Johannes R. Becher - Deutschland Meine Trauer, Du, Mein Fröhlichsein

Johannes R. Becher - Deutschland Meine Trauer, Du, Mein Fröhlichsein
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Johannes R. Becher - Deutschland, meine Trauer, Du, mein Fröhlichsein
(Aus einer Matinee des Deutschen Theaters Berlin)

1
DEUTSCHLAND, MEINE TRAUER (1949)
Deutschland (1912/13)
Einer aber in Deutschland stand aufrecht (1925)
Barbarenzug (1939)
Die grüne Wiese (1933)
Tränen des Vaterlandes Anno 1937
Septembertag 1939
Die unverlorenen Schätze des Volkes (1938)
Abschied und Wiederkehr (1946)
Es wurde Macht (1952)
Wenn eines Tages (1952)

2
VON DER GRÖSSE UNSERER LITERATUR
Aus der Ansprache zum IV. Deutschen Schriftstellerkongreß. gehalten am 14. Januar 1956 von Johannes R. Becher

Gisela May
Herwart Grosse
Wolfgang Langhoff
Otto Mellies
Wolfgang Heinz
Inge Keller
Gisela May
Eduard von Winterstein

Unsere Schallplatte vereint zwei anscheinend ganz verschiedene historische Aufnahmen, deren enge Zusammengehörigkeit dennoch offensichtlich wird, wenn man mit ihnen zwei Seiten einer großen Persönlichkeit erlebt, für die Poesie und öffentliches Wirken in der „Verteidigung der Poesie" eins geworden waren.
Die  Matinee  des  Deutschen Theaters,  uraufgeführt 1959 zum 1, Todestag des Dichters, hat ein Jahrzehnt lang in zahllosen Veranstaltungen  für den  beispielhaften Entwicklungsgang gezeugt, der Johannes R. Becher aus dem reaktionären kaiserlichen Deutschland der Jahrhundertwende durch die Klassenkämpfe der Weimarer Republik und die Nacht des Faschismus in ein  Vaterland  führte,  das er von  ganzem Herzen bejahen konnte.
Bechers Verhältnis zu seinem Land ist nirgends  schlichter  und  treffender gekennzeichnet worden als durch  Brechts Worte über das Gedicht „Deutschland, meine Trauer, Du, mein Fröhlichsein", das unserer Auswahl wie der gesamten Matinee den Namen gab. Brecht nannte das Gedicht „schön, weil die Empfindungen des Dichters tief und von edler .Art sind, weil er seine Heimat liebt mit Trauer, wenn das Böse in ihr herrscht, und  mit Fröhlichkeit, wenn das Gute zur Macht kommt." Trauer und Zorn  erfüllten tatsächlich  durch viele Jahre das Herz des  Dichters  auf der Suche nach Deutschland, die sein Leben bestimmte.   Das Gedicht „Deutschland" steht ganz am Anfang dieses Suchens. Es spricht von  den ersten  bitteren Erfahrungen  des jungen  Bürgersohnes, der sich gelöst hatte von seiner Klasse, unter deren Herrschaft die Heimat zu einem „kalten rechteckigen Raum" geworden war. Die Sammlung expressionistischer Gedichte  und   Prosa  von   1914,  „Verfall und Triumph", in die Becher das Deutschland-Gedicht aufnahm, ließ bereits ahnen, daß dieser Dichter  nicht  in  der „literarischen" Revolution  steckenbleiben  würde.
Der erste Weltkrieg fand ihn von Anfang an unter den Kriegsgegnern. In der jungen bürgerlichen Dichtergeneration, die mit ihm aufgebrochen war gegen die alte Welt, gehörte er zu den wenigen, denen der Übergang  gelang von ziellosem  Pazifismus zum  Kampf um eine bessere Welt.  Lenins Ruf „An  alle"  erreichte  ihn  früh  und  führte ihn an die Seite der Arbeiterklasse.
Die  Verse  „Einer in  Deutschland stand   aufrecht"   aus  dem   Gedichtband „Der Leichnam auf dem Thron" von 1925 zeugen  davon, wie kompromißlos Johannes R. Becher seine Poesie in den Dienst des  Klassenkampfes stellte.   Es steht für viele Gedichte, die den Haß des Gegners herausforderten und dem Dichter eine Anklage  wegen  literarischen  Hochverrats einbrachten.
Seine und  seiner Gefährten Kraft   reichte   nicht   aus,   die  Gefahr des Faschismus zu bannen. Das Gedicht „Barbarenzug"  (veröffentlicht 1939) verrät in seiner erschütternden Vision des Unheils, das über Deutschland kam, wie nahe Becher das Schicksal seines Vaterlandes ging. Wie viele andere mußte er nach dem Reichstagsbrand die Heimat verlassen.   Das Gedicht „Die grüne Wiese" ist sein   Abschiedsgruß, schon geprägt von Sehnsucht und  Trauer, wie sie die  Deutschlanddichtung Bechers während der  Emigrationsjahre durchzogen. Das Doppelsonett „Tränen des Vaterlandes Anno 1937" schuf bei allem Gefühlsgleichklang ein kämpferisches Gegenbild zur Klage des  Barockdichters Andreas Gryphius' über die Leiden des 30-jährigen  Krieges.
Auch die Verse „Die verlorenen Schätze des Volks" aus dem Zyklus „Das Holzhaus" von 1938 leben von der Entschlossenheit, nicht  tatenlos  in  Sehnsucht  und  Trauer zu verharren,   sondern  mit  Poesie  Deutschland und deutsche Menschen gegen die Barbarei zu verteidigen.   Der  „Septembertag   1939", mit dem der zweite Weltkrieg begann, und mehr noch der faschistische Überfall auf die Sowjetunion stellten Becher und seine Dichtung auf die härteste Probe seines  Lebens:  aus  Liebe  zu  seinem Vaterland gegen sein Vaterland kämpfen zu müssen.   Deshalb war jener Junitag 1945, an dem er heimkehren durfte, ein Glückstag, die Pforte zum Neubeginn unter Leid  und Tränen, wie es das Gedicht „Abschied  und  Wiederkehr" sagt. Johannes  R.  Becher gehörte zu  denjenigen, die all  ihre Kräfte einsetzten, um den Sinn des Liedes zu erfüllen, das unserer Gedichtfolge den Namen gab: daß aus der Dämmerung  nach einer langen  Nacht die Schönheit eines neuen Tages erblühen konnte.    Das Jahr der Entstehung dieser Verse ist auch das Jahr der Gründung unserer Republik.    Die beiden abschließenden Sonette „Es wurde Macht"  und „Wenn eines Tages" aus dem  Band „Deutsche Sonette" von 1952 spiegeln das Glück, in dieser Republik an einer neuen Menschenordnung  mitwirken zu dürfen, ebenso wie die Trauer und Wehmut über den langen Weg, der noch zu gehen ist, bis eines Tages ganz Deutschland befreit sein wird von der Gefahr des Alten, überlebten.
Johannes  R.  Becher hielt den  Dichter für verpflichtet,  an  diesem  Prozeß tätig teilzuhaben und „die Poesie nicht nur innerhalb ihrer eigenen Grenzen, sondern auch  außerhalb  ihrer zu verteidigen. Der Dichter muß auch im öffentlichen Leben der Gesellschaft hervortreten und mitbeteiligt sein an der Veränderung der menschlichen Ordnung, damit sie eine solche wird, worin auch die Dichtung den  ihr gemäßen  Platz findet."  „Außerhalb" der Poesie und dennoch erfüllt von ihr, für ihre Interessen eintretend und ihren Geist atmend, so stellen sich  Bechers Aufsätze und  Reden neben seine Dichtung.
Die  „Rede  über  Richard   Dehmel" aus dem Jahre 1912 leitet eine lange Reihe ebenso kluger wie bewegender Ansprachen ein, in denen vor allem die Aufgaben von  Kunst und Literatur und die Rolle des Schriftstellers  in  seiner Zeit zur Debatte stehen.   Sei es die programmatische Rede zur Gründung des  Bundes  proletarisch-revolutionärer Schriftsteller 1928, die der neuen  sozialistischen  Literatur in Deutschland ihre Richtung wies, sei es die von humanistischem Geist getragene Rede „Im Zeichen  des  Menschen  und der Menschheit" auf dem Internationalen Schriftstellerkongreß 1935 in Paris oder die erste Rede nach der Heimkehr 1945, „Deutsches Bekenntnis" — stets geht es um „Verteidigung der Poesie", um streitbares Engagement für eine neue deutsche Literatur und für eine neue Ordnung,  in der diese  Literatur gedeihen kann.   Die Rede auf dem  IV. Schriftstellerkongreß 1956, die  unsere Schallplatte im Auszug wiedergibt, ist einer der Höhepunkte in dieser Reihe, über ein Jahrzehnt zurückliegend und damit schon historisch geworden, wirkt sie so heutig wie kaum ein Wort in unseren Tagen.   Wurzeln und Ziele unserer  sozialistischen   Literatur,   ihr  Platz in   unserer  neuen   Menschengemeinschaft, ihre Verpflichtung gegenüber diesem  Neuen sind gültig formuliert und  mahnen, Zeit und Möglichkeiten zu  nutzen,  die  ihr gegeben  sind. Es ist nicht zuletzt die Stimme des Dichters, die diese Mahnung so eindrucksvoll werden läßt.   Für Becher war jede Rede ein   Kunstwerk,   dessen   sprachliche Gestaltung dazu beitragen sollte, die  Menschen  zu  erreichen  und sie zu aktivieren.   Es ist kein Zufall, sondern bezeichnend für Becher, wenn auch diese Rede mit einem Gedicht schließt, das  poetische  und  politische Verpflichtung als eine untrennbare Einheit sieht:
„Daß schön die Welt, erkannte ich  beizeiten, Doch   diese   Schönheit gilt es zu erstreiten."
Ilse  Siebert

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ArtikelnummerLitera 8 60 148
ProduktnameJohannes R. Becher - Deutschland Meine Trauer, Du, Mein Fröhlichsein
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InterpretVarious Artists
Name - TitelJohannes R. Becher - Deutschland Meine Trauer, Du, Mein Fröhlichsein
LabelLitera
MedientypLP / Vinyl 12"
Vinylgewicht pro Schallplatte180 gramm
Anzahl der Platten1
Allgemeiner PlattenzustandGebraucht
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