Schöpfer Mensch - Hanne-Lore Kuhse, Gisela Pohl, Peter Schreier, Siegfried Hausmann, Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin & Helmut Koch

Schöpfer Mensch  - Hanne-Lore Kuhse, Gisela Pohl, Peter Schreier, Siegfried Hausmann, Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin & Helmut Koch

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Schöpfer Mensch  - Hanne-Lore Kuhse, Gisela Pohl, Peter Schreier, Siegfried Hausmann, Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin & Helmut Koch

Fritz Geißler (geb. 1921)
SCHÖPFER MENSCH
Oratorium in drei Teilen für Soli, Chor und Orchester
Text von Günther Deicke
Dem VIII. Parteitag der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands gewidmet
Auftragswerk des VEB Edition Peters, Leipzig
Hanne-Lore Kuhse, Sopran
Gisela Pohl, Alt
Peter Schreier, Tenor
Joachim Vogt Tenor
Siegfried Hausmann, Bariton
Rundfunkchor Berlin Rundfunk-Solistenvereinigung Berlin
Choreinstudierung: Heinrich Moser
Rundfunk-Sinfonie-Orchester Berlin
Dirigent: Helmut Koch

Verlag: VEB Edition Peters, Leipzig:
Redaktion: Ingrid Hauk
Gestaltung: Axel Dehlsen
Titelseite: Bert Heller „Geburt der DDR" Museum für Deutsche Geschichte 5 -Farbaufnahme: Heinz Nixdorf

„Große Werke müssen geplant sein und hängen nicht von einer Laune ab ..." formulierte Hanns Eisler einst bezüglich der Entstehung seiner „Deutschen Sinfonie" und postulierte damit eines der wesentlichen Prinzipien im verantwortungsvollen Schaffensprozeß sozialistischer Künstler. Heute ist uns der in seiner Prägnanz für Eisler typische Satz ein bereits über viele Jahre hinweg vertrauter Arbeitsgrundsatz, in dem Höhepunkte der gesellschaftlichen Entwicklung unseres Landes ihre planmäßige, auf das gesellschaftlich Notwendige konzentrierte Widerspiegelung in der Kunst finden. Man denke auf dem Gebiet der Musik, speziell der Vokalmusik, an so bedeutsame Werke wie Ernst Hermann Meyers „Mansfelder Oratorium", Ottmar Gersters „Eisenhüttenkombinat Ost", Paul Dessaus „Deutsches Miserere", Günter Kochans „Wir, unaufhaltsam", Ruth Zechlins Lidice-Kantate und viele andere Kompositionen, deren Impulse aus gravierenden gesellschaftlichen Ereignissen resultieren.
Jüngstes Zeugnis dieser von Kontinuität gekennzeichneten Entwicklung ist das nach Texten Günther Deickes (geb. 1922) von Fritz Geißler (geb. 1921) vertonte Oratorium „Schöpfer Mensch", das als Auftragswerk in Vorbereitung des VIII. Parteitages der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands entstand. Ohne zum Zeitpunkt der Auftragserteilung bereits Detailfragen der Gestaltung beantworten zu können, waren sich Auftraggeber und Autoren in einem Punkt einig: den Versuch zu unternehmen, ein Kunstwerk zu schaffen, das mit den ihm eigenen spezifischen Mitteln das erregende Geschehen unserer Zeit einfängt. Ein Thema mußte gefunden werden, das der Kumpel im Tagebau ebenso versteht wie der Schiffs-, Städte- und Maschinenbauer, ein Thema, das die Mitglieder sozialistischer Kollektive in Stadt und Land in gleicher Weise berührt, wie die Wissenschaftler und Studenten an den Hoch- und Fachschulen; kurzum ein Thema, das, gestaltet aus den Erfahrungen und Erfolgen von Vergangenheit und Gegenwart, die Zukunft ahnen läßt. Aus der Vielzahl der sich in diesem Zusammenhang anbietenden Möglichkeiten entschieden sich alle Beteiligten für eines der wohl ergreifendsten und schönsten Ereignisse in unserem Leben: die Geburt eines Kindes.
Namenlos noch
in der Mutter Schoß,
geborgen,
behütet von Händen
und von Gedanken,
gekost schon von einem Traum:
Mein Kind!
Namenlos noch
bricht er schor
Mit diesen Worten beginnen die Gesänge des Oratoriums. In gedankenreichen, inhaltlich überzeugenden Bildern skizziert Günther Deicke den sozialistischen Menschen unserer Tage, seine Bezüge zur Geschichte, zu den sozialen Kämpfen der Gegenwart in der Auseinandersetzung zwischen Sozialismus und Imperialismus, seine Beschäftigung mit Natur, Wissenschaft, Technik und Kultur, wie vor allem aber seine Beziehungen zu seinen Mitmenschen. Ohne in die-Gefahr rhetorischer Plakativität zu geraten, schildert Deicke Geschichtsbilder von holzschnittartiger Prägnanz, die, in den lyrischen Betrachtungen von poetischer Schönheit gekennzeichnet, im Kontext des Gesamtwerkes zu einem zentralen Punkt hinführen: der Notwendigkeit der führenden Rolle der Arbeiterklasse als einzig wirksame Garantie für Frieden, gesellschaftlichen und sozialen Fortschritt. Das künstlerisch-ästhetische Ziel Deickes ist ein die Vielfalt unserer sozialistischen Gesellschaft zeigendes Bild, das er in einer klar gegliederten und leicht verständlichen Sprache darzulegen weiß. Ihr gleichermaßen immanent sind sein feinfühliges Bekenntnis zur Schönheit der Natur wie zur politischen Realität unserer Zeit. Einen literarischen Bezugspunkt suchend, könnte man sagen, Deickes Dichtung ist die von Verantwortung bestimmte organische Fortsetzung der Dichtungskonzeption Johannes R. Bechers, wobei ihre sprachliche Eignung zur musikalischen Verarbeitung als spezifisches Attribut zu werten bleibt. Die durch den Text vorgegebene dreiteilige Grundform aufgreifend, geht es Fritz Geißler bei der kompositorischen Realisierung des Werkes nicht um eine historisierende Wiederentdeckung von bestimmten Formelementen des Oratoriums. Sein Ziel ist vielmehr der Versuch, einer Synthese von Oratorium und Sinfonie, was an der motivisch-thematischen Substanz des Werkes, insbesondere aber an der Art und Weise ihrer handwerklich-technischen Verarbeitung in den einzelnen Teilen unschwer erkennbar ist. Aus einem an klanglichen Urzustand erinnernden vertikalen Schichtungsprozeß von Kleinterzintervallen kristallisiert sich im Sinne des sinfonischen Entwicklungsprinzips die musikalisch-gedankliche Substanz des Werkes heraus, die parallel zur verbal geschilderten Kindesgeburt nach und nach ihr endgültiges motivisch-thematisches Profil erhält. Geißler bedient sich hier wie auch im weiteren Verlauf des Oratoriums einer breiten Palette musikalischer Mittel historisch unterschiedlicher Herkunft, ohne in die Gefahr eklektizistischer Anklänge zu gelangen. Neben Elementen der Musik unseres Jahrhunderts — wobei die Klangwelt Hanns Eislers eine besondere Stellung einnimmt — begegnen wir kompositorischen Leitbildern der europäischen Klassik, denen sich Geißler in künstlerisch-schöpferischer Eigenständigkeit verpflichtet fühlt. Besondere Aufmerksamkeit gebührt seinem speziellen Verhältnis zu den vokalen Partien des Oratoriums. Entgegen dem klassischen Oratorienprinzip verleiht Geißler dem sonst fast ausschließlich in kommentierenden Betrachtungen verweilenden Chor handlungstragende Funktion, gleichsam die gesellschaftliche Kraft und Entwicklung symbolisierend. Der dynamischen Konzeption folgend, erschließt der Komponist mit der erweiterten chorischen Aufgabenstellung eine Vielzahl von Klangmöglichkeiten, angefangen vom rezitativisch-bohrenden Agitpropstil über Flüsterparlando, melodisch weiträumig angelegte A-cappella-Sätze, dramatische achtstimmige Doppelchöre bis hin zum gleichberechtigten Konzertieren von Orchester, Chor und Solistenensemble.
Wie im gesamten, bisher vorliegenden Schaffen Geißlers, geht es dem Leipziger Komponisten nie um isoliert stehende Teillösungen oder um ihrer selbst willen aufgesetzte Effekte, seien sie von der Form, der Wahl der Mittel oder sonstigen handwerklichen Detailaspekten her bestimmt. Übergeordnet findet sich stets die zielstrebige Realisierung der inhaltlichen Idee. Hier spätestens zeigt sich, daß es Geißler mit der Bezeichnung Oratorium nicht um eine Ausfüllung der engeren Traditionen dieser Werkgattung geht, sondern vielmehr um das Prinzip des Sinfonischen in der Musik als tragfähige Grundlage für die dialektische Auseinandersetzung mit einem nach großer Form strebenden Gegenstand. Den literarischen Eigenwert der Texte von Günther Deicke wahrend, bemüht sich Geißler in dramaturgisch einfühlsame rWeise um künstlerische Überhöhungen wie musikalisch-gedankliche Weiterführung bzw. Erweiterung des inhaltlichen Anliegens. Als Grundlage dienen ihm dabei eine einprägsame, im besten Sinn populäre Melodik, profilierte harmonische und dynamische Expressivität, virtuose Instrumentation, formale Übersichtlichkeit wie vor allem die schöpferische Besinnung auf die progressiven Traditionen der europäischen Vokalsinfonik.
Als interessant und aufschlußreich erweisen sich in diesem Zusammenhang einige Gedanken von Günther Deicke und Fritz Geißler, die einen wenn auch selektiven Einblick in die im Verlauf des Werkentstehungsprozesses aufgetretenen Schaffensprobleme gewähren. Günther Deicke: „Von mir aus gesehen kann ich sagen, daß mir der Text anfangs große Mühe bereitet hat. Zunächst versuchte ich, das Thema irgendwie zu umreißen. Es kamen die verschiedensten, z. T. noch sehr vagen und häufig unzusammenhängenden Bilder, die ich zu ordnen begann; und gerade bei dieser sich überwiegend in der Vorstellungskraft vollziehenden Arbeit kam der Punkt, wo ich glaubte, ich schaffe es nicht. Zu viele Faktoren strömten auf mich ein. Man muß sich diese Situation in etwa so vorstellen, als gelte es in einer Werkhalle oder in einem Konstruktionsbüro eine knifflige Aufgabe zu lösen, von der die Funktionstüchtigkeit des gesamten zu bauenden Gerätes abhängt. In dieser Zeit muß man zunächst völlig für sich allein arbeiten können, um sich in die künstlerische Kompliziertheit, Spezifik und Größe der Aufgabe hineinzufinden und um zu ihr ein starkes persönliches Verhältnis zu bekommen, — kurzum, um sich mit ihr zu identifizieren. Was die musikalische Orientierung des Textes betrifft, so hörte ich in dieser Zeit über Tage hinweg stundenlang Schallplatten mit vokalsinfonischen Werken Händels, Bachs, Haydns sowie zeitgenössischer vokalsinfonischer Musik. Was ich damit studieren wollte, war das komplizierte Zusammenwirken von Text und Musik unter besonderer Berücksichtigung des dramaturgischen Aufbaues. Als besonders instruktiv erwiesen sich für mich dabei die Haydnschen Oratorien „Schöpfung" und „Jahreszeiten". Die überragende Einfachheit und Verständlichkeit dieser Werke waren für mich Lehrbeispiel und künstlerisches Erlebnis zugleich." Fritz Geißler: „Ich finde, was Günther Deicke in seinen letzten Sätzen angeschnitten hat, nämlich das intensive, im Detail betriebene Studium der Werke der Klassiker ist von elementarer Bedeutung, für jeden ernsthaft arbeitenden Künstler gewissermaßen Schaffensprinzip, nicht um schlechthin nachzuahmen oder gar stilistisch zu kopieren, sondern um durch genaueste Kenntnis und Beherrschung der einmal als tragfähig erkannten musikalischen Ausdrucksmöglichkeiten zu einem organisch aus der Tradition erwachsenen Neuerertum zu gelangen. Ich selbst habe in meinem bisherigen Schaffen eine ganze Anzahl von Entwicklungsstufen durchlaufen. Sie waren meiner Meinung nach notwendig, um den handwerklich wie ästhetisch erforderlichen Überblick zu erhalten. In diesem Prozeß des Lernens, in dem sich ein Komponist Zeit seines Lebens befindet, werden auch immer wieder Experimente erforderlich sein. Entscheidend ist nur, zu erkennen, daß musikalische Experimente niemals isoliert zum Selbstzweck erfolgen, daß einmal als künstlerisch unergiebig erkannte Versuche nicht in der Hoffnung auf den Doch-noch-Erfolg wiederholt werden und — dies scheint mir das Wichtigste — daß Experimente nicht dem Zufall überlassen bleiben, sondern einer klaren überprüfbaren, künstlerisch ästhetischen und handwerklichen Zielstellung unterworfen sind."
Bernd Pachnicke (1973)

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ArtikelnummerNova 8 85 044 & 8 85 045
ProduktnameSchöpfer Mensch - Hanne-Lore Kuhse, Gisela Pohl, Peter Schreier, Siegfried Hausmann, Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin & Helmut Koch
Preis29,95 €
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InterpretVarious Artists
Name - TitelSchöpfer Mensch
LabelAndere
MedientypLP / Vinyl 12"
Vinylgewicht pro Schallplatte140 gramm
Anzahl der Platten2
BeilagenKeine
Release-Datum1973
Allgemeiner PlattenzustandGebraucht
Zustand TonträgerVery Good + (Sehr gut)
Zustand CoverVery Good + (Sehr gut)
PlattenreinigungReinigung mit Plattenwaschmaschine Double Matrix Professionel Sonic (Clearaudio)
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