Ludwig Hirsch

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Ludwig Hirsch

Alles Paletti

Heidelbeerberg

Gel´ Du Magst Mi

Häng Net Auf

Miss Burgenland

Komm Großer Schwarzer Vogel

Landluft

Die Gelse

Gruuuf

Der Dorftrottel

Obergattinger

I Will Di Hob´n

„Wenn man in einer eisigen Februarnacht, irgendwo in der hintersten Steiermark, in der letzten Stube eines kleinen Bauernhauses (in der vorletzten tanzen die anderen immer noch ihre Sautänze) ganz einfach raus muß, dann kriegt man schon die erste Watschen. Wenn man dann etwas später, in der großen Stadt Wien, in der schönen, hohen Wohnung, deren letztes Zimmer völlig zerbombt ist (es waren da keine Fenster mehr, nur zwei riesengroße Löcher), kleine Steinchen von oben auf die grünen Uniformkapperln betrunkener russischer Soldaten wirft, dann gibt's die nächsten Watschen. Wenn man dann in dieser großen Stadt, in diesem Realgymnasium, in den finstersten Klassenzimmern hockt, in denen es heute wie damals strengstens verboten ist, die Fenster zu öffnen, um nur ja nicht den faschistischen Mief rauszulassen, der dort seit Jahrzehnten produziert wird, dann sind das echte, fette Watschen. Wenn man schließlich Berufe ausübt, z. B. Musiker, Graphiker, Gammler, Spaßmacher, Schauspieler, Ehemann, Liedermacher-Watschen nichts als Watschen.
Ich will auf meine Art einige dieser Watschen zurückgeben. Deshalb habe ich diese Platte gemacht."
So die Selbstdarstellung Ludwig Hirschs auf seiner ersten Langspielplatte „Dunkelgraue Lieder" (eine „Watschen", das sei dem Nichtkenner des Wienerischen erklärt, ist nichts weiter als eine Ohrfeige). Von diesen dunkelgrauen Liedern ist auf der hier vorliegenden Auswahl der „Dorftrottel". Weitere LP folgten, acht an der Zahl, bis 1987 „Landluft" erschien, von der die meisten der hier vorgestellten Lieder ausgekoppelt sind.
Ludwig Hirsch, am 28. Februar 1946 in Weinberg/Steiermark geboren, hatte seinen ersten öffentlichen Auftritt mit seinen Liedern am Sylvesterabend 1977, nachdem er seit 1973 als Schauspieler in unterschiedlichen Städten der Bundesrepublik Deutschlands und in Wien engagiert war. Nebenher war er längere Zeit beim Rundfunk als Sprecher, Autor und Redakteur beschäftigt. Über seine vorherigen Berufe und Jobs-siehe oben.
So wie sich Hirsch schwer einordnet, sind auch seine Lieder. Sicher ist in den Texten eine Spur des nun schon klassisch zu nennenden Wiener Kabaretts, für das solche Namen wie Gerhard Bronner, Helmut Qualtinger und Georg Kreisler stehen. Sicher findet sich auch die Tradition der Wiener Cafehausliteraten wie Karl Krauss, Anton Kuh und Egon Friede!! in seinen Liedern. Manches läßt sich vielleicht vergleichen mit der Art eines Andre Heller die Dinge zu sehen, mit Konstantin Weckers Direktheiten oder mit Herman van Veens Gefühlen. Wenn Hirsch auch selbst diese Kollegen als „Brüder im Geist" sieht, ist und bleibt er doch Hirsch. Als Schauspieler vor allem dem Wort verpflichtet, paßt er die Musik dem textlichen Gehal tan.
In einem Interview in der „Stimme der DDR" anläßlich seiner Kurztournee in Weimar und Karl-Marx-Stadt 1987 äußert sich Hirsch: „Ich versuche von dieser Popmusik wegzukommen. Ich bin nicht Michael Jackson oder Stevie Wonder. Ich liebe diese Leute. Aber ich bin nicht auf diesem Boden aufgewachsen. Und so wird es immer nur ein Abklatsch sein, wenn ich das mache. Wenn man sich die Hitparaden in Österreich anhört, ist es von einer Oberflächlichkeit... da möchte ich mit meinen musikalischen Freunden weg. Ich möchte wieder musikalische Wurzeln ausgraben, die vergessen wurden. Ob das das Volkslied ist oder Klassik - es gibt da viel zu entdecken. Kärnten zum Beispiel, da hat das Volkslied Tradition. Ich war dort in einem Wirtshaus. Es war Muttertagsfest. Da kamen drei ganz junge Mädchen in Dirndln. Die sangen a cappella Volkslieder. Und da war ich ganz hin. Sowas möchte ich auch. Und das habe ich bei der letzten Produktion, bei 'Landluft' auch konsequent gemacht."
Ludwig Hirsch mag mehr die kleinen Säle, wo man notfalls auch ohne Mikrophon alle erreichen kann. Er liebt das Theater und versucht bei seinen Liveauftritten stets eine Mischung von Musikabend, Kabarett, Schauspiel und Pantomime. Das natürlich kann die Schallplatte nicht alles bieten. Aber lassen wir uns beeindrucken durch die Texte und Melodien Ludwig Hirschs, unterstützt durch seine Freunde J. M. Berti und Christian Kolonovits, die sich ihm mit einigen Melodien und den Arrangements zugesellten. Denn Hirsch singt von den Dingen des Lebens in einer Unbekümmertheit, die unbedingt jeden erreichen muß. Oftmals ist es gerade das Banale, das durch die künstlerische Verarbeitung fast zu einer philosophischen Größe wird. Und das nennt man dann auch Poesie. Hirsch singt über die Liebe und Beziehungen der Menschen untereinander in jeglicher Art. Da ist dann auch die Rede von verbohrter Borniertheit, aggressiver Dummheit und Intoleranz. Also auch von Politik. Aber nicht der erhobene Zeigefinger. Hirsch versetzt Watschen. Und dafür braucht man schon die ganze Hand.
Andreas Turowski (1988)

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ArtikelnummerAmiga 8 56 381
ProduktnameLudwig Hirsch
Preis14,90 €
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InterpretLudwig Hirsch
Name - TitelLudwig Hirsch
LabelAMIGA
MedientypLP / Vinyl 12"
Vinylgewicht pro Schallplatte140 gramm
Anzahl der Platten1
BeilagenKeine
Release-Datum1988
Allgemeiner PlattenzustandGebraucht
Zustand TonträgerVery Good + (Sehr gut)
Zustand CoverVery Good + (Sehr gut)
PlattenreinigungReinigung mit Plattenwaschmaschine Double Matrix Professionel Sonic (Clearaudio)
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