Gisela May singt Tucholsky

Gisela May singt Tucholsky

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Gisela May singt Tucholsky

Augen in der Gross-Stadt

Lamento

Sie zu Ihm

Die Nachfolgerin

Das Lied von der Gleichgültigkeit

Das Lächeln der Mona Lisa

Chanson - Japanlied

Das Leibregiment

Wenn eena jeborn wird

Wenn eena dot is

Mutterns Hände

Der Graben

Rote Melodie

Krieg dem Kriege

Kurt Tucholsky hätte seine helle Freude an dieser wunderschönen Schallplatte  gehabt.  Doch  der ebenso vielseitige wie höchst begabte Mann mit den vier Pseudonymen, .dem goldenen Herzen und der eisernen Schnauze", konnte Gisela May nicht mehr hören.   Der uns heute noch so heiter stimmt, war voller Verzweiflung über den heraufgekommenen Nazismus, als er am 21. Dezember 1935 Im schwedischen Exil seinem Leben ein Ende setzte. Der Doktor Tucholsky, der an der Universität Jena die Rechtswissenschaft studiert hatte, war der wohl glänzendste Publizist der Linken, der in der ersten Hälfte dieses Jahrhunderts in deutscher Sprache geschrieben hat. Von 1913 bis 1933 lieh er seine außerordentlichen Gaben der früheren  „Schaubühne"   und späteren „Weltbühne" und zog da mit geistreichem Witz, bissigem Sarkasmus und aufrüttelnder Kritik gegen die Reaktionäre und Spießer aller Spielarten zu Felde. Aber er war auch ein wirklicher Dichter, und das nicht nur nebenbei; „Rheinsberg“ und „Schloß Gripsholm“ werden auch noch kommende Generationen bezaubern. Tucholskys Lyrik lebt unter anderem deshalb weiter, weil sie zum Singen gemacht ist und wie eh und ja gesungen wird. Seine zärtlichen Chansons, kessen Lieder und bitteren Songs hat er ja nicht in den luftleeren Raum hinein gedichtet, sondern zur Wirkung durch den Vortrag bestimmt. Und nicht selten hatte Tucholsky schon bei der Arbeit eine feste Vorstellung von dem Interpreten, für den er schrieb, denn er wußte, was sie konnten und was sie brauchten: die Rosa Valetti und Ernst Busch, die Gussy Holl, Trude Hesterberg, Kate Kühl, Paul Graetz und wie sie alle heißen oder hießen. Immer wieder hat die innere Musikalität der Verse Tucholskys die Komponisten gereizt.  Hanns Eisler beispielsweise, der auf dieser Platte mit der ironisch-spöttischen .Nachfolgerin" und dem anklagenden Antikriegslied .Der Graben" vertreten ist, hat mehr als dreißig Chansons von Kurt Tucholsky vertont, und nicht nur vertont, sondern auch unter die Leute gebracht. Vor 1933 ging Hanns Eisler gemeinsam mit Ernst Busch In Arbeiterklubs und Kabaretts, In Wirtshaussäle und Versammlungen, um seine ebenso klugen wie witzigen Interpretationen der Satire und des Humors von Brecht, Weinert und eben auch Tucholsky bekanntzumachen. Wie intensiv sich Eisler auch der Wiedergabe Tucholskyscher Verse widmete, weiß ein Augenzeuge zu berichten: „Ich kann mich nicht erinnern, daß Hanns Eisler jemals wie ein Pianist am Klavier oder Flügel gesessen hat Ich glaube, er konnte Oberhaupt nicht stillsitzen, oder höchstens bei der ersten Strophe. Von Strophe zu Strophe brauchte er den Stuhl weniger. Er berührte ihn sozusagen nur zwischendurch und hüpfte jedesmal höher. In einer ganz komischen Stellung trat er dabei aufs Pedal..." Zu den vielen Verdiensten von Hanns Eisler gehört, daß er 1957 das einzigartige Chanson-Talent von Gisela May erkannt und die große Schauspielerin auf Jenen Weg gebracht hat, der sie zur Position auch einer Diseuse von unbestritten internationalem Format führte.   Es ist schwer und, genaugenommen, überflüssig, dem glücklichen Besitzer dieser Schollplatte mit dürren Worten zu erläutern, worin der Reichtum der Ausdruckskraft von Gisela May besteht; da mußte einer schon auf seinen Ohren sitzen, um das nicht zu hären. Tucholskys Vielseitigkeit trifft hier auf die Vielseitigkeit einer kongenialen Interpretin. Was sieben Komponisten musikalisch geformt haben (Leute von ganz verschiedenem künstlerischem Temperament, neben Eisler der erfolgreiche Schlagermacher Werner Richard Heymann, der einst die „Liebe der Matrosen" besang, Friedrich Hollaender, der Veteran des deutschen Kabaretts, und vier Künstler der jüngeren Generation wie Peter Fischer, Günter Hauk, Henry Krtschil und Rolf Wilhelm), das tönt hier gewissermaßen aus einem Sprachrohr auf ganz verschiedene Welse. Die vorliegende Platte konserviert die leise Zärtlichkeit der „Augen in der Großstadt", den frechen Witz des „Leibregiments",  die packenden Rhythmen der „Roten Melodie", die ergreifende Schlichtheit von „Mutterns Hände", das elegisch Besinnliche des „Sie zu ihm“ oder jener Gedanken, die Tucholsky poetisch sublimierte angesichts des Umstands, daß „eener dot is". All das hört man mit großem Genuß, mit Vergnügen oder Rührung oder mit beidem zugleich, und dann fragt man sich: Wer singt da? Ist das stets dieselbe Person? Das müssen doch mehrere sein! Es sind auch mehrere, nämlich mehrere bedeutende Talente, vereinigt freilich in einem einzigen Menschen: in Gisela May.  Begleitet wird die Künstlerin von Ihrem erfolgreichen Flügelmann Henry Krtschil, der mit einem exklusiven Ensemble musiziert Was aber die May und ihre außergewöhnliche Wandlungsfähigkeit ihren Reichtum an Nuancen und Schattierungen betrifft so wäre man wohl versucht auch von einem Ensemble zu sprechen, selbst wenn es in diesem Falle (unser Glück!) nur aus einer Frau besteht - einer Frau, die freilich mehr zu bieten hat als sieben andere,
Lothar Kusche

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ArtikelnummerAmiga 8 50 110 (8 55 110)
ProduktnameGisela May singt Tucholsky
Preis24,90 €
LieferzeitIm Schallplattenladen Stralsund
InterpretGisela May
Name - TitelGisela May singt Tucholsky
LabelAMIGA
MedientypLP / Vinyl 12"
Vinylgewicht pro Schallplatte180 gramm
Anzahl der Platten1
BeilagenKeine
Allgemeiner PlattenzustandGebraucht
Zustand TonträgerVery Good + (Sehr gut)
Zustand CoverVery Good (Gut)
PlattenreinigungReinigung mit Plattenwaschmaschine Double Matrix Professionel Sonic (Clearaudio)
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