Robert Long - Morgen Sind Wir Tolerant

Robert Long - Morgen Sind Wir Tolerant

Thorbeckeplatz

Komisch

Wie Glücklich Sie Doch Waren

Stark Sein

Hinter Dem Horizont

Lebenslänglich

Feste Jungs

Sieben Nach Zwölf

Sagte Immer Mama

Tolerant

Als Robert Long am 22. Oktober 1943 In Utrecht geboren wurde, hieß er noch Bob Levermann. Zu seiner heutigen Körpergröße von 1,92 m fehlten damals noch etliche Zentimeter. Er arbeitete als Schaufensterdekorateur. bevor er eines Tages feststellte, daß er etwas zu sagen hat, daß es ihm eigentlich Spaß macht, das Gesagte musikalisch zu verpacken und das fertige Produkt auf der Bühne zu präsentieren! Kein Wunder also, daß er seine Lieder dekoriert, inszeniert, bisweilen auch zelebriert. Aber zuerst kommen immer Text und Musik, dann eine Welle nichts, irgendwann setzen sich Robert Long. Erik van der Wurff, John Möhring und Koos Mark zusammen. In wochenlangen Sitzungen wird an jedem einzelnen Song gefeilt, bis eine optimale Synthese von Text. Musik. Arrangement und Präsentation gefunden ist. Für die Arrangements ist Erik van der Wurff verantwortlich, der mit Liedern dieser Art perfekt umzugehen weiß. und nicht nur, weil er von Anbeginn an auch mit Herman van Veen zusammenarbeitet Seine Synthesizerklänge weben den Teppich, der Robert Long und seinen Musikern sicheres Fundament ist. Koos Mark leitet das Orchester. Robert Long ist kein Mann der schnellen Lieder, für seine Platten Iäßt er sich stets Jahre Zeit Stile. Sounds und Trends interessieren ihn nicht Er singt ganz einfach von dem, was er erfährt, was er sieht was er führt. Von der Menschlichkeit Im Großen wie im Kleinen. Zur Menschlichkeit gehört die Moral. Hier vertritt Robert Long Positionen, die ihm bereits mehrmals Kritik seitens klerikaler Kreise einbrachte.
»Hinter der Trommel her trotten die Kälber. Das Fell für die Trommel liefern sie selber", heißt es In Bertolt Brechts .Kälbermarsch". Robert Long aus den Niederlenden und sein in der deutschen Sprache wohl etwas perfekterer Helfer Michael Kunze machen's weniger prosaisch; »Latsch wie eine dumme Kuh nur auf den eignen Metzger zu!" „Feste Jungs" heißt das Lied aus dem Jahre 1979, das heute noch genauso aktuell wie damals Ist Charakterisierungen wie politischer Sänger, Liedermacher, Chansonnier sind für Robert Long allesamt zu klein. Er ist auteur-interprete plus auteur-compositeur, betreibt literarisches Musiktheater und hätte sich wohl auch in den cafes chantants im Paris des 19. Jahrhunderts wohlgefühlt. Und daß da ab und an mal ein Marsch, ein Walzertakt, ein Stück Klassik und selbst ein Blues durchschimmern, mit entsprechender Instrumentierung, Ist für ihn nicht mehr als Mittel zum Zweck. Wichtig ist die Aussage -auch auf dieser Platte mit Aufnahmen aus fast zehn Jahren Robert Long: „Am Ende dieses Albums will ich euch um etwas bitten. Laßt uns einander etwas versprechen. Wenn unser Fernsehabend endet und wir schlafen gehn, dann sagen wir zu uns selber, ehe wir das Licht ausdrehn: Morgen sind wir tolerant!" Aber Robert Long wäre nicht Robert Long, wenn da nicht schon wieder diese zweite Ebene lauern würde. Auch Toleranz kann tödlich sein. „Stark sein. Ich will starksein." Denn: „Unter der Haut wohnt das Heimweh, der Hunger nach einem Gefühl, das kein anderer kennt,/ Sehnsucht, den Traum zu erfahren, dann fängt der Zauber erst an. / Das Wunderbare, das Wahre ward ich erleben, irgendwann."
Rainer Bratfisch (1989)