Gerti Möller - Ich Bin Eine Frau

Gerti Möller - Ich Bin Eine Frau

ICH BIN EINE FRAU
Sie werden von mir nicht ihr Alter erfahren. Aber ich kann Ihnen versichern, sie ist eine Frau, reif genug zu wissen, was sie singt. Sie hat es erlebt oder miterlebt, empfunden oder nachempfunden. Vor zwanzig Jahren gehörte sie zur ersten Garnitur unserer Schlagergarde. Ich weiß nicht mehr, was sie damals sang. Das ging schnell in die Ohren und schnell wieder heraus. Kurzlebige Tagesunterhaltung.
Auf einer Rundfunkstudioveranstaltung von DT 64 lernte ich sie persönlich kennen. Man wagte das Experiment, sie unter anderem ein Volkslied singen zu lassen. Ich, ein damals blutjunger blaubebluster Singesproß, sollte auf der Gitarre begleiten. Fünf Minuten Probe und Band ab. Ich spielte wie immer, sie sang wie immer, das ging kaum zusammen, wir haben uns keinen Kopf gemacht. Das hat sich geändert. Es reichte mir nicht mehr, einfach spontan zu sein. Es reichte ihr nicht mehr das bloß Musikantische. Und ein Dritter ist dabei, der genau so als erster hätte genannt werden können: Horst Krüger, der mit ihr zusammen lebt.
Sicher, wir haben mit Gerti Möller das Chanson nicht erfunden. Es existiert, seitdem es Menschen gibt. Aber jeder neue Interpret dieses Genres wie auch jede neue Autorenkombination können hinzusteuern, einfließenlassen von ihren Persönlichkeiten, ihrem privat und gesellschaftlich erworbenen Wissen unter den konkreten Umständen ihres Lebens wie auch dem gewachsenen Wissen der Menschheit überhaupt. Wenn dies geschieht, hat man seine Berechtigung. Wir meinen, sie zu haben.

GERTI MÖLLER kommt vom Gesang, von der Musik. Darauf mußte sie aufbauen. Nun galt es, die Töne nicht nur um ihrer selbst Willen zu produzieren, sondern sie zu zügeln und in den Dienst von Sprache und Aussage zu stellen. Gestik und körperlicher Ausdruck hatten wahrhaftiger, menschlicher, ja privater zu werden. Die Kleidung hatte ihr Glitter zu entlassen. Das Gesicht wurde wichtig.
Wie die Künstlerin, längst aus dem Hänschenalter heraus, diese Umwandlung vollzog und weiter vollzieht, sie auch nicht nur oberflächlich aufzusetzen bemüht war und ist, erfüllt mich mit Achtung. Niemand und nichts schließlich zwingt sie dazu. Sie selbst zwingt sich, weil sie sagen will, was sie zu sagen hat, und wichtig sein will, solange sie das Format dazu hat.            
Kurt Demmler


Seite 1
Ich bin eine Frau
Heute nacht
Das Pillenlied
Abkehr
Wie wahr
Und immer danach
Fahre weiter


Seite 2
Manchmal
Edith
Von der Suche nach der Zärtlichkeit
Mein Kater Kurt
Vielleicht im Mai
Zirkuswelt


Kompositionen und Arrangements:
Horst Krüger
Texte: Kurt Demmler
Titel 6 und 12: Gisela Steineckert
Studio-Orchester Leitung: Horst Krüger
Titel 10: Andreas Reichert (g) Titel 11: Andreas Reichert (p) Titel 12:
Rundfunk-Tanzstreichorchester Berlin
Leitung: Horst Geipel
Aufnahmen: Rundfunk der DDR
Redaktion: Jürgen Lahrtz (1981)