Liederjahn

Liederjahn

12,90 €
Nicht auf Lager
Lieferzeit: Im Schallplattenladen Stralsund

LiederjahSeite 1
Die Nachtfahrt
Komposition und Text: Traditional    

Entlaubet ist der Walde
Komposition und Text: Traditional
Satz: Thomas Stolzer        

Es kann ja nicht immer so bleiben
Komposition: Friedrich Heinrich Himmel
Text: Max Kegel        

Der Eisbär
Komposition und Text: Traditional        

Deine Klingel ist kaputt, huhu
Komposition und Text: H. Woezel      

Lou Lila
Komposition: R. Katscher Text: Beda/Bearbeitung: Raine Prüß  

Der Fahrstuhl
Komposition: P. Laine
Text: K. Feltz/Bearbeitung: A. Noffke/ R. Prüß/J. Ermisch          


Seite 2
Hans Vageinest Komposition: Jörg Ermisch Text: Traditional            

lk heff eer man blots eenmal sehn
Komposition und Text: Rainer Prüß      

He sä mi so veel
Komposition: J. D. Grimm Text: Klaus Groth      

De Süperin
Komposition: Jörg Ermisch Text: Hein Hoop    

Hartleed
Komposition: Traditional Text: Klaus Groth            

Dat Tüddelband
Komposition und Text: Rainer Prüß    

Still mien Hanne
Komposition: Traditional Text: Klaus Groth  


Liederjan:
Anselm Noffke (Gesang, Geige, Mandoline, Glockenspiel, Althorn)
Jörg Ermisch (Gesang, Gitarre, Klarinette, Sopransaxophon, Flöte, Cello, Glocken, Casio)
Rainer Prüß (Gesang, Gitarre, Mandoline, Mandoloncello, Tenorhorn, Sousaphon, Konzertina, Akkordeon)
als Gast: Hans-Jörg Mauksch (Baß)


Es war Mitte der 70er Jahre, als eine Freundin mir eine Platte in die Hand drückte mit der Bemerkung: „Hör mal rein, das wäre vielleicht was für dich." Die Platte stammte von einer Band, die in Hamburg ansässig war, sich Tramps and Hawkers nannte, irische Folklore-Standards (die guten) spielte und mich mit unverkennbaren Stimmen bekannt machte, die ich später wiederhören sollte. Da hießen die Eigner derselben dann nicht mehr Tramps and Hawkers, sondern Liederjan und sangen deutsche Volkslieder. Und das jedoch mit solch unter die Haut gehender Musizierfreude (sehr wahrscheinlich auch der „irischen Schule" geschuldet), daß nicht nur eine Reihe der von Liederjan wiederentdeckten und bearbeiteten Lieder im Repertoire vieler Folkloregruppen oder auch einfach nur schlichtweg sangesfreudiger Freizeit-Musikanten ihre Runden ziehen. Für nicht wenige war Liederjan ganz bestimmt auch auslösender Anlaß, sich ohne verschämten Seitenblick ans deutsche Volkslied zu wagen.
Befragt, was denn bei ihnen den Anstoß zur Beschäftigung mit deutschen Volksliedern gegeben habe, nennen die Leute von Liederjan nicht nur Volksliedforscher wie Franz Magnus Böhme und besonders Professor Wolfgang Steinitz und seine Arbeit über „Deutsche Volkslieder demokratischen Charakters" sowie eben auch ihre Erfahrungen mit anglo-keltischer Folklore, sie verweisen gleichzeitig auf das Absurde dieser Frage und meinen: „Die Frage müßte eigentlich lauten: Was hat euch davon abgehalten, eure eigenen Volkslieder zu singen?!" Da war für sie die Diskreditierung des deutschen Volksliedes und sein Mißbrauch durch die Nazis, da war die bürgerliche Volksliedaufarbeitung, die immer wieder und zum Teil recht erfolgreich versuchte, die demokratischen, die aufsässigen, klagenden, aber auch die sinnlich-derben Gesänge ajs den Liederbüchern zu verbannen, aus Liederbüchern, die ja auch den Grundstock des Musikunterrichtes in Schulen bilden, mit dem Ergebnis, daß dem deutschen Volkslied weitgehend eine alberne Vallerievallera-Belanglosigkeit zugewiesen wurde. Und da waren -eng verbunden damit - auch jene Medienpräsentationen angeblicher Volksmusik von brav-biederer, (apfel-)weinseeliger Operettenfolklore bis hin zu jenem „sonnenbebrillten Vaterlandsbariton, dem Liederjan auf der Hülle einer ihrer LP dafür dankte, bei der Entstehung der Platte nicht mitgewirkt zu haben. Was Liederjan all dem entgegenzusetzen hat, das sind die Lieder die im weitesten Sinne vom Leben des Volkes berichten, Lieder über Arbeit und Kampf, Liebe und Spaß und Traurigkeit und Wut Lieder aus dem Mittelalter, aus der 1848er Revolution ebenso wie Songs von Brecht/Eisler, Gassenhauer aus den 20er und 30er Jahren und Schlager aus bundesdeutscher „Wirtschaftswunder "-Zeit, die natürlich nie von der Bühne kommen, ohne vorher kräftig gegen den Strich gebürstet zu werden, was zu teilweise überraschenden, gelegentlich sogar beklemmenden neuen Bezügen und Assoziationen führt. Diese Ausdehnung des Volksliedbegriffes auf neueres Material und auch stilistische Einflüsse aus Schlager und Rockmusik ist für Liederjan kein Ausscheren aus folkloristischer Musizierhaltung. Die drei Musikanten sagen: „Es ist halt so daß für bestimmte Probleme einfach keine alten Lieder existier -Da muß man dann schon hin und wieder auf die jüngste Vergangenheit zurückgreifen und eben auch irgendwelche älteren Lieder bißchen umschreiben. Das ist ja gute alte Volkslied-Tradition, daß man Stücke umsingt, überarbeitet und seiner Situation anpaßt. Es wird außerdem unaufrichtig, wenn man sagt die Musik aus den Jahren meiner Jugend - das habe ich alles rächt I gehört, das habe ich alles nicht zur Kenntnis genommen." So redet jemand, der nicht nur Vergangenes bewahren, sondern auch kräftig in die Auseinandersetzungen seiner Zeit mit eingreifen will. Liederjan hat nicht nur Archive und Bibliotheken abgegrast sondern eben auch viel gehört und zur Kenntnis genommen und bekennt sich auch zu den vielen Einflüssen, die seine Mitglieder absorbiert und zu einem ureigenen Stil zusammengespielt haben.  
Hier nun nach begeisternden Auftritten beim Festival des politischen Liedes (1982), beim FDJ-Liedersommer (1983) und beim Nationalen Jugendfestival 1984 die erste Liederjan-Platte bei AMIGA. Sie enthält Lieder von drei Langspielplatten und unternimmt den zugegebenermaßen problematischen Versuch, in 14 Aufnahmen ein möglichst stimmiges Porträt dieser Gruppe zu zeichnen. Von der 1981 erschienenen Platte „Es kann ja nicht immer so bleiben" stammen die NACHTFAHRT aus einer Sammlung aus dem Jahre 1544, der EISBÄR, dessen sich die Liederjan-Musiker als eines beliebten Schulklassen-Gesanges aus ihrer Jugendzeit entsannen und ES KANN JA NICHT IMMER SO BLEIBEN, jenem Lied auf die Pariser Kommune und „ihr Banner, das einige Rot", geschrieben von dem sozialdemokratischen Journalisten und Schriftsteller Max Kegel (1850-1902). Die vier anderen Lieder auf Seite eins stammen vom Album „Unsere Klingel ist kaputt" (1983) - das Liebeslied ENTLAUBET IST DER WALDE in einem beeindruckend schönen Satz von Thomas Stolzer (1480-1526), DEINE KLINGEL IST KAPUTT, HUHU, einem Schlager aus den 50er Jahren, zu dem sie folgenden Kommentar parat haben: „Das Lied beschreibt Alltägliches. Die empfohlene Methode versagt jedoch bei Hochhäusern. Die Stimme reicht nur bis zum 5. Stock, und die geworfenen Steine, sofern man welche auf den gepflegten Rasenflächen findet, fallen doch zu leicht auf die eigene Rübe. Fazit: Ohne die richtigen Schlüssel läuft heute nichts mehr." Bestechend bei diesem Lied auch der ebenso rasante wie bildhübsche Chorus auf zwei Mandolinen. LOU LILA ist ein Song aus den 30er Jahren, der Liederjan angesichts des Umstandes, daß Lila zur Modefarbe geworden ist, zu aktuellen Anzüglichkeiten inspirierte. DER FAHRSTUHL schließlich, ein Titel aus den 60er Jahren wurde von Liederjan aus leidigem Anlaß um eine dritte Strophe nebst Refrain zur vorliegenden Fassung erweitert.
Seite zwei bringt Lieder von der 1982 erschienenen Platte „He' -ick mach di", die ausschließlich plattdeutschen Liedern vorbehalten war - „weil das ja auch zu unserem Leben gehört". HANS VAGELNEST ist ein Lied nach einem überlieferten Antikriegs-Gedicht. Vertonungen von Texten des plattdeutschen Lyrikers Klaus Groth (1819-1899) sind HE SÄ MI SOVEEL, HARTLEED und STILL MIEN HANNE. IK HEFF EER MAN BLOTS EENMAL SEHN über das Gefühl großer Verliebtheit. DE SÜPERIN, das drastische Lied einer Säuferin und DAT TÜDDELBAND, das am Beispiel der nicht sehr erfolgreichen aber unverdrossenen Sprungseilversuche eines kleinen Mädchens Mut machen will, in schweren Zeiten nicht aufzugeben, sind weitere Belege für die Vielseitigkeit der Musikanten von Liederjan.
Übrigens - die drei sind nicht nur auf der Bühne ausgesprochen sympathisch. Liederjan besteht aus Anselm Noffke (auf dem umseitigen Photo rechts), Rainer Prüß, der 1979 für das ausscheidende Gründungsmitglied Jochen Wiegand zu Liederjan kam (im Photo links) und Jörg Ermisch.
Sie gehörten zu den ersten Folkloristen, die einen Synthesizer auf die Bühne stellten. Mit Erfolg.
Wie sagten die Liederjan-Leute unlängst: „Volkslieder, das sind für uns Lieder, die etwas mit unserem Leben zu tun haben. Worauf man sich einen Reim machen kann, darüber singt man was."

Manfred Wagenbreth (1984)n

Mehr Informationen
ArtikelnummerAmiga 8 56 077
ProduktnameLiederjahn
Preis12,90 €
LieferzeitIm Schallplattenladen Stralsund
InterpretLiederjahn
Name - TitelLiederjahn
LabelAMIGA
MedientypLP / Vinyl 12"
Vinylgewicht pro Schallplatte140 gramm
Anzahl der Platten1
BeilagenKeine
Release-Datum1984
Allgemeiner PlattenzustandGebraucht
Zustand TonträgerVery Good + (Sehr gut)
Zustand CoverVery Good + (Sehr gut)
PlattenreinigungReinigung mit Plattenwaschmaschine Double Matrix Professionel Sonic (Clearaudio)
Eigene Bewertung schreiben
Sie bewerten:Liederjahn
Ihre Bewertung