebesglück und Liebesleid reduzierbar sind. Daher, anstelle einer Einbettung des unentbehrlichen Glücks zwischen Mann und Frau in seinen gesellschaftlichen Zusammenhang, die Erhebung solchen Glücks zum absoluten Zweck menschlichen Streben:.
Kein Zweifel, Edith Piaf, dieses mit außergewöhnlichem Gefühlsreichtum begabte Kind des Volkes, wäre wohl fähig gewesen. in sich auch den Geistesreichtum auszubilden, der aus ihr eine wahre Volkssängerin gemacht hätte. Die Manager der Unterhaltungsindustrie hoben sie anders beraten. Man lenkte ihr großes. ursprüngliches Talent ins kommerzielle Fahrwasser. Sie wurde ein Star, nicht mehr, aber doch einer, der auf tiefe Sympathie und auf Respekt Anspruch erheben kann.
Edith Piaf ist nie aus ihren Grenzen herausgetreten, sie hat aber diese Ihre Grenzen voll ausgeschritten. Die Göre. die mit sieben Jahren als Folge chronischer Unterernährung erblindete und wie durch ein Wunder mit elf ihre Sehkraft wiederfand, ist keine glückliche Frau geworden. Umso beharrlicher hat sie drei Jahrzehnte lang vom Glück und von der Suche danach gesungen — mit einem nicht zu üborhörenden steten Begleitton von Traurigkeit und sogar Verzweiflung. Das war ihre Wahrheit., diese ihre Wahrheit verkündet sie. Es ist an uns, mehr daraus zu machen.
Henryk Keisch

Mehr Informationen
ArtikelnummerAmiga 8 50 112 ( 8 55 112)
ProduktnameEdith Piaf
Preis9,90 €
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InterpretEdith Piaf
Name - TitelEdith Piaf
LabelAMIGA
MedientypLP / Vinyl 12"
Vinylgewicht pro Schallplatte180 gramm
Anzahl der Platten1
BeilagenKeine
Allgemeiner PlattenzustandGebraucht
Zustand TonträgerVery Good + (Sehr gut)
Zustand CoverVery Good (Gut)
PlattenreinigungReinigung mit Plattenwaschmaschine Double Matrix Professionel Sonic (Clearaudio)
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