Neil Young - Harvest

Neil Young - Harvest

Out on the Weekend

Harvest

A Man Needs a Maid

Heart of Gold

Are You Ready for the Country

Old Man

There´s a World

Alabama

The Needle and the Damage Done

Words (Between the Lines of Age)

„Ich denke, Hervest war die schönste Platte, die ich gemacht habe. Aber dieses Adjektiv bedeutet für mich eine Einschränkung. Eine wirklich schöne Platte ... aber mehr auch nicht.“ Zitat Ende. Was ist das schon wieder? Heißt schön „wahr" (zu schön, um wahr zu sein - oder umgekehrt)? Eine neuerliche Kaprice des unberechenbaren Meisters? Introvertiertes Grübeln, wie man es von Neil Young kennt, nach Fertigstellung von „Harvest" 1972, um neue Wege als Musiker zu beschreiten? Man kommt bei Neil Young sicherlich am weitetesten. wenn man mit Gedanken arbeitet, die weit auseinanderliegen und ein Spannungsfeld ergeben. Eine richtige Erklärung für seine Musik, für die Beschreibung seiner Karriere, schließlich die Ausdeutung seiner Persönlichkeit—die gibt es nicht Neil Young läßt sich nicht festlegen... Auf jeden Fall ist „Harvest" keine Platte, nach der man eine Party feiern, oder Interviews geben kann. „Harvest" („Die Ernte") faßt als ein durchgestaltetes Plattenkonzept verschiedene Stilistiken der bis dato besten Songs von Neil Young zusammen. Neil Young wurde am 12. November 1945 in Toronto, in Kanada geboren. In Winipeg aufgewachsen, begann sein musikalischer Aufstieg als Solist mit Countrymusik und lokaler Bedeutung. Dennoch war sein Weg, ein musikalisches Konzept zu finden und durchzusetzen alles andere als geradlinig. Es gab Umwege und Verzettelungen. Heute steht ein Neil Young neben Bob Dylan und Bruce Springsteen, vielleicht zwischen ihnen. Oftmals bestimmte er über lange Zeiträume die Hitlisten der Rock- und Countrywertungen in den USA. Neil Young wird als ein Star, auch schon zu Lebzeiten als ein Mythos der Rockmusik behandelt und gefeiert Seine Konzertauftritte sind spektakulär. Die Fans vorbeugen sich vor einem Meister der Woodstoock-Generation mit Begeisterungsstürmen.
Es ist nicht nur die sogenannte „bewußte“ Jugend, die mit Tränen in den Augen bei Neil Young-Musik an die verflossenen Ideale der Protest-Jahre nach 1968 und an Woodstoock denkt. Es sind immer wieder auch massenhaft neue jugendliche Fans, die sich von der eigenen schnörkelloson Musik Neil Youngs gefangen nehmen lassen, weil sie überzeugt. Auf den ersten Blick sind es ruhige, aber bittere Songs, mit monoton-scheppernden, kargen Gitarrenlinien, oder mit hämmernden Blockakkorden auf dem Klavier, die Neil Young mit hoher, fistiger, z.T. brüchiger (also ohne) Stimme vorträgt Auf den zweiten Blick erkennt man einen in die Musik Verliebten, von der Musik Besessenen, der gar nicht anders kann, sich in Rage und Trance zu spielen und damit die wuchtige Wirkung erzeugt, die das Publikum hinreißt. Mit der nahezu sprichwörtlichen Musikalität Neil Youngs verbindet sich euch der Poet Neil Young, die „schrille Stimme Amerikas“, wie er auch genannt wurde, der als grüblerischer Einzelgänger Momentaufnahmen des „American way of life" präzise in seinen Songs reflektiert Die trotzige Besinnung auf Schlichtheit, die bewußte Nivellierung musikalischer wie poetischer Strukturen und der beispiellose Lakonismus bestimmen nicht nur den Stil vieler Neil Young-Stücke. sondern sind vor allem auch Ausdrucksmöglichkeiten die eigene Weltsicht dauerhaft zu vertreten. Ober die Jahre hinweg konnte sich damit Neil Young einer völligen Vereinnahmung durch die Musikindustrie und durch die Medien mit wechselndem Erfolg verweigern, ja ab und an selbst zum Angriff übergehen. Das künstlerische Konzept Neil Youngs schälte sich über verschiedene Eteppen in einem Zeitraum heraus, der mehr als zwei Jahrzehnte umfaßt. Als der vierte im Kreis des heute legendären Quartetts „Crosby, Stills, Nash and Young" prägte Young besonders sein virtuoses Spiel aus. Als Solist mit seiner Begleitband „Crazy Horse" und den „Stray Gators" spielte er regelmäßig Platten ein, die so unterschiedlich vielfarbig wie wichtig waren. Große Streicherarrangements gekoppelt mit karger Stimmführung und Soloinstrumentierung wie sie auf der Harvest-LP in „A Man Needs A Maid“ und „There's A World" mit dem London Symphony Orchestra erfolgreich praktiziert wurden, finden sich verstärkt auf „Comes A Time" (1978) und der Platte „Rust Never Sieeps" (1979). Neil Young verunsicherte die Fachleute, als er 1983 mit einer Rock'n'Roll-Platte antrat („Everybody's Rockin") und danach Platten veröffentlichte, auf denen sich seine Stimme und Musik mit einigem technischen Aufwand entstellt darstellten. Schnell publizierte man dann auch die Streitsüchtigkeit, die Drogenphase und die Exzesse Neil Youngs aus früheren Zeiten, ohne dabei zu registrieren, daß ein großer Anreger und Beweger der Country- und Rockmusik sich dem Gestus dar achtziger Jahre stellen möchte und andere Ausdrucksmöglichkeiten im „Leben" ausprobiert. Auffallend dabei ist die Spannung, die Neil Young beispielsweise schon mit „Harvest", dem beinahe hymnischen „Hart Of Gold" und „Words" erzeugt Diese Erfahrung, die „Ernte", kann man dann in allen anderen Unternehmungen von ihm wiederfinden. Es ist also nichts Wunderliches dabei, sondern folgerichtig. Und dennoch: Neil Young läßt sich nicht festlegen...
Michael Manthey (1989)
Kompositionen, Texte und Arrangements: Neil Young
Neil Young & Stray Gators
Stray Gators:
Ben Keith (steel-gl
Kenny Buttrcy (dr)
Tim Drummond (b)
Jack Nitzscho (p, slido-g)
John Harris (p, Titel 2)
Back-voc:
James Taylor (Titel 4 und 6) Linda Ronstadt (Titel 4 und 6)
David Crosby (Titel S und 8) Graham Nash (Titel 5 und 10) Stephen Stills (Titel 8 und 10)
London Symphony Orchestra
Dirigent: David Meecham (Titel 3 und 7)
Orchester-Arrongements: Jack Nitzsche
Übernahme von WEA Musik GmbH, Hamburg/BRD
„Originalaulnehme Warner Bros. Records Inc. (P) 1972"