Neue Werke - Musikhören

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Neue Werke  Musikhören
Friedrich Goldmann
Reiner Bredemeyer
Georg Katzer
Drei Werke aus dem neuen kompositorischen Schaffen der DDR werden hier vorgestellt. Dadurch wird es möglich, in die Stoffeinheit 7 der Klasse 10 weitere Werke einzubeziehen, die dazu beitragen, die Schüler stärker als bisher mit musikalischen Mitteln und Kompositionstechniken neuer Musik bekanntzumachen und an Klangbilder moderner Musik heranzuführen. Die neuen Werke können gegen die Beispiele von Siegfried Matthus und Siegfried Kurz ausgetauscht bzw. zusätzlich vorgestellt werden. Außerdem wird neben der intensiveren Behand-eines oder zweier Werke ein informatorisches Vorstellen weiterer Beispiele möglich.
Friedrich Goldmann
Sinfonie 1 (1972/73)        (22 min)
1.        Allegro energico
2.        Lento
3.        Vivo
Rundfunk-Sinfonie-Orchester Leipzig Dirigent: Herbert Kegel
Friedrich Goldmann (geb. 1941), als einer der profiliertesten Komponisten der DDR anerkannt und auch international zunehmend beachtet, gehört zu jener Komponistengeneration, die seit etwa Beginn der siebziger Jahre in immer stärkerem Maße wesentliche Entwicklungstendenzen und das aktuelle Bild der DDR-Musik bestimmt. Als Cruzianer, als Student der Komposition an der Dresdner Hochschule für Musik, als Meisterschüler Rudolf Wagner Regenys an der Akademie der Künste in Berlin und schließlich als Student der Musikwissenschaften an der Humboldt-Universität (u. a. bei Georg Knepler und Ernst Hermann Meyer) eignete er sich ein gründliches kompositorisches und fachwissenschaftliches Rüstzeug an.
Seit 1968 lebt Goldmann als freischaffender Komponist in Berlin. Seine Musik ist geprägt von Gefühlsintensität und Ausdruckswillen. Sie führt durch Extremsituationen und stellt höchste Ansprüche an die Hörer. Einen wesentlichen Schwerpunkt seines reichhaltigen Schaffens, das auch Theater-, Hörspiel- und Filmmusiken, vokalsinfonische und dramatische Werke umfaßt, bildet die Kammer- und Orchestermusik. Hier setzte sich der Komponist zu Beginn der siebziger Jahre mit dem Sonatenprinzip auseinander. Hauptwerk dieser Schaffensphase ist die 1. Sinfonie. Sie ist - nach frühklassischen Vorbildern - dreisätzig angelegt (in der Folge schnell-langsam-schnell/Sonatenform - entwickelte dreiteilige Liedform - rondoartige Bogenform).
Dem der Tradition der Gattung folgenden zyklischen Aufbau des Werkes stehen unerwartete, im Widerspruch zur „klassischen Norm“ stehende, innere Strukturen gegenüber. Sie entstehen durch den auch für andere zeitgenössische Werke typischen aphoristischen Stil (alle klassischen Formteile und thematischen Entwicklungen klingen nur in knappsten Formulierungen an durch Kontrastierung oder Vermischung von traditionellen und neuen, zum Teil geräuscherzeugenden, Spielweisen) durch seriell bestimmte oder aleatorisch-improvisatorische Klang- und Rhythmusstrukturen.
Das musikalische Material konstituiert sich aus der gleichberechtigten Verwendung thematisch-motivischer Strukturen und verselbständigtem Einzelton, Klang-bzw. Geräuschflächen (Ton, Intervall, Akkord oder Cluster als kurzer, stoßartiger Impuls, als stehender Klang oder als rhythmisch und dynamisch fluktuierendes Klangband). Der thematische Einfall und seine unausgesetzte variative Umbildung gehen auf verschiedenartige Segmentbildungen einer Reihe zurück. Nach Weberns Vorbild gliedert Goldmann die Reihe für die ersten beiden Sätze in drei Viertongruppen vom Umfang einer kleinen Terz, Varianten von B - A - C - H. Für das Finale wird die Reihe in zwei sich rückläufig spiegelnde Hälften oder in vier Dreitongruppen geteilt, die im Verhältnis von Umkehrung (U), Krebs (K) und Spiegelkrebs Sk) zur Grundfigur (G) stehen:
Der erste Satz der Sinfonie, ein energisches Sonaten-allegro, beginnt mit dem voll ausgeformten antithetischen Grundgedanken in den Bläsern:
Der Ausdrucksdualismus dieses Kopfthemas fußt auf technischen'Kontrasten: dem Alternieren - von Diskant- und Basslage - von Forte und Piano - von Markato und Legato
-        von straffem und schlaffem Rhythmus
-        von großem und minimalem Intervallambitus.
Ausgehend von diesem innerthematischen Kontrast entwickeln sich, durch gleichsam resümierende musikalische Mottos abgegrenzt, die drei charakterlich gegensätzlichen Teile der Exposition. Die Durchführung setzt anstelle eines „kämpferischen“ Durchführungsgestus graziles, konzertierendes Klangspiel. Die Reprise ist keine „wörtliche“ - sie verändert, vertauscht, verkürzt ihre Formteile und schließt mit scharfen, brutalen Glissandi den Satz ab.
Die Härte und Distanziertheit des Klangbildes der Sinfonie wird im zweiten Satz, der dreiteilig – einer variierten Liedform nachgebildet - ist, gemildert. Die Phantastik dieses Satzes entwickelt sich vor allem im Mittelteil durch aleatorische Passagen voller verzerrter, verfremdeter Geräusche und spielerischer Figuren. Pfeiftöne, Slap-Figuren, Clustereinwürfe, Tremoli, flatternde Fiorituren (Verzierungen) erzeugen spukhafte Stimmungen von fast naturalistischer Bildhaftigkeit.
Der lebhafte dritte Satz knüpft - in krassem Kontrast zum vorausgegangenen - wieder an den ersten Satz an. Aber im Widerspruch zur dramaturgischen Tradition bringt sein mitreißendes Drängen keine Erfüllung. Montage, klangliche Unterbrechung und Übertreibung zerbrechen den Fluß. Auf den zweiten Satz zurückweisend bricht der mit viel Kraft vorbereitete machtvolle Abschluß in der Reprise zusammen.
Reiner Bredemeyer
Bagatellen für B. (1970)        (4 min 50 sec)
Staatskapelle Berlin -
Klavier: Walter Oibertz
Dirigent: Otmar Suitner
Reiner Bredemeyer (geboren 1929) gehörte als Komponist von Theater-, Hörspiel- und Filmmusiken sowie durch seine Funktion als musikalischer Leiter am Deutschen Theater (seit 1961) bereits zu den bekanntesten Musikerpersönlichkeiten der DDR, bevor sich seit etwa Ende der sechziger Jahre auch Teile seines außerhalb der „angewandten Musik“ liegenden Schaffens durchzusetzen begannen. Für seine Musik ist der „spielerisch montierende Umgang mit... Klangmotiven und ihre erst im kompositorischen Fortgang additiv sich fügende Form“ (Schneider) ein Charakteristikum. Dabei wird auch mit den Mitteln der Montage und der Collage ältere Musik oder solche aus anderen Musiziersphären einbezogen.
Ein überzeugendes Beispiel für diese Tendenz sind die „Bagatellen für B.“, ein Beitrag zur Beethoven-Ehrung 1970. Die brilliante „Kleinigkeit“ für Klavier und Orchester verarbeitet zwei Beethoven-Bagatellen; D-Dur aus op. 119 und g-Moll aus op. 126. Bredemeyers Anliegen war, als Dokumentation seines persönlichen produktiven Verhältnisses zu Beethoven den Nachweis zu erbringen, daß „der Spätstil Beethovens . . . eigentlich ein direkter Ausgangspunkt für Kompositionsinteressen unserer Zeit“ (Bredemeyer) sei. Das Werk entsteht aus der Zerlegung der Beethovenschen Vorlagen in ihre Bauelemente und durch neues Montieren dieser Elemente.
Insgesamt wird folgendes Material genutzt: Aus op. 119, Nr. 3*
Takte 1-4:
Der Beginn der Bagatellen für B. überrascht mit den zwei Eröffnungsakkorden der „Eroica“ - als Gegengewicht zu dem verspielten Anfang von op. 119, Nr. 3, deren erste 4 Takte nacheinander im Klavier und im Orchester erklingen. Nach erneutem Erklingen der Eroica-Akkorde folgt der Aufruf der anderen Bagatelle, und schließlich erklingt in schnellem Ablauf und unter bizarren Klangwechseln „schubartig“ in Taktgruppen Material aus beiden Bagatellen. Nach einer Gesamtwiederholung - um dem Hörer die Feinheiten des Diskurses deutlicher werden zu lassen* - kulminiert die Musik im gleichzeitigen Zitieren thematischen Materials aus op. 119, Nr. 3 und op. 126, Nr. 2. Es folgt die Coda aus op. 119, Nr. 3, dann verklingt das Werk unter Einstimmung des Orchesters auf den Ton b (die Streicher verändern dabei die A- und D-Saite), beethoven-sche Rhythmen übereinander legend. In der musikalischen Entwicklung des Stückes zeigt sich eine zunehmende Verschärfung der Konfrontation zwischen Beethovenscher und zeitgenössischer Stilebene.
Auf vergnügliche Weise hat sich hier ein Komponist mit Beethovens Musik auseinandergesetzt. Damit hat er seine Verehrung für den Meister ausgedrückt und zugleich Möglichkeiten aufgezeigt, sich von ihm produktiv anregen zu lassen.
Ludwig van Beethoven
Bagatelle op. 119. Nr. 3 D-Dur
Bagatelle op. 126, Nr. 2 g-Moll
Klavier: Walter Olbertz        (4 min 20 sec)
wirksam wurde, entstand im Rahmen einer Reihe von Orchester- und Kammermusikwerken 1971 der „Baukasten für Orchester“. Er ist Zeugnis für die Freude des Komponisten am Spielerischen, am Kombinieren und Erproben neuer musikalischer Gestaltungsweisen. Anstelle der „Norm“, Musik motivisch-thematisch zu verarbeiten, wird Klangmaterial zu „Punkten“, „Linien“ und „Flächen“ geformt und die Musik als additives Spiel mit diesen „Bausteinen“ entwickelt. Da die herkömmliche Notation für die neuen Klangeffekte und Spielweisen nicht immer ausreicht, hat Katzer entsprechend der gegenwärtig allgemein üblichen Praxis für seine Komposition spezielle Notationshinweise gegeben:
Beispiele:
Der Aufbau des Werkes ist von den Gedanken geleitet, die Komposition als einen „Baukasten“ zu verstehen, aus dem das Baumaterial der Töne und Geräusche entnommen wird („Ausschütten von Steinen“), mit denen dann im Spiel Figuren gestaltet werden und die schließlich wieder in den Kasten zurückgeräumt werden, bevor er geschlossen wird. Zu den „Bausteinen“ und ihrer Montage äußert der Komponist:
„Die Bedingung für Baukästen jeder Art lautet: die Teile müssen paßgerecht sein, zunächst in ihren Abmessungen. Hierin verfuhr ich wie folgt: immer zehn Takte bilden einen Abschnitt, in den eine gewisse Anzahl von Bauelementen eingebracht ist. Legt man zum Beispiel die ersten fünf mal zehn Takte transparent übereinander, so wird kein musikalisches Ereignis durch ein anderes überdeckt, es wurde sozusagen ,auf Lücke’ komponiert. Deshalb ist es möglich, im ersten Höhepunkt des Stückes (T. 73-82, 83-92) alles bisher Erklungene zu summieren ... Die .äußeren Abmessungen1 sind natürlich noch kein hinreichendes Kriterium für das Passen. Damit das Ganze mehr sei als die Summe von Einzelteilen, wurden die Bauelemente in einen musikalisch-logischen Zusammenhang gestellt. Von punktförmigen Klangereignissen
Beispiele: Takt 22 (Tp. Pos.)
geht es zu solchen, die gewissermaßen aus Punkt und Linie zusammengesetzt sind, oder aus mehreren Punkten. Daraus entwickeln sich kurze Strukturen,
komponierte Ereignis sich wandelt zu einem (mehr
oder minder weitgehend) vom Zufall bestimmten. Nach der bereits erwähnten Summierung in den Takten 73-82, 83-92 folgt ein gegensätzlicher Mittelteil, in dem der einzelneTon zu seinem Recht kommt, während es vorher nur sehr komplexe Tongemische gab. Nach diesem Mittelteil, dessen Intervallverhältnisse bestimmend sind für den späteren ,cantus firmus’, vollzieht sich ein schneller Anlauf auf einen neuen Höhepunkt (immer mit den gleichen .Versatzstücken’), der nichts anderes ist als die ,Summe’ von (73-82 + 83-92).
Nach dieser absoluten Summierung entsteht eine lange Episode, die von der Holzbläsergruppe nach wenigen Angaben frei gestaltet wird, als spielerische Befreiung aus dem Korsett der Normteile. Gewissermaßen gekrönt wird dieser Abschnitt durch den (s. o.) c. f. von Harfe, Klavier, Schlagzeug (Glocken und anderes), Piccolo. Beispiel: Takte 169-172 (Picc.)
Nach dem Abgesang des c. f. wird das Stück abgebaut auf rückläufige Weise der Exposition, wobei die einzelnen noch erscheinenden Normteile an vergessene Requisiten erinnern. Das Stück schließt mit der gleichen Formel, mit der es begonnen hat, selbstverständlich ebenfalls eine Summierung von einzelnen Bausteinen.“1
'Vgl. Georg Katzer: Kommentar zu Baukasten für Orchester. In: Komponistenwerkstatt - Arbeitshefte der Akademie der Künste der DDR, Nr. 13, S. 76/77.
Autor und Fachberater: Dr. Frank Lutter

Leitung der Unterrichtsmittelentwicklung: Inge Thiele
Musikregie und künstlerische Beratung: Dagmar Vorwerk
Tonregie: Eberhard Hinz
Gestaltung: Isa Salomon
Fotos: Barbara Köppe
Als Unterrichtsmittel zugelassen durch das Ministerium für Volksbildung der DDR, Hauptverwaltung Unterrichtsmittel und Schulversorgung.
Entwickelt von der Akademie der Pädagogischen Wissenschaften der DDR -Institut für Unterrichtsmittel

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ArtikelnummerSchola 8 75 133
ProduktnameNeue Werke - Musikhören
Preis24,90 €
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InterpretVarious
Name - TitelNeue Werke  Musikhören
LabelAndere
MedientypLP / Vinyl 12"
Vinylgewicht pro Schallplatte140 gramm
Anzahl der Platten1
BeilagenKeine
Release-Datum1983
Allgemeiner PlattenzustandGebraucht
Zustand TonträgerVery Good + (Sehr gut)
Zustand CoverVery Good + (Sehr gut)
PlattenreinigungReinigung mit Plattenwaschmaschine Double Matrix Professionel Sonic (Clearaudio)

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