Wo Es Freunde Gibt, Werd Ich Vor Anker Gehen (Jubiläumsplatte 25 Jahre DDR)

Wo Es Freunde Gibt, Werd Ich Vor Anker Gehen (Jubiläumsplatte 25 Jahre DDR)

Mein Schiff Hat Bunte Segel / Kati Kovács

Ohne Anker / Grethe Und Peter

Bernsteinlegende / Rica Déus

Kuddeldaddeldu Gratuliert Einem Silberpar / Heinz Draehn & Hans Krause

Wie Schön Ist Unser Lächeln Heute / Horst Köbbert

Rostock, Rostcok / Petra Böttcher

Hau Ab, Johnny / Horst Köbbert & Die Reriker Heulbojen

Die Lange Straße / Horst Köbbert & Nina Lizell

Mantje, Mantje / Hans Knauer & Peter Borgelt

La Paloma / Pavel Novák

Rostock Grüßt Riga / Siegfried Koenig

Ich Finde Alle Matrosen Schön / Klari Katona

In Hundert Liedern / Peter Borgelt & Hans Knauer

Ein Gruß zwischen Abschied und Wiederkehr wollen diese Fotos, Grafiken, Kunstdrucke, Lieder und Verse sein. Auch Einladung, sich doch einmal hier, an der Küste der DDR, umzuschauen. Und wer einmal hier war, kommt bestimmt wieder. 12 Millionen sind es In einem Sommer. Und Immer mehr zieht es zum Meer, seinen Menschen, Häfen, Schiffen, Ufern, Zelten und Wäldern.
Etwas besonderes ist an ihnen nicht, den Schiffbauern, Seeleuten oder Fischern. Und doch gibt es Unterschiede zwischen hier und anderswo.
Hier feiern sie Stapellauf und lassen gelassen die erste Pulle Sekt am Bug des Schiffsleibs zerschellen, und sie klatschen dazu. Woanders erhebt man etwa auf den millionsten Trabant das erste Glas des berauschenden Freyburger Getränks. Hier tragen sie blaue Anzüge mit goldenen Ankern auf den Knöpfen und fahren nach kurzem Landgang wieder hinaus auf das Meer.
Woanders zieren die blitzenden Knöpfe an der Kluft gekreuzte Hämmer, und ihre Träger fahren nach kurzer Nacht wieder hinab in den Berg.
Alle aber haben etwas gemeinsam: Sie sorgen sich um ihre Gäste, Schiffe, Autos, Ladungen, um Kohle und Fische. Und stolz sind sie alle auf ihr Land, das durch sie so schön wurde, wie seine Bilder es zeigen, so fröhlich, wie seine Lieder es besingen und so jung, klug und reizvoll wie eine 25jährige.
Nur eines ist hier anders: Sie leben am Meer, das ihnen Heimat ist, sie nährt, ihnen ständig Wind bringt und viele, viele Gäste — Urlauber aus dem eigenen Land, Seeleute und Touristen aus aller Welt. Ihr »Hüsung« (Heimat, Haus) war bis zum Jahre 0 für sie alt, baufällig und ärmlich, eine Kate. Der tägliche Lohn kärglich. Jede Zeit prägt ihre Sprüche, so auch jene: § 1 der mecklenburgischen Landesverfassung:
»Blievt alls bien ollen« (Es bleibt alles beim alten). Sprüche kennzeichnen zwar die Zeit, halten sie aber nicht auf. Und so kam die Zeit... »vom Anderswerden«.
Hier, wo alles immer so bleiben sollte, wurde alles anders. Nicht gleich der Tageslohn. Eine Ration Brot zunächst. Aber das »Hüsung« wurde ihres. Und Freunde boten hilfreich ihre Hand — Arbeiter und Bauern aus dem Lande Lenins. So reifte eine unzerstörbare Freundschaft von Kampf- und Weggefährten.
Ganz einfach nannten sie Ihr erstes Schiff »Vorwärts«. Ein Programm. Körner fürs Brot brachte es von seiner ersten Reise mit, aus dem kriegszerstörten, hungrigen Leningrad.
Ein einziges Schiff im Hafen...I Wozu den Hafen? spotteten nicht wenige. Wir werden hundert Schiffe haben und wir bauen noch einen, einen richtigen Überseehafen, denn »es muß alles anders werden.« Das könnt ihr nicht. Wir wollen aborl Dafür braucht ihr eine neue Mole und Zement und nicht einmal Wohnungen habt ihr.
Stimmt, wir müssen rechnen. Aber wir haben viele Steine auf den Feldern, in der Börde, in der Mark und an den Hängen bei Erfurt, Gera und Suhl. Aus den Brocken können wir keine Wohnungen bauen, aber eine Mole. Und Schiffe können wir bauen, die die Mole passieren.
Den ersten 10000-Tonner, den sie an der Warnow bauten, nannten sie »Frieden«. Auch er nahm Kurs auf die Stadt an der Newa.
— Es muß alles anders werden — 3200 Pötte entstanden inzwischen unter ihren fleißigen Händen.
Und nicht nur 100, sondern beinahe 200 Handelsschiffe (fast alle auf der Warnow-Werft, der Mathias-Thesen-Werft und der Neptun-Werft gebaut) fahren heute mit der Flagge der DDR am Heck und künden vom Leben ihrer Erbauer: VORWÄRTS. FRIEDEN, SOZIAUSMUS. Die Zeit trägt einen roten Stern.
— Es ist alles anders geworden —
Die alten Nowgorodfahrer der Hanse luden in Rostock fast immer Getreide. Die jungen Seeleute der DDR laden heute alles, was Freunden nützt: Maschinen, Transportmittel, Dünger, Zementfabriken, medizinische Instrumente, Chemikalien und Briefe — Frachten der Freundschaft.
Vor Grönland und Westafrika wollen wir den Fisch jagen. Ihr habt keine Schiffe und keine Erfahrungen. Wir haben heute Beides und den Fisch
Greifswald-Lubmin, das Kernkraftwerk »Bruno Leuschner« wird 1980 — so will es der Plan — ein Viertel des Bedarfs der DDR an Elektroenergie produzieren.
Und das in Mecklenburg!!! Das geht nicht gut.
Wir brauchen die Energie für die Werften, den Hafen und die Wohnungen.
Unsere Freunde helfen uns, und es geht. Und die Wohnungen...? Haben wir auch. Jeder vierte Bürger wohnt in einer neuen.
Wir werden 5000 Schweine in einem Stall, 2000 Rinder an einer Tränke haben.
Das geht nicht gut.
Das geht gut, denn wir brauchen mehr Fleisch und Milch. Heute haben wir mehr als einen solcher Ställe —und Ernterekorde.
Also: Es Ist alles anders geworden — Hier am Meer und auch woanders, und die Herren des Strandes sind wir alle. Und die alten Städte sind jung, und sie wachsen dem Meere zu. Sie haben Freunde und Gäste gern.