Gil Evans-Orchestra

Gil Evans-Orchestra

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Gil Evans-Orchestra

Seite 1
Thoroughbred - Komposition: Billy Harper
Spaced - Komposition: Gil Evans
Love In The Open - Komposition: Warren Smith
Variation On The Misery - Komposition: Gil Evans
Seite 2
Blues In Orbit - Komposition: George Russell
Proclamation - Komposition: Gil Evans
General Assembly - Komposition: Miles Davis/Gil Evans.
So Long - Komposition: Gil Evans
Arrangements: Gil Evans
GIL EVANS-ORCHESTRA:
Besetzung zu Titel 1 und 5
Ernie Royal, Johnny Coies (tp). Garnett Brown, Jimmy Cleveland (tb), Julius Watkins, Ray Alonge (fr-h), George Marge (fl, ss), Billy Harper (fl, ts), Howard Johnson (tu, bars), Gil Evans (p, el-p), Joe Beck (g), Herb Bushler (b), Alphonse Mouzon (dr), Donald McDonald (perc)
rec. 1971, New York
Besetzung zu Titel 2-4 und 6-8
Snooky Young, Mike Lawrence (tp), Jimmy Cleveland, Jimmy Knepper (tb), Julius Watkins (fr-h), Howard Johnson (tu), Hubert Laws (fl), Billy Harper (ts), Gene Bianco (hp), Gil Evans (p, el-p), Joe Beck (g), Herb Bushler (b), Elvin Jones (dr), Sue Evans (perc)
rec. 1969, New York
Die technische Qualität entspricht den Standards der Aufnahmejahre.
Übernahme von Enja Records, München/BRD
Meist sind es Instrumentalisten und Improvisatoren, die Jazzgeschichte machen. Gil Evans gehört zu den wenigen Ausnahmen, denn sein unverwechselbarer Sound wird durch Kompositionen und Arrangements geprägt. Oftmals wurde Evans darum mit Duke Ellington verglichen, und tatsächlich zeigen sich viele Parallelen. Zunächst haben beide die wohl stimmungsvollsten, charakteristischsten und individuellsten Arrangements der Jazzgeschichte geschrieben. Das heißt, manchmal nicht direkt geschrieben, sondern erdacht. Wie der Duke hatte auch Evans oft nur eine Soundidee, ein kurzes Thema, eine Baßfigur oder eine Stimmung konzipiert, die dann bei den Proben oder Aufführungen entwickelt wurde. Dabei spielten Ellington wie auch Evans mit dem Orchester, als ob es ein Instrument, ihr Instrument wäre. Beide griffen im Laufe der Jahre immer wieder auf alte Titel ihres Repertoires zurück -nicht, um sie als Reprise oder Aha-Effekt fürs Publikum nostalgisch zu reproduzieren, sondern um alle neuen musikalischen Erfahrungen und Erkenntnisse in die Re-Arrangements einfließen zu lassen.
Als Komponist und Arrangeur ist auch Gil Evans Autodidakt, der aber über sich sagt: „Ich bin kein Autodidakt, denn jeder Musiker, der mir auch nur für einen Augenblick Schönes, Wichtiges, Erregendes gab, war einer meiner Lehrer." Und an anderer Stelle sagt Evans: „Ich habe stets nur durch praktische Arbeit gelernt. Ich erlernte niemals nur irgendeine Theorie, es sei denn, durch deren praktische Anwendung." Gil Evans wurde im März 1912 als Sohn australischer Eltern in Toronto/Kanada geboren. Er wuchs in den USA auf, gründete mit 21 Jahren seine erste Band und wurde ab 1941 Arrangeur im Orchester Claude Thornhill, einer ungewöhnlichen Besetzung. Schon damals gab es dort einen Hornsatz, später kam auch die Tuba hinzu und färbte den Gesamtklang noch dunkler und tiefer. Der Sound jener Thornhill-Band wurde weniger vom Publikum und der Kritik, dafür aber mehr von einer Reihe junger, relativ unbekannter Musiker beachtet, unter ihnen Gerry Mulligan, Miles Davis, Lee Konitz und John Lewis. Sie und andere Newcomer trafen sich in Evans' Wohnung unweit der 52. Straße von New York, dem damaligen Herzen der Jazzwelt. Sie hörten Musik, diskutierten, und dort entstand 1948 die Idee zur Gründung jener Neun-Mann-Band, die sowohl für Gil Evans als auch für Miles Davis richtungweisend wurde: des „Miles Davis Capitol Orchestra". Evans war es, der mit seinen Arrangements der Sensibilität von Miles Davis die ihr gemäßen Ausdrucksmöglichkeiten eröffnete. Evans wußte, welcher Sound dem Trompetenton und dem Feeling des damals noch experimentierenden Miles Davis entsprach, und er setzte dieses Feeling und diesen Sound in Orchesterklang um. Davis fand die ihm gemäße Sprache und wurde von diesem Moment an zu einer der herausragendsten Persönlichkeiten des Jazz.
In den fünfziger Jahren arrangierte Evans auch für Benny Goodman, die Dorsey-Brüder, Tony Bennett oder Peggy Lee, weitere gemeinsame Projekte mit Miles Davis folgten dann ab 1957 und gipfelten in den epochalen Alben „Miles Ahead" und „Scetches of Spain". 1957 erschien die erste Platte unter Evans' eigenem Namen, später schrieb er auch für Kenny Burrell und Astrud Gilberto und übernahm einigemale kommerzielle Arrangiertätigkeiten. Das Jahr 1969 leitet dann Gil Evans' Comeback auf der Jazzszene ein. Er erinnert sich: „Mir kam plötzlich die Idee einer eigenen Band. Mein ganzes Leben hatte ich vor diesem Klavier gesessen und versucht, einen moll-Septimenakkord auf immer andere Weise zu orchestrieren. Dreißig Jahre hatte ich so verbracht. Ich saß schon solange, daß ich Schwielen am Hintern hatte - auf jeder Backe eine. Ich war es müde, so herumzusitzen. Ich war so gelangweilt, weil ich schon zu lange dasselbe machte. So entschied ich, daß ich mal ein bißchen Aufregung brauchte - und die einzige Möglichkeit zu einem Abenteuer war die Gründung einer Band."
Evans versammelte junge Musiker in seinem Orchester - aber nicht, um sich mit ihnen zu schmücken, um auf deren zeitgenössischer Musik als Trittbrettfahrer mitzureisen und dadurch wieder ins Geschäft zu kommen. Schon zu Beginn seiner Aufnahmekarriere mit dem „Miles Davis Capitol Orchestra" war Evans fast eine Generation älter als seine Musikerkollegen gewesen - nun, Ende der sechziger Jahre, regte er Musiker an, die manchmal sogar seine Enkel sein könnten. Wer die meist so ausgeprägte Generationstrennung im Jazz kennt, der weiß, wie ungewöhnlich dieses Phänomen ist. Die Aufnahmen des vorliegenden Albums gehören zu den ersten einer bemerkenswerten Veröffentlichungsreihe, in denen elektronisch verstärkte bzw. verfremdete Instrumente (später auch der Synthesizer) zum integralen Bestandteil des Evans-Sounds wurden. Er absorbiert die Einflüsse der Rock- und Freejazz-Entwicklung auf eigenständige Weise. Trotz Elektrifizierung und trotz ohrenfällig zeitgenössischer Spielweisen entsteht unverwechselbare Gil Evans-Musik - die Zeitlosigkeit und Offenheit seines Stils wird dadurch deutlich.
Wenn heute, nach mehr als einem Jahrzehnt, die überraschenden Soundeffekte in „Spaced", „Blues in Orbit" oder „Proclamation" durchaus unseren Hörgewohnheiten entsprechen, dann wird auch daran Gil Evans' essentieller Beitrag zum gegenwärtigen Stand der Jazzentwicklung deutlich.
Rolf Reichelt (1983)



Mehr Informationen
ArtikelnummerAmiga 8 55 988
ProduktnameGil Evans-Orchestra
Preis19,90 €
LieferzeitIm Schallplattenladen Stralsund
InterpretGil Evans-Orchestra
Name - TitelGil Evans-Orchestra
LabelAMIGA
MedientypLP / Vinyl 12"
Vinylgewicht pro Schallplatte140 gramm
Anzahl der Platten1
BeilagenKeine
Release-Datum1983
Allgemeiner PlattenzustandGebraucht
Zustand TonträgerVery Good + (Sehr gut)
Zustand CoverVery Good + (Sehr gut)
PlattenreinigungReinigung mit Plattenwaschmaschine Double Matrix Professionel Sonic (Clearaudio)
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