Staatskapelle Dresden Leitung Otmar Suitner - Joseph Lanner Walzer - Joseph Strauß Polkas

Staatskapelle Dresden Leitung Otmar Suitner - Joseph Lanner Walzer - Joseph Strauß Polkas

9,90 €
Nicht auf Lager
Lieferzeit: Im Schallplattenladen Stralsund

Staatskapelle Dresden Leitung Otmar Suitner - Joseph Lanner Walzer - Joseph Strauß Polkas

Hofballtänze

Steyrische Tänze

Die Schönbrunner

Pizzicato-Polka

Auf Ferienreisen

Frauenherz-Polka

Moulinet-Polka

Die Libelle

Feuerfest-Polka

Plappermäulchen

Als der Wiener Kongreß vom September 1814 bis zum Juni 1815 In der Donaumetropole tagte, tagsüber Länderschacher betrieb, nächtens tanzte und während an der Zeit den Völkern „die Haare vom Kopf fraß", spielte in den Sälen des .Sperr die Kapelle des Michael Pamer zum Tanz.
1818 gehörten zu dieser Kapelle zwei junge Burschen: der siebzehnjährige Joseph Lanner und der vierzehnjährige Johann Baptist Strauß. Aber schon 1819 trennte sich der junge Lanner von Pamer und gründete eine eigene „Tanzkapelle", die zunächst nur aus drei Musikern bestand: aus ihm selbst und den Brüdern Drahanek. Später gesellte sich noch der junge Strauß hinzu. „Ländler" oder „Walzer* nannte man die Tänze, zu denen sie aufspielten.
Der Ländler ist ein Tanz, der - sein Name deutet es schon an - auf dem Lande, von den Bauern getanzt wurde: Eine einfache, schöne, klare Melodie, kraftvoll und betont heiter, liegt ihm zugrunde, und zu dieser Musik drehen sich die Paare (daher auch: Dreher), springen und stampfen mit den Füßen - meist wurde er ja Im Freien getanzt.
Als das Bürgertum Im ausgehenden 17. und zu Beginn des 18. Jahrhunderts zum Kampf um die politische Macht antrat, schlug es seine ersten Schlachten auf dem Gebiet der Ideologie. In den fünfziger Jahren des 18. Jahrhunderts formulierte Jean Jacques Rousseau jene These, die dann auch zur Grundlage des neuen bürgerlichen Kunstideals wurde - .zurück zur Natur". Man besann sich auf eine ja bereits existierende natürliche Kunst - die des Volkes, und die bürgerlichen Künstler griffen sie auf und entwickelten sie gemäß ihren Intentionen und den Bedürfnissen Ihrer Klasse - die damals Interessenvertreterin aller Unterdrückten war —weiter.
So kam es auch dazu, daß der Ländler auf den Tanzböden des Bürgertums Einzug Welt und nach seiner .Metamorphose" zum Walzer seinen Siegeszug um die Welt antrat.
Auch die Polka und die Mazurka stützen sich auf Elemente der Volksmusik, auf Volkstänze der Tschechen und der Polen. Die Anteilnahme, die vor allem das junge Bürgertum dem nationalen Befreiungskampf der slawischen Völker entgegenbrachte, führte dazu, daß es der während dieser Zelt in jenen Ländern entstehenden (bürgerlichen} Nationalkultur mit lebhaftem Interesse und großen Sympathien begegnete Die Übernahme der Polka und der Mazurka in die Tanzmusik anderer Nationen war damit verbunden, daß spezifische Elemente der jeweiligen nationalen Musiktradition einflossen. So sind beispielsweise in den Polkas francaises von Josef Strauß ganz deutlich musikalische Einflüsse zu erkennen die auch für Offenbachs Handschrift typisch sind. Dennoch käme natürlich niemand auf den bedanken. Ihre Herkunft aus der Wiener Tanzmusik anzuzweifeln. Die Polkamazurka - die Betonung liegt auf Mazurka - ist das Ergebnis der Wandlungen, die der polnische Volkstanz aus Masowien auf seinem Weg in die Tanzsäle Deutschlands und Österreichs erfuhr: Das Tempo des Tanzes ist gemächlicher - eben der Polka ähnlich -, die rhythmischen Akzente sind weniger scharf gesetzt als in der Polnischen Mazurka (man vergleiche einmal mit der Mazurka aus „Haika ); sie Ist gleichsam „salonfähig" gemacht worden.
Die Welt hatte Ihr Antlitz seit der Französischen Revolution entscheidend verändert Aus den Revolutionsheeren waren Aggressionsarmeen der französischen Großbourgeoisie geworden; und nach Ihrer Niederlage schickte sich das feudalabsolutistische Europa an, seine Macht noch einmal zu festigen. Exponent der europäischen Reaktion war Fürst Metternich, der heimliche Herrscher der k. u. k. Monarchie.
Seine Devise, mit der es gelingen sollte, jahrzehntelang jede revolutionäre Bewegung zu unterbinden, lautete: Man müsse das Volk zerstreuen, damit es sich "'cht versammle. Mit anderen Worten: Sollte es Walzer tanzen, wann Immer es wollte! Hauptsache, es vergaß darüber, daß wenlge Jahrzehnte zuvor ein Volk die Carmagnole getanzt hatte. Unter Metternichs Herrschaft entstanden dann auch jene Riesentanzpaläste, deren berühmtester der „Sperl“ wurde, bildete sich jener Industriezweig heraus, den man gemeinhin als Unterhaltung- oder Vergnügungsindustrie bezeichnet.
Hier und in dieser Zeit wurde auch der Grundstein gelegt für die Kommerzialisierung des Musikbetriebes, zum Auseinanderklaffen von .leichter* und „ernster" Musik.
Joseph Lanner und der ältere Strauß sind die entscheidenden Initiatoren der Entwicklung der Wiener Tanzmusik im 19. Jahrhundert gewesen. Lanners erste Walzer sind eigentlich noch Ländler, und bemerkenswerterweise pflegte Lanner den Ländler auch weiter - außer den .Steyrischen Tanzen* wurden die .Wiener" und die .Dombacher Ländler* noch sehr bekannt Erst allmählich bildete Lanner die Walzerkette mit Einleitung und Finale heraus, reicherte er später die Einleitung von den ursprünglichen einleitenden Kadenz-Akkorden bis zum Stimmungsbild an, unterlegte er den Walzern Programme, den Potpourris sogar eine ausgedehnte Handlung, ließ er als erster im Finale des Walzers noch einmal die schönsten musikalischen Einfälle der- Walzerkette aufklingen - kurz: von Lanners Walzern führt die Entwicklungslinie direkt zu den „G'schichten aus dem Wienerwald" und den .Dorfschwalben aus Osterreich".
Kaum einer weiß, daß es auch einen Lanner-Sohn gab, der in seiner Zeit als Orchesterleiter wie als Komponist und Gelgenvirtuos sehr erfolgreich war. Aber jeder kennt die Namen der Söhne des alten Walzerkönigs Strauß: der älteste, Johann, wurde weltberühmt und auch die Namen der beiden jüngeren, Josef und Eduard, sind unvergessen geblieben.
Josef Strauß, zwei Jahre jünger als Johann, sollte nach dem Willen des Vaters Offizier werden. Der kränkliche, sensible Jüngling sträubte sich verzweifelt dagegen. Er wurde Architekt und Bauzeichner. Sein Plan, das Diplom als Ingenieur zu erwerben, schlug indes fehl: Johann hatte einen Nervenzusammenbruch erlitten. Die Existenz der Strauß-Kapelle - das Geschäft! - stand auf dem Spiel Eduard war erst achtzehn Jahre alt Also sollte Josef die Leitung des Familienunternehmens In seine Hände nehmen. Josef Hebte die Musik, spielte gern Klavier, aber ebenso gern zeichnete er. Er sträubte sich, empfand es als unzumutbar, auf seinen geliebten Beruf verzichten zu sollen. Die Mutter und Johann drängten. .Du bist der Begabteste von uns!", soll er zu Josef gesagt haben. Schließlich gab Josef nach. Rasch eignete er sich die äußerliche Technik des Dirigierens an und debütierte am 23. Juli 1853 im .Sperr. Mit den ersten Erfolgen schwand auch seine Abneigung gegenüber dem Musikerberuf. Er nahm ein Studium bei Franz Dolleschall auf, absolvierte es glänzend und erlernte bei Franz Amon das vlolinspiel
In rascher Folge entstanden 283 Kompositionen: grazile Polkas, schwermutige Mazurken und berauschende Walzer. Josef und Johann wechselten sich bald wieder in der Orchesterleitung gegenseitig ab, begleiteten es abwechselnd während der Auslandstourneen; später kam Eduard als dritter Orchesterleiter noch hinzu.
Doch wie schon Johann trieb auch Josef Raubbau an seiner Gesundheit. Nach einem totalen Zusammenbruch starb er, Im gleichen Alter wie einst Lanner - 42jährig - In Wien. Seine Kompositionen, denen des berühmteren Bruders ebenbürtig, wurden dem Straußschen „Gesamtwerk" eingeschmolzen, und auch heute noch steht Josef Im Schatten des Bruders. Sehr zu unrecht - die Melodien auf unserer Schallplatte beweisen es.
Warum erscheint sie uns so jung, diese Musik, die doch nun schon mehr als hundert Jahre alt Ist?
Die Komponisten waren - wie die Klasse, der sie entstammten - voll Lebenszuversicht Überhaupt schien das Leben voller Hoffnunaen und Schönheiten, und bunt und vielfältig wie das Leben sind daher die musikalischen Bilder und Gestalten, die sie In ihren Werken einfingen. Sie hatten die Bindung an die Volksmusik noch nicht verloren, und sie Ist es, die Ihre Melodienfindung noch oft beeinflußt Ihre Musik ist heiter und zärtlich, traurig und komisch, ausgelassen und verträumt sie ist wirklich, wie das Leben selbst - und all das macht sie uns auch heute noch so liebenswert.                                                                
Hannelore Grünberg (1971)

Mehr Informationen
ArtikelnummerAmiga 8 45 081
ProduktnameStaatskapelle Dresden Leitung Otmar Suitner - Joseph Lanner Walzer - Joseph Strauß Polkas
Preis9,90 €
LieferzeitIm Schallplattenladen Stralsund
InterpretStaatskapelle Dresden Leitung Otmar Suitner
Name - TitelJoseph Lanner Walzer - Joseph Strauß Polkas
LabelAMIGA
MedientypLP / Vinyl 12"
Vinylgewicht pro Schallplatte140 gramm
Anzahl der Platten1
BeilagenKeine
Allgemeiner PlattenzustandGebraucht
Zustand TonträgerVery Good + (Sehr gut)
Zustand CoverVery Good + (Sehr gut)
PlattenreinigungReinigung mit Plattenwaschmaschine Double Matrix Professionel Sonic (Clearaudio)
Eigene Bewertung schreiben
Sie bewerten:Staatskapelle Dresden Leitung Otmar Suitner - Joseph Lanner Walzer - Joseph Strauß Polkas
Ihre Bewertung