Duo Unkrodt - Zerbe

Duo Unkrodt - Zerbe

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Amiga Jazz Serie

DUO UNKRODT/ZERBE
Seite 1
Kanon

Die haltbare Graugans

Für H.S.

Seite 2
Spiralen

Calvados

Kompositionen: Hannes Zerbe Titel 2: Hanns Eisler
Dietrich Unkrodt (Tuba)
Hannes Zerbe (Piano, Synthesizer)
rec. Seite 1: 1. und 2.7.1987 rec. Seite 2: 28.-30. 6.1987
Musik- und Tonregie: Siegbert Schneider/Reinhard Lakomy
Produktion: Jürgen Lahrtz

Das musikalische Terrain, auf das sich Dietrich Unkrodt und Hannes Zerbe begeben, läßt sich schwerlich in Planquadrate aufteilen. Es gilt, einfallsreiche Zugänge zu finden, was allemal mehr abverlangt als ausgetretenen Pfaden zu folgen. Dafür gibt es Neues zu entdecken. Unerwartetes zu reflektieren, Ungewohntes auszuprobieren. Das Gebiet, auf dem sich Dietrich Unkrodt und Hannes Zerbe treffen, ist einerseits mit dem Jazz, andererseits mit der klassischen und vor allem der zeitgenössischen komponierten Musik verbunden, reicht jedoch weiter und weist eigene Merkmale auf. Charakteristisch erscheint die musikalische Improvisation - zugleich die älteste und in Europa erst neuerlich zaghaft zu Ansehen gekommene musikalische Praxis. Erst die improvisatorische Freiheit ermöglicht ein schöpferisches Zusammenwirken zweier hinsichtlich ihres musikalischen Werdeganges so unterschiedlicher Musiker wie Dietrich Unkrodt und Hannes Zerbe. Wie beide diese Möglichkeiten ausformen, läßt ihre musikalischen Mentalitäten deutlich werden, hin und wieder auch ihre biographischen Erfahrungen durchscheinen.
Dietrich Unkrodt wirkt seit vielen Jahren als Tubist im Orchester der Komischen Oper Berlin. Er spielt überdies in Kammermusikvereinigungen, unterrichtet an der Berliner Musikhochschule und doziert zu internationalen Fachtagungen wie beispielsweise beim ersten, 1976 in Montreux einberufenen, Internationalen Blechbläserkongreß. Unkrodts spieltechnische Meisterschaft und musikalische Gestaltungskraft inspirierten den Komponisten Joachim Grüner, ein „Konzert für Tuba und Orchester" zu schreiben, das 1978 mit Dietrich Unkrodt als Solist uraufgeführt wurde. Dem Engagement von Musikern wie Unkrodt - er zählt seit langem zu den Mitgliedern der T.U.B.A. (Tubists Universal Brotherhood Association) - ist es zu danken, daß das allzuoft nur im Hintergrund eingesetzte Instrument in der Gegenwart verstärkt ins Blickfeld geraten ist. Mit der Erweiterung der Ausdrucksmöglichkeiten im Jazz kam es gewissermaßen von der „anderen Seite" zu einer Renaissance der lange Zeit durch den Kontrabaß verdrängten Tuba in der improvisierten Musik. So wurde historisch angebahnt, was manchen zunächst unwahrscheinlich anmuten mochte: das Zusammenwirken eines „klassischen" Tubisten mit einem Jazzmusiker.
Hannes Zerbe kommt vom Jazz her, sammelte Erfahrungen in unterschiedlichen Stilbereichen jazzmusikalischen Ausdrucks, setzte sich aber auch intensiv mit zeitgenössischer komponierter Musik auseinander und beschäftigt sich seit langem auch selbst mit Komposition. Seit Anfang der siebziger Jahre leitet Zerbe eigene Jazzgruppen. Das Spektrum der Gastmusiker, mit denen er in Tourneebesetzungen zusammenarbeitete, reicht von Leo Wright und Charlie Mariano bis hin zu Willem Breuker, Willem van Manen, Jon English, Melvin Poore, Pinguin Moschner, Martin Mayes, Bernd Konrad, Anatoli Wapirow und Wladimir Tarassow. In den siebziger Jahren spielte Zerbe u.a. gemeinsam mit Conrad Bauer in der Gruppe „FEZ". 1979 entstand die Hannes Zerbe-Blech Band, mit der Zerbe „Berührungspunkte zwischen der zeitgenössischen ernsten Musik und dem Jazz bzw. der improvisierten Musik" aufzeigen will. Diese auf internationalen Festivals erfolgreiche Band vereint Jazzmusiker und Musiker sinfonischer Orchester. 1980 begannen Hannes Zerbe und Dietrich Unkrodt, der von Anfang an zur Stammbesetzung der Blech Band zählt und später auch bei anderen Projekten mit Zerbe zusammenarbeitete, gemeinsam im Duo zu spielen. Die stark unterschiedliche Klangcharakteristik der beiden Instrumente fügte sich bald zu überraschenden Klangbildern, zumal Unkrodt die Tuba mit ungewohnter Beweglichkeit spielt und ihr auch eine Vielzahl unkonventioneller Klänge zu entlocken weiß. Die sich zwischen beiden Musikern entwickelnde dichte Kommunikation im Zusammenspiel gab Anlaß, die gemeinsame Arbeit fortzusetzen. Gastspiele bzw. Tourneen führten das Duo inzwischen durch mehrere europäische Länder sowie nach den USA, wo Unkrodt und Zerbe im Rahmen des zweiten Internationalen Blechbläserkongresses in Bloomington, Indiana, auftraten.
Der „Kanon", mit dem die Musik dieser Platte beginnt, läßt die Instrumentalstimmen zunächst dem Formmodell der Imitation folgen, geht dann aber in immer freiere Spielbereiche über. Der Bezug zum gewählten Thema wird freilich hier wie auch in den anderen Stücken niemals völlig aufgegeben. „Die haltbare Graugans", ein Lied von Hanns Eisler auf einen Text von Bertolt Brecht, hält sich im originellen Duo-Arrangement zu Beginn an die Abfolge der Strophen und kommt erst nach gemeinsamen improvisatorischen Ausflügen zu den Schlußzeilen des Liedes zurück. Zerbe zählt zu jenen Jazzmusikern, die Traditionslinien von Komponisten wie Eisler oder Weill aufgenommen haben; auch Themen von Dessau, Mossolow oder Lutoslawski zählen neben Eigenkompositionen und Jazztiteln zu seinem im Solo, Duo oder mit diversen Bands realisierten Repertoire. „Für H.S." wurde vom Duo Zerbe/Unkrodt anläßlich einer Jubiläumsausstellung mit Werken des Berliner Graphikers und Karikaturisten Herbert Sandberg uraufgeführt. Zum musikalischen Material des Stückes zählen die Buchstaben des Künstlernamens, wobei jene Buchstaben, denen sich keine Töne zuordnen lassen, stimmlich zur Artikulation kommen. - Die zweite Seite der Platte gibt u. a. Einblick in Zerbes Beschäftigung mit elektronischer Klangerzeugung und -Veränderung. In der Pop-Musik strapazierte Muster bewußt meidend, gewinnt Zerbe räumliche und klangliche Dimensionen für das Duo-Spiel. „Spiralen" folgt musikalisch der geometrischen Vorstellung, wobei sich aus abstrakt Klanglichem Thematisches konkretisiert, das immer weiträumiger fortgesetzt wird. „Calvados", zunächst von Tuba und Synthesizer im Unisono vorgetragen, zählt zu den frühen, ursprünglich für das Duo geschriebenen, von Zerbe aber auch mit anderen Besetzungen aufgegriffenen Stücken. Mit dem auf einer Zwölftonreihe basierenden Thema wird der Anklang an Liedhaftes bewußt vermieden. Wie Unkrodt und Zerbe mit diesem Material umgehen, entbehrt jedoch keinesfalls der Emotionalität lustvollen Musizierens.
Bert Noglik

Mehr Informationen
ArtikelnummerAmiga 8 56 336
ProduktnameDuo Unkrodt - Zerbe
Preis17,90 €
LieferzeitIm Schallplattenladen Stralsund
InterpretDuo Unkrodt - Zerbe
Name - TitelDuo Unkrodt - Zerbe
LabelAMIGA
MedientypLP / Vinyl 12"
Vinylgewicht pro Schallplatte140 gramm
Anzahl der Platten1
BeilagenKeine
Release-Datum1988
Allgemeiner PlattenzustandGebraucht
Zustand TonträgerVery Good + (Sehr gut)
Zustand CoverVery Good + (Sehr gut)
PlattenreinigungReinigung mit Plattenwaschmaschine Double Matrix Professionel Sonic (Clearaudio)
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