Paul Kurzbach - Kammermusik

Paul Kurzbach - Kammermusik

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Paul Kurzbach (geb. 1902)
Seite 1
Trio für Violine, Violoncello und Klavier (1967)
1.        Lento doloroso — Allegro con fuoco
2.        Andante
3.        Allegro vivo
Gerhard Peter Thielemnn, Violine
Thomas Bäz, Violoncello
Serena Mitzscherling, Klavier

Streichquartett N r. 5 (1975)
1.        Maestoso—Allegro
2.        Arioso
3.        Animate

Mitglieder des Robert-Schumann-Quintetts der Dresdner Philharmonie:
.Gerhard Peter Thielemann, Violine I
Heide Schwarzbach, Violine II
Erik Kornek, Viola
Thomas Bäz, Violoncello

Seite 2
Streichquartett N r. 6 (1977)
1.        Quasi sostenuto
2.        Quasi una Rhapsodia I
3.        Un poco Allegretto—Allegro giocoso
4.        Quasi una Rhapsodia II
5.        Molto animate
Mitglieder des Robert Schumann-Quintetts der Dresdner Philharmonie:
Gerhard Peter Thielemann, Violine I
Heide Schwarzbach, Violine II
Erik Kornek, Viola
Thomas Bäz, Violoncello

Musik- und Tonregie: Eberhard Richter
Aufgenommen 1981 im Studio
Lukaskirche, Dresden

„Wir sollten das Vergnügen, das wir bei unserer schöpferischen Arbeit empfinden,... auf den Hörer übertragen". Das ästhetische „Leitmotiv" des in diesem Jahr achtzigjährigen Komponisten Paul Kurzbach ist offenbar ein probates Erfolgsrezept seines Schaffens geworden.
Bevor Paul Kurzbach vor fünfzig Jahren, zu Beginn der dreißiger Jahre, mit ersten größeren Werken, einer Kammersinfonie und der Oper „Romeo und Julia auf dem Dorfe", als Komponist vor die Öffentlichkeit trat, hatte er bereits langjährige pädagogische Erfahrungen im
• Schuldienst und als Leiter von Arbeiterchören gesammelt. Seine künstlerische Entwicklung wurde während der Studienzeit am Leipziger Konservatorium nicht nur von seinen Lehrern Ludwig und Seidl, sondern auch von Persönlichkeiten wie Hermann Scherchen und Ernst Lendvai gefördert: später wurde Carl Orff für mehrere Jahre sein Lehrer.
Nach dem Kriege setzte sich Kurzbach vehement für die Entwicklung der Musikkultur unseres Landes ein. Neben seiner kompositorischen Tätigkeit wirkte er jahrelang als Chorleiter, später als „Mitbegründer und Lehrer der Musikschule Karl-Marx-Stadt. Darüber-hinaus hatte er wichtige Funktionen im Kulturbund, im FDGB und besonders als Bezirksvorsitzender im Komponistenverband inne; seit 1975 ist Paul Kurzbach Ehrenvorsitzender des Bezirks Karl-Marx-Stadt.
Sein kompositorisches Schaffen erhielt durch die freundschaftlichen Beziehungen zu Hanns Eisler entscheidende Impulse. Das „Cui bono" Eislerschen Wirkens spiegelt sich in seinem ästhetischen Denken wider: „Wir bringen nur dann etwas von künstlerischem Gewicht zustande, wenn wir uns dem Menschen unserer sozialistischen Gemeinschaft verbunden fühlen, wenn wir ihm nahekommen, wenn wir versuchen, in seine Gefühlswelt einzudringen, wenn wir uns mit seinem Denken und Handeln vertraut machen ...".
Um ein möglichst breites Publikum zu erreichen, bevorzugte Kurzbach bei der Wahl der Gattungen die im Vergleich mit der Instrumentalmusik größere Eindeutigkeit der Aussage in der wortgebundenen Musik. So entstanden, oft in engem Kontakt mit gesellschaftlichen Auftraggebern, vor allem Vokalwerke verschiedenster Genres, von der Oper — die bekannteste ' wurde „Thomas Müntzer" — über Kantaten, die mitunter aktuelle Anlässe aufgreifen, bis zu zahlreichen Solo-, Chor- und Massenliedern, Songs und Chansons.
Die Anzahl der Instrumentalwerke ist dagegen vergleichsweise geringer, die sechs Streichquartette nehmen in der Kammermusik eine ähnlich dominierende Position ein wie die sieben Serenaden in der größer besetzten Instrumentalmusik.
Obwohl Kurzbach sich ausdrücklich zu einer „Weiterentwicklung der musikalischen Sprache" bekennt, sieht er das Hauptproblem der Vor-behalte gegenüber der zeitgenössischen Musik in der Vernachlässigung des melodischen Elements: „... das Kantable, Liedhafte prägt sich als Eigenart auch in meiner Instrumentalmusik aus".
Die drei auf dieser Schallplatte eingespielten Werke, die zwischen 1967 (Klaviertrio) und 1977
(6. Streichquartett) entstanden, liefern Beispiele dafür, auf welch unterschiedliche Weise der Komponist dieses Prinzip realisiert.
Bereits die ersten Einleitungstakte des Kiaviertrios beginnen mit einer schmerzlichen Espressivo-Melodie, die im Wechsel von Klavier und Streichern vorgetragen wird, wobei zugunsten einer ausgewogenen Stimmverteilung der Klavierpart fast durchgängig auf zwei Stimmen reduziert ist. Der abrupte Beginn des Hauptsatzes bewirkt einen jähen Stimmungsumschwung — aus dem trauervollen Gestus wird schlagartig, gleiches motivisches Grundmaterial verwendend, ein zündender Marsch. An zwei Stellen wird die forsche Gangart jedoch von einem elegischen zweiten Thema mit ständig wechselndem Metrum unterbrochen, das Reminiszenzen an die Einleitung aufkommen läßt.
Auch der zweite Satz, in dem das Violoncello zunächst ein Zwölftonthema intoniert, ist dem Charakter dieser Einleitung wesensverwandt. Das dodekaphone Thema wird schon nach kurzer Zeit von einer kantablen, weit ausschwingenden Melodie in der ersten Violine abgelöst, die in ihrer lyrischen Haltung den ganzen Satz prägt. Das Klavier beteiligt sich nur gelegentlich an der melodischen Entwicklung, es entfaltet mit sparsamen, leere Quinten bevorzugenden Begleitfiguren einen Kontrast zu den weichen Streicherkantilenen.
Ungetrübte Fröhlichkeit vermag sicherst im rondoartigen Finale durchzusetzen, dessen witzige Parodien von Floskeln aus der Unterhaltungsmusik zur Steigerung der übermütigen Stimmung beitragen.
Nach einer ungewöhnlich großen Zeitspanne von fast zwei Jahrzehnten wandte sich Kurz- . bach 1975 erneut einer Gattung zu, für die er zwischen 1945 und 1958 bereits vier Werke komponiert hatte: dem Streichquartett. In diesem. 5. Quartett ist der Komponist besonders darum bemüht, seihe Intentionen zu realisieren, eine „unserer Zeitgemäße Musik zu schreiben, in der... ein freundlicher Zug zum Ausdruck kommen sollte, wie er unserem Lebensgefühl wohl ansteht".
Das rhythmisch akzentuierte Hauptthema prägt den lebensfrohen Charakter des ganzen Satzes. Die klassische Sonatenform ist durch die Exposition eines im Ausdruck gegensätzlichen, aus einem Miniaturmotiv aufgebauten zweiten Themas angedeutet, das in seiner Originalgestalt auch im 6. Streichquartett verwendet wird. Im Verlauf des Satzes setzt sich über weite Strecken das Hauptthema im Widerstreit mit kontrapunktischen Varianten des verhaltenen Gegenthemas durch, um am ' Schluß völlig unerwartet vorzeitig das Feld zu räumen.
Das Miniaturmotiv aus dem ersten Satz wird im nachfolgenden „Arioso“ zum unruhigen Gegenspieler der lyrischen Kantilene im Violoncello, die sich stellenweise in die höchsten Lagen, über die Violinen, erhebt. Auch in den anderen Instrumenten kann diese ariose Geste ihren eigentlichen Reiz nicht entfalten; erst in den homophonen Abschnitten gegen Ende des Satzes tritt eine Beruhigung ein. Im Finale vereinen sich zwei Themen trotz ihrer verschiedenartigen Gestalt und Wesensart schließlich zu gemeinsamer Marschrichtung: sie verleihen den vom Komponisten als „Synonyma" bezeichneten Attributen „lustig, munter, beschwingt, lebensfroh und aufgeräumt" beredten Ausdruck.
Das zwei Jahre später (1977) entstandene 6. Streichquartett unterscheidet sich von seinem Vorgänger zunächst äußerlich durch die größere Anzahl der Sätze. Die Abweichung von der traditionellen Form besteht in diesem Quartett jedoch weniger in der Veränderung der Proportionen, als vielmehr in der dramaturgischen Aufeinanderfolge der einzelnen Teile. Die nicht zufällig zweimal verwendete Bezeichnung „Quasi una rhapsodia" (2. und 4. Satz) könnte eigentlich als Motto über dem ganzen Werk stehen, denn trotz enger motivischer Verwandtschaftsverhältnisse zwischen den Sätzen dominiert das locker gefügte rhapsodische Prinzip: „Es ist ein Werk, in dem ein Rhapsode etwas von den Reminiszenzen aus drei Jahrzehnten gestaltet hat" (Kurzbach).
Der kurze einleitende erste Satz, der die Funktion der motivischen Keimzelle für das ganze Werk innehat, ist der einzige Satz im langsamen Zeitmaß. Die zweite Violine beginnt, nur gelegentlich von sparsamen Pizzikato-schlägen der tieferen Streicher sekundiert, einen getragenen Monolog, der dann der Reihe nach von der ersten Violine, der Bratsche und schließlich vom Violoncello fortgesetzt wird. Die sich dabei gleichzeitig entfaltenden Begleitmotive der jeweils übrigen Stimmen werden sich in den folgenden Sätzen als konstruktive Elemente erweisen.
Auf diesen Prolog folgt „Quasi una rhapsodia I", ein kaleidoskopartig abwechslungsreicher zweiter Satz, den man in engem Zusammenhang mit dem vorletzten Satz, der die gleiche Bezeichnung trägt, betrachten muß. In beiden Sätzen wechseln rhythmisch diffizile, minutiös festgelegte Abschnitte mit metrisch freien, mitunter rezitativartigen Passagen, deren gemeinsames Bindeglied trotz aller Kontraste der Faktur und auch der dynamischen Effekte die Verwendung des eingangs vorgestellten motivischen Materials ist.
Der die Mittelachse des ganzen Werkes bildende dritte Satz vertritt mit seiner heiterunbekümmerten Ausdrucksweise die Scherzo-Position. Nach einer durch arpeggierte Akkorde dramatisch wirkenden Einleitungsgeste setzt ein unerwartet heiteres Thema in der ersten Violine ein, das den munteren Charakter des Satzes bestimmt.
Das Finale knüpft an den dritten Satz an, es steigert dessen Heiterkeit jedoch durch temperamentvolle Passagen zu überschäumender Ausgelassenheit. Daß auch hier die gleichen strengen Konstruktionsprinzipien, wie zum Beispiel regelmäßig an- und absteigende Additionsketten rhythmischer Grundwerte, beziehungsweise immer neue motivische Varianten des eingangs exponierten Materials die Basis dieses mitreißenden Finalsatzes bilden, beweist die meisterhafte Beherrschung des kompositorischen Handwerks.
Beate Nauenburg (1982)

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ArtikelnummerNova 8 85 212
ProduktnamePaul Kurzbach - Kammermusik
Preis24,90 €
LieferzeitIm Schallplattenladen Stralsund
InterpretVarious
Name - TitelPaul Kurzbach - Kammermusik
LabelAndere
MedientypLP / Vinyl 12"
Vinylgewicht pro Schallplatte140 gramm
Anzahl der Platten1
BeilagenKeine
Release-Datum1982
Allgemeiner PlattenzustandGebraucht
Zustand TonträgerVery Good + (Sehr gut)
Zustand CoverVery Good + (Sehr gut)
PlattenreinigungReinigung mit Plattenwaschmaschine Double Matrix Professionel Sonic (Clearaudio)

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