Piatkowski & Rieck - Plattdeutsche Lieder

Plattdeutsche Lieder - Piatkowski & Rieck

Piatkowski und Rieck sind fanatische Mecklenburger, derart, wie Mecklenburger nur fanatisch sein können. Wo sie auch auftauchen, nie versäumen sie einen Hinweis auf ihren Wohnort Rostock, als würde der sie besser charakterisieren als ihre Namen, ihre Berufe und sonst etwas.
Man ist eher skeptisch, wenn man überlegt, ob die niederdeutsche Sprache bestehen wird. Aber wenn sie bleibt, werden Piatkowski und Rieck das ihre dazu beigetragen haben. Sie singen plattdeutsche Lieder, spielen plattdeutsche Gags, sie stellen niederdeutsche Mentalität und Lebensweise auch außerhalb Mecklenburgs so vital dar, daß man nicht an den Untergang glauben mag.
Vom Geburtsort Piatkowski's (Burg) ist mehr oder weniger nur die Eintragung unter der Rubrik „Geburtsort" geblieben, denn kurz nach dem Eintritt ins Leben, begann er die Luft des Meeres zu schnuppern.
Rieck hatte es so gesehen einfacher. Nicht nur, daß in seiner Geburtsurkunde alles stimmt, er ist darüber hinaus gelernter Vollmatrose und selbstverständlich zur See gefahren, bevor er an der Rostocker Universität Elektronik studierte. Er absolvierte eine Gesangs- und Gitarrenausbildung am Rostocker Konservatorium, in dem auch Joachim Piatkowski die Fächer Stimmbildung, Gitarre, Klavier belegte. Letzterer arbeitet heute als Arzt in der Rostocker Universitäts-Nervenklinik. Für ihn steht beruflich nicht die Frage entweder oder... Er möchte beides machen, weil hinter beidem Leidenschaft und Profession steckt.
Seit 1975 gibt es gemeinsame Pläne, die in den Programmen: „Marie, Marie, maak up de Dör", „Kaamt tohoop", „Liederzirkus Cantus Faximus" (für Kinder) und „Du schliefst, Land Mecklenburg" ihren Ausdruck fanden. Zu den 5. Chansontagen, 1979, erhielten sie den Hauptpreis des Ministers für Kultur, 1980 eine Goldmedaille zu den Arbeiterfestspielen. „Die Lieder eines Volkes geben ganz es selbst", heißt es im Vorwort einer 1980 erschienenen Volksliedersammlung. Jedes Volk singt und dichtet nichts anderes als seine eigene Geschichte. Liedersänger, ob sie nun alte Lieder neu entdecken, oder neue schreiben, sind Chronisten der Zeit. Seit Jahren forschen Piatkowski/Rieck in Mecklenburgs Archiven nach vergessenen historischen Fakten. Was sie aus der Zeit um 1848 zu Tage beförderten, ist zu ihrem bislang umfangreichsten Projekt geworden, das Programm: Du schliefst, Land Mecklenburg, aus dem auch Lieder auf dieser Platte enthalten sind. Dieses „Wiederentdecken" ist für Piatkowski/Rieck schöpferisches Aneignen, Entwickeln und Lebendigmachen eines über längere Zeiträume verschütteten Liedgutes.
„Was gestern volkstümlich war, ist es nicht heute, denn wie das Volk gestern war, so ist es nicht heute", schreibt Brecht. Joachim Piatkowski und Wolfgang Rieck bringen erstaunlich viel  Heute   in jahrhundertealte Lieder und sie haben neue, plattdeutsche Lieder kreiert, die - kann man es voraussagen ? - in hundert Jahren noch gesungen werden.
Barbara Thalheim


Wir verbeugen uns tief vor den Textdichtern
Herzlichen Dank den Musikern:
Fred Saupe: Tuba, Akkordeon / Christian Trompler: Violine / Eberhard Wünsch: Viola /
Jens Naumilkat: Violoncello / Matthias Suschke: Piano, Synthesizer / Georgi Gogow: Geige /
Gisbert Piatkowski: Gitarre.
Unser besonderer Dank gilt Jens Naumilkat, der die einfühlsamen Zusatz-Arrangements der Titel
1, 6, 13, 14 und 16 besorgte,
Titel 3, 9 und 15: Aufnahmen Rundfunk der DDR
Musik- und Tonregie: Walter Müller • Produktion: Klaus Peter Albrecht (1983)

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Hür tau min Jung  
Komposition: Joachim Piatkowski Text: Fritz Meyer-Scharffenberg

Anna Susanna  
Komposition und Text: Traditional

Dree Rosen  
Komposition und Text: Traditional Ein Liebeslied aus dem 16. Jahrhundert.

Fief Sohns
Komposition und Text: Traditional Klagelied einer Seefahrerwitwe, die sowohl Mann als auch ihre Kinder verloren hat.

De Linnewevers  
Komposition und Text: Traditional
Ein Spottlied auf eine früher geächtete Zunft.

De Duuw  
Komposition: Traditional Text: Traditional, Nachdichtung: Lisa Milbret

Buernleed
Komposition: Wolfgang Rieck
Text: Lisa Milbret
Dieses Lied entstand nach dem Besuch des Museumsdorfes Klockenhagen.

Feldstein an de Strat
Komposition: Joachim Piatkowski (unter der Verwendung des Motivs „Die Moorsoldaten")
Text: Lisa Milbret Im Frühjahr 1945 wurden tausende Häftlinge des KZ's Sachsenhausen in Richtung Norden getrieben. Es war geplant, sie auf Schiffe zu verladen, die versenkt werden sollten. Uns zur Mahnung und zu Ehren der Häftlinge, die auf diesem Todesmarsch ermordet wurden, sind auf der Landstraße von Parchim nach Schwerin Feldsteine aufgestellt worden.

Weegenleed  
Komposition und Text: Traditional


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Dree Daag  
Komposition und Text: Traditional Klagelied eines Tagelöhners aus Mecklenburg, entstanden im vorigen Jahrhundert.

Kongreßleed  
Komposition: Wolfgang Rieck Text: Hoffmann von Fallersleben Nachdichtung: Lisa Milbret Das Lied ist den ritterschaftlichen Abgeordneten des Mecklenburgischen Landtages zu Malchin gewidmet. Die Vorlage fanden wir im „Reformblatt für beide Mecklenburg" vom 8. März 1851.

De Paap  
Komposition und Text: Traditional
Ein bissiges Spottlied auf einen Warnemünder Pfarrer, das um 1850 aufgeschrieben wurde.

Fastelabendpredigt för Jehann  
Komposition: Joachim Piatkowski Text: John Brinckman
Der mecklenburgische Dichter John Brinckman wanderte 1841 nach Amerika aus und kehrte 1843 enttäuscht zurück. Als Warnung für seine Landsleute schrieb er dieses Gedicht.

Weegenleed 1848
Komposition: Wolfgang Rieck Text: Helmuth Schröder Bearbeitung: Lisa Milbret
Gefunden in einer Gedichtsammlung aus dem Jahre 1850.

Dat du min Leevste büst  
Komposition und Text: Traditional
Adschüs
Komposition: Wolfgang Rieck Text: John Brinckman
Bearbeitungen: Joachim Piatkowski/Wolfgang Rieck