Fred Frohberg - Das Porträt

Fred Frohberg - Das Porträt

Steuermann, Halte Kurs / Fred Frohberg, Die Bergols, Rundfunk-Tanzorchester Leipzig Leitung Kurt Henkels

Einsam Liegt Mein Schiff Im Hafen / Fred Frohberg, Die Singende Vier, Rundfunk-Tanzorchester Leipzig Leitung Kurt Henkels

Einer Wird Bei Dir Bleiben / Fred Frohberg, Das Hemmann-Quintett, Gerd Natschinski & Sein Orchester

Über Das Weite Meer / Fred Frohberg, Die Bergols, Gerd Natschinski & Sein Orchester

The Gospel Train

Joshua Fit the Battle of Jericho

Bonne Nuit, Ma Cherie / Fred Frohberg, Gerd Natschinski & Sein Orchester

Tina-Marie / Fred Frohberg, Die Ping-Pongs, Die Bergols, Rundfunk-Tanzorchester Leipzig Leitung Kurt Henkels

Das Glück Kommt Nicht Von Ungefähr / Fred Frohberg & Das Ensemble 67

Bald, Schon Bald / Fred Frohberg & Das Ensemble 67

Guantanamera / Fred Frohberg & Das Ensemble 67

Lied Von Der Kirschblüte / Fred Frohberg & Das Ensemble 67

Zwei Gute Freunde / Fred Frohberg, Gerd Natschinski & Sein Orchester

Die Zeit War Verloren

Ich Glaube an Liebe

Komm In´s Land Der Liebe

Es fällt nicht schwer zu sagen Er ist Musikant durch und durch Dem Wort mag m unterschiedlichem Maße Gewicht beigemessen werden — Ich hüte es mir für besondere Anlässe, für Künstler, die wirklich verdienen, so genannt zu werden. Denn das Wort meint nicht nur Musikalität, die sich für einen Sänger nachgerade von selbst versteht es meint insbesondere das schwer beschreibbare Feeling, jenes „Musik-im-Blut-Haben". eine tiefinnere Beziehung zur und Begeisterung für die Musik, so sie in bestem Sinne originell ist und gut gemacht so sie Eigenes bringt, kurzum: so sie was taugt: es meint aber auch Persönlichkeit Engagement Disziplin, eine Auffassung vom künstlerischen Beruf, die das Streben nach gleichbleibend hoher Leistung —ob in Tabarz. Berlin oder anderswo — mit der die Arbeit bestimmenden Überzeugung verbindet daß es zu den schönsten und verpflichtendsten Aufgaben gehört den Mitbürgern Freude und Entspannung zu geben, sie auf niveauvolle Weise zu unterhalten. Den Mitbürgern — wer Fred Frohberg kennt weiß. wie wichtig es ihm ist nicht auf einem wie auch immer gearteten Sockel zu stehen Es ist nicht nur die Schule eines ebenso schweren wie schönen Anfangs in den Jahren, in denen unser Land mit millionenfacher Hoffnung. Sehnsucht und Energie seinen Weg aus den Trümmern begann, da war Lebensmut vonnöten. Ermunterung. Optimismus, also auch Frohsinn und Fröhlichkeit wo und sooft sich's machen ließ, da wurde die Musik, die „leichte Muse" überhaupt gebraucht wie das noch knappe Brot das oft genug bescheidene und begehrte Gage war. – „Sowas verbindet". sagt Frohborg heute, sich erinnernd: da hieß es zuzupacken und zusammenzurücken, wer wäre da auf den Gedanken gekommen, sich als Star fühlen zu wollen. Nein, nicht nur das: es ist die schlichte Herzlichkeit die menschliche Warme. die einfache, unkomplizierte Direktheit die man ihm abspürt — auf der Bühne, vor der Kamera, an großen oder kleinen Tischen, übern Gartenzaun — und die sich wohl mit Popularität, nicht aber mit betont ausgestellter Prominenz vertragt (Seine Talkshow-Reihe in einem halleschen Klubhaus nennt er. statt „Frohbergs Gäste“ oder dergleichen. „Quasselstrippe“.)
Das ist es wohl auch, was seine Lieder prägte Lieder wie „Zwei gute Freunde“. „Ich glaube an Liebe". „Einer wird bei dir bleiben“ und wie sie alle heißen, die. in den fünfziger und sechziger Jahren kreiert, heute noch in vieler Ohren sind. Daß er sie heut' noch singt Tag für Tag mit ungemindertem Erfolg, ist berechtigte Erinnerung an ein Stück Schlagergeschichte unseres Landes, beweist aber auch, daß Schlager von den Gezeiten modischer Trends umso weniger hinweggespült werden, je mehr ein Interpret sich mit seiner Persönlichkeit für deren Aufrichtigkeit zu verbürgen vermag. Es ist nun mal so. man nimmt ihm ab. was er da singt.
Freilich (und das ist kein Schmähruf)' diese Musik unterfordert die interpretatorischen Fähigkeiten Fred Frohbergs, so sehr er sich auch zu ihr bekannt hat und bekennt als einem Weg. einen breiten Hörerkreis zu erreichen. Man braucht nur in seinen Plattenschrank zu sehen: da swingt es in allen Variationen, da jazzt's und gospelts. Kein Wunder, daß der unvergessene Paul Robeson ein ebenso bedeutendes Vorbild für ihn wurde wie etwa Frank Sinatra Wie tief er der Wahrheit und Unmittelbarkeit der musikalischen Schönheit und Energie der Spirituals und Gospels nachzuspüren versteht dafür hat auch vorliegende Porträtplatte hörenswerte Beispiele parat Vom atemlosen Auf und Ab musikalischer Moden hat sich Fred Frohberg nie ins Joch zwingen lassen, wiewohl er mit wachen Ohren hört immer bereit und begierig ist Neues kennenzulernen, jede wirkliche Leistung und künstlerische Substanz akzeptiert — diese Aufgeschlossenheit und Toleranz gehört gleicherweise zu seinem musikantischen Temperament, zu seinem Engagement für die Entwicklung der unterhaltenden Kunst hierzulande, zu seinem Naturell wie seine kritische Offenheit und Ehrlichkeit und seine Unduldsamkeit im Interesse der Sache, den Slalom um diverse Fettnäpfchen beherrscht er nur höchst unvollkommen, gerade deshalb trifft er fast immer den Kern, gerade deshalb sind sein Rat und seine fachliche Kompetenz, ist seine Erfahrung gefragt, als .alter Hase" der Unterhaltungsszene, als profilierter Sänger und — ich sags nochmal — Musikant als Kollege. Freund und dufter Kumpel. Und so hat er sich immer für die Talente der heranwachsenden Interpretengeneration interessiert hat Fördernswertes tatkräftig unterstützt als Hochschullehrer, beauftragter Mentor oder eben einfach nur so. als einer, dem es nicht unangenehm ist wenn man ihn anruft oder besucht weil man ihn braucht: sein Urteil, seine Kritik, die stets mit nützlichen Hinweisen einhergeht seine Hilfe. Daß er derzeit mit einer jungen, aufstrebenden Instrumental- und Vokalgruppe, dem Leipziger .Musik-Service", zusammenarbeitet (und selbstverständlich aktiv dabei war. als diese sich auf
dem Femseh- SPRUNGBRETT präsentierte), ist ganz sicher mehr als die gelegentliche Erfüllung einer eigenen Vorliebe: Er fühlt sich wohl in einem Ensemble Gleichgesinnter, und er mag das Chorische, ausgefeilten Satzgesang, das hat er sich wohl bewahrt seit jenen Jahren, in denen er als Knaben-Alt im Stadtsingechor seiner Heimatstadt Halle sang. Als er 1967 mit Helga Depre. den „Kerstins" und den „Teddys" das Frohberg-Ensemble, das .Ensemble 67". gründete und in den folgenden zehn Jahren mit mehreren Show-Programmen — aus heimischer und internationaler Folklore. Musical- und internationalen Schlagermelodien, Spirituals und Gospels und eigenen Liedern gemixt — zu vielfacher Anerkennung führte, verwirklichte er sich einen Traum. Seit 1977. das muß man bedauernd feststellen, fehlt diese Farbe im Spektrum unserer Unterhaltungskunst.
Vier Jahrzehnte auf den Buhnen und Podien nicht nur unseres Landes, vier Jahrzehnte immer mittendrin, wenn es darum ging, mit den mannigfachen Mitteln und Möglichkeiten populärer Musik zu unterhallen, fast vier Jahrzehnte ungebrochener Popularität — das ist eine Leistung, vor der ich alle Hüte ziehe, die mir zur Verfügung sind. Und es wird auch weiteihin so bleiben, daß Fred Frohberg für sein Publikum für seine Kollegen ob jung, ob alter, kurzum: für alle, denen er etwas zu sagen hat ganz einfach .da ist" Musikanten können gar nicht anders.
Hans-Gerald Otto