Völkerhumor (Auswahl 1)

Völkerhumor (Auswahl 1)

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VÖLKERHUMOR
Auswahl 1 für den Literaturunterricht in den Klassen 5 bis 10: Dr. Wilfried Bütow und Dr. Horst Dahm
„Vielleicht ist auch die Zeit nicht mehr fern, in der die Menschen beim Ausfüllen eines Fragebogens nicht mehr die alte Frage beantworten müssen: .Sind Sie vorbestraft?', sondern die neue: .Waren Sie schon einmal Gegenstand einer Satire, in welcher Rolle und wann?' Es ist möglich, daß ein Werktätiger dann schreibt: .Ich war schon zweimal Gegenstand eines Feuilletons in der Rolle eines Bürokraten. Danach habe ich mich gebessert."
Manuil Grigorjewitsch Semjonow auf der sowjetischen Satirikerkonferenz, September 1959*)
Dieses heitere Zukunftsbild wird jeder ernstnehmen können, der das Lachen selbst nicht für lächerlich hält. In der Volksliteratur ist das Lachen seit eh und je zu Hause. Diese Tradition setzen realistische Schriftsteller fort. Mit Humor wird klargemacht, wo wir unsere Schwächen haben. Und als auslachenswert wird vorgewiesen, was hindert, überholtes restlos zu überwinden. An dieser Stelle begegnen sich Humor und  Satire,  kommt in der sozialistischen Literatur der „rote Pfeffer"  hinzu.  In einem ziemlich ernsthaften Buch heißt es: „Die Grenze zwischen  Humor und Satire liegt irgendwo im weiten Gebiet zwischen der ausgelassenen burlesken Heiterkeil und dem zornigen sarkastischen  Lachen. Sollten Federfuchser und Flohknacker versuchen, diese Grenze exakt zu markieren, haben wir nur wieder einen Grund mehr zum Lachen." *) Beginnen wir endlich mit dem Lachen. Für den Spaß ist es gleichgültig, in welcher Reihenfolge die ausgewählten Beispiele des Völkerhumors angehört werden. Gestärkt wird der Erfolg des Lachens durch Wiederholung.
Verbinden wir alles mit einem pädagogischen Motto, wofür sich beispielsweise jener Ausblick eignet, mit dem unsere Bemerkungen eröffnet wurden, kann der Spaß auf unterschiedlichste Weise in den Klassen 5 bis 10 auch zur Entdeckung von Eigenheiten und Gemeinsamkeiten der ausgewählten Werke beitragen. Humor wurzelt im Denken und Handeln der Völker. Ein Beispiel für die Volksverbundenheit humorvoller Dichtung sind die mongolischen „Abenteuer des Guru Gimpel". Das ist eine Erzählung der Tumulen über einen Guru (d. i. ein Glaubensgelehrter), der seine Schüler tadelt, dann aber erfahren muß, daß sie ihn selbst belehren, indem sie seine Anweisungen wörtlich nehmen. Dieses Verfahren, sprachliche Mehrdeutigkeit für komische Effekte zu nutzen und Dünkel oder Dummheit zu entlarven, ist in der Volksliteratur weit verbreitet. Bekanntlich können wir es bei Eulenspiegel ebenso wie bei Nasr eo'-ain finden. Der sowjetische Schriftsteller Michail  Michailowitsch  Sostschenko  (1895-1958)  läßt uns auf ähnliche Weise ein Übel erkennen und auslachen: In seiner satirischen Erzählung „Bienen und Menschen" wird die natürliche Verhaltensweise der Bienen ein wenig ins Übernatürliche gesteigert: Die Bienen helfen ihrem Betreuer Iwan Panfilytsch in seinem Kampf gegen Herzenskälte, denn die „Bienen können nun einmal Herzenskälte nicht leiden".
Der polnische Schriftsteller Janusz Oseka  (geb. 1925) wird mit seinem satirischen Feuilleton „Hunde" vorgestellt, das einem offenbar unerschoplichen Thema der Humorliteratur zugehört: Unmögliches geschieht wie selbstverständlich. Ganz nebenbei kann Anschauungsunterricht über das genommen werden, was als komisch empfunden wird. Die ernsthafte Antwort lautet: „Das Komische ist immer eine Verletzung der Norm." *) Eiin-Pelin (1876-1949), einer der großen realistischen Erzähler der bulgarischen Literatur, läßt uns beim Anhören seiner Geschichte „Der gebackene Kürbis" über den Archivar Duschko lachen. Dessen „Normverletzung" beginnt damit, aaß er sich seiner Herkunft schämt. Doch wie gesagt, das ist erst der Anfang der Satire, die menschliches Versagen nicht aliein als individuelle Beschränktheit, sondern zugleich als Verletzung des gesellschaftlich tatsächlich Möglichen anprangert.

Von Günter Kunert (geb. 1929)  hören wir „Hoch die Hosen".
Das ist zunächst einmal eine witzige, abenteuerliche Erzählung über einen mißglückten Hosenkauf; dann geht die Satire weiter, indem sich der enttäuschte Kunde schließlich einer neuen Spielart jener : alten Binsenweisheit gegenüber sieht, wonach  sich   derjenige, Jet den Schaden hat, um Spott nicht zu sorgen braucht. Wiadimir Majakowski (1893—1930), der als einer der ersten mit Humor und Satire an der Entwicklung der sozialistischen Literatur beteiligt war, äußert sich in dem Gedicht „Ich bin glücklich" zu einem freudigen Ereignis in seinem Leben:
„Heut bin ich
vor Glück verrückt,
liebe Leute; drum  lockre ein Lächeln
auch euer Gesicht. Mitteilen
muß ich sie rasch,
diese Freude, wär's auch
bloß
durch ein Jubelgedicht . . ."
Während nun keineswegs eine rasche Aufklärung über die Ursachen gegeben wird, löst der Dichter im weiteren Verlauf seines Jubelgedichts die unterschiedlichsten Vermutungen und  Erwartungen aus, bis es dann doch (man hält es kaum noch für möglich) zu einer sehr bedeutungsvollen Bekanntmachung kommt. Hierbei steckt das Außergewöhnliche sicherlich auch im Verhältnis von Mitteiiungsaufwand und Mitteilungsinhalt, könnte man meinen. — Das war eine Nachbemerkung, denn, Hand aufs Herz, der Spaß wird  gewiß  nicht besser, wenn   man  vorher erklärt bekommt wodurch er entsteht. Zweimal anhören — warum eigentlich nicht bei passender Gelegenheit noch weitere Male? — und genaueres Hinhören, aber auch  den  eigenen  Vortrag  anregen, das  iäßt (erprobtermaßen!) den Sinn für Humor und Satire wachser Aus dem Hörspiel „Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk während des Weltkrieges" nach dem berühmten  Romor  vor. Jaroslav Hasek  (1883—1923) wird die Szene „Schwejk vor den Gerichtsärzten" dargeboten. Josef Schwejk erreicht, daß sei": Geisteszustand von der ärztlichen   Kommission  als der eine; notorischen   Idioten  eingeschätzt wird.   Daraufhin  erfolgt   die   Einstellung der polizeilichen Untersuchung, die zuvor gegen Schwejk wegen „einer Reihe strafbarer Handlungen" begonnen  hatte, ..unter denen auch das Verbrechen des Hochverrates eine Rolle soiele." (Vgl. J. Hasek. A.a.O., S. 17 ff.) Schwejk gelingt die Tat, moem er vor den Ärzten der Kommission genau das tut, was für gewohnlich von einem  Untertanen verlangt wird. Aber wenn e;r Insasse des kaiserlichen Gefängnisses einen Hochruf auf aer Kaiser ausbringt, dann kann es sich nur um einen Blöd an hanaelr. Diejenigen, die diese Diagnose stellen, sind selbst d'e Dummen Jaroslav Hasek bekannte seinerseits im Vorwort: „Ich haDe diese", braven Soldaten Schwejk sehr lieb und bin bei der Niederschrift seiner Abenteuer im Weltkrieg überzeugt, daß ihr alle für essen bescheidenen, verkannten Helden Sympathie empfinden werde: " (Ebenaa, S. 5.) Auf diese Worte kann man die Aufmerksamke : richte-, um Josef Schwejks Heldenmut schon bei der allererster Begegnung zu achten.
Aus der Feder des ungarischen Schriftstellers György Mike. (geb. 1929) stammt die humorvolle Kurzgeschichte „Und was dann?", Der Titel gibt die Frage wieder, die Freund Geza unermüdlich seiner Braut ständig neu beantworten muß, um ihre außergewönr. -liehe Neugier zu befriedigen. Sie will über das Schicksal literarische-Gestalten erschöpfende Auskünfte erhalten.  Deshalb muß de' Bräutigam berühmte Werke wie „Rot und Schwarz" oder , Romeo und Julia" weiterschreiben, und zwar bis zum Tode aller dort vorkommenden Personen.
Die mit dieser Schallplatte eröffnete Auswahl aus der humorvollen Literatur berücksichtigt die Vielfalt in der Gestaltung des Komiscner Aber die Auswahl will keine Zusammenstellung sogenannter klassischer Beispiele sein; es wird vielmehr der Versuch unternommen, einen Einblick in den Reichtum der Literatur, besonders in den der sozialistischen Länder zu ermöglichen, wodurch weiterreichende Interessen angeregt werden können.


1   Michail Michailowitsch Sostschenko. Bienen und Menschen (In: Variante b/ Sowjetische Erzählungen aus vier Jahrzehnten. Verlag Philipp Reclam jun., Leipzig 1959.)
Vortrag: Dietrich Körner

2   Wladimir Majakowski. Ich bin glücklich (In: Ausgewählte Werke. Gedichte. Verlag Volk und Welt Berlin  1966, S. 353-355.) Übersetzt von Hugo Huppert
Vortrag: Alexander Lang
3   György Mikes.  Und was dann? (In: Welthumor. Eine Anthologie. A.a.O., S. 574-580.) Aus dem Ungarischen von Almos Csongar
Vortrag:   Dieter Mann
4   Jaroslav Hasek.  Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk (Aufbau Verlag Berlin und Weimar 1969) Übersetzt von Grete Reiner Auszug aus der Hörspielfassung von G. W. Menzel: Schwejk vor den Gerichtsärzten Originalaufnahme Radio DDR II Hörspielabteilung

5    Eine Erzählung der Tumulen. Abenteuer des Guru Gimpel (In: Welthumor. Eine Anthologie. Herausgeber: G. Albrecht. Eulenspiegel Verlag Berlin 1960, Seite 737-738.) Aus dem Mongolischen von Karl Florenz
Vortrag: Walter Jupe
6    Elin-Pelin. Der gebackene Kürbis (In: Die Versuchung und andere Geschichten. Aufbau Verlag Berlin 1959, S. 124-128.) Aus dem Bulgarischen von Egon Hartmann Vortrag:
Walter Jupe
7    Janusz  Oseka.   Hunde (In: Welthumor. Eine Anthologie. A. o. O., S. 524 f.) Aus dem Polnischen von Georgia Peet-Tanewa
Vortrag:  Alexander Lang
8    Günter Kunert. Hoch die Hosen (In: Lachen und lachen lassen. Ein Vortragsbuch. Herausgeber: J. Schulz. Eulenspiegel Verlag Berlin 1974, S. 314-316.)
Vortrag: Joachim Siebenschuh

Als Unterrichtsmittel zugelassen durch das Ministerium für Volksbildung der DDR, Hauptverwaltung Unterrichtsmittel und Schulversorgung.
Entwickelt von der Akademie der Pädagogischen Wissenschaften der DDR, Institut für Unterrichtsmittel
Das  Titelbild  wurde mit gezeichneten Witzen ohne Worte gestaltet. Herkunft der Vorlagen: Zagaan Chermilu  („Tonshuul", Ulan Bator). Sajdik  („Ludas Matyi", Budapest),  Barbara  Henniger  („Eulenspiegel", Berlin). Ando  („Rumänien heute",  Bukarest), J.  Chomenko  („Sowjetunion".  Moskau), Donju   Donev   („Bulgarien",   Sofia),   Petr Jurena   („Dikobraz",   Prag), Wieslaw  Fuglewicz   („Karuzela",   Lodz).

Tonregie:   Karl   Hans Rockstedt
Grafische Gestaltung:  Isa Salomon
Redaktion:  Dr.  Horst Dahm

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ArtikelnummerSchola 8 70 047 (8 07 148)
ProduktnameVölkerhumor (Auswahl 1)
Preis24,90 €
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InterpretVarious Artists
Name - TitelVölkerhumor (Auswahl 1)
LabelAndere
MedientypLP / Vinyl 12"
Vinylgewicht pro Schallplatte140 gramm
Anzahl der Platten1
BeilagenKeine
Release-Datum1979
Allgemeiner PlattenzustandGebraucht
Zustand TonträgerVery Good + (Sehr gut)
Zustand CoverVery Good + (Sehr gut)
PlattenreinigungReinigung mit Plattenwaschmaschine Double Matrix Professionel Sonic (Clearaudio)

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