Electra - Die Sixtinische Madonna

Die Sixtinische Madonna                        
Komposition und Arrangement: Bernd Aust Text: Kurt Demmler

DERMALER
viele hundert jähre sind
hin über die weit
seit ein großer maler malte
die madonna die das kind
auf den armen holt
gottes freu und Josephs frau
aber war es nicht vor allem Jene frau
die in seinem herzen war
irgendwann gewonnen irgendwo gesehn
oder nichts als Sehnsucht gar
und er matte gott nicht wie en teuer oder licht
und er malte gott wie es aus menschenaugen
spricht
jahwe hörte auf ein geist vom himmel her zu sein
wurde geist des menschen und ein maier fing
Ihn ein
viele hundert jähre sind
'hin über die weit
doch es blieb der weit sein name
die madonna die das kind
auf den armen hält
eine neue göttlichkelt
und der maier klopfte seine pinsel aus
meine schöne schau dirs an
also habe ich als maier dich geliebt
Biso lieb ich dich als mann
Sind er malte gott nicht wie ein teuer oder licht
und er malte gott wie es aus menschenaugen
spricht
jahwe hörte auf ein geist vom himmel her zu sein
würde geist des menschen und ein mater fing
ihn ein

DAS BILD
wie sie schwebt schwebt über wölken daher
da geht der papst auf die knie
und die blitzgewohnte geblendet sieht fort
einhält die artillerie
setzten nicht gar Soldaten ihr leben ein
aus kellernacht und minen sie zu befrein
das nicht zerstört wird was uns gehört
uns den menschen und nicht einem volk
ah ah herrliche frau
himmel und erde in eins
ah ah herrliche frau
es ist auch unsere trau
wie sie lebt lebt
nicht als Heiligenschein
sondern ist fleisch und ist blut
und geborn zu leben bis daß man stirbt
furchtsam ihr schritt und voll mut halten
nicht wir in ehren ihr angesicht
die wir verstehn daß es vom menschen spricht
kleinmmut und stolz aus diesem holz
darf dar mensch sich am sechsten tag oott
ah ah herliche frau
himmel und erde in eins
ah ah herrliche frau
es ist auch untre trau
ah ah herrliche frau
teder mensch acht in ihr eins
ah ah herrliche trau
es ist auch unsre frau

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DER BETRACHTER
wenn du dahinhetzt
dann vergiß die deine nicht
wie lange zeit schon
sahst du ihr nicht ins gesicht
o auch In ihren äugen gibt es diesen samt
o küß die Bitternis von ihrem mund verdammt
ist es die mutier
ist es die Schwester oder ist
ist es die liebste
ist es die frau die du vergiBt
o auch In Ihren äugen gibt es diesen samt
o reiß die Sachlichkeit Ihr vom gesicht verdammt
geh zu ihr und da steht sie mit dem kind
schweben die die noch ungeboren sind
lief in dir da fällst du auf die knie
das Ist sie ganz genau
das ist die frau
ach an den fronten
trugen wir In uns ihr bild
und nach den nöten
liebten wir sie heiß und wild
nun ist sie Kumpel
oder führt sie uns das haus
und manchmal meint man
sie sieht nicht besonders aus
o auch In ihren äugen gibt es diesen samt
o leg die Herrlichkeit ihr um die haut verdammt
geh zu ihr da steht sie mit dem kind
schweben die die noch ungeboren sind
tief In dir da fällst du auf die knie
das ist sie ganz genau
das ist die trau

Scheidungstag
Komposition und Arrangement: Bernd Aust
Text: Werner Karma

Jahrmarkt
Komposition und Arrangement: Rainer Uebel
Text: Manuel von Senden

Erinnerung
Komposition. Text und Arrangement:
Manuel von Senden


Für dich, Bernd, als Komponisten, für die Gruppe electra Ist „Die Sixtinlsche Madonna" das erste Werk größeren Umfangs, - wie kam es dazu ?
Bernd Aust: Der erste, freilich sehr allgemeine Impuls kam vom Zentralrat der FDJ: zum Nationalen Jugendfestival der DDR 1979 einen Beitrag zu leisten, der einen wesentlichen Aspekt unseres gesellschaftlichen Lebens zum Inhalt hat Wir entschieden uns für die ..Madonna" und fanden dafür Zustimmung und Unterstützung beim Zentralrat. bei DT 64, bei der Konzert- und Gastspieldirektion Dresden. Als wir Anfang 1979 den 10. electra-Geburtstag feierten, konnten wir sie uraufführen. Nach mancherlei Feinarbeit am Text und an der Musik spielten wir die rMadonna" dann Im DT 64-Jugendkonzert im Palast der Republik. Der Mitschnitt liegt dieser LP zugrunde. Warum fiel eure Wahl auf Raffaels „Sixtinlsche Madonna"?
Bernd Aust: Ich bin Dresdner, wurde also nicht nur mit der Musik groß, sondern auch mit den großartigen Werken der Malerei, wie sie in den Galerien Alte Meister und Neue Meister, In zahlreichen Ausstellungen zu besichtigen sind. Die .Madonna" beschäftigt mich seit langem. Mich faszinierte, wieviel Diesseitigkeit der Maler der ..Himmelskönigin" gegeben, wie tief er bei der Erfüllung seines kirchlichen Auftrags an die Menschen gedacht hat. Deren Schönheit - und da ist ja nicht nur die äußere gemeint -, deren Würde, deren Fähigkeit, Leben zu schenken und zu bewahren, sind letztlich der Gegenstand des Bildes. Und seine Mission, der Menschlichkeit Geltung und Achtung zu verschaffen unter uns. Diesem Auftrag fühlen auch wir uns verpflichtet, ihm wollen wir im Bewußtsein der Tradition mit den musikalischen und sprachlichen Mitteln gerecht werden, die uns und unserem Publikum heute entsprechen. Es gibt natürlich auch eine ganze Reihe anderer Bilder, die im gleichen humanistischen Sinne wirken, aber die .Madonna" kennen In unserem Lande wohl die meisten. Daran wollen wir anknüpfen. Und zugleich liegt darin ein Bekennt¬nis zu unserer Heimadtstadt. die reich an kultu¬rellen Traditionen, heute wieder ein Zentrum von Kunst und Kultur, Wissenschaft und Industrie ist
Gehörte nicht auch einiger Mut dazu, sich mit einer eigenen Arbeit neben das Werk eines Meisters der italienischen Hochrenaissance zu stellen ?
Bernd Aust: Wer uns da sieht, sieht uns falsch. Es ging uns Ja nie darum, was Raffael Ins Bild setzte, nun in Töne und Worte zu fassen. Wir gingen vom Standpunkt, von den Erfahrungen und Erwartungen der Heutigen aus, sehen uns also In den Reihen derer, die das Bild heute mit Sinn und Verstand auf sich wirken lassen. Dazu allerdings gehört Respekt. Mein Respekt äußerte sich darin, daß ich mich gründlich mit dem Maler, seinem Werk und seiner Zeit auseinandersetzte, mit seinen Intentionen, bevor es ans Kompo¬nieren ging, daß ich mir sehr genau überlegte, mit welchen Mitteln Ich die beabsichtigte Wir¬kung erreiche - so kam es zum Einsatz des Chores, zur Verwendung des Madrigals von Orlando dt Lasso, eines Motivs im Stil der Bauern¬tänze im rock-musikallschen Rahmen, so kam es zur Durchführung und Verflechtung der verschiedenen Motive... Aber das alles ist ja zu hören. Wichtig war, daß sich jeder in der Gruppe mit der Aufgabe identifizierte und in vielen Einzelheiten Ideen beisteuerte, daß wir in Kurt Demmler einen Texter hatten, der sich der Größe des Anspruchs stellte.
Hat die „Madonna" ihren Platz auch in eurem Konzertprogramm ?
Bernd Aust: Ja! Was hier der Chor leistet über¬nimmt dann die Gruppe im Salzgesang. Und daß wir die .Madonna" durchaus im Einklang mit unserem sonstigen Repertoire sehen, ist der Selbstverständlichkeit zu entnehmen, mit der wir sie neben drei Titel aus unserem Programm stellen können.
Das Gespräch führte Bernhard Honig (1980)