Horst Köbbert & Reriker Heulbojen - Shanties

Horst Köbbert & Reriker Heulbojen - Shanties

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Horst Köbbert & Reriker Heulbojen - Shanties

Rolling home

De Seemansgrog

Magelhan

Besantschot an

Rio Grande

De Kock

Rise, rise, rise

Blow the man down

De Hamborger Veermaster

Ho, unser Maat

De Hoffnung

Acht Glasen

Oh, Köm und Beer for mi

Hol mi den Saalhund

Hau ab, Johnny

lm Jahre 1819 üiberquerte die "Savannah" als  erstes   Dampfschiff   den  Atlantischen Ozean.  Sie war noch  zusätzlich  mit Segeln ausgerüstet   und   brauchte 26  Tage für  die Fahrt §über den großen Teich".  Von 1880 an stellten englische,  deutsche und  dann auch französische  Reedereien in rascher Folge Schnelldampfer in den Dienst der Atlantikrouten, die in ständigem Wettbewerb ihre Geschwindigkeiten  immer wieder  überboten. Zwischen   diesen  beiden  Daten  liegt die   letzte große Zeit der Segelschifffahrt auf den Weltmeeren, eine Zeit, die eröffnet wurde durch den Friedensschluß von  1815 zwischen Großbritannien, den  Vereinigten Staaten von Amerika und  Frankreich, und in der sich nach zwei Jahrhunderten fast ununterbrochener Seekriege die  Handelsschiffahrt entfaltete.   Es war die  Periode der schnellen   und  rigorosen industriellen  Revolution   in   den  westeuropäischen  Staaten und   Nordamerika, des Siegeszugs der Dampfmaschine in den  Fabriken, besonders den Baumwollspinnereien und -webereien, aber auch   der Kapitalisierung   der Landwirtschaft  und damit verbundener technischer Umwälzungen. Auf den Weltmeeren aber herrschten  noch immer die Segelschiffe. Sie holten die Baumwolle aus den Vereinigten Staaten und den Salpeter aus Chile. Sie stellten die Walfangflotten,  und sie brachten auch die europäischen Auswanderer nach dem neuen Kontinent, als die Restauration in Frankreich und Deutschland viele Demokraten zum Verlassen   ihrer  Heimat  zwang,  aber auch das Goldfieber in Kalifornien Scharen abenteuernder   Glücksucher anlockte.  Die Amerikaner  konstruierten für diese Handelsschiffahrt  ihre Küsten- und  Übersee-Paket-Schiffe, die sogenannten Klipper, die sich durch ungewöhnliche Schnelligkeit  auszeichneten.  Sie waren im Verhältnis zur Länge sehr schmal und am  Heck scharf gebaut.  Ihre Geschwindigkeit und ihr schnittiger  Bau erregten Bewunderung.  Ihre Wettfahrten   begleitete die  Welt mit Spannung, wie später die  Jagden der großen Luxusdampfer  um das „Blaue Band" fiir die schnellste Überquerung  des' Atlantik. Um  das Jahr 1880 hatte die Anzahl der Segelschiffe auf den Weltmeeren ihren Höhepunkt erreicht. Von da  an ging es abwärts; das schnellere und sicherere, vor allem auch größere Dampfschiff trat zunehmend an die Stelle  der   Klipper.
In  der Erinnerung der alten Seeleute und Segelschiffskapitäne verdichtete sich  nun   die große Zeit der Segelschiffahrt zu einem Bilde stolzer und kühner Taten; doch gehörte zu diesem Bilde auch das Wissen  um die Note und Entbehrungen des  Dienstes  auf den
schönen, schnellen, aber gefährdeten   Klippern. Denn Leben und Arbeit auf den Segelschiffen waren  unvorstellbar  hart und schwer.  Die Schiffe waren sehr lange unterwegs und  lagen bei ungünstigem Wind viele Tage fest, besonders   bei   den   schwierigen   Kap-Umsegelungen. Disziplin   und  Ordnung  unter den   zumeist bunt  zusammengewürfelten,   nicht selten  auch mit Zwang   oder Erpressung  zusammengebrachten  Mannschaften wurden  von  den  Kapitänen oft   mit   brutaler  Gewalt  durchgesetzt,   und besonders die amerikanischen   Paket-Schiffs-Linien  waren  dafür   berüchtigt. Die  gewaltig  vergrößerte   Fläche des Segeltuchs  auf den  schnellen Seglern des Klipper-Typs  machte jedes Manöver zu einer ungeheuren körperlichen   Anstrengung.   Aber   auch   alle anderen,  sämtlich mit den Händen auszuführenden   Arbeiten,   an   den   Pumpen,   beim Ankerhieven   usw.,   erforderten  großen   Krafteinsatz der gesamten Mannschaft in  einem gleichmäßigen,  sich wiederholenden   Rhythmus.   Und um diesen  gleichen Arbeitsrhythmus zu gewährleisten,   doch   auch   die   gleichförmige Arbeit  sich   etwas zu  erleichtern,  sangen die Seeleute Lieder,   die sie Shanties nannten.
Der Name  Shanty kommt wahrscheinlich von dem englischen chant: singen, das oft zur Bezeichnung von Negerliedern diente, oder auch von dem französischen Wort für singen, chanter,   beziehungsweise  c h a n t e z , wie es  die französisch  sprechenden Neger unter den Schauerleuten von New Orleans gebrauchten.  Denn  aus dem Arbeitsgesang der Neger,  besonders der Baumwollstauer in den Südhafen der Vereinigten  Staaten, stammt so manches Lied,  das  schließlich als  Shanty auf den  Segelschiffen  heimisch   wurde.  Es gibt  noch  andere  Erklärungen  für die Herkunft des Wortes, doch scheinen sie weniger  überzeugend.
Stets aber wurde als Shanty nur jenes Lied bezeichnet,  das die   Seeleute  bei  der Arbeit sangen. Diese unmittelbare Verbindung zur Arbeit bestimmt auch die charakteristische Form des Shanty. Seine Strophen bilden zumeist einen Wechselgesang zwischen einem Vorsänger,  dem  Shantyman,   und  der Mannschaft.  Dabei ist der Vorsänger der führende Teil. Ihm fällt der eigentliche, von Strophe  zu  Strophe  veränderliche Text  zu, der erzählend,  oft auch  anfeuernd, aufmunternd  oder belustigend ist und den der Vorsänger nach Belieben und vor allem nach Phantasie   und Können improvisierend  erweitern oder verändern kann. Es gab für diese Lieder keine feste, gleichbleibende, verbindliche Form. Jeder Shantyman sang sie etwas
anders, und ein geübter und  herausragender Vorsänger konnte hier immer neue Varianten schaffen, die dann von anderen übernommen wurden und so - wieder variiert — in die Seemannstradition  eingingen.  Die Mannschaft antwortet im Chor auf den Gesang des Shantyman mit dem  meistens gleichbleibenden Refrain,  der  den  Takt  für die Arbeit angibt
Die  verschiedenartigen   Arbeitsvorgange verlangten aber auch verschiedene Formen des Arbeitsgesanges,  und  so unterscheidet man mehrere  Gruppen von Shanties. Da sind zunächst die Short-Haul-Shanties, die gesungen wurden, wenn es galt, das Tau in einem kurzen, kräftigen Zug zu straffen . . . Eine   zweite  Gruppe  biliden  die  Halyard-Shanties, auch  Fall-Shanties genannt, die das longer  ausholende  Ziehen  beim  Segelsetzen begleiten . . .
Wenn  alle Mann das Tau mit den  Händen festhielten und,  statt am selben Platz immer neu  durchzuziehen,   damit über das  Deck marschierten,  um es  anzuspannen,  z.  B. beim   Heißen  der höheren  Rahen, dann sangen die Seeleute eine besondere Art des Halyard-Shanty, die man dieser Arbeitsweise entsprechend   Walkaway-Shanty   nennt,   manchmal   auch   Stamp-and-go-Shanty,  weil   die Matrosen oft an bestimmten Steilen laut aufstampften . . .
Kaum   untereinander   zu   unterscheiden   ist eine dritte  Gruppe von Liedern,  die zur Bedienung  des   Gangspills   (capstan),  des Bratspilis   (windlass)   oder   der  Pumpen,  oft aber auch an allen diesen Geräten gesungen wurden . . .  Das Gangspill   (capstan) war eine Winde,  die von den Männern bewegt wurde, indem sie um  das Spill herummarschierten und dabei die Spillspaken   (schwere, in den Spillkopf gesteckte Stangen)  vor sich herschoben,   während das  Bratspill  in  vertikaler Richtung  gedreht werden  mußte.  Das Gangspill   diente   vor  allem  zum   Hieven  der Ankerkette, und  so bilden eine  besondere Untergruppe dieser Shanties die Homewardbound-Songs,   die  beim Ankerlichten  zur Heimreise   erklangen.   Für die   Form  dieser Gruppe   ist  vielfach   ein  Wechsel  von   Solozeile,  kurzer Chorzeile,   neuer Solozeile, wiederholter  Solozeile   und   längerem   Chorsatz kennzeichnend.
Eins   der  bekanntesten   Capstan-Shanties   ist der Sacramento-Song .  Wie der Arbeitsrhythmus und Arbeitsvorgang die Struktur des Shanty bestimmen,  so bildet der Arbeitsruf,   wie   zum  Beispiel   Way   ay  roll and go — haul away, boys, haul away -away you heelow usw. seinen Kern, um den Stellung  der  Angelsachsen   in der Schiffahrt jener Zeit. Das  Englische war auch die Gemeinschafts- und Verständigungssprache unter den nicht  selten  zusammengewürfelten Besatzungen —   beileibe   kein  Oxford-Englisch natürlich, sondern ein stark slangartig gefärbtes . . .   Englische   Shanties   gaben  Vorbild   und vielfach auch direkte Vorlage ab für die Shanties anderer Nationen. Die skandinavischen und  deutschen  Shanties zum  Beispiel . . . sind zum großen Teil   entweder  als unmittelbare  Übertragungen  angelsächsischer  Lieder oder doch in Anlehnung an diese entstanden. Diese   Übertragungen   kamen spontan  zustande,  durch   die  Berührung der englischen und    amerikanischen   Seeleute   mit   den skandinavischen und deutschen auf denselben Schiffen, oder sie wurden von Liederdichtern nach den englischen Vorbildern  geschaffen. Einige   der   beliebtesten   deutschen  Shanties sind auf diese  Weise von  Heinrich Schacht verfasst  worden . , .  Die alten seefahrenden Nationen  besaßen   aber   auch   originale Arbeitslieder der Schiffer.  Sie wurden zumeist von den Matrosen wie auch von den Fischern gesungen,  denn beide bildeten ja einen Stand der Fahrensleute,   und  an einigen  Küstenplätzen betrieben die Seeleute, wenn  sie älter wurden,  in der  Heimat dann die Küstenfischerei,  während  nun  ihre Sonne zur See fuhren . . .  Die  Seeleute nahmen  in  ihren Arbeitsgesang aber auch allgemein bekannte, auf dem  Lande verbreitete  Volkslieder  und Volksballaden auf. . ., verknüpften sie mit einem englischen Shanty-Refrain und machten sie sich etwas zurecht. bis sie in Ihre anderen, besonderen  Lebensverhältnisse  paßten,  so  wie das für den Volksgesang charakteristisch ist.
Denn das Shanty Est ein echtes Volkslied: kräftig  und  urwüchsig   in  seinem   Ton, schöpferisch geformt in ständiger Weiter- und Umbildung   durch  die arbeitenden Seeleute im  kollektivert Gesang, ist es ein unmittelbarer und  unverfälschter  Ausdruck des Lebens und des Denkens und Fühlens der Matrosen in jener Zeit.  Und  das macht auch heute noch seinen Reiz und seinen Wert für uns aus , . .
Manche dieser frischen,  kräftigen Texte und Melodien sprechen  uns noch  unmittelbar an, als Lieder, die wir gern singen. Dabei ist   es   niemandem   verwehrt,   sich   hier und   da. einen  eigenen Vers  dazu  zu machen  . . .
Hermann   Strobach

Mehr Informationen
ArtikelnummerAmiga 8 45 078
ProduktnameHorst Köbbert & Reriker Heulbojen - Shanties
Preis9,90 €
LieferzeitIm Schallplattenladen Stralsund
InterpretHorst Köbbert & Reriker Heulbojen
Name - TitelShanties
LabelAMIGA
MedientypLP / Vinyl 12"
Vinylgewicht pro Schallplatte140 gramm
Anzahl der Platten1
BeilagenKeine
Allgemeiner PlattenzustandGebraucht
Zustand TonträgerVery Good + (Sehr gut)
Zustand CoverVery Good + (Sehr gut)
PlattenreinigungReinigung mit Plattenwaschmaschine Double Matrix Professionel Sonic (Clearaudio)
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