Herr Puntila & Sein Knecht Matti - Pauken Und Trompeten
Herr Puntila & Sein Knecht Matti - Pauken Und Trompeten
HERR PUNTILA UND SEIN KNECHT MATTI
von Bertolt Brecht • Musik: Paul Dessau
LIEDER UND SZENEN AUS DER AUFFÜHRUNG DES BERLINER ENSEMBLES
Prolog - Regine Lutz
Das Puntilalied 1.—3. Strophe Annemarie Hase
Das Leben des Kuhmädchens Regine Lutz
Das Pflaumenlied Therese Giehse - Annemarie Schiaebitz Betty Loewen Elsa Grube-Deister Helga Raumer
Das Puntilalied 4.-6. Strophe Annemarie Hase -Annemarie Schlaebitz
Zwei finnische Erzählungen Therese Giehse
Das Puntilalied 8. Strophe Annemarie Hase
Die Ballade vom Förster und der schönen Gräfin Friedrich Gnass
Die Besteigung des Hatelma - Berges
Puntila - Leonard Steckel
Matti - Erwin Geschonneck
Epilog - Erwin Geschonneck
Sprecher Fred Düren
Akkordeon Heinz Wächter
Gitarre Erich Bürger
Schlagzeug Frtz Reuter
Musikalische Leitung Paul Dessau
»Herr Puntila und sein Knecht Matti«, ein Volksstück, wurde 1940 in Finnland nach den Erzählungen und einem Stückentwurf von Hella Wuolijoki geschrieben, 1948 am Züricher Schauspielhaus uraufgeführt. Die Aufführung des Berliner Ensembles hatte ihre Premiere am 8. November 1949. Regie führten Bertolt Brecht und Erich Engel. Diese Inszenierung liegt unserer Aufnahme aus dem Jahre 1957 zugrunde.
DIE FABEL
Herr Puntila ist ein merkwürdiger Mann. In gewisser Hinsicht ist er anders als andere Gutsbesitzer. Er ist sogar ein Mensch, nämlich wenn er besoffen ist. in nüchternem Zustand ist er wie jeder andere Ausbeuter.
Herr Puntila hat auch eine Tochter. Sie heißt Eva. Und er plant, sie mit einem Attache zu verloben. Eva allerdings macht eines Tages die merkwürdige Entdeckung, daß Matti, der Chauffeur ihres Vaters, auch ein Mann ist.
Herr Puntila ist wieder einmal besoffen und braust mit seinem Auto durch die Landschaft. Er ist von der Morgenstimmung im Dorf Kurgela so begeistert, daß er sich gleich viermal verlobt, und zwar mit dem Apothekerfräulein, dem Kuhmädchen, der Telefonistin und der Branntweinemma. Anschließend lädt er sie alle vier auf den Sonntag zum Verlobungsschmaus nach Puntila ein.
Auf Puntila wird die Verlobung des Gutsfräuleins mit dem Attache vorbereitet. Die Mägde putzen, scheuern und backen, kurz, bereiten alles vor zum Empfang der vornehmen Gäste. Dabei flüstern sie sich heimlich zu, daß das Gutsfräulein mit dem Chauffeur Matti in der Badehütte war.
Am Abend vor dem großen Verlobungsfest erscheint Eva bei Matti in der Gutsküche, um mit ihm Krebse zu fangen. Matti aber meint, daß auch ein Chauffeur einmal Feierabend haben muß und lehnt dieses Ansinnen rundweg ab.
Der Sonntag der großen Verlobung bricht an. Die vier Frauen aus Kurgela erscheinen in ihrem Sonntagsstaat, um an dem Fest teilzunehmen. Aber Herr Puntila ist jetzt nüchtern. Er denkt nicht daran, sein Versprechen einzulösen und jagt sie grob vom Hof.
Die Frauen von Kurgela gehen den 9 km langen Weg wieder nach Hause zurück. Sie sind sehr erbittert. Eine stellt dabei fest, daß sie ihr letztes Paar Schuhe durchgelaufen hat.
Bei dem großen Festmahl, auf dem Puntila wieder viel getrunken hat und also anfängt, ein Mensch zu werden, fällt ihm plötzlich auf, daß der Attache ein Mitgiftjäger und Schmarotzer ist. Er jagt ihn mit Fußtritten aus seinem Haus. Nunmehr will er seinen Chauffeur Matti bewegen, sich mit seiner Tochter Eva zu verloben. Matti aber verzichtet und lehnt diesen ehrenvollen Antrag dankend ab.
Wieder nüchtern, entläßt Puntila seinen Chauffeur und beginnt, seinen Alkohol zu vernichten, indem er ihn trinkt. Matti muß mit Puntilas Möbeln den Hatelma-Berg bauen. Puntila besteigt ihn und zeigt Matti die Schönheit der finnischen Landschaft.
Matti wartet nicht die Nüchternheit seines Herrn ab. Er geht vom Hof.
ZUR MUSIK
Die »Ballade vom Förster und der Gräfin« wurde auf die Melodie einer alten schottischen Ballade geschrieben; »Das Pflaumenlied« auf eine Volksmelodie.
»Das Puntilalied« ist von Paul Dessau komponiert. Die Darstellerin der Köchin Laina kommt während der Umbauten mit einem Akkordeonspieler und einem Gitarristen vor den Vorhang und singt nach der jeweiligen Szene die ihr entsprechende Strophe. Dabei absolviert sie Verrichtungen zur Vorbereitung der großen Verlobung wie Bodenfegen, Staubwischen, Teigrühren, Schneeschlagen, Kuchenformeinfetten, Gläserputzen, Kaffeemahlen, Tellertrocknen.
Bertolt Brecht
»Das Puntilalied«, das Brecht für die Berliner Aufführung schrieb, gab mir Gelegenheit, eine leichte, ansprechende Musik zu finden. Ich gab ihr etwas vom Charakter slawischer Volkslieder, da sie tänzerisch sein sollte und unsere östlichen Nachbarn den Tanz von jeher weit mehr als wir pflegen und ihren Tänzen harmonische und rhythmische Feinheiten eher zugänglich sind als unseren. Eine Strophenkomposition hätte bei den acht gleichgebauten Texten zu Gleichförmigkeit geführt. So benutzte ich die Variationsform. Die Gesangsstimme erfährt nur geringe Abänderungen. Die Abänderungen spielen sich in den Instrumenten ab. Zwei sind es, die die ganze Musik bestreiten: Das Akkordeon und die Gitarre. Polyrhythmik und Durchgangsnoten bringen kleine Schärfen mit sich; sie erhöhen hier nicht nur den Reiz der Ausübung, sondern sind dramaturgisch für das Stück unumgänglich.
Paul Dessau
PAUKEN UND TROMPETEN
von George Farquhar in der Bearbeitung des Berliner Ensembles (Bertolt Brecht - Benno Besson - Elisabeth Hauptmann) Musik: Rudolf Wagner-Regeny
LIEDER UND SZENEN AUS DER AUFFÜHRUNG DES BERLINER ENSEMBLES
Prolog Norbert Christian
Lied der Melinda Annemarie Schlaebitz
Lied der Victoria Regine Lutz
Abschiedslied Lothar Beilag
Elsa Grube-Deister Lied von der Ausnahme Friedrich Gnass
Lied der Kompanie Fred Düren
Regine Lutz Rekrutenlied Erich Franz
Gerd Biewer
Fred Düren
Lothar Bellag
Norbert Christian Sprecher Peter Kaiisch
Mitglieder des Rundfunk-Sinfonie-Orchesters Berlin Klavier Felix Schröder
Musikalische Leitung Rudolf Wagner-Regeny
Die Komödie des Iren George Farquhar (1677-1707) wurde unter ihrem Originaltitel »The Recruiting Officer« (Der Werbeoffizier) anno 1706 im Londoner Drury Lane Theatre zum ersten Male gespielt. Am Berliner Ensemble brachte Benno Besson die Bearbeitung des Stücks am 19. September 1955 zur Aufführung; sie gehörte zum Repertoire der Gastspiele in München, London, Moskau und Leningrad. Die Aufnahme aus dem Jahre 1957 Dosiert auf dieser Inszenierung.
DIE FABEL
Die Handlung führt uns ins England des Jahres 1776, in die Zeit der Kolonialkriege gegen die junge amerikanische Demokratie. Werber König Georgs IL, auf der Jagd nach Rekruten, die Ihrer Majestät überseeische Besitzungen »verteidigen« sollen, kommen auch in das Städtchen Shrewsbury am Severn. Was sich dann in der Komödie an turbulenten Ereignissen begibt, hat Lothar Creutz als Theaterkritiker der »Weltbühne« folgenderweise beschrieben:
Der Sergeant Barras Kite, obwohl mit allen Hunden gehetzt, hat in Shrewsbury und Umgebung als Heldenklau kaum nennenswerte Erfolge. Die Söhne Englands entgegnen seinen militärischen Verheißungen immer wieder mit kleinmütigen Bedenken, ja mit verstockter Ablehnung; denn es hat sich herumgesprochen, daß die Grenadiere des Guten Königs George in Amerika wie die Fliegen getötet werden. Auch wirkt sich der Anblick von Kriegerwitwen und Invaliden sehr abkühlend auf die Begeisterung der jungen Männer aus. Nur die Honoratioren der Stadt verfolgen die Rekrutierungsaktionen mit Sympathie und Interesse. Mr. Worthy zum Beispiel, der Schuhfabrikant, würde herzlich gern die Stiefel für eine Kompanie Grenadiere liefern; und auch Mr. Balance, der Friedensrichter, weiß, was Shrewsbury dem Vaterland schuldig ist. Von dem Eintreffen Captain Plumes erhofft er sich einen starken Auftrieb der Werbeaktionen in der Stadt; aber seine Tochter Victoria schickt er vorsichtshalber aufs Land, weil er sich von dem Eintreffen Captain Plumes unter anderem auch einen starken Auftrieb des Liebeslebens von Shrewsbury verspricht. Und was das letztere betrifft, irrt er auch keineswegs. Captain Plume widmet sich unmittelbar nach seiner Ankunft energisch den liebeshungrigen Töchtern der Gegend; aber Victoria Balanee, die er sich bereits vorgemerkt hatte, ist leider verreist. Allerdings schickt sie ihm durch einen sonderbaren jungen Herrn, der sich Wilful nennt, allerlei läppische Briefchen, die indessen den durchaus nicht platonisch veranlagten Plume nur erbittern. Des weiteren erbittert ihn jener Mr. Wilful, der sich trotz offenkundig geringer Eignung für den Offiziersberuf ein Fähnrichspatent andrehen läßt, mit allerlei moralischen Ermahnungen; ja dieser Fähnrich Wilful, der sichtlich noch nicht einmal trocken hinter den Ohren ist, mischt sich unverschämterweise in die kleinen Liebesaffären des Captains. Als verhinderter Schürzenjäger und Empfänger zärtlicher Briefchen kommt sich Captain Plume nachgerade schon so lächerlich vor wie sein empfindsamer Freund Worthy, der nun schon monatelang von der spröden Melinda Moorhill, einer Freundin der Victoria Balance, an der Nase herumgeführt wird. Es ist nämlich Worthys Pech gewesen, daß Melinda eine kleine Erbschaft gemacht hat und seither an der Position einer bezahlten Mätresse weniger interessiert ist als an der Stellung einer Ehegattin; und als nun Worthy auf Anraten Captain Plumes den Kaltblütigen spielt, bringt ihn Melinda ihrerseits durch eine vorgetäuschte Neigung für den eisenfresserischen Captain Brazen, einen Mitgiftjäger von Beruf, beinahe zur Verzweiflung. Inzwischen ist es auch mit Sergeant Kites Rekrutenwerbung so gut wie nicht vorwärts gegangen. Ganze elf Mann waren einfältig genug, das Handgeld des Königs zu nehmen; und aus Amerika kommen schlechte Nachrichten. Da entschließt sich Richter Balance zum Äußersten. Mittels einer Razzia in den Schenken und Bordellen von Shrewsbury füllt er das Gefängnis, um das derweise ausgehobene Gesindel in die Armee verfrachten zu lassen. Aber siehe da: in den Schenken und Bordellen werden weit mehr Gentlemen - wie der Bankier Mr. Smuggler aus London, wie Fähnrich Wiiful und Captain Plume - angetroffen; und so muß denn Mr. Balance die Zwangsrekrutierung anordnen. Aber nicht mehr Captain Plume wird an der Spitze der Kriegsunwilligen von Shrewsbury ins Feld rücken. Denn jener Fähnrich Wilful, der sich fortgesetzt so lästig in die Privatangelegenheiten des Captains eingemischt hat, war natürlich niemand anders als die verkleidete Victoria Balance, deren zielstrebige Werbung um den Captain ihres Herzens denn auch den ersehnten Erfolg hat, als ihr Vater dem unerwünschten Schwiegersohn widerstrebend eine nennenswerte Rente zusichert. So kommt am Ende in den oberen Schichten alles unter einen Hut; gerührt erhebt man die Champagnergläser auf das Gute Alte England, für das man in dem Guten Alten Shrewsbury immer eine Kompanie Grenadiere übrig hat, wenn das Geschäft es befiehlt; und Simpkins, der senile Butler, vergießt eine Freudenträne.
Zitat aus der »Pauken und Trompeten«-Rezension vom 12. 10. 19S5 mit freundlicher Genehmigung des Verlags der »Weltbühne« Berlin.
Nachdruck der Anmerkungen zur »Puntila—Musik aus »Schriften zum Theater« und »Theaterarbeit« mit freundlicher Genehmigung des Aufbau-Verlags Berlin und Weimar und des Henschelverlags Kunst und Gesellschaft Berlin.
Gestaltung unter Verwendung einer Zeichnung zu »Puntila« von Caspar Neher, zu »Pauken und Trompeten« von Karl von Appen. Typographie Karl-Heinz Drescher.
VEB DEUTSCHE SCHALLPLATTEN 108 BERLIN
Artikelnummer | Litera 8 60 103 |
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Produktname | Herr Puntila & Sein Knecht Matti - Pauken Und Trompeten |
Preis | 14,90 € |
Lieferzeit | Im Schallplattenladen Stralsund |
Interpret | Various Artists |
Name - Titel | Herr Puntila & Sein Knecht Matti - Pauken Und Trompeten |
Label | Litera |
Medientyp | LP / Vinyl 12" |
Vinylgewicht pro Schallplatte | 180 gramm |
Anzahl der Platten | 1 |
Release-Datum | 1966 |
Allgemeiner Plattenzustand | Gebraucht |
Zustand Tonträger | Very Good + (Sehr gut) |
Zustand Cover | Very Good (Gut) |
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