Papa Bue's Viking Jazzband

Papa Bue's Viking Jazzband

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Die Wikinger kommen! - Dieser einstmals Schrecken und Panik auslösende Ruf gibt sich heutzutage als Freudenbotschaft. Freude und Frohsinn verbreiten sie tatsächlich, die im Frühjahr 1956 von dem Posaunisten Arne Bue Jensen (Jahrgang 1930) unter dem Firmenzeichen PAPA BUE'S VIKING JAZZ-BAND vereinten Dixieland-Musikanten aus Kopenhagen. Nachdem die Band inzwischen ihren 15. Geburtstag feiern konnte, darf man aus heutiger Sicht konstatieren, daß sie zu den relativ wenigen europäischen Orchestern zählt, die im Bereich des traditionellen Jazz Weltruf besitzen.
Zahlreiche Tourneen führten durch nahezu ganz Europa; 1969 gastierte die Band als einzige europäische Vertretung beim Jazzfestival in New Orleans; über 15 Langspielplatten stellen die „Wikinger" souverän an die Spitze aller mit skandinavischen Jazzmusikern entstandenen Produktionen; viele nationale und internationale Fernsehauftritte sowie die Mitwirkung in mehreren dänischen Spielfilmen (in der DDR sahen wir „Die Olsen-Bande") trugen wesentlich dazu bei, die künstlerischen Qualitäten des Orchesters und seine Popularität zu vertiefen.
Das musikalische Profil der PAPA BUE'S VIKING JAZZ-BAND zeichnet sich in erster Linie durch ungestüme Vitalität und urwüchsiges Musikantentum, weniger durch kunstvolle, fein-gliedrige Arrangements aus, obwohl letztere ebenfalls im umfangreichen Repertoire der Band zu finden sind. Im Prinzip steht das musikantische „mit voller Kraft voraus" im Mittelpunkt, womit die ursprüngliche Sphäre des Jazz herzhaft getroffen wird. Diese typische „Wikinger"-Note ist es wohl vor allem, die das Publikum immer wieder und überall in Begeisterung versetzt. Verständlicherweise springt der Funke
auch auf Musiker über, die sich nur allzugern zum fröhlichen, volkstümlichen Mittun inspirieren lassen. So namhafte New-Orleans-Veteranen wie die unvergessenen Klarinettisten George Lewis und Edmond Hall, der Trompeter Wingy Manone, der Pianist Art Hodes oder der Tenorsaxophonist Ben Webster wußten bzw. wissen die Musikantenschar um „Papa" Bue zu schätzen, in Erinnerung an fruchtbare gemeinsame Tourneen und Plattenproduktionen. Obgleich PAPA BUE'S VIKING JAZZ-BAND zur Blütezeit des Revival-Jazz entstand, unternahm sie - im Unterschied zu vielen anderen europäischen Dixielandgruppen - nicht den Versuch des Kopierens bereits bekannter Orchester. Sie versuchte auf ihre eigene Art den Spuren des New-Orleans-Jazz zu folgen, und wenn es anfänglich ein Vorbild gab, dann war es das zu jener Zeit in New Orleans beheimatet gewesene „Veteranen"-Orchester von George Lewis. Allerdings handelte es sich um ein rein ideelles Vorbild, denn der Musizierstil der „Wikinger" hob sich gegen den der Lewis-Band von Anfang an deutlich ab und gewann schon bald jene Profilierung, die der PAPA BUE'S VIKING JAZZ-BAND ihre unverkennbare Note verleiht: eine Dixieland-Vielfalt, deren musikalische Bausteine einen Bogen von der klassischen kreolischen Klarinettenspielweise bis hin zum Swing-Piano basiescher Prägung spannen. Der Musizierstil erhielt eine wesentliche neue Variante, nachdem der Banjospieler und Sänger Bjarne Petersen, der 14 Jahre lang für eine spezifische musikalische Note gesorgt hatte, im Herbst 1970 das Orchester verließ. Seitdem verzichtet die Band auf das charakteristische „pläng-pläng" des Banjos, womit nicht nur das Spiel der Rhythmusgruppe, sondern das der gesamten Band eine modernere Orientierung erfahren hat. Das neue musikalische Profil wurde während der ersten längeren DDR-Tournee von PAPA BUE'S VIKING JAZZBAND (zuvor hatten lediglich Kurzgastspiele anläßlich der Ostseewoche stattgefunden) erstmals einem größeren Publikumskreis offeriert - mit außerordentlichem Erfolg.

Einige der Glanzstücke des Programms sind auf dieser Schallplatte zusammengefaßt. Als Auftakt erklingt das unerhört vitale und rhythmisch interessante, gospelhafte LH' Liza Jane, dem am Anfang der zweiten Seite das stimmungsmäßig ähnliche, populäre, nicht ganz so vehement vorgetragene Everybody loves saturdy night gegenübersteht. Beide Titel singt Asgar Rosenberg, der nur vorübergehend zur Band gehörte. Seine gesanglichen Qualitäten beweisen sich vorrangig in langsam gespielten Stücken, wie es das einstmals durch die Basie-Gruppe bekanntgewordene I want a little girl demonstriert. Erfreulich, daß das der lyrischen Komposition anhaftende Sentiment niemals in Sentimentalität umschlägt. Kid Ory's immergrüner Savoy Blues ist ein Paradebeispiel für das herzhafte Musikantentum der „Wikinger"; hier hat Arne „Papa" Bue Jensen in besonderem Maße Gelegenheit, sein urwüchsiges, geradliniges, von technischer Raffinesse unbelastetes Posaunenspiel vorzuführen. Die Geschichte des nachfolgenden Tar Paper Stomp (geradezu ein Schulbeispiel für die Harmoniefolge im 12-Takt-Blues) ist ein kleines Kuriosum. Im Jahre 1929 vom Trompeter Wingy Manone komponiert und von ihm 1930 erstmals auf Platte veröffentlicht, wurde der Titel 1938 von Joe Garland für das Orchester Edgar Hayes arrangiert und nun seinerseits als Eigenkomposition unter dem Namen In the mood herausgebracht. 1939 arrangierte Jerry Gray In the mood für das Glenn-Miller-Örchester und „erfand" dazu den berühmtgewordenen Schlußeffekt. Um das Maß vollzumachen, brachte Wingy Manone seine ureigene musikalische Idee unter dem Namen Jumpy Nerves noch einmal als Schallplattenaufnahme in's Rennen, aber erfolglos, denn andere hatten mit In the mood bereits den Sieg davon getragen.
Als Wingy Manone 1966 mit PAPA BUE'S VIKING JAZZ-BAND zusammenarbeitete (im Mai 1971 waren sie erneut auf gemeinsamer Tournee), entstand die Idee, den alten Tar Paper Stomp in seiner ursprünglichen Version neu aufleben zu lassen; seitdem zählt er mit zu den Favoriten der „Wikinger". Gewiß eindeutiger Beleg, daß die Band auch diffizile Arrangements beherrscht, ist die Interpretation des von Duke Ellington im Jahre 1927 komponierten Creole Love Call; ein kleines Kabinettstück einfühlsamen, integrierten Musizierens, voller „Elling-tonia"-Stimmung.
Die in allen Titeln erstklassige Solistik des Trompeters Finn Otto Hansen sowie des Klarinettisten und Orchester-Mitbegründers Jörgen Svare kommt in dem balladesken I guess PI! have to change my plan bzw. in dem mitreißenden, technisch bravourös vorgetragenen New-Orleans-Stück La Grande Boubousse zu stärkster Geltung. Hier zeigt Jörgen Svare seine Verehrung für George Lewis und seine Zuneigung zur reich figurierten, „verschnörkelten" kreolischen Klarinettenspielweise in besonderem Maße.
Das frische, echt musikantische Bild, das die Konzertaufnahmen von PAPA BUE'S VIKING JAZZ-BAND vermitteln, wird von der ausgezeichneten, wunderbar „eng" musizierenden Rhythmusgruppe abgerundet. Schade, daß Jörn Jensen, künstlerischer Leiter der Band und Skandinaviens führender Pianist im Stil der Swing-Tradition (ä la Joe Sullivan, Billy Kyle, Count Basie), in Dresden keine Solo-Titel spielte. Aber dennoch ist das Können dieses begabten Pianisten, Arrangeurs und Komponisten offensichtlich. Sein Spiel, sowohl solistisch als auch einfühlsam begleitend, bildet das unaufdringliche und doch stets gegenwärtige Herzstück in der Musik von PAPA BUE'S VIKING JAZZ-BAND und beschert dem Kenner so manche pianistische Delikatesse.
Karlheinz Drechsel (1972)

Asger Rosenberg           (voc)
Arne Bue Jensen            (Id, tb)
Finn Otto Hansen           (tp)
Jörgen Svare                  (cl)
Jörn Jensen                    (p)
Jens Söllund                   (b)
Knud Ryskow Madsen  (d)

Mitschnitt einer öffentlichen Veranstaltung im Deutschen Hygiene-Museum in Dresden am 24. Januar 1971

Mehr Informationen
ArtikelnummerAmiga 8 55 287
ProduktnamePapa Bue's Viking Jazzband
Preis8,90 €
LieferzeitIm Schallplattenladen Stralsund
InterpretPapa Bue's Viking Jazzband
Name - TitelPapa Bue's Viking Jazzband
LabelAMIGA
MedientypLP / Vinyl 12"
Vinylgewicht pro Schallplatte180 gramm
Anzahl der Platten1
Release-Datum1973
Allgemeiner PlattenzustandGebraucht
Zustand TonträgerNear Mint (Neuwertig)
Zustand CoverVery Good + (Sehr gut)
PlattenreinigungReinigung mit Plattenwaschmaschine Double Matrix Professionel Sonic (Clearaudio)
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