Hanns Eisler - Lieder Mit Ernst Busch
Hanns Eisler 1898-1962 - Lieder mit Ernst Busch
Hanns Eisler 1898-1962 - Lieder mit Ernst Busch
Seite 1
Solidaritätslied
1930. Neufassung 1948
Ballade von den Säckeschmeißern
1930
Ballade vom Neger Jim
1930
Stempellied
1930
Roter Wedding
1929
Einheitsfrontlied
1934
Der heimliche Aufmarsch
1929
Seite 2
Lenin
1950
Marsch der Zeit
1957
Subbotnik
1957
Linker Marsch
1957
Wenn Arbeiter und Bauern
1950
Die alten Weisen
1950
Deutschland
1950
Wir reichen euch die Hand
1950
Seid euch bewußt der Macht
1950
Lied der Werktätigen
1929. Neufassung 1949
In Zusammenarbeit mit dem Hanns-Eisler-Archiv der Akademie der Künste der Deutschen Demokratischen Republik
Leben und Werk Hanns Eislers (1898-1962) sind mit dem Aufschwung der revolutionären deutschen Arbeiterbewegung unter Führung ihrer kommunistischen Partei nach dem ersten Weltkrieg, mit dem Kampf der deutschen Antifaschisten gegen den Nazismus und mit dem Entstehen und Wachsen der Deutschen Demokratischen Republik untrennbar verbunden. Durch die Verknüpfung seiner hohen künstlerischen Begabung mit dem sozialen Fortschritt entwickelte sich Eisler zum bedeutendsten Komponisten der jüngsten Periode in der Geschichte Deutschlands.
Im Mittelpunkt des Eislerschen Schaffens stehen Vokalwerke sowie Bühnen- und Filmmusiken. Nicht zufällig findet er zuerst hier, in Auseinandersetzung mit der Praxis der spätbürgerlichen Kunst, zu einer historisch neuen Qualität der musikalischen Aussage. In der Verbindung mit dem Wort oder einer Handlung kann er musikalisch unverwechselbar und massenwirksam neue Ausdrucksmittel entwickeln und die Ideen der revolutionären Arbeiterschaft gestalten. Auch fast alle rein instrumentalen Werke Eislers sind auf Kompositionen im Bereich dieser von ihm „angewandt" genannten Musik zurückzuführen. Dennoch besteht zwischen der Musik und den anderen Künsten bei ihm kein abhängiges, sondern ein dialektisches Verhältnis. In ihrer charakteristischen Verbindung von Kraft und Eleganz, von kämpferischem Einsatz und Freundlichkeit offenbart sie das moralische Antlitz des Kämpfers für die sozialistische Gesellschaft, die Antriebe und Aussichten der sich bildenden neuen Welt.
Die vorliegende Auswahl von Liedern ist geeignet, einige der wesentlichen Aspekte der Leistung und Entwicklung Eislers zu enthüllen: sein unmittelbares Reagieren auf die soziale Konstellation, die Arbeit für die Arbeiter-, später die sozialistischen Laienmusikbewegung und für Bühne und Film, den ausgesprochen mitschöpferischen Anteil seines Interpreten Ernst Busch, die Zusammenarbeit mit den bedeutendsten revolutionären deutschen Künstlern. Die Lieder und Gesänge gehören den drei wichtigsten Perioden des Schaffens Eislers an: der Kampfmusikperiode (1925/26-1933), der Exilperiode (1933-1948) und der Periode seines Wirkens in unserem sozialistischen Vaterland.
Die in die Kampfmusikperiode gehörenden, zwischen 1929 und 1931 geschaffenen Lieder stellen repräsentative Beispiele des von Eisler entwickelten und in seinem gesamten späteren Werk weiterwirkenden charakteristischen Kampfmusikstils dar. Schon die beiden frühesten Stücke, das Anfang 1929 geschaffene Lied der Werktätigen und der im Mai 1929 komponierte Rote Wedding weisen auf solche Stileigentümlichkeiten hin, z. B. mit ihrer jazz- und marschorientierten Rhythmik, der eigenartigen Stimmgestaltung („Eisler-Bässe") und der sich in einer charakteristischen Melodik und Harmonik auswirkenden modal-funktionalen Tonalität, die in den später komponierten Liedern immer stärker zum Phrygisch-Funktionalen profiliert wird. Schon im Stempellied, das Ende 1929 ebenso wie die etwas später entstandene Ballade von Neger Jim für Ernst Busch geschrieben wurde, kommt diese neuartige Tonalität ganz deutlich zum Durchbruch. Auch die Strophe des Heimlichen Aufmarsch* aus dem 1931 aufgeführten Film „Niemandsland" mit ihrer eigenartigen Sprechmelodik ist dadurch gekennzeichnet. Vor allem diese neue tonale Struktur ist es, die zusammen mit der aus Kampfmarsch und Jazz gewonnenen festen und doch federnden Rhythmik jenen der revolutionären sozialistischen Bewegung um 1930 so adäquaten „neuen Ton", das kämpferische, tragisch-optimistische Pathos dieser Musikwerke trägt. Seine vollendete Ausformung hat der Kampfmusikstil in dem großartigen Solidaritätslied gefunden, das zusammen mit der Ballade von den Säckeschmeißern in dem ersten proletarischen Film „Kuhle Wampe" erklang. Das Solidaritätslied ist rein phrygisch-funktional angelegt. In der Ballade von den Säckeschmeißern, die im Schlußab-schnitt Parallelen zum Schlußteil des Stückes „Im ' Gefängnis zu singen" aus der „Mutter" zeigt, und vor allem in der Ballade vom Neger Jim tritt der Jazz besonders deutlich als eine stilistische Quelle der Kampfmusik hervor. Während Jazzelemente im Solidaritätslied stilistisch integriert sind, verwendet Eisler zur Ironisierung, zur Bloßstellung der Dummheit und Brutalität der kapitalistischen Gesellschaft hier die Mittel des Jazz offen.
Das Einheitsfrontlied entstand 1934 in London als Aufruf zum Zusammenschluß aller antifaschistischen Kräfte. Es setzt die Tradition der Kampfmusik fort, auch wenn sich hier eine stärkere Hinwendung zur funktionalen Harmonik zeigt. Diese Tendenz verstärkt sich in den Liedkompositionen, die Eisler im sozialistischen deutschen Staat schuf. Besonders deutlich wird das in den Liedern, die um 1950 nach Texten von Johannes R. Becher entstanden. Im Zusammenhang mit der Situation des Aufbaus einer demokratischen, auf den Sozialismus gerichteten Gesellschaft wurden neue stilistische Momente, insbesondere Intonationen des deutschen Volksliedes, einbezogen, wie die zu den „Neuen Deutschen Volksliedern" gehörenden Lieder Wenn Arbeiter und Bauern, Die alten Weisen, Deutschland und Wir reichen euch die Hände zeigen können. Das Lied Lenin, obwohl auch volksliedhaft gestaltet, gewinnt seine besondere Eigenart aus dem trommelnden Triolenschlag der begleitenden liegenden Stimme. Der aus der 1950 entstandenen Kantate „Mitte des Jahrhunderts" (Becher) stammende Gesang Seid euch bewußt der Macht weist in der Gestaltung schon auf die um die Mitte der fünfziger Jahre geschaffenen Werke Eislers-hin. Das Lied vom Subbotnik und der Linke Marsch wurden auf Anregung Buschs 1957 für die Aufführung des Bühnenstückes „Sturm" von Bill-Bjelozerkowski geschrieben. In diesen Liedern lebt, begründet durch die im Bühnenvorgang gegebene Situation des revolutionären, offenen" Kampfes mit dem Klassenfeind, das proletarisch-revolutionäre, optimistisch-tragische Pathos der älteren Kampfmusik weiter. Es ist daher nicht verwunderlich, wenn diese Lieder von den Gestaltungsmitteln her auch stärker an die Kampfmusik anknüpfen. Im Marsch der Zeit dagegen, der wenig später für eine Berliner Aufführung von Majakowskis Komödie „Das Schwitzbad" komponiert wurde, weicht der optimistisch-tragische Ton der festlich-gehobenen, kraftbewußten hymnischen Gestaltung von Sieg und Triumph des revolutionären Kampfes. In historisch konkreter Verknüpfung zitiert Eisler zu Beginn des Marsches Ton für Ton getreu die sowjetische Hymne.
Ernst Busch - Jahrgang 1900, geboren in Kiel — gehört mit Bertolt Brecht, Hanns Eisler, Erich Weinert, Friedrich Wolf, Johannes R. Becher-und anderen jener Generation revolutionärer Künstler an, die in den Klassenschlachten des zweiten und dritten Jahrzehnts unseres Jahrihunderts, eng verbunden mit der Vorhut des kämpfenden Proletariats, die ersten Bausteine einer sozialistisch realistischen Kunst setzten. Busch ist als Schauspieler aufs Höchste gerühmt worden. Aber es ist offenbar, daß dem Sänger Busch nicht geringerer Ruhm zukommt. Die Stimme des revolutionären Proletariats erklang zum erstenmal weithin und unüberhörbar mit seinen Liedern. Ohne Buschs Wirken als Sänger zu berücksichtigen, wäre die Entwicklung des Liedes der sozialistischen Epoche nicht annähernd vollständig zu beschreiben. Wer Buschs sängerische Leistung verstehen will, darf die neue Qualität der Klassenauseinandersetzung in Deutschland nach dem ersten Weltkrieg nicht übersehen. Die Schärfe der Demonstrationen, Massenkundgebungen und Streiks in zuvor nicht gekanntem Ausmaß hatte entscheidenden Einfluß auf seine künstlerische Arbeit und Entwicklung. Aber mit seinem Gesang griff Busch andererseits auch in die gesellschaftliche Entwicklung ein, prägte sie und trieb sie voran. Wie nur wenige andere verstand er es, den revolutionären Atem der Zeit künstlerisch umzusetzen, ihn schöpferisch zu verarbeiten. Der von ihm entwickelte Vortragsstil ist unverwechselbar. Als Sänger proletarischer Lieder ist Ernst Busch bis heute unübertroffen.
Die enge Verbindung Buschs mit der revolutionären Arbeiterbewegung macht es verständlich, warum er die muskalische Kleinform bevorzugt. Er knüpft an die plebejischen Traditionen an, weil das Lied, der Song, das Chanson, das Couplet, die Ballade usw. breiteste Massenwirksamkeit ermöglichen. Zugleich aber hat er die kleine Form von der Last des Kitsches und spießiger Belanglosigkeit befreit. Seit Busch war es wieder möglich, auch große Inhalte in ihr auszusprechen. Buschs Verhalten als Sänger ist außerordentlich konstruktiv. In ständiger Auseinandersetzung mit den Vorlagen schafft er sich die präziseste, aktuellste Fassung seiner Lieder. Buschs schöpferische Produktivität hat dazu geführt, daß er sich manche seiner Gesänge selbst schuf. Viele aber hat er angeregt. So geht ein großer Teil Eislerscher Kampflieder, Songs und Chansons auf seine Anforderung zurück; viele sind ihm auf den Leib geschrieben.
Dr. Jürgen Eisner
Artikelnummer | Nova 8 85 004 |
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Produktname | Hanns Eisler - Lieder Mit Ernst Busch |
Preis | 13,95 € |
Lieferzeit | Im Schallplattenladen Stralsund |
Interpret | Ernst Busch |
Name - Titel | Hans Eisler - Lieder Mit Ernst Busch |
Label | Andere |
Medientyp | LP / Vinyl 12" |
Vinylgewicht pro Schallplatte | 180 gramm |
Anzahl der Platten | 1 |
Release-Datum | 1973 |
Allgemeiner Plattenzustand | Gebraucht |