Szenen Aus Nathan Der Weise - Eduard Von Winterstein

Eduard von Winterstein, Kurt Conradi, Paul Henker & Martin Florchinger

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GOTTHOLD EPHRAIM LESSING - NATHAN  DER  WEISE
Szene Nathan — Tempelherr   Zweiter Aufzug, fünfter Auftritt
Szene Nathan — Klosterbruder   Vierter Aufzug, siebenter Auftritt
Die Ringerzählung   Szene Saladin — Nathan   Dritter Aufzug, siebenter Auftritt

EDUARD  VON WINTERSTEIN, Nathan
KURT CONRADI, Tempelherr
PAUL HENKER, Klosterbruder
MARTIN FLÖRCHINGER, Saladin

Der Nestor der deutschen Schauspieler, Eduard von Winterstein, der am 22. Juli 1961 kurz vor der Vollendung seines 90. Lebensjahres in Berlin starb, verkörperte für uns eine große Epoche der Berliner Theatergeschichte. Seine aktive und positive Einstellung zum Aufbau des Sozialismus in der Deutschen Demokratischen Republik und seine große reife Menschendarstellung waren untrennbar miteinander verbunden, befruchteten sich wechselseitig. Er war zweimaliger Nationalpreisträger und Träger des Vaterländischen Verdienstordens und des Goethe-Preises. Als Mitglied des Ensembles des Deutschen Theaters, dem er schon unter Otto Brahm und später zeitweise auch unter Max Reinhardt angehörte, spielte er auf seinen Wunsch die Rolle des „Nathan". Sie sollte die Krönung eines langen und erfolgreichen Schauspielerlebens werden. Eduard von Winterstein sagte einmal über Lessing: „Ich persönlich habe eine fanatische Liebe zu diesem Dichter, der uns keine „Rollen", sondern „Menschen" spielen läßt." Es ist wohl unbestritten die große humane Aussage dieses Alterswerkes von Lessing, und insbesondere die Figur des Nathan, die große Schauspieler immer wieder diese Rolle als Krönung ihrer Laufbahn ansehen läßt. Unter den schwierigsten Umständen schrieb Lessing seinen „Nathan". Als Schriftsteller fast verboten, schwer krank, geplagt von Sorgen um das tägliche Brot, kämpfte Lessing unermüdlich mit seiner Feder weiter. So wagte er noch einmal den Versuch, „ob man ihn auf seiner alten Kanzel, auf dem Theater, wenigstens noch ungestört predigen lassen" wird. Er hat die Aufführung seines Stückes selbst nicht mehr erlebt. Die Uraufführung fand zwei Jahre nach seinem Tod 1783 in Berlin statt. Noch einmal stellte Lessing in diesem Stück seine große These von dem ethischen Kern des Christentums, als einem Evangelium des Tuns und Handelns, zur Diskussion. Er vertrat den Standpunkt, daß der religiöse Glaube die private. Sache jedes einzelnen Menschen .sei. Aber aus diesem Grund müsse jede Religion, die orthodox und unduldsam sich zum Unterdrücker der wissenschaftlichen Forschung mache, ja die sogar zum sozialen Unterdrücker wird, bekämpft werden, ganz gleich welche es sei. Mehring hat in seiner „Lessing-Legende" ausdrücklich darauf hingewiesen, daß es falsch sei, in „Nathan" eine Verunglimpfung des Christentums oder gar eine Verherrlichung des Judentums zu sehen. Für sein Lied über die Toleranz mußte Lessing drei religiöse Bekenntnisse dramatisch sich aneinander messen lassen. Daher wählte Lessing als Schauplatz für sein Stück das dreigeteilte Jerusalem in Palästina zur Zeit des dritten Kreuzzuges, in dem Mohammedaner, Juden und Christen zusammen lebten.
Wenn Sie Eduard von Winterstein die berühmte Ringparabel sprechen hören, ist in seiner Stimme die Abgeklärtheit, Weisheit und Klarheit des alten „Nathan", der so viel gelitten und doch ein wahrhafter Mensch blieb. Wer besser als Eduard von Winterstein könnte von der hohen Warte seiner damals fast 90 Jahre uns Lessings hohes Lied von der Menschlichkeit so nahebringen. Welch ein reiches Leben voller schönster Erfüllungen in seinem Beruf lag hinter ihm. Welch ein Lebensoplimismus klingt aus den von ihm gewählten Worten aus Goethes „Faust II", mit denen er tiefbewegt 1958 bei der so einmaligen Feier seines siebzigjährigen Bühnenjubiläums für alle Ehrungen und Liebe dankte:
„Ihr glücklichen Augen, was ihr gesehn, Es sei, wie es wolle, es war doch so schön!" Sehen wir mit ihm zurück auf die wichtigsten Stationen seines Lebens: Er wurde am 1. August 1871 in Wien als Sohn des Hoftheaterintendanten von Wangenheim geboren. Der Name Winterstein entstammt einer Seitenlinie dieses Adelsgeschlechtes und wurde von ihm als Künstlername gewählt. Seine Mutter war eine Schauspielerin, die sich und ihre fünf Kinder, nachdem der Mann sie verlassen hatte, ganz allein durchbringen mußte. Als Eduard von Winterstein in Gotha, wo er einen Teil seiner Jugend verbrachte, im damaligen Hoftheater — als Tertianer — eine „Nathan"-Aufführung sah, hatte er nur noch den einen Wunsch, Schauspieler zu werden. Welch ein langer und schwerer Weg bis zur ersten vollen Anerkennung als Schauspieler. Als er 1889 am „Fürstlichen Theater in Gera" als eine Art Volontär für das „fürstliche Gehalt" von 30 Mark monatlich sein erstes Engagement antrat, da war dies ein kleiner allererster Schritt. Noch wurde er nicht als vollwertiger Schauspieler angesehen. Stralsund, Gelsenkirchen, Eisenach, Göttingen und verschiedene Sommertheater waren weitere Stationen, bis sein Engagement als 1. Held und Liebhaber in Annaberg 1893 und sein Auftreten als „Egmont" bei der Eröffnungsvorstellung des Annaberger Theaters den entscheidenden Wendepunkt brachte. Aber noch vergingen zwei Jahre bis zu seinem ersten Auftreten in Berlin im Jahre 1895. Dort debütierte er als Tellheim im Schillertheater, dem damaligen Haus des alten Wallner-Theaters. Ab 1898 spielte er am Deutschen Theater unter Otto Brahm. Nach kurzem Zwischenengagement am Lessing-Theater unter Oskar Blumenthal von 1901—1904 war er dann von 1905 am Deutschen Theater unter Max Reinhardt tätig. Nach der Emigration Reinhardts spielte Winterstein dann unter Hilpert bis 1938. Er war Waska Pepel in der deutschen Uraufführung von Maxim Gorkis „Nachtasyl" im Kleinen Theater (1903), das etwa 600 mal gespielt wurde. Er spielte den Nil in Gorkis „Kleinbürger", war 1904 der Ferdinand in „Kabale und Liebe" von Schiller mit Lucie Höflich als Luise und Max Reinhardt als alten Miller. Später dann war er der Karenin in Tolstois „Lebender Leichnam". Er war Gerhart Hauptmanns „Fuhrmann Henschel" und Goethes „Faust" in beiden Teilen, seine Lieblingsrolle. Zu seinen besten Rollen gehörten die Freundesrollen' des Kent in Shakespeares „König Lear" und des „Horatio" im „Hamlet". Rollen, die so ganz seiner Wesensart, seiner inneren Sauberkeit, Treue und seinem menschlichen Adel entsprachen. Niemals hat von Winterstein aus seinem Abscheu gegen den Hitler-Faschismus einen Hehl gemacht. Bei Hilpert spielte er von 1934—1938 nur noch sporadisch (den bösen Herzog in „Wie es euch gefällt", La Tremouille in Shaws „Heiliger Johanna", den Luther in Gilbrichts „Michael Kohlhaas" u. a.). Dann später im Schillertheater unter der Leitung Heinrich Georges stand er ebenfalls nicht allzu häufig zusammen mit Paul Wegener und Ernst Legal — wie er von den Nazis stillschweigend geduldet — auf der Bühne.
Seit 1945 spielte er dann wieder am Deutschen Theater. Er war in der Eröffnungsvorstellung mit „Nathan der Weise" damals der Klosterbruder neben Wegener als Nathan. Viele große Rollen erfüllte der nicht zu altern scheinende Winterstein, Prof. Sonnenbruck in Leon Kruczkowskis gleichnamigem Schauspiel, 1946 der alte Miller in „Kabale und Liebe". Er war in der Uraufführung von Gerhart Hauptmanns „Agamemnons Tod" Thestor, später dann der Lutheraner in Friedrich Wolfs „Thomas Münzer" und viele hundert Male Lessings „Nathan".
Lange schon hätte er Anspruch auf einen ruhigen Lebensabend gehabt. Aber Eduard von Winterstein kannte kein Ausruhen. Er gab dem Theater seine ganze Kraft und empfing durch das Theater immer wieder neue Impulse. Aber welch eine geschichtliche Spanne überbrückt auch diese künstlerische Laufbahn. Zu Beginn seiner künstlerischen Laufbahn existierte noch das Sozialistengesetz im Bismarckschen Reich. Engels lebte noch. Dann kamen zwei imperialistische Kriege, in nationalen Katastrophen endend, aber endlich doch ein Neubeginn im Osten Deutschlands, dem Winterstein aus vollem Herzen zustimmend die reifen Jahre seines großen Lebens widmete. Wir danken ihm dafür.
Lily Leder

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ArtikelnummerLitera 7 60 011
ProduktnameSzenen Aus Nathan Der Weise - Eduard Von Winterstein
Preis19,90 €
LieferzeitIm Schallplattenladen Stralsund
InterpretEduard von Winterstein, Kurt Conradi, Paul Henker & Martin Florchinger
Name - TitelSzenen Aus Nathan Der Weise - Eduard Von Winterstein
LabelAndere
MedientypLP / Vinyl 10"
Vinylgewicht pro Schallplatte140 gramm
Anzahl der Platten1
BeilagenKeine
Release-Datum1965
Allgemeiner PlattenzustandGebraucht
Zustand TonträgerVery Good + (Sehr gut)
Zustand CoverVery Good + (Sehr gut)
PlattenreinigungReinigung mit Plattenwaschmaschine Double Matrix Professionel Sonic (Clearaudio)

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