The Eagles - The Best of

The Eagles - The Best of

Take it Easy

Peaceful Easy Feeling

Desperado

Tequila Sunrise

Best of My Love

Lyin´ Eyes

Take it to the Limit

One of These Night

Hotel California

New Kid in Town

Life in the Fast Lane

Heartache Tonight

The Long Run

Wie gewöhnlich gehen die Meinungen auseinander. Der englische Rockkritiker Lester Bangs schmähte sie und bezichtigte sie des Ausverkaufs jener Werte, die sie vertraten. Das amerikanische Publikum hingegen sah das anscheinend anders. Seine tätige Kaufkraft jedenfalls verhalf der Band gleich zu mehrfachem Charts-Erfolg und den so gern zitierten edelmetallenen Auszeichnungen der Schallplattenindustrie. Doch welcher Seite der Hörer auch immer zugeneigt sein mag, so viel steht fest: Wenn schon Schubladen sein müssen, dann sind die Eagles am ehesten dem Country Rock zuzuordnen, und ebenso können sie - ähnlich anderen Künstlern damals wie heute - nicht allein Gegenstand stilgeschichtlicher Betrachtungen sein. Man erinnere sich: Gegen Ende der 60er stellte sich heraus, daß dieses Jahrzehnt nicht nur aus Tatendrang, aufrührerischer Energie und Zuversicht bestand. Beim Nachdenken über und freudvollen Praktizieren von alternativen Lebensformen, während massiver Auflehnung gegen institutionelle Gewalt, sprich inmitten der Studentenrevolten gegen Amerikas Krieg in Vietnam, der Hippie-Bewegung der Woodstock-und-anderen-Festivals geschah es, daß nicht wenige junge Amerikaner dazu neigten, „sich selbst beizubringen, wie man sich in seinem eigenen Land als Außenseiter fühlt." (Greil Marcus) Trotz allem Verständnis dafür - gerade wegen Vietnam - glaubten dennoch viele daran, daß jene Ansicht verkehrt sei. Wie so oft in solchen Situationen beschwor man den Mythos der Tradition, die Werte des „guten alten" Amerika. Und kein anderer amerikanischer Populärmusikstil als Country & Western vertrat sie besser - Werte des weißen Amerika wohlgemerkt: Freundschaft, Optimismus, Rechtschaffenheit. Unter anderem The Dillards, The Band, Nitty Gritty Dirt Band, The Byrds, Bob Dylan (um 1968/69) vom Rock her kommend, sind in diesem Zusammenhang schon oft genannt worden, gleichfalls Waylon Jennings und Willie Nelson (Amiga 8 56 363), die Nashville, dem Zentrum des Country & Western und seinem Wohlklang entsagten und so Country & Western an sich zeitgemäß zu definieren suchten. Und wo nun sind die Eagles hier einzuordnen? Sie leisteten zweifellos einen der freundlichsten, gefälligsten Beiträge, was selbstverständlich den besonderen Erfahrungen und Ansichten geschuldet ist, mit denen die Band antrat, die sie im Laufe der Zeit sammelte und entwickelte. Als sie im August 1971 in Los Angeles gegründet wurde, bestand die Band aus Randy Meisner (b, voc/8.3.47 Scottsbluff, Nebraska) und Bernie Leadon (g, voc/19.7.47 Minneapolis/Minnesota), zuvor beschäftigt bei mehr oder weniger prominenten Country Rock-Aktivisten wie Poco, Rick Nelson's Stone Canyon Band und James Taylor, bzw. bei The Flying Burrito Brothers, Dillard & Clark und Linda Ronstadt. Zeitweilig dem Ronstadt-Clan angehört hatten auch die beiden anderen Ur-Eagles Glenn Frey (voc, g/6.11.48 Detroit, Michigan) und Don Henley (dr, voc/27. 7.49 Gilmer, Texas). Es heißt, gewarnt von den zermürbenden Egotrips früherer Mitspieler hätten sie von vornherein nach strafferen Formen hätten sie in diesem Umfang und obendrein mit solcher Regelmäßigkeit produzieren können, was der Volksmund Ohrwürmer nennt. Viele wurden echte Gassenhauer. Die insgesamt 6 Studioalben warfen 18 Singles ab, wovon 11 die amerikanischen Top Ten erreichten. Im Fall von „Take It Easy" ging die Titelzeile sogar in die Umgangssprache ein.
Nicht ganz so beständig blieb dagegen der stilistische Kontext, denn offenbar konnten sie mit ihrer Country Rock-Vergangenheit weniger anfangen als Glyn Johns, der die ersten beiden Alben „The Eagles" (1972) und „Desperado" (1973) in den Londoner Olympic Studios produzierte. Don Henley dazu: „Glyn dachte, wir seien ein hübsche halbakustische Country Rock-Band. Und jedes Mal, wenn wir Rock'n'Roll spielen wollten, nannte er uns tausend englische Bands, die das besser konnten." Bei den Arbeiten am dritten Album „On The Border" (1974) kam es unausweichlich zum Bruch. Die Eagles, nun übrigens verstärkt durch Don Felder (g), kehrten daraufhin an die amerikanische Westküste zurück und begaben sich in die Obhut des Produzenten Bill Szcymzcyk. An harte Rockschule ä la James Gang, Edgar Winter und J. Geils Band gewöhnt, vermochte er das erklärte Bedürfnis nach „Rock & Roll" viel genauer zu begreifen. Das vierte Album „One Of These Nights" (1975) kündet dann unzweideutig davon. Zudem wurde Bernie Leadon gegen Joe Walsh (g) ausgetauscht. Als ehemaliges James Gang-Mitglied, stilistisch gleichartiger Solokünstler und noch dazu Szcymzcyk-Schützling konnte er den neuen Trend zum gitarrenbetonten Rock nur noch unterstützen. So sind dann auf dem Album „Hotel California" (1976) nicht bloß die typischen Harmonien in den Hintergrund gerückt, sind Banjo, Steelguitar und Fiedel verschwunden; hier haben selbst die Songtexte nur höchstens noch ansatzweise mit Country & Western zu tun.
„Hotel California" markierte einen vorläufigen Höhepunkt. Erst nach dreijähriger Pause erschien das Album „The Long Run" (1979). Ihm folgte „Live" (1980,2 LP), dann zerfiel die Band in ihre personellen Bestandteile und jeder der Eagles zog sich auf seinen Horst zurück. Von dort steigen sie noch von Zeit zu Zeit herab, um bei verschiedenen Kollegen auszuhelfen. Auch bringen sie hin und wieder Solo-Platten unters Volk, jedoch mit weit weniger Erfolg als zu Zeiten, da sie noch gemeinsam spielten.
Bernd Gürtler (1989)