Paul Robeson - Amerikanische Ballade

PAUL ROBESON – AMERIKANISCHE BALLADE - SEIN LEBEN IN LIED UND WORT
Ein Rückblick anläßlich des 70. Geburtstages des Künstlers am 9. April 1968

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BEAR THE BURDEN IN THE HEAT OF THE DAY
Hymne

DIDN'T MY LORD DELIVER DANIEL?
Spiritual

WITNESS
Spiritual mit Lawrence Brown SKYE BOAT SONG
Schottisches Lied

VOLKSLIEDVERGLEICH
(Lieder aus Afrika und Alabama)

HAZZAM
Ungarisches Lied
GOSPODI, GOSPODI
aus „Boris Godunow" von Modest P. Mussorgski IV. Aufzug, 2. Bild

AUSSCHNITTE AUS DEM FILM „NATIVE LAND-  (1942) von Paul Strand und Leo Hurwitz
Musik: Marc Blitzstein

MONOLOG AUS „OTHELLO"
von William Shakespeare IV. Akt, 2. Szene

Seite 2
VON LAND ZU LANDE
aus  »Der stille Don"
von Iwan I. Dsershinski
aus dem  PEEKSKILL-KONZERT (1949)

THIS LITTLE LIGHT OF MINE
Hymne
aus dem PEACE-ARCH-KONZERT
an der US-Kanadischen Grenze (1952)

LE CANADIEN ERRANT
Französisch-Kanadisches Lied
KABELKONZERT
zwischen New York und London, 26. Mai 1957
Gespräch  und  Lied

SCANDALIZE MY NAME
Spiritual

DER FLOH
Musik:  Modest P.  Mussorgski
Text nach Goethes „Faust"
BOTSCHAFT AN DEN WIENER FRIEDENSKONGRESS 1952
von Bertolt Brecht

OL' MAN RIVER
Musik: Jerome Kern  
Text: Oscar
Hammerstein II (Version: Paul Robeson)

Deutscher Sprecher: Hans Hildebrandt
PAUL-ROBESON-ARCHIV DER DEUTSCHEN AKADEMIE DER KÜNSTE ZU BERLIN

„Mr. Paul Robesons .Othello' ist stark wie eine Eiche" — „sein .Toussaint' war wie ein Baum aus Ebenholz" — Rezensionen über Paul Robesons Theaterrollen wiederholen häufig solche Vergleiche. Einst sagte die berühmte Kämpferin aus Robesons eigenem Negervolk in den USA, Mrs. Bethune, er sei „der höchste Baum in unserem Walde".
Das Bild gefällt zuerst, weil er körperlich groß und stark ist — fast 2 Meter groß — aber das ist es nicht allein. Man denkt bei Paul Robeson an einen Baum auch wegen seiner Ruhe, seiner Würde und vor allem, weil er ein Leben lang tief im Volk verwurzelt und~~auch wie ein Baum unbeugsam geblieben ist. Er hat schon früh im Leben wunderbare Triumphe gefeiert — trotz aller schweren Handikaps, die ein weißbeherrschtes Amerika einem schwarzen und armen Jungen in den Weg legt. Bester Student an Oberschule und Universität, war er auch einer der besten Footballspieler, die es je gegeben hat und nebenbei ein Meister irr Basketball, Baseball und in der Leichtathletik. Bald danach wurde er ein gefeierter Schauspieler und Sänger, in Amerika schon seit 1924/1925, danach in Großbritannien und der ganzen Welt. Eine erstaunliche Anzahl von alten 78er Schallplatten mit seiner warmen Stimme erklangen auf Grammophonen in vielen Ländern, und seine Filme, die guten und auch die weniger guten, zogen immer mehr Zuschauer an, die den schwarzen Riesen mit der einmaligen Stimme, dem warmen Lächeln und der tiefen Menschlichkeit sehen und hören wollten. Paul Robeson wurde sehr reich und berühmt. Aber während er in eleganten Londoner Salons gefeiert wurde und vor Königen sang, ging er auch in die Häfen von London und Liverpool, lernte Seeleute und Hafenarbeiter aus Afrika kennen — er spürte den Wurzeln seines Volkes und seiner uralten Kultur nach. In England, Schottland und Wales lernte er Bergleute kennen und merkte, daß ihre Probleme denen seines Volkes nicht unähnlich waren, besonders nachdem die große Krise die westliche Welt in den 30er Jahren erschütterte. Auch deren Lieder schienen oft mit den Negro-Spirituals verwandt, die er bisher fast ausschließlich gesungen hatte. Bald nahm er in seine Programme auch Volkslieder aus anderen Ländern mit auf. Er reiste in die Sowjetunion, von Sergej Eisenstein eingeladen — und viele Zusammenhänge in der Welt wurden ihm dort klar. Ja. er fühlte sich zum ersten Mal als vollwertiger Mensch. Zuletzt war es wohl der Krieg in Spanien, der sein Verständnis und seinen Glauben vertiefte, als er 1938 an den Fronten für die Soldaten aus aller Welt sang.
Diesen Glauben hat er nie abgelegt, weder während der Zeit seiner größten Triumphe in den USA zwischen 1939 und 1946, noch während der folgenden Jahre des kalten Krieges, als er wegen seiner Prinzipientreue verleumdet und wegen seines Kampfgeistes von Konzertbühne, Theater und Funk verbannt wurde. Wegen seiner Ehrlichkeit, mit der er über die Lage der Neger in Amerika sprach, wurde ihm verboten, in irgendein anderes Land zu reisen und dort auf zutreten. Es bedurfte eines weltweiten Kampfes, um diese Sperre um Paul Robeson endlich zu durchbrechen.
Trotz aller Versuchungen der guten Jahre und Verleumdungen der schlechten, kämpfte, sprach und sang er für seine Prinzipien: für Frieden — er war immer dabei, wo es ihm nur möglich war... beim großen Friedenskongreß in Paris 1949 oder beim Treffen im kleinsten Provinzstädtchen der USA; für Freiheit aller Völker — er war Freund und Mitstreiter von Männern wie Nehru und Nkrumah, als Unabhängigkeit in Asien und Afrika noch unmöglich schien; für eine bessere Welt — „Es gibt keine schlechten Völker", sagte er, „es gibt nur schlechte Systeme," und er sah als Alternative zu den schlechten Systemen die Hoffnung des Sozialismus.
Vor allem kämpfte er als Anwalt seines eigenen Volkes, der schwarzen Bewohner der USA, aus deren Mitte er stammt, von denen er immer neue Impulse erhielt, zu denen er zurückkehrt, um neue Kraft zu schöpfen, wie ein Antäus, den kein Herkules lange von seinem Mutterboden, der Quelle seiner Kraft, trennen kann. Das sind seine Wurzeln — in den Harlems und Baumwollfeldern der USA, aber auch überall bei allen Völkern und ihrer einander verbindenden Musik. Wegen dieser Wurzein bleibt Paul Robeson, auch jetzt mit 70 Jahren, der große, starke Baum, der er für Millionen immer gewesen ist.
Victor Grossman