Jürgen Hermann und das Große Tanzstreichorchester des Deutschlandsenders

Jürgen Hermann und das Große Tanzstreichorchester des Deutschlandsenders

Motto

Santiago

Peterchens Mondfahrt

Germaine

Na nossa terra (Bei uns zu Hause)

Linden-Corso

Solveig

Schotten-Swing

Der neue Frack für Herrn Krakowiak

Tierpark-Bummel

Melanie

Harmonika-Samba

Zuckeltrab

Musik für Georg

Taiga-Vision

Whisky

Motto

Die Beliebtheit der Musik des Großen Tanzstreichorchesters vom Deutschlandsender ist besonderer Art Sie unterscheidet sich von der oft recht kurzlebigen Resonanz modischer Erscheinungen vor allem durch ihre Beständigkeit Dies wiederum erklärt, warum seit der Gründung des Klangkörpers 1955/56 Gunst und Zahl seiner Anhängerschaft, auch im Ausland, ständig gestiegen sind. Ähnlich verhält es sich mit den Melodien, die auf dieser Langspielplatte erklingen. Es sind keine Schlager, die mit dem Tag kommen und gehen, es sind vielmehr ausgesucht schöne Melodien von DDR-Komponisten, tänzerisch beschwingte und unterhaltsame, die auch noch morgen gehört werden. Wer also seine Diskothek um eine Zusammenstellung bereichem möchte, deren Wert und Beständigkeit offenkundig ist dürfte in dieser Langspielplatte das Richtige finden.
Was die 34 Musiker des Tanzstreichorchesters unter der Leitung ihres Chefdirigenten Jürgen Hermann anzubieten haben, besticht durch seine Ausgewogenheit Dem Tänzer wird mit Swing, Waltz, Foxtrot sowie einer ganzen Palette lateinamerikanischer Rhythmen ein abwechslungsreiches Programm serviert Dem Nur-Hörer werden die melodiebetonten Titel und Ihre Art der Darbietung nicht minder Freude bereiten. Er wird entdecken, welche Soloinstrumente und Klangfarben zusätzlich benutzt wurden, um das Charakteristische der Musikstücke hervorzuheben, plastisch und bildhaft werden zu lassen. Ist es beispielsweise im „Schotten-Swing" das Dudelsack-register einer Hammondorgel, das dem Titel unverkennbar schottisches Kolorit gibt so läßt in „Germaine“ das Mundharmonika-Register eines Akkordeons französische Musette-Intonationen aufkommen. Im „Tierpark-Bummel" wiederum lösen Solotrompeten und Holzbläser die gewünschten Assoziationen aus; in „Solveig" kommen zum obligatorischen Streicherklang Posaunen, Trompeten und ein Chor als Klangfarbe hinzu. Auf angenehme und unterhaltsame Weise wird so beim Zuhörer der Sinn für die Vielfalt und Schönheiten musikalischer Ausdrucksbereiche geweckt und erweitert. Was Worte oftmals nicht vermögen, wird hier am klingenden Beispiel überzeugend demonstriert Harmonik, Instrumentierung und dynamische Interpretation stehen letztlich im Dienst der Melodie. Womit gleichermaßen auf die Vorherrschaft der souverän und exakt musizierenden Streicher verwiesen wird. Vom schwelgerischen, akkordisch-satten Streicherklang bis zum polyphonen Flechtwerk solistisch geführter Gruppen ist alles zu hören, was die Freunde dieser Musik erwarten. Eine Handvoll Arrangeure - unter ihnen Jürgen Hermann, Georg Plathe, Gerhard Paul, Martin Mahle — fordern und bekommen von den Musikern, was an Virtuosität Dynamik und Ausdruck möglich ist Es bereitet ungetrübte Freude, zu verfolgen, wie im Wechselspiel von Soloinstrumenten und Gruppen — Streichern, Rhythmikern, Holz-und Blechbläsern — die musikalischen Themen gedeutet und weitergeführt werden. Selbst dort, wo es zu notengetreuen Wiederholungen kommt sorgen Veränderungen in der Harmonik, Begleitform und Dynamik sowie des Instrumentariums für ständig neue und reizvolle Farben. Daß ein solcher Klangkörper das Produkt der Meisterschaft jedes einzelnen und der künstlerischen Erziehungsarbeit seines Chefdirigenten Jürgen Hermann ist bedarf keiner weiteren Bestätigung. Läßt doch die steigende Zahl von Gastspielen, Verpflichtungen und Anfragen nach neuen Aufnahmen — nicht zuletzt im internationalen Maßstab — erkennen, welchen Grad der Wertschätzung sich diese Musik und ihre Interpreten erfreuen. - Was liegt daher näher, als den bereits vorliegenden Langspielplatten .Sweet and Swinging" und .Immergrüne Melodien" diese Zusammenstellung und weitere folgen zu lassen.
H. P. Hofmann