Die Gerechten von Kummerow

Ehm Welk - Die Gerechten von Kummerow

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Ehm Welk - Die Gerechten von Kummerow

Ehm Welk
Die Gerechten von Kummerow
Für die Schallplatte ausgewählt und bearbeitet von  Dieter Scharfenberg  und  Konrad  Reich

Erzähler - Hanns Anselm  Perten
Grambauer - Erwin  Geschonneck
Superintendent - Adolf-Peter Hoffmann
Pastor - Kurt Böwe
Pastorin - Brigitte Lindenberg
Kantor - Karl Brenk
Dübelkow & Kapellmeister - Detlef Witte
Graf -  Horst Preusker
Gräfin - Else Sanden
Martin - Peter Gröger
Hermann - Horst Buder
Johannes - Wolfgang Ostberg
Eberhard - Wolfgang Hübner
Maximilian - Gerd Andrae
Ulrike - Ruth Schröder
Jutta - Ursula Genhorn
Ein Junge - Harald Popig

Regie - Theodor Popp
Regie-Assistenz - Manfred Täubert
Musik - Gerhard Bautzmann

Instrumentalgruppe
Leitung - Gerhard Bautzmann

Allein der Titel sagt es: Die Gerechten folgten dem berühmten Bestseller-Beispiel, fünf Jahre später zwar, doch  mit vollständigem  Figurenensemble und vertrauter landschaftlicher Kulisse: Der naiv-kluge Martin Grambauer -ein Abbild wohl des jungen Ehm Welk -, der ewig  hungrige Nachtwächterenkel Johannes Bärensprung,  Krischan  Klammbüdel,  liebenswerter Hirte für junge Menschen und Tiere, Superintendent Sanftleben,  Pastor  Breithaupt, der geistliche Herr und schließlich Kantor Kannegießer und Vater Grambauer: freundlich — weise der eine, atheistischer Dorfphilosoph der andere, sie alle Gestalten aus den „Heiden von Kummerow",   Millionen von   Lesern  wohl bekannt. Sie agieren wiederum vor dem derweil historisch  gewordenen  Hintergrund  eines norddeutschen Dorfes vor dem ersten Weltkrieg, wo sich im Bewußtsein der Menschen trotz aller Verdikte aus der Kirche und aus dem Schloß die Überlieferungen  der heidnischen  Ahnen erhalten haben, so daß die Kinder in ihrem Paradies Scheinsiege davontragen:  so etwa, wenn ein Junge, Bärensprung nämlich, aus dem Armenhaus bei der Heidentaufe - einem wagemutigen  Wettstehen   im  frühlingskalten Mühlbach — König wird, ohne daß sich eine Königin findet, oder wenn der heimatlose Kuhhirte  und   phantasiebegabte Schnurrenerzähler Krischan vor obrigkeitlichen Übergriffen beschützt werden  soll. Kummerow hinter dem Bruch, eine in der deutschen  Literatur spezifische  und   unverwechselbare  poetische Landschaft, von dem Dichter Ehm Welk gefertigt aus  Erlebnis  und  Erinnerung.   Dennoch:  wie in allen Büchern Welks wird keinem zeronnenen Traum nachgegangen. Vielmehr variiert er sein Thema.
Obwohl von kleinlicher Mißgunst umgeben, in Jahrhunderten von Nachbarn und guten Freunden  geschürt, begrenzt  und  zugleich diskreditiert von herkömmlicher Gewohnheit, das sind die Heiden von Kummerow, die unbequemen Frager nach dem Warum in der Welt. Und wenn Ehm Welk an einer Stelle seines Buches sagt, es sei wahrlich nicht so, daß die Gerechten  nun die gleichen wären wie die Heiden, dann auch deshalb, weil ihr Wissen von den Kräften, welche den Gang der Welt bestimmten, sehr unzulänglich war. Insofern neigt Ehm Welk zu jener Theorie, die da sagt, objektive Maßstäbe liefere die Zeit, und wer das Gestern und Vorgestern vergleiche, neige weniger zu Überschätzung. So und nicht anders sind die seltsamen Anschauungen des Gottlieb Grambauer zu verstehen, der da meint, wer für die Armen stiehlt, tut nichts Böses. Damit entschuldigt er nicht nur den Armenhausjungen Johannes Bärensprung, sondern auch sich selbst. Von dort her wird auch verständlich, daß Pastor Breithaupt und Junker Runkelfritz trotz anmaßenden  Auftretens zur  Einflußlosigkeit verurteilt sind.  Religiöse und  gesellschaftliche Ketzerei, Heidentum und Gerechtigkeit gehören eben zusammen. Und Kummerows Dorfjugend hütet das Prinzip der Gerechtigkeit. Bei den Kindern wiegen  Intelligenz und  Mut schwerer als Besitz und Herkommen. So werden alle Vorgänge von menschlicher Güte geprägt, nicht nur die großen heiteren Partien, sondern auch die dunklen Teile; lächelndes Verständnis für die scheinbar   unabwendbaren   Gegebenheiten. Wichtiges  davon   bringt  diese  Schallplatte: Vaterschaft und der schönste Monat des Jahres, die Austköst im mit Girlanden und Kränzen geschmückten  Malzkeller, das auf Leben  und Tod gehende Kartoffel-Duell  bis zur Kampfunfähigkeit, ein Kinderchor mit „Kommt ein Vogel geflogen" zu Pastor Breithaupts Geburtstag und endlich Gottlieb Grambauers eigenwillige Darstellung von der linken Hand, die nicht wissen darf, was die rechte tut.

Ehm Welk hat einmal viel später, in unseren Tagen, davon gesprochen, daß er die Kummerows schrieb als eine Art individuellen Protests gegen Ungemach, Niedertracht und Sorge, als eine scheinbare Übermacht   die Gegenwart zu zerrütten  und Zukunft zu verstellen drohte. Und er sagte: „Ich ließ die Unzulänglichkeiten stehen und ging den Weg zurück ins Land meiner Kindheit." Verständlich,  denn die „Gerechten von Kummerow" wurden  1942/43 geschrieben. Welk, am 29. August 1884 in diesem Land seiner Kindheit geboren, im uckermärkischen Dorf Biesenbrow,  kannte Landschaft und  Menschen. Deshalb war es nicht anders denkbar, daß sich Autobiographisches  mit  Kritischem  vermischte. Ehm Welk, ab 1928 Chefredakteur der „Grünen Post", damals  Deutschlands auflagenstärkstes Wochenblatt, kritisierte 1934 öffentlich den Faschismus:  Er wird verhaftet und ins Konzentrationslager Oranienburg gebracht.  Proteste ausländischer Journalisten  führen  seine Entlassung  herbei, doch striktes Schreibverbot ist die Folge. Jahre später gestattet man ihm das Schreiben belletristischer Bücher. So entstehen die „Kummerows".
Als Protest. Als Möglichkeit.
Und wenn Sie auf dieser Schallplatte noch einmal die Stimme Ehm Welks hören können, der Journalist, Stückeschreiber und Erzähler starb am 19. Dezember 1966 im 83. Lebensjahr, dann ist dies nicht nur eine neue persönliche Begegnung mit dem Dichter, vielmehr hören Sie auf diesem  inzwischen  historisch  gewordenen Dokument sein  literarisches  und  menschliches Bekenntnis, das da lautet:  Im Ungemach hat er sein Herz befragt und ein Echo vernommen. Das Paradies der Menschen hat immer nur dort gelegen, woher der unzerstörbare Zauber weht, der stark genug ist, die Hoffnung auf ein besseres  Morgen  zu erhalten und  das  Leben bis an sein Ende zu beglänzen, also an den Stätten, wo unser Herz jung war. Mit dieser Hoffnung schrieb er „Die Heiden von Kummerow", damals ein Anfang für ihn.  Die Gerechten folgten.  
Konrad Reich

Mehr Informationen
ArtikelnummerLitera 8 60 114
ProduktnameDie Gerechten von Kummerow
Preis9,90 €
LieferzeitIm Schallplattenladen Stralsund
InterpretVarious
Name - TitelDie Gerechten von Kummerow
LabelLitera
MedientypLP / Vinyl 12"
Vinylgewicht pro Schallplatte140 gramm
Anzahl der Platten1
BeilagenKeine
Release-Datum1973
Allgemeiner PlattenzustandGebraucht
Zustand TonträgerVery Good + (Sehr gut)
Zustand CoverVery Good + (Sehr gut)
PlattenreinigungReinigung mit Plattenwaschmaschine Double Matrix Professionel Sonic (Clearaudio)
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