Eisler - Woodburry-Liederbüchlein

Eisler - Woodburry-Liederbüchlein

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Hanns Eisler - 1898-1962
Seite 1
Woodburry-Liederbüchlein
Englische Texte: Autor unbekannt
Deutsche Nachdichtung: Wieland Herzfelde
1.        Abendgespräch (Evening talk)
2.        Ich hatte einen Nußbaum (I had a little nut-tree)
3.        Ach, wie bläst der Wind (Ah hear the wind blow)
4.        Das kranke Kätzchen (The sick kitten)
5.        Nach einem Sprichwort
6.        Kinderreim (Children rhyme)
7.        Fräulein Sieglinde (Little Miss Muffat)
8.        Vierundzwanzig Schneider (Four and twenty tailors)
9.        Kanon
10.        Hector Protector
11.        Die fünf Zehen (The five toes)
12.        Die Katze Pussy (Pussy cat)
13.        Das alte Fräulein aus Frankreich (The old woman from France)
14.        Ich hab ein kleines Hündchen  (I had a little Doggie). Alten Damen vorzusingen
15.        Die alte Frau (The old woman)
16.        An den Schlaf (nach Eduard Mörike)
17.        Für Lou (Zwei Sprüche)
18.        Ode an die Langeweile (Goethe und Schubert benutzend)
19.        Sommer adieu
20.        Am Neujahrstag in der Frühe (On New Years Day in the morning)
Verlag: VEB Deutscher Verlag für Musik Leipzig
Frauenchor des Rundfunkchores Berlin
Leitung: Dietrich Knothe

Kanons für gemischten Chor
1.        From the Aeneid (Virgil)
2.        Oh endless is this misery (Eisler)
3.        Peace on Earth (Hermann Reichenbach)
Berliner Solisten
Leitung: Dietrich Knothe

Fünf Lieder für Kindergärten
(Bertolt Brecht)
1.        Mutter Beimlein
2.        Wo soll das hin? (Königslied)
3.        Die Mutter liegt im Krankenhaus
4.        Vom Kind, das sich nicht waschen wollte
5.        Hoppeldoppel Wopps Laus (Schauerballade
Gerald Schleicher, Klarinette (1)
Rundfunk-Kinderchor Berlin
Leitung: Manfred Roost

Drei Kinderlieder für Gesang und Bratsche
1.        Schlafe, mein Kindchen
2.        Hab ein Vöglein gefunden
3.        Büble, nimm den Ziegenbock
Edda Schaller, Mezzosopran
Heinz Gäble, Viola


Seite 2
Gegen den Krieg
(Bertolt Brecht)
Thema und Variationen op. 51 für gemischten Chor a cappella
Berliner Solisten
Leitung: Dietrich Knothe

Suite für Septett Nr. 1 op. 92 a
Variationen über amerikanische Kinderlieder
Friedrich-Karl Erben, Violine l
Ralf Rainer Haase, Violine II
Arnim Orlamünde, Viola
Wolfgang Bernhardt, Violoncello
Wilfried Winkelmann, Flöte
Helmut Hofmann, Klarinette
Herbert Heilmann, Fagott
Aufnahmen des Rundfunks der DDR

Hanns Eisler hat bestimmten Verwendungszwecken und Genres der Musik in seinem kompositorischen Schaffen eine besondere Rolle eingeräumt. Ihm ging es dabei einerseits um die Möglichkeit neuer Assoziationsprägungen und Zeichensetzungen, andererseits interessierte ihn die Massenwirksamkeit, die erzieherische Einflußnahme mit den Mitteln der Musik. Aus diesem Grunde stellen u. a. Werke für Chorgesang und Musik für den Film einen wesentlichen Anteil an seinem Gesamtwerk. Jedoch ist sein künstlerisches Verhalten im Rahmen dieser Bereiche der Musikproduktion nicht uniform. Mit seismographischer Empfindlichkeit reagierte Eisler nicht nur auf die jeweilige soziale Konstellation, mit der ihn sein durch die politisch unstete Zeit verursachtes bewegtes persönliches Leben konfrontierte, sondern auch auf die jeweilige Aufgabenstellung, den Zweck seiner Arbeit. So sind die Darstellungsmittel und -methoden, ohne daß das zu einer Verstellung seiner persönlichen Handschrift führt, in den einzelnen Schaffensperioden und Werken auf vielfältige Weise unterschiedlich und differenziert. Die vorliegenden Beispiele, die, soweit bis jetzt zu übersehen ist, zum großen Teil in die Exilperiode gehören, lassen das deutlich beobachten.
Das Woodburry-Liederbüchlein schrieb Eisler nach eigener Angabe im Sommer 1941 auf Bitten des Musiklehrers einer Mädchenschule dieser kleinen Ortschaft. Jedoch kann es auf Grund bestimmter Anzeichen in einigen Liedern (Stimmenangabe, Textwahl und -gehalt u. a.) nicht als sicher gelten, ob tatsächlich alle Chöre des Zyklus aus dieser Zeit stammen bzw. ursprünglich in diesen Zusammenhang gehören. Die Zweifel fallen auf die vier deutschsprachigen Nummern, das Mörike-Gedicht „An den Schlaf" (Nr. 16), von dem es eine anderslautende Fassung für Gesang und Klavier schon von 1940 gibt, die beiden Sprüche „Für Lou" (Nr. 17), die „Ode an die Langeweile" (Nr. 18) und „Sommer adieu" (Nr. 19). Insbesondere Nr. 17 und 18 heben sich durch ihren vertieften, aktuellen Sinngehalt heraus. Wie das Postscriptum vermerkt, ist Spruch II „geschrieben nach einer Zeitungsnachricht, die nicht gut war". Über die „Ode" hat sich Eisler in den Bunge-Gesprächen ausführlicher geäußert. In ihr huldigt er, „Goethe und Schubert benutzend" (vgl. die venezianischen Epigramme und das Concerto dramatico bzw. „An die Musik"), der Göttin der Langeweile als der „tatenschwangersten" des Olymp, deren Produktivität, dem Bedürfnis und der Erfüllung gehobener Menschlichkeit gleichermaßen entsprungen, die Bitternis und Schwierigkeit des Emigrantendaseins habe überstehen helfen. Die anderen Chöre des Woodburry-Büchleins sind leichter gefaßt. Ihre Texte zeichnen kleine Szenen, sie sind witzig und mitunter auch kindlich-belanglos. Oftmals aber hebt die Musik sie durch eine Gegenposition oder durch ironisierende Züge auf eine andere Ebene der Bedeutsamkeit, so besonders deutlich etwa in Nr. 14 (I had a little Doggie), die Blues-Elemente aufgreift und „Alten Damen vorzusingen" ist, und Nr. 15 (The old woman) mit ihrem Bezug auf Trauermarsch und Kampfmusikintonationen im Mittelteil. Die Chöre, mit wenigen Ausnahmen für Sopran, Mezzosopran und Alt gesetzt, sind allesamt sehr kurz. In ihrer Faktur schlagen sie in manch auffälliger Beziehung Brücken zu älteren Traditionen der Chormusik, vor allem der Renaissance. Viele sind homophon-akkordisch gearbeitet, einige (Nr. 1 und 4) erinnern an madrigaleske Straßenrufe und Genreszenen, es gibt manchen kontrapunktischen Zug (besonders Nr. 9 und Nr. 19), Vorliebe für pentatonisch gefärbte Melodik und Akkordparallelismus (besonders auch Sextakkordpassagen) und mitunter Lust zu Tonmalerei (vgl. etwa Nr. 7).
Von den entstehungsgeschichtlich noch nicht genau zu bestimmenden, vierstimmig angelegten Kanons, die in den Grenzen tonaler Klanglich-keit verbleiben, hebt sich musikalisch-technisch besonders der dritte heraus. Es handelt sich bei ihm um einen Kanon für drei eng aufeinander folgende Stimmen in Terzen, die gegen einen in großem Bogen verlaufenden Cantus firmus von Sopran und Tenor I gesetzt sind.
Es entspricht ganz Eislers Auffassung von Zweck und Funktion der Kunst, wenn er nicht nur Musik für Erwachsene, sondern auch für Kinder schrieb. Zur Komposition ist er wiederholt von Brecht animiert worden, der diese „Kinderliedersachen" extra für ihn schrieb (Bunge-Gespräche). Die hier vorliegenden Lieder sind zu unterschiedlichen Zeiten entstanden. Zwei, „Mutter Beimlein" und „Wo soll das hin", sind auf 1935 bzw. 1937 datiert, die anderen sind wohl in den USA, also nach 1938 geschaffen worden. Außer dem „hinkenden", von Klarinette oder Klavier zu begleitenden Lied von „Mutter Beimlein" sind die Lieder einstimmig komponiert und in der Ausführung für eine Gruppe von Kindern gedacht (im Ms. für Kindergärten vorgesehen). Das Verhältnis der Melodiebildung zum Text weist dabei zweierlei Art auf. Einerseits befördert sie das erzählend-belehrende Moment wie im „Lied vom Kind, das sich nicht waschen wollte" oder in der hintergründigen Schauerballade „Hoppeldoppel Wopps Laus", andererseits stellt sich die Musik in der Weise gegen den Text, daß die Ungeheuerlichkeit bzw. Verdrehtheit der Textaussage, die gewissermaßen nicht nur das kindliche Begriffsvermögen überschreitet, kritisch herausgearbeitet wird. Im Kriegslied (Wo soll das hin) geschieht das im Stil eines fast burschikosen Plapperliedchens, und der Text „Die Mutter liegt im Krankenhaus..." wird wie ein den Inhalt unbekümmert überspringendes Abzählverschen mit gegenläufiger Akzentbildung in der Melodie versehen.
Am 9. Juli 1936 schloß Eisler die Arbeit an der in Form von Thema und Variationen angelegten Kantate „Gegen den Krieg" für gemischten Chor a cappella ab. Die Text« dazu entstammen der „Deutschen Kriegsfibel" Brechts, die 1937 in die Sammlung der „Svendborger Gedichte" eingefügt wurde. Eislers Textanordnung entspricht weder der Reihenfolge der Sammlung, noch benutzt sie die Texte vollständig. Als Intermezzo (Variation 11-13) ist überdies Brechts „Deutsches Lied" (1937) eingefügt. Teilweise unterlegt Eisler mehreren Variationen denselben Text. Zu den wunderbaren, knappen Versen, in denen das wahre Gesicht des Faschismus enthüllt und zum Kampf gegen den vorauszusehenden Krieg aufgerufen wird, verhält sich Eisler angemessen. Die Worte bleiben infolge ihrer weitgehend syllabischen Deklamation verständlich, die Bedeutsamkeit ihres Sinnes wird durch konzise, klare und zugleich musikalisch tief beeindruckende Formulierungen, durch Strenge des Satzes und Objektivität des Tons herausgehoben. Was hier berichtet und abgewogen, verurteilt und empfohlen wird, entspringt und bedarf nicht subjektiver Auslegung, sondern historisch und moralisch-ethisch geschärfter Beurteilung und Perspektivsetzung. Das bedeutet nicht Unbeteiligtsein, falsche Kälte. Das Werk ist lediglich zwingend, nicht verführerisch, es setzt den Kunstgenuß im Bereich der Haltung, nicht des Mimischen an. Musikalisch-technisch gesehen liegt dem Werk ein zwölftöniges Thema zugrunde, das in für Eisler charakteristischer Weise geformt ist. Es wird in den Variationen, ohne daß dabei die Zweckdienlichkeit der Musik außer acht gerät, allen Künsten des Handwerks unterworfen. Das thematische Grundmaterial wird rhythmisch-metrisch transformiert, es erscheint in Umkehrung, im Krebs, im Krebs der Umkehrung, in akkordischer Aufteilung und in verschiedenen Kombinationen. Als ebenso wichtig wie die auf diese Art hergestellten mannigfachen Konfigurationen weisen sich die Strenge des Stimmeneinsatzes, die auch die Rückführung auf das Unisono nicht scheut (Variation 8), die häufige Anwendung der Imitation in Engführung (z. B. in Variation 1, 9,10,12), die für Eisler typische verzahnte Zweistimmigkeit (Sopran/Tenor gegen Alt/Baß, s. Variation 2, 3,4, 6, 7, 9 usw.) als Wirkungselemente aus. Zusammen mit der festen Rhythmik, der weitgehenden Syllabik verleihen sie der Musik eine wunderbare Eindringlichkeit und Schönheit.
Ganz anders geartet ist die Suite für Septett Nr. 1 (op. 92a), die den Untertitel „Variationen über amerikanische Kinderlieder" trägt. Eisler schuf sie aus der Musik zu einem Dokumentarfilm, die er im Rahmen eines ihm von der New School for Social Research 1940 ermöglichten mehrjährigen Experiments über Filmmusik komponierte. In dem Film wird das Leben von Kindern in einem Camp in verschiedenen, für sich abgeschlossenen kleinen Szenen gezeigt. Ihre lose Reihung machte die musikalische Gestaltung in kleinen, deutlich ausgeprägten und in sich geschlossenen Stücken sinnfällig. Sie bildeten die Grundlage für die Suitenform des Septetts. Für die Musik stellte sich Eisler die Aufgabe, sie nicht den üblichen Klischees und Assoziationen folgen zu lassen, sie sollte nicht „den Kindern auf die Schulter klopfen, sie zum Objekt des Spaßes von Erwachsenen machen oder sich anbiedern, indem sie selber... eine verlogene Kinder-sprache redet." (Komposition für den Film). Amerikanische Kinderlieder boten als musikalisches Rohmaterial den einfachen Ausgangspunkt und zugleich den natürlichen Assoziationsbereich der Komposition. Der erste der neun Sätze des Septetts stellt eine Art Introduktion dar, in die das Fagott ein Kinderlied einführt. Dem zweiten Satz liegt im Bild eine Spielplatzszene zugrunde, deren fröhliches Lärmen die Musik in einer expositionsartigen Anlage aufgreift. Die nachdenklich arbeitsame Sphäre beim Basteln wendet die Musik zu einem fleißigen kleinen Fugato, dessen Thema im nächsten Satz beibehalten, jedoch ins Mühsame umgebogen wird (Steineschleppen). Der Satz klingt mit der Reflexion eines kleinen Streites aus. Der fünfte Satz, einer Reihe von Bildern verbunden, ist in Form von Variationen über ein Kinderlied gebaut. Seine Einleitung knüpft an die vorhergehenden Sätze an, deren Material auch in der Coda wiedererscheint. Es folgen eine lustige Melodie (Streicher pizzicato) als dramaturgischer Kontrapunkt zum Vorgang des Hundewaschens und eine in hoher Lage gehaltene, dünne, ängstlich quietschende Musik, die die Schwierigkeit und Behutsamkeit beim Füttern junger Mäuse nachzeichnet. Der achte Satz hebt nach einer langsamen Überleitung mit einem Fugato an, dessen spielerischregelmäßige Bewegtheit auf eine Ballspielszene zurückgeht. Mit einem äußerst zarten, besinnlichen Andante schließt das Septett.
Herausgeber
VEB DEUTSCHE SCHALLPLATTEN BERLIN DDR
Made in Genhan Democratic Republic
In Zusammenarbeit mit dem Hanns-Eisler-Archiv der Akademie der Künste der Deutschen Derqokratischen Republik
Wissenschaftliche Beraten Dr. Jürgen Elsner, Dr. Günter Mayer
Autor der Einführung: Dr. Jürgen Elsner
Titelseite: Bert Heller, Dagmar
Staatliche Museen zu Berlin
Farbreproduktion: Tassilo Leher
Gestaltung: Christoph Ehbets

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ArtikelnummerNova 8 85 091
ProduktnameEisler - Woodburry-Liederbüchlein
Preis24,90 €
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InterpretVarious
Name - TitelEisler - Woodburry-Liederbüchlein
LabelAndere
MedientypLP / Vinyl 12"
Vinylgewicht pro Schallplatte140 gramm
Anzahl der Platten1
BeilagenKeine
Release-Datum1975
Allgemeiner PlattenzustandGebraucht
Zustand TonträgerVery Good + (Sehr gut)
Zustand CoverVery Good + (Sehr gut)
PlattenreinigungReinigung mit Plattenwaschmaschine Double Matrix Professionel Sonic (Clearaudio)

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