Völkerhumor (Auswahl 2)

Völkerhumor (Auswahl 2)

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Völkerhumor
Auswahl 2
für den Literaturunterricht in den Klassen 7 bis 9: Dr. Wilfried Bütow
1        Anton P. Tschechow. Der Orden
(In: Unser Lesebuch, Klasse 8. Volk und Wissen Volkseigener Verlag Berlin 1969, Seite 238 ff.
Vortrag: Walter Jupe

2        Nikolai W. Gogol. Der Revisor
Auszug aus der Hörspielfassung von
Gerhard Rentzsch:
• Der Stadthauptmann und Dobtschinski (ein Gutsbesitzer aus der Nachbarschaft) bei Chlestakow
• Anna Andrejewna (die Gattin des Stadthauptmanns) und ihre Tochter Maria Antonowna empfangen Dobtschinski, später kommt Chlestakow zusammen mit dem Stadthauptmann und dem Hospitalverwalter Semijanika hinzu
Originaltonaufnahme Radio DDR II Hörspielabteilung

3        Ion Luca Caragiale. Herr Leonida und die Reaktion
Hörspielbearbeitung von Edine Hohloch Originaltonaufnahme Radio DDR II Hörspielabteilung
Die Weltliteratur ist reich an Werken, in denen ^Humor und Satire auf unterschiedlichste Weise die Menschen ergreifen, zum Guten bewegen. In einem russischen Sprichwort werden das Lachen und die Kraft als Brüder bezeichnet, und Belinski nennt das Lachen einen großen Schiedsrichter bei der Scheidung von Wahrheit und Lüge. Ein überzeugendes Beispiel für die entlarvende und verurteilende Kraft des Lachens gibt das Märchen von Andersen „Des Kaisers neue Kleider", in dem die Menschen des Volkes endlich ihren Augen vertrauen, den nackten König verspotten und ihn mit dem ausbrechenden Gelächter gleichsam vom Thron stoßen.
Als 1836 die Komödie „Der Revisor" von Nikolai Wassiljewitsch Gogol (1809-1852) in Petersburg zum ersten Male gespielt wurde, löste die Aufführung heftige politische Diskussionen aus, und sehr schnell wurden die Namen der Hauptgestalten als Spottnamen gebraucht.
Diese Komödie über den vermeintlichen Revisor Chlestakow, der seinen Vorteil aus dem schlechten Gewissen hoher Beamter einer Kleinstadt zu ziehen versteht, ist in vielem ein Spiegelbild der gesellschaftlichen Verhältnisse in Rußland während des 19. Jahrhunderts. Ob Stadthauptmann, Kreisrichter, Hospitalverwalter oder Postmeister und so weiter und so fort, jeder aus dieser Schar der untreuen, bestechlichen und betrügerischen Stadtbeamten kommt sich ungewöhnlich geschickt und schlau vor, indem er alles aufbietet, seine Untreue durch Fortsetzung des Betruges und der Bestechung zu verbergen. Unter diesen Bedingungen hat Chlestakow ein leichtes Spiel. Gogol beschreibt den falschen Revisor als einen jungen Mann von 23 Jahren, „schmal und hager, leicht dümmlich und wie man zu sagen pflegt: ohne Grütze". Er ist „kein Lügner aus Prinzip", sagt Gogol weiterhin über Chlestakow, sondern „er vergißt einfach, daß er lügt, und er glaubt beinahe, was er sagt."
Die Komödie insgesamt betreffend, kommentiert Gogol: „Im .Revisor' entschloß ich mich, von Rußland alles Schlechte, was ich ... kannte, auf einen Haufen zu sammeln und auf einmal über alles zu lachen." Ohne Zweifel ist jenes Lachen gemeint, das die Überzeugung vom schließlichen Triumph des Humanen ausdrücken will. Falschheit und Rückständigkeit, Dummheit und Gemeinheit werden enthüllt, verspottet und verurteilt, um davon zu befreien.
Eine ähnliche satirische Sicht wie in Gogols Komödie „Der Revisor" ist in vielen Erzählungen von Anton P. Tschechow (1860—1904) zu finden. Die kurze Geschichte „Der Orden" ist ein Beispiel dafür. Prägnant, streng auf das Wesentliche konzentriert und doch zugleich ausdrucksstark wird von der Widersprüchlichkeit im Denken und Handeln des Beamten Pustjakow erzählt, der seinen Wert gegenüber den Kaufleuten durch einen geborgten Orden aufzubessern trachtet. Über die Haltung des Erzählers sagt Gorki in seinen „Literarischen Porträts": „... aus jeder humoristischen Erzählung von Anton Pawlowitsch höre ich den leisen tiefen Seufzer eines reinen, wirklich menschlichen Herzens, den hoffnungslosen Seufzer des Mitleids mit allen, die ihre menschliche Würde nicht zu achten wissen und sich widerstandslos der großen Kraft unterwerfen, wie Sklaven dahinleben, an nichts glauben, außer an die Notwendigkeit, jeden Tag möglichst viel fette Kohlsuppe zu essen, und nichts fühlen außer der Furcht, daß irgend ein starker und frecher Mensch sie vielleicht schlagen könnte." *)
Der rumänische bürgerlich-realistische Schriftsteller Ion Luca Caragiale, der von 1852 bis 1912 lebte (zuletzt im Exil in Berlin), zählt zu den bedeutendsten Dramatikern seines Landes. Zahlreiche Theaterstücke, unter denen „Ein verlorener Brief" zu den meistgespielten Dramen in der Sozialistischen Republik Rumänien gehört, zeigen ihn als einen unbestechlichen Beobachter der gesellschaftlichen Verhältnisse und einen hervorragenden Vertreter des rumänischen kritischen Realismus.
Caragiales Kunst, Gestalten aus dem Bürgerleben knapp und dennoch einprägsam zu zeichnen, gewissermaßen mit wenigen Strichen ihre intellektuelle und moralische Eigenart zu enthüllen, kommt auch in dem satirischen Einakter „Herr Leonida und die Reaktion" zum Ausdruck, den die Schallplatte in einer Hörspielbearbeitung wiedergibt. Das rumänische Kleinbürgertum wurde von
der Revolution 1848 bis ins Innerste erschreckt und fürchtete von da an jedes revolutionäre Ereignis. Obgleich man auf diese Weise zur Stütze der herrschenden reaktionären Klasse geworden war, weil Furcht vor dem gesellschaftlichen Fortschritt herrschte, hingen die Kleinbürger dann und wann in sentimentaler Weise ihren Erinnerungen an die Zeit der Revolution nach. Diesen Widerspruch entlarvt Caragiales Einakter mit beißendem Spott. Die dümmlichen politischen Exkurse des Spießbürgers Leonida werden von den unsinnigen Kommentaren seiner Frau, die ihn ob seiner vermeintlichen Klugheit bewundert, ins Groteske gesteigert. Für Mann und Frau ist am Ende alles wieder in Ordnung, als sie erfahren, daß sie nur deshalb aufgeschreckt sind, weil ein Polizist mitten in der Nacht aus Festtagslaune ein paar Schüsse abgefeuert hat.
*) Maxim Gorki. Literarische Porträts. Aufbau Verlag Berlin und Weimar 1966, Seite 134-135. Siehe auch: Literaturunterricht, 8. Klasse. Fachwissenschaftliche und methodische Anleitung. Volk und Wissen Volkseigener Verlag Berlin 1975, S. 138 f.
Titelzeichnung: Manfred Bofinger
Als Unterrichtsmittel zugelassen
durch das Ministerium für Volksbildung der DDR, Hauptverwaltung Unterrichtsmittel und Schulversorgung. Entwickelt von der
Akademie der Pädagogischen Wissenschaften der DDR, Institut für Unterrichtsmittel
Tonregie: Karl Hans Rockstedt
Grafische Gestaltung: Isa Salomon
Redaktion: Dr. Horst Dahm

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ArtikelnummerSchola 8 70 045
ProduktnameVölkerhumor (Auswahl 2)
Preis24,90 €
LieferzeitIm Schallplattenladen Stralsund
InterpretVarious
Name - TitelVölkerhumor (Auswahl 2)
LabelAndere
MedientypLP / Vinyl 12"
Vinylgewicht pro Schallplatte140 gramm
Anzahl der Platten1
BeilagenKeine
Release-Datum1975
Allgemeiner PlattenzustandGebraucht
Zustand TonträgerVery Good + (Sehr gut)
Zustand CoverVery Good + (Sehr gut)
PlattenreinigungReinigung mit Plattenwaschmaschine Double Matrix Professionel Sonic (Clearaudio)

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