Fortunatus' Glückssäckel Oder Die Kunst Reich Zu Sein

Fortunatus' Glückssäckel Oder Die Kunst Reich Zu Sein

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FORTUNATUS' GLUCKSSÄCKEL oder DIE KUNST, REICH ZU SEIN
Für Kinder und ihre Eltern, frei nach Motiven des alten Volksbuches
erzählt von Andreas Scheinert.
Musik von Wolfgang Thiel

Fortunatus   Winfried Glatzeder
Die Jungfrau des Glücks   Franziska Troegner
Der Wirt   Jochen Thomas
Der Knecht  Rainer Büttner
Der Waldgraf   Helmut Müller-Lankow
Der   Pferdehändler    Uwe-Detlef  Jessen
Der Marquis   Peter Dommisch
Der Lord   Ralf Borgwardt
Der Baron   Peter Bause
Die schöne Andalusia   Jutta Wachowiak
Die häßliche Berta   Ursula Staack
Lüpoldus   Ernst Kahler
Der Sultan   Günter Junghans
Offizier der Leibwache   Lothar Tarelkin
Agrippina   Barbara Schnitzler
Der  Prinz von Frankreich    Jaecki Schwarz
Der König    Dietrich Körner
Die Königin   Helga Labudda
Der Einsiedler    Friedrich Richter
Waffenknechte,  Folterknecht, Badeknecht, Schneider,  Goldschmied,  Perückenmacher,
Feldweibel,  Söldner, Volk von  London, Ärzte — gespielt von:   Lutz Dechant, Helmut Geffke, Hans-Jürgen Grüner, Hans Kusnik, Manfred Struck, Elke Brosch, Helga Koren, Karin Reiff

Sopransoli    Ingrid Thalheim
Drei Solo-Soprane
Harfe   Siegfried Weinberger
Mitglieder der Staatskapelle Berlin

Musikalische Leitung   Manfred Rosenberg
Regie   Andreas Scheinert
Dramaturgische und regieliche Mitarbeit Jürgen Schmidt
Tonregie    Karl  Hans Rockstedt
Für Jugendliche  ab  12 Jahren
VEB   DEUTSCHE   SCHALLPLATTEN - BERLIN DDR
Gestaltung:   Klaus Vonderwerth

Um   zwei   Dinge geht   es  in   dieser  Geschichte vor   allem:    um   Geld   und   um   Glück.   Und darum,   wie    beide   miteinander   zusammenhängen.
Wem fallen  da   nicht gleich  Sprichworte ein?
„Geld  allein  macht  nicht glücklich",   sagen die  einen.   „Aber  es   beruhigt  ungemein!", halten   die  anderen  entgegen.   „Glück   und Glas,   wie   leicht   bricht  das!",   erklären  jene .   skeptisch:   aber:   „Jeder   ist  seines  Glückes Schmied!",   widersprechen   optimistisch   diese. Wir sagen von einem Menschen,  er sei ein Glückspilz,   wenn   ihm   etwas   besonders Gutes und  Schönes  sozusagen  von  allein  in  den Schoß   fällt,   ein   Lottogewinn   zum   Beispiel  — aber wir  bezeichnen  ihn   noch  nicht als einen glücklichen   Menschen,    nur,   weil   er   über Nacht reichgeworden ist.
Jeder  möchte  glücklich  sein  und  glücklich werden,   aber   ein   jeder   stellt   sich    unter Glück   etwas   anderes   vor:    es   gibt   so viele verschiedene   Arten   von   Glück,   wie   es Menschen gibt.  Andererseits  haben  diese vielen   unterschiedlichen   Arten   von   Glück sicher   auch   etwas   Gemeinsames.   Es   ist  bestimmt  für  alle   Menschen   ein   Glück,   im Frieden   leben  zu   können;   es  gibt  immer noch  sehr viele   Kinder  auf  der   Erde,   für  die es   ein   Glück   wäre,   wenn   sie  sich   einmal richtig   sattessen   könnten.   Jede   Frau   ist glücklich,   wenn   sie   ein   gesundes   Kind   zur Welt   bringt.    Und   für   manche   Menschen   ist Glück eben   auch   ein   Reimwort  auf  Geld. Auf viel Geld.
Ein   solcher   Mensch   ist   Fortunatus.
Jedenfalls    denkt   er   so    in   den    ersten Kapiteln   des   alten   Volksbuches,    das   als Vorlage   und   Anregung   für  unsere  Schallplattengeschichte   diente.   Das   Buch   heißt   nach seiner  Hauptfigur:   Die  Geschichte  von   Fortunatus —  und  damit  ist  im  Titel  schon  vom Glück   die   Rede.   Denn   Fortunatus   ist   eigentlich  kein richtiger Name.  Der Begriff kommt aus dem  Lateinischen  und   ist abgeleitet vom   Namen   der   römischen   Glücksgöttin   Fortuna,   die   sich   die   alten   Römer   übrigens   als eine   sehr   launische   und    unberechenbare Dame dachten,   und   er  bedeutet  auf deutsch: der Glückliche.
Das  Volksbuch   ist  alt,  wie  gesagt,   etwa fünfhundert Jahre  alt,   es  wurde   in   der zweiten   Hälfte   des   fünfzehnten   Jahrhunderts geschrieben   und   1509   zum   ersten   Male   gedruckt.   Seinen   Verfasser   kennen   wir    nicht genau;   manche   meinen,   es   sei   der   Augsburger   Chronist   Burkhart  Zink   gewesen. Aber die   Klärung   dieser   Frage    ist   für   uns   vielleicht gar  nicht so wichtig;   wichtiger  ist, daß dieser   Verfasser   das   Leben   in   seiner   Zeit, daß  er ihr Tun  und Treiben,   ihr Handeln und Wandeln   auf   das   Genaueste   kannte   und mit dieser   Fülle   an   Kenntnis   und   Erfahrung,   an Welterlebnis   und    Menschenbegegnung   sein Buch   so   prall   und   rund   machte,   daß   wir eine   bessere   Vorlage   und   Anregung   für unsere  Schallplattengeschichte   über  Geld und Glück kaum finden konnten.
Und   eine   Geschichte   über   Geld   und Glück wollten   wir   aufnehmen,   wir   meinten,   eine solche   Geschichte   würde   auch   heute  vielleicht nicht  ganz   nutzlos  sein.
Dabei   ist  das  Wort  „Geschichte"  ja  doppeldeutig I    Es   bezeichnet   ein   erzähltes   Vorkommnis  zwischen   Menschen  —  aber es meint auch   den   historischen   Entwicklungsprozess im Ganzen  oder  in  seinen  einzelnen  Teilen, als Geschichte   einer   Nation   etwa   oder   in   einer bestimmten   Entwicklungsepoche.    Beide   Bedeutungen  des  Begriffs  Geschichte  haben einen   gemeinsamen   Ursprung:   das   Tätigkeitswort   „geschehen".   Geschichte   ist nicht denkbar   ohne   Tätigkeit;   Geschichte   ist,   was geschehen   ist   in   der   Vergangenheit   —   und eine  Geschichte  erzählen  heißt,  zu  berichten, was   geschehen   ist   zwischen   bestimmten Menschen   und   mit   ihnen.    Und   von   der Geschichte   im   historischen   Sinne   wissen wir: sie   hat   Jahreszahlen   als   Wegmarken;   sie wird   bestimmt von  den   Kämpfen   der   Klassen und   vorangetrieben   von   der   Entwicklung   der menschlichen   Produktivkräfte  —  aber  sie setzt sich   zusammen   doch   nur   aus  Geschichten, aus  Menschengeschichten.
Und  so  erzählt  auch  die  Volksbuch-Geschichte von Fortunatus nicht bloß schlechthin etwas  über  Geld   und  Glück,  was  uns,  zugegebenermaßen,  auch   heute  noch   bewegt und beschäftigt   —   sie   erzählt   dies   alles,    indem sie   gleichzeitig   ein   Stück   Geschichte   erzählt: Wie   ist   das   also   mit  Geld und   Glück  und wie   verhielt  es   sich   damals   mit   beidem?
Damals   also,   als   ein   Mann,   der   vielleicht Burkhart  Zink  hieß,   die   Fortunatus-Geschichte aufschrieb,   damals  entdeckten   die   Menschen merkwürdige    Eigenschaften   am   Geld.    Es vermehrte   sich   wie   von   allein,   wenn   man es nur   erst   einmal   besaß.   Man   verborgte   es  — und es warf Zinsen ab.  Man kaufte hier Waren  —  und   konnte   sie   dort   ums   Doppelte weiterverkaufen,   man   mußte   nur   reisen. Man legte   es   an   in   Landbesitz —  und   kassierte dann   den   Ertrag   für   die    Ernten,    Man mietete Arbeitskräfte  — was   sie   produzierten, gehörte   dem   Mieter   und   wurde   von   ihm verkauft mit Gewinn.
Das Geld trug Profit.
Wenn   Geld   Profit   bringt,   nennen   wir's Kapital.   Es   war   kein   Wunder,   daß   damals, als   die    Fortunatus-Geschichte   entstand,   alle Welt   Geld,   viel   Geld   besitzen,   es   anhäufen und   umwandeln   wollte   in   Kapital.    Daß   jedes   Mittel   recht war,   Kapital   zu   erlangen.
Nichts anderes bewegt auch den Fortunatus. Nichts   anderes   erlebt   er.   Denn   „der   Glückliche"   heißt  er  zunächst  nur   zum  Spott.   Skrupellos,    rauh,   mit   Ellenbogenstößen    und schließlich    mit   einer   Mordwaffe   gar,    versucht  er  ans  große   Geld   zu   gelangen   — und erntet   doch   nichts   als   Unglück   und   Armut. Vor'm   Sheriff  von   London  flieht er   endlich in   den   Thüringer  Wald,   der  war   damals  ein Urwald,   und    dort   zuguterletzt   muß   er noch vor   einem   hungrigen   Bären   auf   einen   Eichbaum fliehn.
An   diesem   Punkt,   an   dem   für   ihn   alles zuende  scheint,  seine  Geld-  und  Glücksjagd, sogar   sein   Leben —   an   diesem   scheinbaren Ende   beginnt  des   Fortunatus wurdersames SchalIplattenleben.
Mägdelein  und   Knaben,  faltet
Brav   die   Hand',   die   Ohr'n   macht  weit,
Auf daß ihr im Sinn behaltet
Fortunati Herzeleid:
Wie  im   Eichbaum  er  gesessen.
Und in böser Not gewesen.
Er  erlebt  alle  die  Wunder  des Geldes,   die seine Zeitgenossen damals erlebten. Das Geld verwandelt  ihn.   Er  ist schnell  wie  ein   Pferd, denn   er   kann   zahlen   für   ein   Pferd.   Er wird   zum   Edelmann,   denn   er   kauft   die Kleidung,   den   Geruch   und   Schmuck   eines solchen.    Er   wird   geliebt,   weil   sein   Reichtum   geliebt   wird.   Er   hat   Freunde,   denn   er begleicht  ihre  Schulden.   Und  er wird   betrogen,   bedroht  und   bestohlen  von  denen,   die auch  reich  und  schnell  und  geliebt sein wollen.   Er   muß   sein   Geld   verteidigen  mit dem  Messer gegen die,  die es mit dem Messer   erobern   wollen,    so,   wie   er   selbst das einst wollte.
Dies   alles  wird   dem   Fortunatus  von   der Jungfrau   des   Glückes   beschert.   Sechs   Gaben   bietet sie   ihm   zur Wahl  —  er wählt  das Glückssäckel.   Es   spuckt   immer   und   überall unendlich   viel   Geld   aus.   Dabei   hätte   die Jungfrau  sicher  eine  andere Gabe viel   lieber an   den   Mann   gebracht:   die   Weisheit.   Aber so  sind   die   Menschen:   sie   wollen   die  Weisheit   nicht   geschenkt,   die   wollen   sie   schon selber erobern.
Wenig   später   gar   erwirbt   Fortunatus    (auf die   unlautere  Art,   mit  der  man   damals  vieles   erwarb)    das  Wunderhütlin   und   damit die   Fähigkeit,   über   Meere   und   Kontinente hinweg   jeden   Punkt der   Erde  mit Gedankenschnelle zu erreichen.
Nun   könnte  er  der  Glückliche   sein.
Denn   indem   der   Verfasser   seinen   Helden mit   Säckel   und   Hütlin   beschenkt,   schenkt   er ihm   das,   wonach   damals   alle   Menschen sich sehnten,   wonach    ihre   Zeit   sie   sehnsüchtig machte:    unendlicher    Reichtum;    gefahrlose Handelsreisen   über   die   größte   Entfernung hinweg.   Woraus   wir   sehen,   daß   die   Träume der   Menschen   immer   mit   der  Wirklichkeit zu tun haben.
Aber   die   Träume   haben   ein   Doppelgesicht —   und   das   haben   auch   die   Zaubermittel des Fortunatus.   Das   Säckel   macht   ihn   nicht   nur zum   Reichsten   in   einer   Welt,   in   der   auf Reichtum   alles   ankommt  —   es   macht   ihn gleichzeitig    auch    unabhängig    vom    Gelderwerb,  von  dem  doch  alle Welt damals abhing.   Das   Säckel   ist   erträumte   Freiheit  von Lebenszwängen.    Und   mit   dem    Hütlin   verhält   sich's   ähnlich.   Zwar   ist   es   ein   ideales Transportmittel   für   profitable   Handelsreisen
—   gleichzeitig   befreit   es   den   Menschen   von der   Fessel   der   Schwerkraft,   auch   einem Lebenszwang   und   einem  sehr grundsätzlichen und  alten!
Und   im   Lauf   seines   wundersamen   Schallplattenlebens   entdeckt   Fortunatus   dieses Doppelgesicht   seiner   vermeintlichen   Glücksgüter,   und   er   entdeckt   es   mit  Staunen.   Er besitzt  Säckel   und   Hütlin   und   erfährt   doch Leid,   Kummer   und   Not.   Er   begibt   sich   mit diesem   Besitz   tiefer   hinein   in   die   Zwänge seiner   Welt   und   bekommt   durch   sie   gleichzeitig   die Sehnsucht   nach   der  Freiheit von allen  Zwängen.  Denn was es  nicht gibt in dieser Welt,  das  kann er auch  mit dem Säckel   nicht   kaufen,   und   mit  dem   Hütlin kann   er   nur   zu   den   Menschen   fliegen,   wie sie nun einmal sind, nicht wie sie sein sollten, Die Welt, wie sie ist, machen Säckel  und Hütlin   ihm   Untertan   —   aber   sie   verändern sie   nicht.   Sie   machen   sie   nicht   besser, doch so,   wie   sie   ist,   ist   in   ihr   schlecht   lebenI
So   sorgt   sich   Fortunatus   mehr   und   mehr um sein  Glück.
Mägdelein   und   Knaben,   zehn
Jahre sind ins Land, seit wir
Fortunat zuletzt geseh'n.
Er war weit. Jetzt ist er hier.
Seht sein Schiff und  hört sein  Barmen:
Sorge  quält den  reichen  Armen.
Der Verfasser des Volksbuches muß von dieser Sorge auch gequält worden sein. Er läßt seinen Fortunatus schließlich nur noch höchst vorsichtig und insgeheim von Säckel und Hütlin Gebrauch machen und erzählt dann, wie böse und kläglich des Fortunatus Söhne enden, weil sie dieser Vorsicht sich nicht befleißigen.
Sich   von   der   Welt   zurückzuziehen,   wenn's in   ihr  Schwierigkeiten  gibt,   ist jedoch   unsere Sache   nicht.    Deshalb    muß   unser   Fortunatus das  Schicksal   der  Volksbuch-Söhne   selbst mit   bestehen   und   doch   zu   einem   anderen Ende   kommen   als   sie.   Zu   einem   Ende,   das gleichzeitig   ein   Anfang   ist.   Frei   von   Erdenschwere   und   materieller   Not   ist   unser   Fortunatus   zu   einem   geworden,   der  nun   nach dem   Glück   fragt   und   nach   ihm   sucht.   Und der   schließlich   ahnt,   daß   er   es   nur   finden wird   in  der  Art  und  Weise,  wie  die  Menschen   zusammen   arbeiten   und   zusammen leben.
O  ja,  sie  ist schon  höchst erzählens-  und bedenkenswert,   diese   Geschichte   vom   Fortunatus.  Sie steckt  voller Wunder  und  voller Wahrheit.   Und   das   eine  wie   das   andere gehört  zum   Geschichtenerzählen   dazu.   Früher konnten   Geschichte  wie   Geschichten   überhaupt   nur   überliefert   werden,    indem   sie erzählt   wurden.   Heut'   haben   wir   dazu   unendlich   viele   Bücher,   wir   haben   Zeitungen, Fernsehen und Kinos — und erzählen ist fast überflüssig   geworden,   wie's   scheint.
Wenn   da   nicht   die   Schallplatte   wäre.   Mit ihr kann  man  nur eins tun:   man  kann ihr lauschen.  Denn auch sie kann nur eines: erzählen,  erzählen.
Diese   hier   erzählt   die   Geschichte   vom Fortunatus.   Und  weil   sie  dabei  viel  Wahres und   viel   Wunderbares   erzählen   muß,   so erzählt sie  mit Worten   und   mit  Musik.  Beides   gehört   hier   zusammen,   so   wie   das Wahre    allemal    auch    das   Wunderbarste   zugleich  ist.
So,  nun schwatzt  und tut  nicht  blödeI Aus ist Fortunatus Geschieht'. Nur das  Unglück  macht Gerede Und vom Glück erzählt man nicht. Mägdelein und Knaben, drum Schaut nach Glück euch selber um!
Andreas Scheinert

Mehr Informationen
ArtikelnummerLitera 8 65 272
ProduktnameFortunatus' Glückssäckel Oder Die Kunst Reich Zu Sein
Preis14,90 €
LieferzeitIm Schallplattenladen Stralsund
InterpretVarious Artists
Name - TitelFortunatus' Glückssäckel Oder Die Kunst Reich Zu Sein
LabelLitera
MedientypLP / Vinyl 12"
Vinylgewicht pro Schallplatte180 gramm
Anzahl der Platten1
Release-Datum1980
Allgemeiner PlattenzustandGebraucht
Zustand TonträgerVery Good + (Sehr gut)
Zustand CoverVery Good + (Sehr gut)
PlattenreinigungReinigung mit Plattenwaschmaschine Double Matrix Professionel Sonic (Clearaudio)
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