Kleeblatt Nr. 23 - Die Anderen Bands

Kleeblatt Nr. 23 - Die Anderen Bands

Artig / Feeling B

Alles Ist So Dufte / Feeling B

Geh Zurück in Dein Buch / Feeling B

Grau / Hard Pop

Tote Ballerina / Hard Pop

Angst Vom Mund / Hard Pop

Wir / Sandow

Fliegen / Sandow

Er Ist Anders / Sandow

P 2 / WK 13

Asphalt / WK 13

Sonntag / WK 13

Kleeblatt Nr: 23

Im übrigen, die andern tun das auch Eine Traube überwiegend dunkel gekleideter, lustig anzusehender Typen drängt sich vor einem Jugendclub. Drinnen hört man schon die ersten Töne der Band des Abends. Dieses Interesse an Live-Musik ist nicht ungewöhnlich. Es gibt Musik, die man sich zu Hause im Ohrensessel anhört, und solche, die eigentlich nur im verrauchten Club richtig wirkt. Hier muß man seinen Nebenmann spüren, muß sich bewegen können, muß die Möglichkeit zum Austausch vorhanden sein.
Die Musik, die auf dieser LP zu hören ist, lebt von solcher direkten Kommunikation, ist Teil eines Verhältnisses, das nicht allein durch eine Hörer/ Musiker-Beziehung geprägt ist, sondern oft dadurch bestimmt wird, daß Musiker und Hörer in die gleiche Schule gehen, im selben Betrieb arbeiten oder einfach nur in derselben Straßenbahn zur Arbeit fahren. Sie brauchen keinen Fan-Club, um füreinander Werbung zu machen; sie brauchen kein Forum, auf dem sie sich gegenseitig erklären. Wenn man sich das klar gemacht hat, versteht man vieles besser. Das Gebaren der Musiker und des Publikums ist nicht nur dem Wunsch geschuldet, sich vom „Etablierten" zu distanzieren, es beweist auch, daß Musikant und Konzertbesucher gemeinsam agieren, aufeinander angewiesen sind.
Musik- und Tonregie:
Gerd Puchelt (Titel 1-6)
Dieter Ortlepp (Titel 7-9)
Siegbert Schneider (Titel 10 und 11)
Aufnahmen: VEB Deutsche Schallplatten
Titel 12: Aufnahme Rundfunk der DDR
Produktion: Wolf-Dietrich Fruck
(1988)

Seite 1
Artig
Alles ist so dufte
Geh zurück in dein Buch  
Kompositionen, Texte und Arrangements: Feeling B
Feeling B
Alexander Rompe       (voc)
Paul Landers                 (g, voc)
Christian Lorenz           (voc)
Gäste:
Winnfried Knoll (dr), Christoph Zimmermann (bg), Frank Tröger (keyb), Andre Greiner-Pol (v), Alexander Kriening, Solveig Landers, Muths und Clemens Rebbeimund (back-voc), Frank Keding (flh), Jens Börner (th)


Grau    
Text: Stefan Döring
Tote Ballerina  
Text: Werner Karma
Angst vom Mund      
Text: Werner Karma
Kompositionen: Günther Spalda
Arrangements: Hard Pop
Hard Pop
Günther Spalda               (voc, bg, g, keyb)
Stefan Biniek                  (g, back-voc)
Martin Leeder                  (dr, back-voc)
Thoralf Hannemann       (sax)


Seite 2
Wir?    
Fliegen      
Er ist anders    
Kompositionen und Texte: Kai-Uwe Kohlschmidt
Arrangements: Sandow
Sandow
Kai-Uwe Kohlschmidt      (g, voc)
Andrea Spiegelberg         (bg)
Tilman Berg                        (dr)
Chris Hinze                         (g)
Jan Petrikowski                 (sax)


P 2      
Asphalt  
Sonntag  
Kompositionen und Arrangements: WK 13
Texte: Tobias Richter
WK13
Frank Schmidt           (bg, g, back-voc)
Tobias Richter            (voc, g)
Lutz Schulz                 (sax, keyb, back-voc)
Detlef Bastian             (dr-comp, perc)
Christian Borzutzky   (back-voc, bg bei Titel 12)


Gespräch in der Straßenbahn: „Das kennt man ja schon //Dunckerstraße// bei Feeling B gehts immer chaotisch zu." „Im Radio hat mal einer gesagt, die Band, die sich seit Jahren erfolgreich dagegen wehrt, besser zu werden." „Ich kann mich gar nicht genau erinnern, wann ich das erste Mal bei einem Feeling B - Konzert war. Man weiß immer nur vom //Prenzlauer Allee// letzten." „Und dabei spielen die ja nun wirklich überall, egal, ob im Flur eines Hinterhauses oder am Strand." ... „für einen DEFA-Dokumentar-Film haben sie Aufnahmen gemacht. //Winsstraße// Was den Tonmeister dazu brachte, dem verschwendeten Band nachzutrauern." „Die Leute von AMIGA haben auch Nerven gelassen //Greifswalder Straße// Flake war zur Zeit der Aufnahmen im Krankenhaus und mußte seinen Gesang direkt über das Berliner Telefonnetz absolvieren." //Bötzowstraße// „Ob es wohl bei der Produktion eine Zensur gab?" „Klar. Eine Fünf!"... //Artur Becker-Straße// Folgende Herren gehören dem Orchester an: Aljoscha (Tenor), Paul (Elektrogitarre) und Flake (Gesang durchs Telefon, sonst Casio).
Liebe Gäste bei den Aufnahmen waren: Winnfried (Schlagzeug), Christoph Z. (Eibass), Andre GP. (geigelefant), Trötsch (Casio), Akriening (Pauke, einarmig/wieder gelöscht) sowie Jens und Frank von der Bolschewistischen Kurkapelle (Tenorhorn, Flügelhorn).


Spiegel, Spiegel an der Wand, warum werd' ich immer verkannt Hard Pop ist ein Phänomen. Das klingt großartiger, als es ist, denn wenn man eine Weile nachdenkt, merkt man, daß es sich hier nur um die Hartnäckigkeit eines einzelnen handelt. Und auch da gibt es Grenzen. Günther Spalda ist seit jeher der Chef der Band, die seit 1984 Hard Pop heißt und mit der Entscheidung, „Karriere" zu machen, einen abenteuerlichen Weg eingeschlagen hat. Das verleitet mich von Stolpersteinen und Hemmnissen zu schreiben; ich laß es. Reden wir von positiven Seiten, von gutwilligen Helfern und inspirierten Mitstreitern. Denn schließlich kann man Hard Pop nicht ausschließlich an dem Schlagzeuger, Songschreiber und jetzt auch wieder singenden Bassisten festmachen. Die oft wechselnde Besetzung hat viele gute Musiker erlebt, die mittlerweile in anderen Gruppen (Coldstep, die anderen, Kash-mir...) gelandet sind. Die Titel auf der vorliegenden Platte wurden mit dem Ex-Electro Artist und Pop Generation-Trommler Martin Leeder und dem Gitarristen Stefan Biniek eingespielt. Und noch eins: Die Sperrigkeit der meisten Hard-Pop-Songs verdeutlicht viel von der Persönlichkeit des Band-Leiters. Und vielleicht ist es das, was man als künstlerische Ehrlichkeit bezeichnen kann.


Es geht weiter
Natürlich geht es immer weiter. Auch, wenn ein Stadtteil den verträumten Namen „Wohnkomplex 13" trägt. 1983 hat diese Bezeichnung eine Cottbuser Band inspiriert, sich WK 13 zu nennen. Schmitte und seine enthusiastischen Mitstreiter sind vor allem in den spröden Klang elektrisch verstärkter Gitarren verliebt. Und Leidenschaft braucht es, wenn man Rockmusik machen will.
Als 1984 in Suhl, bei der Amateurtanzmusik-Werkstatt der Rundfunk aufmerksam wurde und mit einem ersten Titel WK 13 für seine Sendungen vormerkte, konnte man zwar noch nicht von Hit-Erfolgen sprechen, aber der Anfang war gemacht. Die FDJ und VEB Tiefbaukombinat Cottbus unterstützen WK 13 seitdem moralisch und materiell. Inzwischen schätzt man sie auch außerhalb ihres „Wohnkomplexes". Und ... es geht weiter.


„Wie ihr hier groß geworden seid, das ist wirklich bewundernswert." Originalton aus einem Interview mit Sandow, in der Kantine des Amiga-Studios, Brunnenstraße: ... Sandow gibts seit 1983, damals als Duo mit Kai und Chris ... wir haben auf Frauentagsfeiern und ähnlichen Veranstaltungen gespielt. .. „Heißer Abend, Kalter Morgen" ... Nach zwei Jahren kam ein Schlagzeuger dazu . . . Mehrere Besetzungswechsel . . . Wir haben uns nach unserem Wohngebiet benannt,weil es da einen echten Bezug gibt. Früher ist hier alles abgelaufen: Proben in der Neubauwohnung . .. empörte Nachbarn und lustige Feten .. . Das war der Grundbaustein und dann sind wir in anderen Gebieten und Städten aufgetaucht... Materielle Unterstützung kam auch von unseren Eltern ... Die meisten Songs macht Kai . .. Er kommt in die Proben und die Band arbeitet dann kollektiv daran ... Wenn Kai beim Friseur ist, machen die anderen die Lieder.. . Wir hören alles, was uns zu Ohren kommt, vom Funk über Jazz, David Bowie, Punk, U2 ... 1987 haben wir eine Menge Probleme mit Umbesetzungen gehabt... inzwischen können wir uns wieder auf das Schreiben neuer Songs konzentrieren ... Danke . . . Bitte!