Ulrich Gumpert Workshop Band

Ulrich Gumpert Workshop Band

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Ulrich Gumpert Workshop Band

Seite 1
Hahnenkopf
Komposition: Ulrich Gumpert

Septettfragment
Komposition: Hans Rempel

Blau Blusen Blues
Komposition: Conrad Bauer

Seite 2
Echos von Karolinenhof
Komposition: Ulrich Gumpert

Hilferuf einer Schnecke
Komposition: Günter Sommer

Ulrich Gumpert Workshop Band:
Heinz Becker (tp, flh)
Manfred Hering (as, ts)
Ernst-Ludwig Petrowsky (cl, ss, as)
Helmut Forsthoff (ts)
Conrad Bauer (tb)
Ulrich Gumpert (p)
Klaus Koch (b)
Günter Sommer (dr)

rec. 1., 2. und 4. März 1979, Akademie der Künste, Berlin (West)
Eine Co-Produktion zwischen VEB Deutsche Schallplatten Berlin/DDR und Free Music Production, Berlin (West)
Seine erste experimentelle Workshop Band, damals aus dreizehn Musikern bestehend, stellte Ulrich Gumpert 1972 zusammen: in „Jazz in der Kammer" Nr. 48 spielte sie unter anderem die folkloristisch grundierte Suite „Aus teutschen Landen" (unter dem Motto „Retrospektive" 1977 von AMIGA produziert) - ein schon historischer Meilenstein in der Entwicklung des zeitgenössischen Jazz in der DDR. Seither gab es, in verschiedenen zeitlichen Intervallen, mit wechselnden Besetzungen und mit unterschiedlichem Erfolg das weite Feld kollektiver Improvisation ausschreitend, mehrere Großformationen unter Gumperts Leitung, ehe es 1977 zu einer Neugründung kam (mit glanzvoller Premiere in der 100. Veranstaltung von „Jazz in der Kammer"), die sich als stabil und produktiv erwies. Die jetzige Workshop Band vereinigt acht der führenden Vertreter des zeitgenössischen Jazz zu einem festen Kollektiv, das, ohne sich als ständige Bigband im traditionellen Sinn zu betrachten, echte Werkstattarbeit leistet im Erproben und Durchspielen einer musikalischen Sprache der Zeit mit Mitteln des Jazz; erfolgreich nicht nur im Lande, sondern auch auf internationalen Meetings und Festivals.
Von Kritikern ist die Band gelegentlich verglichen worden mit anderen Großformationen des Neuen Jazz wie Schlippenbachs Globe Unity oder der Carla Bley Band. Daran ist, bei aller musikalischen Unvergleichbarkeit, das Körnchen wahr, daß sie von einer vergleichbaren Startposition ausgehen und aus einer vergleichbaren Haltung heraus Musik produzieren. Das betrifft einmal ihr im positiven Sinn kritisches Verhältnis zur Tradition, das heißt zur jeweils eigenen nationalen Kultur-und Musiktradition, zum anderen ihre engagierte Haltung zur Musik nicht nur als einem Kunst-Medium, sondern als einem Medium der Auseinandersetzung und der Kommunikation mit einem ganz konkreten gesellschaftlichen Umfeld. (Nicht zufällig, daß man immer wieder auf Hanns Eisler als einer Vater-Figur zeitgenössischer Musik stößt.) Aus diesem Spannungsfeld bezieht die Musik der Workshop Band ihre Ernsthaftigkeit wie ihren Humor, denn fernab jeden trockenen Akademismus' wird hier natürlich gejazzt, mit allen Mitteln, die der Free Jazz freigelegt, freigespielt hat. HAHNENKOPF ist das älteste Stück der Platte, von Gumpert 1975 auf Texte über den Bauernkrieg von 1525 komponiert. Die zwei locker zusammengefügten Lieder im Walzer- und Marschrhythmus adaptieren kein zeitgenössisches, d. h. historisches musikalisches Material (im Gegensatz zu „Aus teutschen Landen"), sondern setzen sich - im Eislerschen Sinne - mit spezifischen Traditionslinien deutscher Musikentwicklung (und nicht nur dieser) auseinander, Jazz-Stilistik als Mittel der Verfremdung einsetzend.
Das SEPTETTFRAGMENT ist von Hans Rempel ursprünglich für eine eigene Besetzung geschrieben, für die Workshop Band neu arrangiert worden. Man könnte das Stück als einen „Flirt" der Free-Jazzer mit der „E-Musik" bezeichnen; es beruht auf festen, festgeschriebenen musikalischen Strukturen, flexibel genug, den Musiken} Raum für improvisatorische Entfaltung zu geben. Die Hauptsolisten sind Heinz Becker (tp) im ersten, Ernst-Ludwig Petrowsky (as) im zweiten Teil.
Konrad Bauers BLAU BLUSEN BLUES ist von der Form her natürlich kein authentischer Blues (und nicht nur, weil das Thema nur 11 statt der üblichen 12 Takte hat), allenfalls von der Stimmung her. Das Stück ist in gewisser Hinsicht typisch für Bauers Versuche, alte und neue Formen zu konfrontieren, mit tradierten Modellen zu „spielen"; so etwa wenn Bauer (tb) und Helmut Forsthoff (ts) im Duo im traditionellen Idiom spielen, sich aber harmonisch völlig frei bewegen, oder wenn am Schluß des Stücks das „freie" Spiel von Gumpert (p), Manfred Hering (ts) und Günter Sommer (dr) gegen Straight-Passagen eines kompakten Bläsersatzes „anrennt".
Gumperts ECHOS VON KAROLINENHOF zitieren Reminiszenzen von Proben-Tagen im dörflichen Karolinenhof, wo zwischen drei Bauernhöfen Echos erzielt werden können, und beginnen mit einem majestätischen Sonnenaufgang (C-lydisch), so majestätisch, daß der Hintersinn unüberhörbar wird. Einen spannungsvollen Free-Dialog Forsthoff (ts) - Sommer (dr) stoppt Gumpert (p) mit fröhlichem Schönklang, ehe Bauer furios auf der Posaune abfährt. Gumperts musikalisches Konzept wird hier (stärker als im thematisch gebundeneren HAHNENKOPF) komplexer deutlich: Einfachheit und Ironie, Aufarbeiten von Tradition und ihr gleichzeitiges Infragestellen, lustvolles Zerblasen von Klischees und Suche nach neuen musikalischen Vokabeln, die Kommunikation mit dem Zuhörer ermöglichen. (Gumpert: Man kann sich nicht nur einer Sache entledigen, man muß auch etwas Neues hervorbringen. Das ist ein revolutionäres Prinzip.)
Der HILFERUF EINER SCHNECKE von Günter Sommer bezieht sich auf dessen Eigenbau einer mundstückbewehrten Plasteschlauchschnecke, die er eingangs „solistisch" einsetzt, und ist ein echtes Sommer-Stück. Vielgestaltig, mit wechselnder Dominanz der einzelnen Solisten, gezielten musikalischen Interaktionen und Spaßen, endend mit einem schier endlosen Trompeten-Solo Beckers über stereotypen Bläser-Figuren, angetrieben von Sommers dynamischem drive (den „gruppendynamischsten Schlagzeuger Europas" hat ihn ein Kritiker genannt). Ulrich Gumperts Workshop Band - ein Kollektiv von Individualisten. Die hier vorgestellten Stücke drücken auch aus, was jeder einzelne zum Ganzen beizutragen willens und in der Lage ist.
Martin Linzer (1979)

Mehr Informationen
ArtikelnummerAmiga 8 55 753
ProduktnameUlrich Gumpert Workshop Band
Preis19,90 €
LieferzeitIm Schallplattenladen Stralsund
InterpretUlrich Gumpert
Name - TitelUlrich Gumpert Workshop Band
LabelAMIGA
MedientypLP / Vinyl 12"
Vinylgewicht pro Schallplatte140 gramm
Anzahl der Platten1
BeilagenKeine
Release-Datum1980
Allgemeiner PlattenzustandGebraucht
Zustand TonträgerVery Good + (Sehr gut)
Zustand CoverVery Good + (Sehr gut)
PlattenreinigungReinigung mit Plattenwaschmaschine Double Matrix Professionel Sonic (Clearaudio)
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