Liebesbriefe Für Anett
Liebesbriefe Für Anett
Liebesbriefe Für Anett
HÖRSPIELE FÜR DEN LITERATURUNTERRICHT - 7
Liebesbriefe für Anett von Waltraud Jährlichen
Dramaturg: Renate Achterberg
Toningenieur: Klaus Bechstein
Regie: Christa Kowalski
Die Rolle der Anett spielt Simone von Zglinicki.
In weiteren Rollen Katarina Tomaschewsky und Bernd Storch.
Liebesbriefe - sie werden seit Hunderten von Jahren geschrieben. Worin unterscheiden sich die Liebesbriefe der Urgroßeltern von denen ihrer Enkel? Dieser Frage scheint das Hörspiel nachzugehen. Anett hat zusammen mit ihrer Freundin viel Spaß am Durchstöbern der Post ihrer Urgroßmutter. Anett gesteht sich:
„Wir lachen. Dabei ... ich würde mich freuen über einen richtigen Liebesbrief, gerade jetzt. Nicht so einen, nein, einen echten. Aber heute schreibt ja keiner mehr Liebesbriefe."
Anetts Eltern sind geschieden, sie lebt bei ihrer Mutter, muß jetzt aber mehrere Wochen allein sein, weil die Mutter mit einem Mann, den sie heiraten wird, in die Ferien gefahren ist.
Da treffen plötzlich Liebesbriefe für Anett ein. Der Absender will Anett trösten, über das Alleinsein hinweghelfen. Aber er gibt sich nicht zu erkennen. Anett reagiert zunächst mit Zurückhaltung. Sie glaubt vorerst nicht an die Ehrlichkeit der zaghaft angedeuteten Zuneigung des Unbekannten. Sie fürchtet, auf einen Scherz hereinzufallen. Allmählich ändert sie aber ihre Meinung, und gemeinsam mit ihren Freundinnen vermutet sie, daß als Absender nur ein Junge in Betracht kommt, den sie alle als souveränen Alleskönner kennen und dem alle willig folgen. Aber der Briefschreiber zieht eben diese Einstellungen und Verhaltensweisen in Zweifel, und das Erstaunen ist groß als sich am Ende herausstellt, daß die Briefe von einem stillen, zurückhaltenden Jungen stammen. Das ist dann auch das eigentliche Anliegen des Hörspiels, die Kraft der Stillen zur Sprache zu bringen. Es geht darum, den Zurückhaltenden bei der Verwirklichung ihrer Persönlichkeit zu helfen, zugleich aber auch Anregungen für alle anderen zu geben, über sich selbst nachzudenken.
Aber auf welche Weise kommen wir im Unterricht über die Frage hinaus: Wie hat euch das Hörspiel gefallen?
Anregungen, um weiterzukommen, geben uns praktische Erfahrungen von Lehrern:
Beatrix Krickendt 1055 Berlin
Heinrich-Schliemann-Schule Conrad-Blenkle-Straße 52
Ich will Ihnen erzählen, was ich im Unterricht ausprobiert habe. Vielleicht lächeln Sie über mich, weil Sie über viel reichhaltigere Erfahrungen verfügen, aber vielleicht kann ich Sie doch zu einigen neuen methodischen Überlegungen anregen. Ich muß vorausschicken, daß ich für das Hörspiel immer eine Doppelstunde zur Verfügung hatte und daß ich meinen Schülern das fast 45 Minuten lange konzentrierte Zuhören zumuten konnte, zumal die humorvollen Passagen des Hörspiels und seine musikalische Gestaltung mehrfache Gelegenheit zur Entspannung bieten.
Am Anfang des Gesprächs stand die Unzufriedenheit meiner Schüler mit dem Titel „Liebesbriefe für Anett". Ich benutzte die Suche nach einem „passenderen" Titel, um mit den Schülern tiefer in den Gedankengehalt des Hörspiels einzudringen. In der einen Klasse stellte ich zusammen mit dem Originaltitel noch folgendes zur Wahl: ■ Der geheimnisvolle Briefschreiber
• Die Kraft der Stillen
• Es ist nicht alles Gold, was glänzt ' Kleine Briefe - große Wirkungen
Ich hatte die Titelvorschläge so unterschiedlich gewählt, um die Bereitschaft der Schüler zur begründeten Meinungsäußerung und Auseinandersetzung zu fördern. Am Beginn der 2. Unterrichtsstunde wurden die Begründungen aufgeschrieben, hier sind zwei Beispiele:
Jana K.
„Die Kraft der Stillen" erscheint mir als Titel sehr geeignet, da doch gerade die stillen Briefe eine Änderung in Anetts Leben hervorrufen und in ihr Konflikte wachwerden lassen. Es kommt zu Auseinandersetzungen innerhalb der Klasse, man findet sich nicht mehr mit dem bis jetzt alltäglichen Leben ab. Das gerade hat dieser „Stille" ins Rollen gebracht. Es ist doch eine ungeheure Kraft von ihm ausgegangen. Die Überschrift „Liebesbriefe für Anett" ist meiner Meinung nach zu allgemein, zu ausdruckslos.
Antje R.
Der Titel „Liebesbriefe für Anett" ist genauso oberflächlich wie Ulli, der im Hörspiel kritisiert wird. Ich hätte den Titel „Die Kraft der Stillen" gewählt, weil er etwas über Inhalt und Sinn des Hörspiels aussagt.
Außerdem regt er dazu an, sich Gedanken über Probleme zu machen, die in dem Hörspiel angeschnitten werden und die auch für uns selbst zutreffen.
Vielleicht gelingt es Ihren Schülern, diese Meinungen zu widerlegen oder viel aussagekräftigere Titel zu finden. Ich habe nämlich auch bemerkt, daß die Vorgabe von nur vier Titeln zum Vergleich mit dem Original recht einengend auf das schöpferische Denken wirken kann. Jedenfalls war ich über den Einfallsreichtum meiner Schüler erstaunt. Und immer war von ihren eigenen Titelvorschlägen besonders deutlich ablesbar, was ihnen an diesem Hörspiel wichtig war. In erster Linie das Nachdenken über sich selbst und über die Beziehungen zu den Mitschülern! Davon zeugen z. B. die Titel:
• Wer bist Du?
• Heimliche Briefe
• Wer fragt so ehrlich?
• Nicht immer sind wir so, wie wir scheinen!
• Sind wir noch wir?
■ Wer?
■ Wie bin ich?
Nur wenige Schüler schlugen Titel vor, die oberflächliches Herangehen widerspiegelten, wie z. B. „Das Mädchen mit dem grün-weißgepunkteten Kleid".
In der Diskussion verteidigten die Schüler sehr leidenschaftlich ihren Titel und erläuterten dazu, daß sie ihren Zugang zum Ideengehalt des Hörspiels vor allem unter diesem Aspekt gefunden haben, den ihr Titelvorschlag, zwar mit knappen Worten, aber dennoch möglichst genau kennzeichnen soll. Die Auseinandersetzung um den besten Titelvorschlag führte auf direktem Wege dazu, daß die Schüler über sich selbst nachdenken.
Dieses Nachdenken führte schließlich auch dazu, daß die Schüler moralische Werturteile fällten und an sich selbst hohe Forderungen stellten, darauf machen beispielsweise folgende Titelvorschläge zusammen mit ihren Begründungen aufmerksam:
Lutz G.
Der Titel muß heißen „Wer bist Du?" - Ein stiller,
ruhiger, überlegener Mensch denkt über andere nach. Man traut es ihm nicht einmal zu. Er entdeckt Sachen, die einem selbst noch nicht eingefallen sind. Was wissen die Menschen schon voneinander? Schade, daß es viele Menschen gibt, die sich nur um sich selbst kümmern. Jedenfalls versuche ich da besser zu sein.
Rainer G.
„Heimliche Briefe oder wie man erwachsen wird". Diesen Titel habe ich gewählt, weil er eine Frage aufwirft, die wohl jeden interessiert: Wie wird man erwachsen?
In diesem Hörspiel geht es doch um ein Mädchen, das sich in einem Alter befindet, wo man sich allmählich mehr Gedanken über sich selbst und die eigene Umwelt macht. Anett versucht, die Menschen in ihrer Umgebung zu erkennen und auch auf sie einzuwirken. Gehört nicht gerade dies zu dem, was den Menschen formt, was einen erwachsen werden läßt?!
Diana C.
Anett sieht das Leben jetzt mit eigenen Augen .., Neu sieht sie auch die Jungen und Mädchen ihrer Klasse, mit denen sie doch schon viele Jahre zusammen ist. Was denken sie, was machen sie? „Sind wir noch wir?", das ist deshalb mein Titdvorschlag. Was wissen wir denn schon über unsere Mitmenschen, Mitschüler? Wir sehen sie täglich, aber wissen wir, was sie fühlen, was sie denken?!
In einer anderen Klasse forderte ich die Schüler auf, für die Vorderseite der Schallplattentasche einen Bildentwurf als allereinfachste Zeichenskizze anzufertigen und die Bildidee zu begründen. Diese Aufgabe wurde mit Freude aufgegriffen, zumal allen jenen Schülern, die besser reden als zeichnen können, erlaubt worden war, „mit Worten zu malen". Es zeigte sich, daß auch dieses Vorgehen das Gespräch über eigene Eindrücke und Meinungen erleichterte.
Eine andere Variante, die nach meiner Ansicht in ähnlicher Weise die Äußerung persönlicher Auffassungen im Unterrichtsgespräch fördert, ist unter Bezugnahme auf die Titelseiten-Illustration der Schallplattentasche möglich.
Zweifellos ist mit allen diesen Aufgabenstellungen immer nur der Anfang gemacht, das Gespräch eröffnet worden. Ich meine aber, daß sich durch solche Formen der Gesprächseröffnung nahezu jeder meiner Schüler auf besonders anregende Weise zur Diskussion über das Hörspielerlebnis herausgefordert fühlte. Ich freue mich jetzt schon auf die nächsten Unterrichtsstunden mit dem Hörspiel, und ich werde dafür noch nach anderen Aufgaben suchen, die geeignet sind, sowohl das Kunsterlebnis zu vertiefen als auch zu Spaß an der eigenen Meinungsäußerung und zum Meinungsstreit im Unterrichtsgespräch herauszufordern. Es wäre schön, wenn Sie mir dabei mit Ihren Unterrichtserfahrungen helfen!
Als Unterrichtsmittel zugelassen durch das Ministerium für Volksbildung der DDR, Hauptverwaltung Unterrichtsmittel und Schulversorgung.
Entwickelt von der Akademie der Pädagogischen Wissenschaften der DDR, Institut für Unterrichtsmittel
Redaktion: Dr. Herst Dahm
Aufnahme: Staatliches Komitee für Rundfunk
Gestaltung: Volker Pfüller
Artikelnummer | Schola 8 70 093 |
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Produktname | Liebesbriefe Für Anett |
Preis | 24,90 € |
Lieferzeit | Im Schallplattenladen Stralsund |
Interpret | Various Artist |
Name - Titel | Liebesbriefe Für Anett |
Label | Andere |
Medientyp | LP / Vinyl 12" |
Vinylgewicht pro Schallplatte | 140 gramm |
Anzahl der Platten | 1 |
Beilagen | Keine |
Release-Datum | 1980 |
Allgemeiner Plattenzustand | Gebraucht |
Zustand Tonträger | Very Good + (Sehr gut) |
Zustand Cover | Very Good + (Sehr gut) |
Plattenreinigung | Reinigung mit Plattenwaschmaschine Double Matrix Professionel Sonic (Clearaudio) |