Hannes Wader

Hannes Wader

Der Rattenfänger

Manche Stadt

König Von Preußen

Wo Soll Ich Mich Hinwenden

Dat Du Min Lefste Büst

Lütt Matten

Schon Morgen

Heute Hier, Morgen Dort

Unterwegs Nach Süden

Wilde Schwäne

Die Moorsoldaten

Trotz Alledem

„Es gibt Leute, die stimmen ihre Gitarren in zwei bis drei Sekunden - aber die können alle nicht so schöne Lieder machen wie ich." (Hannes Wader)
Hannes Wader, geboren 1942 in Bielefeld. Vater und Mutter Arbeiter. Vater SPD-Mitglied, gewerkschaftlich organisiert, flog 1933 aus dem Betrieb. Dekorateurlehre, erste musikalische Betätigung in einem Mandolinenorchester, dann in einer Dixielandgruppe (Saxophon, Klarinette), Country & Western-Musik, „davon bald die Schnauze voll", beginnt zwischen 1960 und 63 selbst Lieder zu schreiben und zu singen. Schlimme Lieder über schlimme Typen, Ausgeflippte und ein allgemeines Unwohlsein gegenüber Konsumdenken, Karrierestreben und Untertanengeist als Stützen der „Freiheitlich-demokratischer Grundordnung". Auslöser dabei war Georges Brassens. „Dieser Mann erzählte von sich, von seiner Situation in diese Welt, und ich wollte das auch tun. Das hab ich dann auch gemacht, das heißt ich habe es versucht" Hannes Wader, der von sich sagt daß er langsam lernt lernte dafür gründlich. Vorbilder waren neben Brassens Folk-Sänger wie Seegei und Dylan. Ober seine damalige Situation sagte er 1975: „Woher sollte ich denn diese Kenntnisse nehmen, die dazugehören, um Perspektiven aufzuzeigen. Ich war bis jetzt genau so eine arme Sau, wie andere Leute auch, die in diese Welt geworfen sind und nicht wissen, was sie damit anfangen sollen, die nur wissen, daß sie da sind."
„ Man kann natürlich seine Umwelt als unpolitische, unhistorische, also unveränderbare beschreiben. Die Umwelt jedoch ist nun einmal grundsätzlich veränderbar. Und sie muß dringend verändert werden. Wer das Gegenteil behauptet, spinnt nachweislich. Auch Sänger werden von dieser Wertung nicht ausgenommen." (Dieter Süverkrüp).
Hannes Wader verkaufte sich als „Bürgerschreck" auf Schallplatte gut da er jedoch daran gewöhnt war hart zu arbeiten, an sich und seinen Liedern („Bei Hannes Wader ist nichts Zufall." - Knut Kiesewetter), blieb er dabei nicht stehen. Schon seit Beginn seiner Laufbahn beschäftigte er sich mit Volksliedern. Jedoch erst ab 1974 nahm er Platten mit deutscher Folklore auf. Ober seine Arbeit und deren Schwierigkeiten sagte er: „Wir können nicht wie andere Völker aus einer ungebrochenen Entwicklung leben, wie aus einem Brunnen, in dem immer wieder Wasser nachläuft Sondern bei uns ist da so ein alter verrotteter Brunnen, wo noch ein paar Leichen drin sind, alte Schuhe, alte Hakenkreuze: die muß man erst einmal herausholen, damit das Wasser unten wieder oVchkommt. Das ist regelrechte Dreckarbe^. Aber anders geht es nicht, der Brunnen muß sauber gemacht werden, sonst verdursten wir, sonst leben wir immer wieder aus zweiter Hand. Es ist wichtig, das eigene Wasser zu haben, um sich weiterzuentwickeln."
„Das moderne Industrieproletariat lebt in so komplizierten Arbeitsverhältnissen, daß die naive Art des Volksliedes nicht mehr ausreicht sie zu beschreiben. Die eigentümliche Stellung des Industrieproletariats im modernen Leben wird tatsächlich in keinem einzigen Volkslied ausgedrückt Das Proletariat hat sich aber für seine Klassenzwecke etwas viel Verwendbareres geschaffen, das Kampflied. Das Kampflied ist das eigentliche Volkslied des Proletariats." (Hanns Eisler).
Hannes Wader nahm nach Volksliedern eine Platte mit Arbeiterkampfliedern auf. „Als ich damals die Volkssänger-Platte gemacht hatte, rief Franz-Josef Degenhardt an und sagte: .Prima. Aber was mir darauf noch fehlt ist ein Arbeiterlied, das hätte dazu gehört' Da habe ich dann herumgedruckst und wußte gar nicht wie ich das machen soll. Denn Arbeiterlieder kann man nicht einfach so singen, das ist ja eine ganz andere Qualität da muß dann was dahintersitzen. Aber über die Volkslieder bin ich auch wieder zur Politik gekommen."
„Lieder können die Welt nicht verändern. Das geschieht durch Veränderung der gesellschaftlich-ökonomischen Gegebenheiten. Aber man kann unter anderem mit Hilfe des Liedes deutlich machen, daß es eben nur darumgeht" (Franz-Josef Degenhardt)
Hannes Wader erlebte bei seinen Auftritten Beispiele für die aktuelle politische Wirkung von Volks- und Arbeiterliedern. Wenn er per Megaphon diese Lieder bei Streikposten vor einem Druckereibetrieb singt und dort auch mitgesungen wird oder wenn die 2500 Zuhörer bei einer Veranstaltung gegen Berufsverbote mit ihm „Brüder, zur Sonne, zur Freiheit" singen und aus dem Beifall spontan ein minutenlanger Sprechchor „Weg mit den Berufsverboten" hervorgeht „Nimm zum Beispiel dieses Berufsverbotelied von mir, .Trotz alledem*. Wir wissen, es ist 130 Jahre alt, von Ferdinand Freiligrath. Das ist in der ursprünglichen Form bekannt geworden und zeigt die 48er Situation. Mit etwas Assoziationsvermögen stellen wir fest daß sich grundsätzlich nicht viel verändert hat Die gleichen Leute, die damals ans Ruder gekommen sind, herrschen noch. Deshalb ist das Lied schon interessant Aber durch die Textveränderung, durch den Hinweis auf die Berufsverbote, wird es plötzlich noch präsenter. Das verstehe ich unter Kontinuität"
Beim Festival des politischen Liedes ist es für die Programmgestaltung üblich, daß die Gruppen und Solisten Vordruckzettel mit Angaben zu ihren üedem versehen, um die Ansagen und den Programmaufbau zu erleichtern. Bei den Liedern von Hannes Wader las ich auf den Zetteln: „Solist: Wader; Besetzung: 1 Sänger, 1 Gitarre; Charakter der Lieder kämpferisch."
Wolfgang Grüner (1978)