Marlene Dietrich, Kurt Bacharach & sein Großes Orchester - Hallo Marlene

Marlene Dietrich, Kurt Bacharach & sein Großes Orchester - Hallo Marlene

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Marlene Dietrich, Kurt Bacharach & sein Großes Orchester - Hallo Marlene

Ich Bin Von Kopf Bis Fuß Auf Liebe Eingestellt

Peter, Peter, Komm Zu Mir Zurück

Wer Wird Denn Weinen

Mein Blondes Baby

Jonny, Wenn Du Geburtstag Hast

Ich Bin Die Fesche Lola

Wenn Ich Mir Was Wünschen Dürfte

Ich Weiß Nicht, Zu Wem Ich Gehöre

Allein in Einer Großen Stadt

Kinder, Heut´ Abend

Wissen Sie, was ein Schimmel ist? Nein, weder das Pferd noch der Pilz sind gemeint. „Ein Schimmel — das sind sinnlose, unbrauchbare Worte, die man probeweise unter eine Melodie legt, um sie einmal ohne Lalaia zu hören", erklärt uns Friedrich Hollaender dessen Namen Sie sicher schon unter den meisten Chansontiteln dieser Platte entdeckt haben.
Was das mit Marlene Dietrich zu tun hat? Mehr, als man glauben möchte. Ein solcher: „Schimmel“ ist nämlich vor rund 30 Jahren Weltschlager geworden, und gesungen hat ihn Marlene Dietrich. Sie ist mit ihm und er durch sie berühmt geworden. Es ist . . . Nein, beginnen  wir ganz von  vorn.

1929. In den Babelsberger Ateliers sollte der erste große deutsche Tonfilm in Produktion gehen. Die Ufa hatte weder Kosten noch Mühe gescheut, um die Voraussetzungen für einen Kassenerfolg zu schaffen: Der eben (mit einem „Oscar"!) aus Amerika zurückgekehrte Emil Jannings war für die Hauptrolle vorgesehen, Josef von Sternberg, einer der Prominenten von Hollywood, sollte die Regie übernehmen. Nur über die literarische Vorlage des Films konnte man sich noch nicht einigen. Jannings und Sternberg hatten nähmlich Heinrich Manns „Professor Unrat“ vorgeschlagen. Aber der Verfasser des „Untertan“ als Autor im Konzern des deutschnationalen Herrn Hugenberg? Unmöglich! Da Jannings und Sternberg jedoch hartnäckig darauf bestanden, gab die Ufa schließlich nach. Carl Zuckmayer, der Drehbuchautor, mußte eben den Stoff im Sinne der Filmgesellschaft „salonfähig“ machen. Und so wurde aus dem „Professor Unrat“ der „Blaue Engel“. Lange suchten Jannings und Sternberg nach einer geeigneten Darstellerin für die Rolle der tollen Lola: ,,Wo war in Deutschland eine Frau, der man glauben konnte, ein erotisches Erdbeben zu verursachen, das einen vertrockneten Stubenhocker völlig durcheinander schüttelte?“ Endlich glaubten beide, sie in einer jungen, noch fast unbekannten Berliner Schauspielerin gefunden zu haben, die in der Revue „Zwei Krawatten“ spielte: Maerlene Dietrich.
Nach den Probeaufnahmen, die zur größten Zufriedenheit des Regisseurs ausfielen- setzte es Sternberg - wieder gegen den Willen der Ufa („Eine Unbekannte? Neben Jannings?“ — durch, daß Marlene die Rolle der Lola übertragen wurde. Doch damit noch nicnt genug der „amerikanischen Kinkerlitzchen": Friedrich Hollaender, der nicht gerade „zahme“ Komponist und Chansondichter der Berliner Kabaretts, wurde auf Betreiben Sternbergs zum Produzenten Erich Pommer beordert und erhielt dort — für ihn völlig überraschend - den Auftrag,  die  Filmmusik  für  den „Blauen   Engel“   zu  schreiben.
Hollaender schwört darauf, daß hier die Norne Werdandi, „die Tante, die sich aus dem Werdenden befaßt“, ihre Hände im Spiel hatte. Denn er war ja lediglich nach Babelsberg mitgefahren, um als „Nebenperson“ der „Hauptperson“ (einer der vielen Bewerberinnen für die Rolle der Lola, die seine Chansons vortrug) ein bisschen „auszuhelfen“, d.h. sie am  Klavier zu  begleiten.
Nun, Friedrich  Hollaender stürzte sich schließlich  auf die für ihn neue Aufgabe. Bereits  eine Woche später erscheint er in Erich Pommers  Büro.  Unter dem Arm trägt er etwas, was  seiner Meinung nach „mühelos den  Oscar für Vulgarität  einheimsen dürfte Und dann  legt er los: „lch bin die fesche Lola, der Liebling  der Säsong….“
Obwohl er selbst denkt: entsetzlich! — es gefällt Heinrich Mann, es gefällt Sternberg und Pommer und es gefällt Marlene. Durch die allgemeine Zustimmung beflügelt, bescherte Hollaender „dem Kollegium“ in rascher Folge neue „Kunstschöpfungen", um das Millieu“ zusammenzubekommen: „Kinder, heut' abend such ich mir was aus!“, „Nimm dich in Acht vor vor blonden Frau'n“  u. a.

„Marlene war selig", konnte er befriedigt feststellen. Dafür hatte aber Produzent Pommer noch „einen  Bauchschmerz“: Die sentimentale Nummer fehlte. Hollaender überlegte:   „Was singt so eine Lola?" Er kam zu dem Schluß: einen langsamen Walzer, „schmachtend plus schicksalhaft“. Als die Melodie auf dem Papier festgehalten war, machte er einen „Schimmel“. Und dann war es  soweit.
Pommer, Sternberg, Jannings und seine Frau, Zuckmayer, Marlene Dietrich und Heinrich Mann stehen um den Komponisten herum, und der singt, unter tausend Entschuldigungen wegen des Schimmels: „lch bin von Kopf bis Fu? auf Liebe eingestellt . . ." Zum größten Erstaunen Hollaenders applaudiert die ganze Gesellschaft nach dem Vortrag. Es nützt gar nichts, dass er wiederholt versichert, dass das doch nur der Schimmel sei. „Wat heißt hier Schimmel?" Iäßt sich Jannings lautstark vernehmen. „Det is er!“ Damit war es beschlossene Sache: Der Text blieb, wie er war. Und schon kurze Zeit später konnte  Hollaender sagen:   „Ein Schimmel  geht  um  die Welt."
Nun halten Sie die Platte in der Hand, auf der Marlene Dietrich alle die Chansons von damals singt, die durch sie zu Schlagern und letztlich zu Evergreens wurden. Jahre sind vergangen, Jahrzehnte, um genau zu sein, doch die Lieder sind genau so frisch wie am ersten Tag. Überhaupt nicht ein bißchen vergilbt, voller Leben und — voller Geist! Aus Marlenes Stimme hören wir noch immer den Stolz des „Lieblings der Sasong“, wenn sie als fesche Lola dem Publikum der Mitteilung macht, daß sie „daheim in meinm Sa-long" ein „Pi —a —no —la" hat. Stolz worauf? Auf den ungewöhnlichen Besitz oder. auf das kostbare Fremdwort? Marlene Iäßt das offen, aber ist es ihr damit nicht gelungen, die Zweideutigkeit des Textes aufzuheben, oder hat sie sie gerade dadurch wieder hervorgekehrt? Nachahmung und Parodie halten sich bewundernswürdig sicher die Waage. Diese Lola ist keine versoffene „Dame“, die sich aufs „Hauen“ und „Treten“ versteht. Sie ist auch keine lächerliche Witzfigur für die „besseren Leute“ im Parkett. Sie ist einfach — Trompetenblech und Pianogeklimper in der Stimme — die für damalige Verhältnisse typische Großstadtpflanze, vulgär und doch zugleich dezent, lächerlich, aber doch auch  wieder  liebenswert.
In Marlenes Vortragskunst macht die Keßheit mit ebenso traumhafter Sicherheit an den Grenzen des Ordinären hält wie ihre Sentimentalität an denen des Kitsches. Das sentimentale Genre gehört — sozusagen als „Fixum" - in jedes Programm einer Chansonette oder Diseuse. Es ist eben der Brauch, daß zwischen den feschen und komischen Liedern und Liedchen auch ein bißchen in Sehnsucht und Abschiedsweh gebadet wird. Bei Marlene werden wir vergebens dabei nach einer routinierten Verbrüderung mit dem allgemeinen Heul- und Schnupfbedürfnis forschen. Sie versteht es, ihrer Stimme an der kritischen Stelle genau den Nachdruck, die Lautstärke zu verleihen, die das sentimentale Genre braucht, um sich in den Bereich der Kunst hineinzuretten. „Jonny, wenn du Geburtstag hast“, dieses Chanson, in dem das Sentimentale in Gänsefüßchen steht, ist beinahe ebenso bekannt geworden wie die Melodien aus dem „Blauen Engel“. Wenn sie es singt, dann ist uns das arme Ding, das sich sooo sehr nach dem Jonny sehnt, ganz gegenwärtig und doch zugleich durch ein Augenzwinkern Marlenes in eine heitere Distanz gerückt. Für all das steht ihr eine Skala von seufzenden, schnurrenden, gurrenden, flehenden und dann zuletzt gar selbstvergessen in die Tiefe hinabgleitenden Tönen zur Verfügung, die wohl  einmalig  ist.
Der frechste Schlager („Wer wird denn weinen, wenn man auseinander geht“) wird in Marlenes Munde anmutig, das traurigste Chanson („Allein in einer großen Stadt“) gewinnt eine bezaubernde Helligkeit. Kein Geringerer als Ernest Hemingway hat einmal gesagt:   „Wenn sie nichts weiter hatte als  ihre Stimme, es genügte, dein Herz zu brechen.“
Hannelore Neumann

Mehr Informationen
ArtikelnummerAmiga 8 40 030
ProduktnameMarlene Dietrich, Kurt Bacharach & sein Großes Orchester - Hallo Marlene
Preis14,90 €
LieferzeitIm Schallplattenladen Stralsund
InterpretMarlene Dietrich
Name - TitelHallo Marlene
LabelAMIGA
MedientypLP / Vinyl 12"
Vinylgewicht pro Schallplatte140 gramm
Anzahl der Platten1
BeilagenKeine
Allgemeiner PlattenzustandGebraucht
Zustand TonträgerVery Good + (Sehr gut)
Zustand CoverVery Good + (Sehr gut)
PlattenreinigungReinigung mit Plattenwaschmaschine Double Matrix Professionel Sonic (Clearaudio)
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