Bessie Smith

Original Nr. 8 50 683 (Mono)

Seite 1
Down Hearted Blues - Komposition und Text: Alberta Hunter/Lovie Austin Bessie Smith (voc), Clarence Williams (p)
rec. 16. 2.1923
Beale Street Papa - Komposition und Text: Roy Turk/Russell Robinson Bessie Smith (voc) und ihr Down Home Trio: (wahrscheinlich) Ernest Elliott (cl), Clarence Williams (p), Buddy Christian (bj)
rec. 11. 4.1923
Baby Won't You Please Come Home - Komposition und Text: Charles Warfield/Clarence Williams Bessie Smith (voc), Clarence Williams (p)
rec. 11. 4.1923
Tain't Nobody's Bizness If I Do - Komposition und Text: Porter Grainger/Everett Robbins Bessie Smith (voc), Clarence Williams (p)
rec. 26. 4.1923
Mama's Got The Blues- Komposition und Text: Sarah Martin/Clarence Williams Bessie Smith (voc), Fletcher Henderson (p)
rec. 30. 4.1923
Bleeding Hearted Blues - Komposition und Text: Lovie Austin Bessie Smith (voc), Fletcher Henderson (p)
rec. 14. 6.1923
Midnight Blues - Komposition und Text: Babe Thompson/Spencer Williams Bessie Smith (voc), Fletcher Henderson (p)
rec. 15. 6.1923

Seite 2
See If l'll Care - Komposition und Text: Clarence Williams/Alex Hill
Bessie Smith (voc), Charlie Green (tb), Clarence Williams (p)
rec. 12. 4.1930

Hustlin' Dan - Komposition und Text: Jack Crawford
Bessie Smith (voc), Ed Allen (co), Steve Stevens (p)
rec. 22. 7.1930

In The House Blues - Komposition und Text: Bessie Smith

Shipwreck Blues - Komposition und Text: Bessie Smith
Bessie Smith (voc), Louis Bacon (co), Charlie Green (tb), Clarence Williams (p), Floyd Casey (dr)
rec. 11. 6.1931

Need A Little Sugar In My Bowl - Komposition und Text: Clarence Williams/David Small/Tim Brymn Bessie Smith (voc), Fred Longshaw (p)
rec. 20. 11.1931
Take Me For A Buggy Ride - Komposition und Text: Leola Wilson/Wesley Wilson

Down In The Dumps - Komposition und Text: Leola Wilson/Wesley Wilson
Bessie Smith (voc) mit Bück And His Band:
Frankie Newton (tp), Jack Teagarden (tb), Chu Berry (ts).
Bück Washington (p), Bobby Johnson (g), Billy Taylor (b)
rec. 24. 11. 1933

Alle Titel wurden in New York aufgenommen.
Übernahme von CBS, New York/USA             1979

Elizabeth „Bessie" Smith wurde am 15. April 1895 in Chattanooga, Tennessee, geboren. (Einige Quellen geben als Geburtsjahr 1894, 1898 oder sogar 1890 an.) Sie wuchs in sehr ärmlichen Verhältnissen auf. Als Kind sang sie im Kirchenchor ihrer Gemeinde, später trat sie im örtlichen Theater auf. Um 1912 nahm „Ma" Rainey die sehr talentierte Bessie Smith unter ihre Fittiche. Wenige Jahre später ging sie bereits mit einer eigenen Show-Truppe auf Tournee. Ihre erste Schallplattenaufnahme, der „Down Hearted Blues" (Vgl. Seite 1, Titel 1), wurde ein überraschender Erfolg, so daß die Firma Columbia noch im gleichen Jahr weitere Aufnahmen mit ■ihr einspielen ließ (Vgl. Seite 1, Titel 2 bis 7).
Wie keine andere Bluesvokalistin zog Bessie Smith das Publikum mit ihrer dramatischen Gestaltung in ihren Bann. Für die hochgewachsene, kräftige Frau mit der voluminösen, ausdrucksvollen Altstimme, die mühelos auch in großen Sälen bis zur letzten Reihe drang, gab es keine Trennung zwischen Kunst und Wirklichkeit. Sie bot nicht schlechthin Unterhaltung, sie lebte in ihren Blues. Die Trauer über die Unbeständigkeit des persönlichen Glücks, die Klage über das Verlassenwerden und das Einsamsein, der Griff zum Alkohol aus Verzweiflung und Ausweglosigkeit oder die einem überschäumenden Lebensgefühl entspringende derbe Direktheit ihrer Aussage -diese stets wiederkehrenden Bluesthemen, die auch im Mittelpunkt dieser Platte stehen, stammten aus ihrer Erfahrungswelt. Mit Bessie Smith erreichte der klassische Blues seinen Höhepunkt und gewann durch sie verstärkt Einfluß auf die Jazzentwicklung. In der Zusammenarbeit mit einigen der besten Jazzmusiker gelangte sie zu einer unübertroffenen Intensität des Ausdrucks und zu einer individuellen Souveränität in der formalen Gestaltung ihrer Blues und populären Songs. 1929 sang und spielte sie die Hauptrolle in dem Kurzfilm „St. Louis Blues". Ende der zwanziger Jahre hatten sich neue Talente, jüngere Konkurrentinnen durchgesetzt. Außerdem beschränkte die um sich greifende Weltwirtschaftskrise besonders die Auftrittsmöglichkeiten für farbige Künstler. Bessie Smith, die ihr leichtverdientes Geld sorglos ausgegeben hatte, geriet in Not und verfiel mehr und mehr dem Alkohol. Nach ihren Plattenaufnahmen der Jahre 1930/31 (Vgl. Seite 2, Titel 1 bis 5) wurde es still um sie. 1933 ließ John Hammond sie mit einer Swingbesetzung vier Titel produzieren - die letzten ihrer Laufbahn (Vgl. Seite 2, Titel 6 und 7). Bessie Smith resignierte. Der Hoffnungsschimmer, der sich 1937 zeigte, erlosch durch ihren plötzlichen Tod. Bessie Smith erlag am Vormittag des 26. September 1937 den schweren Verletzungen, die sie sich durch einen Verkehrsunfall zugezogen hatte. Als sie auf dem Friedhof von Darby, Pennsylvania, zur letzten Ruhe gebettet wurde, folgten ihrem Sarg etwa 7000 Trauergäste. Trotz dieser Anteilnahme blieb ihr Grab 33 Jahre lang namenlos. Erst 1970 wurde ihr ein Grabstein gesetzt. Das Geld dafür hatte die Rocksängerin Janis Joplin gespendet, die sich ihrem Vorbild verpflichtet fühlte.
Geblieben sind ihre Schallplatten, etwa 160 Titel, die trotz der unvollkommenen Aufnahmetechnik der damaligen Zeit auch heute noch davon zeugen, daß sie den Titel „Empress Of The Blues" (Kaiserin des Blues) zu Recht trug.
Herbert Flügge (1979)