Yosuke Yamashita

Yosuke Yamashita

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Yosuke YamashitaAmiga Jazz Serie

Yosuke Yamashita

Seite 1
A Night In Tunesia
(Gillespie/Paparelli)

Stella
(Yamashita)

Banslikana
(Yamashita)

Chiasma
(Yamashita)

Seite 2
Autumn Leaves
(Prevert/Kosma)

Ko's Daydream
(Yamashita)

Lullaby
(Yamashita)

Bird
(Yamashita)

Yosuke Yamashita (p)
rec. 5. Juli 1976, Ludwigsburg/BRD
Übernahme von Enja Records, München/BRD

Dem japanischen Pianisten Yosuke Yamashita gelang es mit der Veröffentlichung dieser Platte auf Anhieb, in die Phalanx der bis dahin auf die USA und Europa zentrierten Solopianisten des Neuen Jazz einzudringen.
Yosuke Yamashita wurde am 26. Februar 1942 in Tokio geboren und wuchs in einem Elternhaus auf, das stark europäisch-musikalisch orientiert war. Vom neunten bis zum fünfzehnten Lebensjahr erhielt Yamashita Geigenunterricht, gab dann aber das wenig geliebte Instrument auf, um in der Combo seines Bruders Jazz zu spielen. Anfänglich traditionell orientiert (sein erstes Vorbild war Teddy Wilson), entdeckte der Pianist den modernen Jazz durch Hampton Hawes. Von 1962 bis 1967 studierte Yamashita Komposition und klassisches Klavier an Tokios Kunitachi-Musikakademie und arbeitete schon ab 1963 im sogenannten „Musiklaboratorium Neues Jahrhundert" mit, dessen Mitglieder sich mit dem neuen Trend des experimentellen Jazz auseinandersetzten. In jener Zeit spielte der Pianist auch in Jam Sessions mit dem Trompeter Terumasa Hino und dem Schlagzeuger Masahiko Togashi, nach Beendigung seines Studiums wurde er vom Saxophonisten Sadao Watanabe engagiert.
1966 gründete Yamashita seine erste eigene Gruppe, die auch mit dem in Japan gastierenden Schlagzeuger Elvin Jones jammte. Eine schwere Lungenkrankheit zwang den Pianisten zum Pausieren, nach seiner Genesung formierte er dann 1969 sein Freejazz-Trio, welches schnell Furore machte. 1974 hatte das Trio seine erste, sensationelle Europatournee, welche auch durch die DDR führte. Im Rahmen der Ostseewoche gastierte die Gruppe in Rostock, Wismar, Stralsund und Greifswald. Im Rostocker Studentenkeller kam es zu un-vergeßlichen Jam Sessions, u.a. mit Manfred Schulze, Ulrich Gumpert, Manfred Hering und Andreas Altenfelder. Die Zeitschrift „Unterhaltungskunst" schrieb damals über Yosuke Yamashita: „... Wenn er Klavier spielt, dann ist sein ganzer Körper in Aktion, die Hände rasen über die Tasten, was sind da Vierundsechzigstel, ich glaube bei Zweihundertsechsundfünfzigsteln etwa endet seine Fingerfertigkeit. Und er patscht mit den flachen Händen, schlägt mit dem ganzen Unterarm und hämmert mit geschlossenen Fäusten auf die Tasten, und es klingt, es klingt wie eine Orgel, wie ein Wald im Sturm an der Ostseeküste, wie die Lange Straße nachmittags um fünf und gleich wieder wie der Doberaner Platz nachts um halb drei. Hatte ich eigentlich schon das Wort „Dynamik" benutzt? Er lebt es, spielt es ..." Beim gefeierten Europa-Debüt des Yamashita-Trios 1974 (u.a. New Jazz Festival Moers/BRD; Jazzfestival Ljubljana/Jugoslawien) war trotz des überwältigenden Erfolges die wahre Bedeutung des Pianisten Yamashita noch nicht erkannt worden. Bei aller Anerkennung machten es sich viele Kritiker leicht, indem sie den Pianisten als Cecil Taylor-Epigonen abtaten und für die Musik des Trios schnell das Schlagwort „Kamikaze-Freejazz" erfanden - damit weniger die Musik, sondern eher eine Bilderbuch-Vorstellung japanischer Mentalität reflektierend.
Diese 1976 aufgenommene Soloplatte offenbart Möglichkeiten und Ausdrucksmittel Yamashitas,
die im Triokontext noch nicht voll erkennbar waren. Wenn auf dieser Einspielung überhaupt Ähnlichkeiten mit anderen Pianisten erkennbar sind, so müßten noch vor Cecil Taylor die Namen Ran Blake oder Paul Bley genannt werden, obwohl auch dies eine unzutreffende Kategorisierung der eigenständigen Stilistik Yamashitas bedeuten würde. Die Platte weist auf das breite, auch die Tradition umfassende Spektrum des Pianisten hin. So gehen hier alle Stücke von tonalen Themen aus, sind an tradierten Formschemata orientiert und oftmals auch an Metrik und Harmonik gebunden. Selbst zwei vielgespielte Jazzstandards hat Yamashita ins Repertoire dieser LP aufgenommen - auffällig ist jedoch ihre äußerst „unamerikanische" Auffassung, die weder Bluesfeeling noch „funky"-Phrasierung vortäuschen will. Die kantige Verarbeitung von „A Night In Tunesia" weckt vielleicht noch „monksche" Assoziationen, aber „Autumn Leaves" ist konsequent gegen den Strich gebürstet - die selektierten harmonischen und melodischen Bestandteile des Titels ordnen sich erst gegen Ende zum bekannten Thema. Eindeutige Referenz wird dem amerikanischen Jazz lediglich im Charlie Parker gewidmeten „Bird" gezollt, aber auch in diesem Titel treten Bebop-Phrasierung und Jazz-Synkopierung so abstrahiert auf, daß der ins Zeitgenössische übersetzte Geist einer Bachschen Invention ebenso Pate gestanden haben könnte. Überhaupt ist sparsame, glasklare kontrapunktische Zweistimmigkeit ein oft verwendetes Mittel Yamashitas, seine Materialökonomie kann sich jedoch auch blitzschnell und organisch in machtvolle Clusterschläge entladen. Das kurze Stück „Ko's Daydream" basiert auf einer nur zweitaktigen Quintenketten-Kadenz, Yamashita macht daraus ein Lehrbeispiel vielgestaltiger Behandlungs- und Verwandlungskunst. Mein persönlicher Favorit ist „Banslikana", die ausgedehnteste Improvisation der Platte. Unter einem ostinaten, 11/8-taktigen Motiv der rechten Hand liegt der taktweise chromatisch absteigende Baß der linken, welcher auf die harmonische Vieldeutigkeit der Melodiesequenz hinweist. Wie in einem breiten Katalog von Variationstechniken offenbart Yamashita seine improvisatorische Souveränität. Er nimmt sich jeweils das melodische, rhythmische oder harmonische Material vor und gestaltet es auf komplexe Weise um, ohne dabei die stets erkennbare Bindung an die komponierte Vorlage und die angestrebte Großform aufzugeben. Wie er dabei in völlig „freie" Bereiche vordringt, ohne technologischen Exhibitionismus virtuose Meisterschaft beweist und schließlich mit unmerklicher Folgerichtigkeit in die Themen-Reprise einmündet - all dies weist Yamashita als einen der wichtigsten und spannendsten Vertreter des zeitgenössischen Pianospiels aus.
Rolf Reichelt (1982)

Mehr Informationen
ArtikelnummerAmiga 8 55 943
ProduktnameYosuke Yamashita
Preis14,90 €
LieferzeitIm Schallplattenladen Stralsund
InterpretYosuke Yamashita
Name - TitelYosuke Yamashita
LabelAMIGA
MedientypLP / Vinyl 12"
Vinylgewicht pro Schallplatte140 gramm
Anzahl der Platten1
BeilagenKeine
Release-Datum1982
Allgemeiner PlattenzustandGebraucht
Zustand TonträgerVery Good + (Sehr gut)
Zustand CoverVery Good + (Sehr gut)
PlattenreinigungReinigung mit Plattenwaschmaschine Double Matrix Professionel Sonic (Clearaudio)
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