L´ Orchestre National De Jazz (Jazzbühne Berlin 1986)

L´ Orchestre National De Jazz (Jazzbühne Berlin 1986)

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L´ Orchestre National De Jazz (Jazzbühne Berlin 1986)

Amiga Jazz Serie

SEITE 1
Water Shed                      
Komposition: Michael Gib'bs

Super Frigo                  
Komposition: Andy Emier
SEITE 2
Kalimba
Komposition: Francois Jeanneau

Die über achtzigjährige Geschichte des Jazz ist ohne die BIGBANDS nicht vorstellbar. Vor allem in den dreißiger Jahren prägten die Orchester von Fletcher Henderson und Duke Ellington, von Jimmie Lunceford, Chick Webb und Count Basie den Jazz, und die „weißen" Bands von Benny Goodman, Artie Shaw und Glenn Miller heizten mit musikalischer Präzision und amerikanischem Geschäftssinn das Swing-Fieber an. Die Revoluzzer des Bebop rebellierten gegen die erstarrenden Bigband-Klischees, doch fiel Dizzy Gillespies Bop-Orchester Ende der vierziger Jahre ebenso den ökonomischen Bedingungen im Musikgeschäft der USA zum Opfer wie die letzten Swing-Bands oder Stan Kentons pathetischer „progressive jazz".
Aus dieser Zeit, der frühen „cool"-Ära datieren die ersten Versuch©', im Jazz gänzlich neue Klangvorstellungen zu realisieren, mit dem Sound „an sich" zu experimentieren. „Ein Klang wie eine Wolke" schwebte den jungen Musikern um den kanadischen Arrangeur Gil Evans vor, der für Miles Davis eine Band zusammenstellte, die vor allem durch die eigenwillige Erweiterung des Blechsatzes um Tuba und Waldhorn auffiel. Von dieser Capitol-Band und von Gil Evans späteren Versuchen mit modalem Jazz gehen bis heute die nachhaltigsten Impulse für den orchestralen Jazz aus, der in den siebziger Jahren auch die Einflüsse des Free Jazz und der Rockmusik aufnahm. In FRANKREICH hat der Jazz früh eine europäische Heimstatt gefunden. Schon während des 1. Weltkriegs und bald danach gastierten „Jazzbands" aus den USA und beeinflußten das französische Musikleben, ja die zeitgenössische europäische Musik. Sidney Bechet fand in Paris die ihm gebührende Anerkennung; Armstrong, Ellington, Cole-man Hawkins und Benny Carter spielten hier, wo der Gitarrist Django Reinhardt den ersten und für lange Zeit einzigen ernstzunehmenden Beitrag Europas zum musikalischen Phänomen Jazz lieferte. Nach dem 2, Weltkrieg waren die Studentenlokale des Quartier Latin Hochburgen des Dixieland-Revival. Bechet kehrte nach Paris zurück, der erste in einer langen Reihe prominenter Jazz-Musiker, die die Lebens- und Arbeitsbedingungen in Frankreich, der BRD und Skandinavien denen im Ursprungsland des Jazz vorzogen.
Im Pariser „Salle Pleyel" fand im Mai 1949 ein Jazzfestival statt, auf dem neben Sidney Bechet auch Charlie Parker und Miles Davis auftraten. Unter den Zuhörern saß der gerade vierzehnjärige Francois Jeannau - heute der wichtigste Saxophonist der französischen Jazzszene, aber auch Flötist, Synthesizer-Spieler, Komponist, Arrangeur und Bandleader. Im Trio mit Daniel Humair und Henri Taxier war er 1982 Gast der Berliner JAZZBÜHNE (Amiga 8 55 987). Jeanneau, Sohn einer Pianistin, hat die typischen Stationen eines europäischen Jazz-Musikers seiner Generation durchlaufen: Sopransaxophonist in der Dixieland-Band seines Bruders, dabei mit Parkers Bebop und Coleman Hawkins klassischer Saxophon-Spielweise liebäugelnd, wird er 1958, in der Zeit des Hard ßop, professioneller Jazz-Musiker, stößt auf die komplexen modalen Neuerungen in den Improvisationen John Coltranes (sein Solo in „Water Shed" reflektiert diesen Einfluß) und erfährt die musikalische Befreiung durch Ornette Colemans „Free Jazz".
In jenen sechziger Jahren beginnt sich der europäische Bigband-Jazz von den engen Bindungen an die amerikanischen Vorbilder zu emanzipieren. Besetzt mit führenden europäischen und in Europa ansässigen amerikanischen Solisten gibt die Band des in Paris lebenden Schlagzeugers Kenny Clarke und des belgischen Pianisten Francis Boland das Beispiel für eine eigenständige Verbindung von modernem Swing mit dem Klang und mit den harmonischen und improvisatorischen Freiheiten zeitgenössischer Jazzformen — eine Konzeption, der seither eine Vielzahl von Orchestern auf die unterschiedlichste Weise folgt.
L'ORCHESTRE NATIONAL DE JAZZ ist das jüngste europäische Jazz-Orchester. Das vom französischen Kulturministerium und von der staatlichen Industrie geförderte Projekt vereint 19 perfekte Jazz-Musiker, zwischen 21 und 30 Jahre alt; nur der Saxophonist Jean-Louis Chautemps ist wie der nach dem Statut nur für ein Jahr mit der Leitung betraute Francois Jeanneau ein „Veteran" der französischen Szene. Aaron Scott, der vehemente Schlagzeuger, stammt aus Chikago und hat mit Chick Corea und Larry Coryell gearbeitet. Seine Premiere erlebte das Orchester — unter Mitwirkung von Gil Evans — am 3. Februar 1986 in Paris. Auftritte in allen Teilen Frankreichs; in der BRD und in Italien machten das „ONDJ" schnell bekannt. Im April folgte eine Afrika-Tournee. Inspiriert von der eingängigen Melodik der afrikanischen Sanza (eines „Daumenklaviers") schrieb Fracois Jeanneau dafür die Suite 'Kalimba'  In Kalimba, wie in beiden anderen Titeln der Platte wird Jeannaus Anliegen deutlich vorgeführt: das Gleichgewicht Zwischen Improvisation und musikalischer Struktur, zwischen Tradition und Kreation, akustischer und elektronischer Musik — „wilde Musik mit allem modernen Komfort" (Debussy). Das Publikum des Abschlußkonzertes der JAZZBÜHNE BERLIN '86 nahm dieses Angebot aus Frankreich begeistert an.
Jan Eik

L'QRCHESTRE NATIONAL DE JAZZ:
Francois Jeanneau                       (Id, arr, ss)
Christian Martinez                                      (tp)
Eric Mula                                                       (tp)
Michel Delakian                                          (tp)
Francois Chassagnite                                (tp)
Denis Leloup                                               (tb)
Yves Robert                                                  (tb)
Jean-Louis Damant                                   (tb)
Didier Havet                                                 (tu)
Jean-Louis Chautemps, Erich Barret, Richard Foy, Pierre-Olivier Govin, Bruno Rousselet (saxes)
Andy Emier                                             (keyb)
Denis Badault                                        (keyb)
Marc Ducret                                             (el-g)
Michel Benita                                         (el-bg)
Aaron Scott                                                  (dr)
Francois Verly                                        (perc)
rec. 29. Juni 1986, Friedrichstadtpalast Berlin
Aufnahmen: Rundfunk der DDR
Redaktion: Jürgen Lahrtz

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ArtikelnummerAmiga 8 56 234
ProduktnameL´ Orchestre National De Jazz (Jazzbühne Berlin 1986)
Preis10,00 €
LieferzeitIm Schallplattenladen Stralsund
InterpretL´ Orchestre National De Jazz
Name - TitelL´ Orchestre National De Jazz (Jazzbühne Berlin 1986)
LabelAMIGA
MedientypLP / Vinyl 12"
Vinylgewicht pro Schallplatte140 gramm
Anzahl der Platten1
BeilagenKeine
Release-Datum1986
Allgemeiner PlattenzustandGebraucht
Zustand TonträgerVery Good + (Sehr gut)
Zustand CoverVery Good + (Sehr gut)
PlattenreinigungReinigung mit Plattenwaschmaschine Double Matrix Professionel Sonic (Clearaudio)
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