Folk Music Festival

FOLK MUSIC FESTIVAL

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Spanish Lady
Komposition und Text: Traditional
Arrangement: The Dubliners
The Dubliners

Naked Ladies And Electric Ragtime
Komposition: Michael Chapman
Michael Chapman

St. Patrick's Day
Komposition und Text: Traditional
Arrangement: Eddie & Finbar Furey
Eddie & Finbar Furey

LuLu Swing
Komposition: Traditional
Arrangement: Häns'che Weiss
Hans'che Weiss Quintett

Bon Claudy
Komposition und Text: Traditional
Arrangement: The Furey Family
The Furey Family

Gift Of A Brand New Day
Komposition und Text: Harvey Andrews
Harvey Andrews

Seite 2
The Town I Loved So Well
Komposition und Text: Phil Coulter
Arrangement: The Dubliners
The Dubliners

Ploughboy Lads
Komposition und Text: Traditional
Arrangement: The Dubliners
The Dubliners

Cumasc Port
Komposition: Traditional
Arrangement: Pádraig 0 Carra-Gael-Linn
Pádraig O Carra & Comhluadar

Black Waters
Komposition und Text: Jean Ritchie
Guy Carawan, Werner Lämmerhirt, Colin Wilkie

Silly Summer Games
Komposition und Text: Steve Ashley
Steve Ashley

Übernahme von Intercord Tongesellschaft mbH., Stuttgart/BRD

Schon seit mehreren Jahren existiert der Begriff Folk-Music nun nicht mehr nur dort, wo englisch gesprochen wird, wo er ursprünglich nichts anderes als eben Volksmusik bedeutete. Spätestens seit von der Volksmusik herstammende Künstler begannen, in ihre Musik konkret Heutiges einfließen zu lassen - in eigenen Texten, Kompositionen und in der Instrumentierung - spätestens seit diesem Zeitpunkt ist eine ausschließliche Begrenzung des Begriffes Folk-Music auf rein Tradiertes nicht mehr möglich (wobei in vieler Ländern die Volksmusik ohnehin auf eine im Gegensatz zur deutschen Musikfolklore ungebrochene Entwicklung verweisen kann). Vielmehr umfaßt er inzwischen sowohl Althergebrachtes wie auch auf volkstümliche Weise - in weitem Sinne - dargebotenes Neues. Vorliegend nun eine recht bunt gewürfelte Mischung aus Liedern verschiedener Folk-Interpreten mit einem entsprechend weit gefächerten Spektrum, was sowohl inhaltliche wie musikalische Konzeptionen und Mittel betrifft.
Gemeinsam ist allen auf der Platte enthaltenen Aufnahmen ihre musikalische Herkunft aus dem englischsprachigen Raum zwischen England und Amerika, wobei die irische Folklore hier den größten Anteil hat. Gerade von ihr sind ja auch starke Impulse für eine Renaissance der Volksmusik in einer Reihe von Ländern, auch der deutschen, in den letzten Jahren ausgegangen. Zufällig war das gewiß nicht, denn der fast 800 Jahre währenden englischen Fremdherrschaft über die „grüne Insel" hat sich die irische Folklore auf äußerst nachhaltige und produktive Weise widersetzt. Sie hörte nie auf, lebendige Widerspiegelung des alltäglichen Lebens, des Kampfes und der Hoffnungen des irischen Volkes zu sein. Sie hat sich über Jahrhunderte hinweg ihre Kraft, ihre Schönheit und ihre Authentizität erhalten. Friedrich Engels schrieb 1870 in seinen Bemerkungen für das Vorwort zu einer Sammlung irischer Lieder: „Sogenannte Barden oder Harfner -Dichter, Komponisten und Sänger in einer Person waren früher zahlreich ... Viele zogen auch als fahrende Sänger im Lande umher, verfolgt von den Engländern, die in ihnen mit Recht Hauptträge der nationalen, anti-englischen Tradition sahen. Die Lieder von den Kämpfen irischer Häuptlinge gegen die Engländer wurden von diesen Barden im lebendigen Gedächtnis der Nation erhalten ... Ihre Namen sind verschollen, von ihren Poesien sind nur Fragmente Übriggeblieben, das schönste Vermächtnis, das sie ihrem geknechteten aber unbesiegten Volk hinterlassen haben, sind ihre Melodien."
So spielte die irische Volksmusik also eine große Rolle im Kampf gegen die englische Unterdrückung, bei der Bewahrung der nationalen Eigenständigkeit, und das zeigt sich nicht nur in den Balladen über den Freiheitskampf des Volkes und seiner Helden, sondern auch in den Liedern, die in unterschiedlichster Form Zeitdokumente sind, von der grenzenlosen Verarmung des irischen Volkes und der daraus resultierenden massenhaften Auswanderung nach Amerika berichten wie BON CLAUDY, in all den heiteren und traurigen Liedern über alltägliche Ereignisse, über gemeinsam bestandene Abenteuer (wie die Seereise nach Neufundland in ST. PATRICK'S DAY), über die Liebe -wie in dem von der schönen und flatterhaften spanischen Dame (SPANISH LADY) oder dem moralisierenden Appell an alle jungen Mädchen, sich vor den leichtfertigen und betrügerischen Bauernburschen in Acht zu nehmen (PLOUGHBOY LADS) und nicht zuletzt in der Instrumentalmusik, wie sie uns hier in charakteristischer Melodik und typischer Instrumentierung mit Harfe, Tin-Whistle, Geige und Akkordeon bei CUMASC PORT begegnet. Ein hervorragendes Beispiel für die Lebendigkeit der irischen Volksmusik ist die Anfang der siebziger Jahre geschriebene Ballade THE TOWN I LOVED SO WELL, die vom Leben der einfachen Menschen in der nordirischen Hauptstadt Belfast, von der Unterdrückung durch die britische Armee, aber auch von der Ungebrochenheit der Menschen und ihrer Hoffnung auf eine bessere Zukunft erzählt.
Die restlichen fünf Titel auf „FOLK MUSIC FESTIVAL" stammen aus England und Amerika. Hier finden sich instrumentale Volksliedbearbeitung (LULU SWING mit dem Häns'che Weiss Quintett aus der BRD) und volksmusikhafte Instrumentalkomposition (NAKED LADIES AND ELECTRIC RAGTIME). In BLACK WATERS singt der Amerikaner Guy Carawan (1974 Gast des Festivals des politischen Liedes in Berlin) die Klage eines Bauern aus Kentucky, der seine persönliche Existenz ebenso wie die Natur um ihn herum durch die Praktiken skrupelloser Bergwerksgesellschaften ruiniert sieht.
GIFT OF A BRAND NEW DAY und SILLY SUMMER GAMES sind Aufnahmen von teilweise nicht zu übersehendem kommerziellen Zuschnitt, die aber durch die Einbeziehung von aus der Folklore stammenden Elementen in Komposition, Arrangement und Gestus eine durchaus interessante, dem Festivalcharakter entsprechende Komplettierung dieser Platte darstellen.
Manfred Wagenbreth (1982)