Internationales Dixieland-Festival Dresden 87-88

Internationales Dixieland-Festival Dresden 87-88

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Eh, La Bas - (Traditional) - HotPepper(BRD)
Jochen Rose (tp), Hubert Capitain (as), Soeren Pehrs (tb), Lothar Alten (tu, Id), Hans-Jörg Elter (bj, voc), Horst Güls (dr)

Dixieland Shuffle - (Rodin/Haggart) - Harry Gold And His Pieces Of Eight (Großbritannien)
Harry Gold (bs), Ron Findon (cl), Al Wynette (tp), Roy Crimmins (tb), Austin Malcolm (p), Jim Richard-son (b), Stan Daly (dr)

Indiana - (Hanley/Donald) - Retro (UdSSR)
Vladimirs Vainers (ss), Olgerts Zahns (bj), Boris Kogans (tu), Zigurds Rezevskis (dr, Id)

Somebody Stole My Gal - (Wood) - Steamboat Stompers (CSSR)
Jiri Kadlus (tp, Id), Frantisek Stanek (cl), Pavel Janik (tb), Jan Mimra (p), Jan Kacpar (bj), Tony Brych (b, voc), StepanJaroschy(dr)

Melancholy Blues - (Bloom/Melrose) - Two Banjos' Jazzband (Schweiz)
Shilo Bück (tp), Ursu Bucher (cl, as), Franz Schnider (tb), Franta Chvojka (bj, g, Id), Urs Baumann (bj), Pege Schleiss (sou), Hampi Büchler (wb)

Down In HonkyTonkTown - (McCarron/Smith) - Red Bean Jazzers (Italien)
Sybil Theonia Smoot (voc), Massimo „Max" Palchetti (tb, Id), Fabio Palchetti (cl), Fabio Turazzi (bj), Tony Taylor (b)

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Dinah - (Akst/Lewis/Young) - Senior Dixieland (CSSR)
Miloslav Klofanda (tp, voc.ld), Karel Kolar (cl), Vaclav Fiala (tb), Karel Ruzicka (p), Ales Hanus (bj), Vladimir Sorm (b), Miloslav Klofanda jr. (dr)

Clarinet Marmelade - (Shields/Ragas) - Kardinalerne (Dänemark)
RagnarTretow (tp), Erik Bendsen (cl, Id), Kristian Barfod (tb), Jan Felthusen (p), Ib Haagen (bj), Finn Faaborg (b), Uffe Dahlsgaard (dr)

Perdido Street Blues - (Hardin/Armstrong) - Ken Sims' Dixie Kings (Großbritannien)
Ken Sims (co, Id), John Wurr (cl), Len Baldwin (tb), Roy James (bj), Arthur Bird (b), John Baker (dr)

l've Found A New Baby - (Williams/Palmer) - Orpheon Celesta (Frankreich)
Emmanuel Hussenot (co, voc, Id), Nicolas Montier (ts, voc), Gilles Barraque (bj, voc), Patrick Perrin (sou)

Bei mir bist du schön - (Secunda/Chaplin) - Ljubomir Matijaca Dixieland Band (Jugoslawien)
Ljubomir Matijaca (tb, Id), Dragoslav Nicolic(tp), BlagojePetrovic(cl), Milos Krstic (p), Bronislav Rakocevic (bg), Milan Jocic(dr)

Muskrat Ramble - (Ory) - Riverboat Of Ticinum Jazzband (Italien)
Franco Corvini (tp), Gino Valdegrani (tb), Alfredo Ferrario (cl), Alberto Schninelli (ss), Giorgio de Leo (p), Roberto Ferrari (bj), Alberto Guareschi (b), Mirko Zanoboni (dr)

Titel 1-6: rec. 14.-16.5.1987, Kulturpalast Dresden
Titel 7-12: rec. 12.-15". 5.1988, Kulturpalast Dresden
Aufnahmen: Rundfunk der DDR
Redaktion: Jürgen Lahrtz (1988)

Ein weiteres Mal können der Rundfunksender STIMME DER DDR und der als Mitveranstalter fungierende Dresdner Kulturpalast auf zwei besonders geglückte Festivaljahrgänge -mittlerweile Nr. 17 und 18 - blicken. Statistisches Fazit: 15 Bands aus 12 Ländern (1987) und 17 Bands/2 Solisten aus 13 Ländern (1988) zogen jeweils siebzigtausend Dixie-Begeisterte in ihren Bann. Herzhaft-fröhliches Musikantentum durchpulste Veranstaltungsvarianten wie „Galakonzerte im Kulturpalast", „Platz-Jazz auf der Prager Straße", „Jazz im Boxring", „Dixie-Frühstück", „Jazz Band Ball", „Dixieland hautnah", „Dixie-Markt", Großkonzerte in der Freilichtbühne „Junge Garde", Jam-Sessions in Hochschulen und Universitäten. Zehntausende anziehender Festival-Kehraus: Der Dixie-Umzug mit allen Bands durch Dresdens Straßen.
Erneut wurde die musikalische Vielfalt des traditionellen Jazz, pauschal DIXIELAND genannt, auf überzeugende Weise demonstriert, bei weitgefächerter Palette von „old-time" bis „modern". Dieser Umstand findet auch durch die hiermit vorliegende, naturgemäß komprimierte LP-Zusammenstellung deutliche Reflektierung. Die Ende der 60er Jahre in Hannover aus einer Schüler-Band hervorgegangene HOT PEPPER-Mannschaft trägt mit grundsätzlich modern-swingender Haltung und augenzwinkernden Showelementen ihrem Namen voll Rechnung. Mit Bravour und Perfektion erhalten Traditionsklänge erfrischende Gegenwärtigkeit, auch ein so altehrwürdiges kreolisches „Stimmungslied" wie „Eh, La Bas"
HARRY GOLD AND HIS PIECES OF EIGHT bildeten beim „17." DIE Besonderheit, verkörpert doch der im Februar 1907 geborene Orchesterchef den ältesten aktiven Jazzmusiker Englands, eine lebende Legende der Tanz- und Jazzmusik typisch englischer Provenienz, zu dessen 80. Geburtstag die BBC eine „Harry Gold Woche" präsentierte. Bereits 1941 gründete der Multiinstrumentalist, Komponist und Arrangeur die „Pieces Of Eight", die damals in London als Neuheit arrangierten Dixieland ä la Bob Crosby's Bob Cats intonierten, -bis heute Harry Gold's Konterfei. Hierbei beschert speziell sein flüssiges Spiel auf dem schwergewichtigen Baßsaxophon (auf Rollinis Spuren) eine außergewöhnliche Nuance, wofür „Dixieland Shuffle" ein typisches Beispiel ist.
Urwüchsiges Musikantentum, Originalität und Witz kennzeichnen das 1983 in Riga gebildete „Senio-ren"-Quartett RETRO, das sich mit seinen unbekümmerten stilistischen Mixturen zwischen Ragtime und Swing - bei höchst origineller Instrumentierung - im Handumdrehen den Platz des Publikumslieblings erspielte. Vier Könner (der Banjospieler '60', der Tubist '70') entfachen in verblüffender Manier ein Fest der Fröhlichkeit, -ohne äußere Gags, „nur" musikalisch und mit überraschend kurzen Stücken wie z.B. „Indiana". Im Unterschied zur großen Mehrheit der Festival-Bands, gab es mit den Prager STEAMBOAT STOMPERS (wie auch mit ihren SENIOREN-Kollegen) ein WIEDER-Hören. Die seit 1968 existierende Formation über: zeugt durch mitreißenden Spielgeist und souveräne Ensemblearbeit im Fahrwasser des mit Zeitblick adaptierten Chicago-Dixieland. Der ebenso musikantische wie urkomische Seat-Gesang des Bassisten Tony Brych setzt der Musik einen brillanten "i"-Punkt, speziell bei Auffrischung solch populärer Charleston-Hits wie „Somebody Stole My Gal".
Gleichfalls mit eigenen Handschriften dem Chicago-Dixieland zugetan: Die 1977 in Belgrad von dem Posaunisten und Musikprofessor LJUBOMIR MATIJACA formierte Band, deren Version des Swing-Evergreens „Bei mir bist du schön" voll ins Schwarze traf; SENIOR DIXIELAND-Altgediente der Prager Szene, die ihre Band in zehn Jahren zu einem Spitzenensemble profiliert haben. Der kraftvoll-solide SENIOREN-Stil, dem Vokalakzente- „Dinah"-auflockernde Farbtupfer vermitteln, stellte einen Glanzpunkt dar; RIVERBOAT OF TICINUM JAZZBAND - eine seit 1982 auf einem Ticino-Boot musizierende, im norditalienischen Pavia beheimatete Formation, deren zupackend-vitaler, recht modern ausgerichteter Dixieland seinen besonderen Reiz aus dem dichten Melodiegeflecht des um ein Sopransaxophon erweiterten, vierstimmigen Bläsersatzes . bezieht. Ein „Oldtimer" wie Kid Ory's „Muskrat Ramble" erhält dadurch interessante Nuancierungen.
Der „Perdido Street Blues" weist KEN SIMS' DIXIE KINGS als typische Vertreter des englischen Revival-Dixieland aus. Die Musiker gehören seit „Urtalttagen" zur Londoner Trad-Szene, nicht zuletzt der exzellente Trompeter Ken Sims selbst, der 1958 in Mr. Acker Bilks erster Band spielte und seit 1960 als Leiter eigener Formationen hervortritt.
Mit Akribie ganz im Zeichen der New-Orleans-Tradition: TWO BANJOS' JAZZBAND, RED BEAN JAZZERS sowie KARDINALERNE. Während erstere seit 1978 - mit der Sonderheit zweier Banjos, Sousaphon und Waschbrett - den Orchesterstil a la Jelly Roll Morton pflegen, wecken Massimo Palchetti und Sohn Fabio mit ihrem 1977 in Florenz gegründeten Quartett Assoziationen an einstige Gruppen des Klarinettisten George Lewis. Der vokale Aspekt der jungen, zeitweilig in Florenz lebenden Afroamerikanerin Sybil Theonia Smoot vermittelt der Quartettmusik eine höchst reizvolle Zutat, wie es das zündende „Down In HonkyTonk Town" verdeutlicht.
New-Orleans-Geist quasi im Kern -ganz großartig „Clarinet Marmelade" - reflektieren die Kopenhagener „Kardinäle", deren Name zwar schon 1948 geboren wurde, sich aber erst seit 1982, nach Neuformierung, mit der jetzigen Stilistik verbindet.
Classic-Jazz, Swing-Tradition, aber auch Pantomime, Sketch, Humor und Blödelei kennzeichnen in verblüffender Kombination ORPHEON CELE-STA. Mit Pariser Esprit und Charme und nicht zuletzt grandiosem Musikantentum vermochte das 1978 von Straßenmusikanten gegründete Ensemble international Furore zu machen. Lediglich „für's Ohr" wird selten agiert, doch dann mit solch ausgesprochenen Kabinettstückchen wie „l've Found A New Baby".
Karlheinz Drechsel (1988)