Dieter Süverkrüp

Dieter Süverkrüp

Seite 1
Phrix-Lied
Kleinstadtlehrlinge
Ballade von Hans Dieckhoff
Konzertierte Aktion
Kinderchor auf einem saarländischen Zwergbahnhof zu singen
Seite 2
Ein rotes Kleberlein
Der Baggerführer Willibald
Nachtgebet eines Untertanen
Lagerlied
Landesvaters Abendlied
Lied vom Tod
Lied

Kompositionen und Texte: Dieter Süverkrüp
Titel Nr. 6:
Komposition unbekannt

Dieter Süverkrüp arbeitet drei Tage in der Woche als Werbegrafiker, das ist sein Broterwerb. Der sichert ihm ein Existenzminimum. Auf Wohlstand ist Süverkrüp nicht aus, obwohl sein Talent ihm den gewiß ermöglichen würde, wäre er nur in der Lage, den Kopf auszuschalten, hinter seine Erkenntnisse zurückzugehen, sich anzupassen.
Dieter Süverkrüp wurde 1934 in Düsseldorf geboren. Wo er lebt, ist es einträglich, mit Gitarrenbegleitung allgemeines Unbehagen zu äußern, sich nicht wohl zu fühlen, gegen all und jedes zu sein — und keine Erklärung dafür zu finden, jedenfalls keine abzugeben. Erscheinungen dürfen angegriffen werden, je schärfer, je lieber, den Ursachen gegenüber ist Naivität beliebt.
Süverkrüp hält sich an keine der Spielregeln, die für seinesgleichen gedacht sind. Er ist kein Protestsänger, sondern unerbittlicher poetischer Analytiker einer Gesellschaft, der er entschieden zu weit geht.
Er ist eine der wenigen Ausnahmen, ein künstlerisch und politisch mündiger Mann, der außerdem Charakter besitzt, sich von niemandem kaufen läßt und dem selbstgewählten Leitspruch folgt: Die Wahrheit ist konkret.
Er war dem verstorbenen westdeutschen Satiriker und Liedermacher Gerd Semmer in enger Freundschaft verbunden. Zu Anfang sang er neben den durch ihn wieder überraschend frisch gewordenen Liedern der französischen Revolution fast ausschließlich Texte von Semmer.
Zur Zeit der Wiederaufrüstung in der Bundesrepublik begannen Süverkrüps eigene wesentliche politisch-poetische Äußerungen. Als Gast des Festivals des politischen Liedes faßte er seine Eindrücke in ein großes Lob zusammen, als er über uns sagte: „Dieses Publikum gehört mit Sicherheit zu dem politisch intelligentesten und auf ästhetische Dinge am sensibelsten reagierenden, das ich je hatte."
Wir dagegen hatten aus seiner Sphäre noch keinen Sänger-Autoren, der seinen Marx, Engels und Lenin so genau und genußvoll kennt und das Gedankengut dieser Klassiker so überraschend zur Aufhellung der Sprache, der Gesellschaft, von Zuständen und Veränderbarkeiten zu handhaben weiß.
Süverkrüp begleitet sich selbst auf der Gitarre, die er so virtuos beherrscht, daß sie ihn von keinem seiner Gedanken ablenkt, die er vor den Zuhörern entwickelt, immer neu herstellen muß, weil ein solches Feuerwerk von Pointen nicht mechanisch auswendig zu behalten ist. Das Publikum ist immer sein Mitarbeiter, vor ihm macht er die Probe aufs Exempel, mit ihm demonstriert er, wie politische Agitation Vergnügen bereiten kann. Und dahinter immer die Unerbittlichkeit, die Härte, der Schmerz, keine Ohnmacht, aber doch der Kummer über die Dummheit, die Trägheit, die Fülle der taktischen Irrtümer, die Schwierigkeiten bei der Durchsetzung der Wahrheit.
Süverkrüp ist alles andere als ein intellektueller Spinner. Er macht es einem nicht leicht und ist sehr anspruchsvoll, aber er spricht, wie der Mann auf der Straße sprechen würde, wenn man alle Füllwörter wegnähme, alle Verbildung und alle Gedankenlosigkeit. Süverkrüp ist verständlich, er denkt bis zu Ende und spricht das Wichtige aus.
Seine Skala reicht vom feinsten politischen Kinderlied bis zum geißelnden, fast halbstündigen satirischen Song, unterbrochen von glänzenden Kommentierungen, die für sich allein schon Kunst genug sind. Süverkrüps Einfluß auf unsere Singebewegung ist unverkennbar, er selber fühlt sich ihr verbunden und weiß sich bei den Singeklubs insofern gut aufgehoben, als sie ihn nicht kopieren, ihm mehr auf die Finger sehen, um ihm Methode abzugucken, als ihm seine Werke aus den Fingern zu reißen, die, nur von ihm gesungen, bei uns ihre Richtigkeit haben.
Süverkrüp ist immer von bestürzender Aktualität. Dennoch bleiben viele seiner Lieder auch unabhängig vom politischen Geschehnis, der Situation oder der Strömung, gegen die sie gerichtet waren. Seine Lieder sind Waffen. Der Mann und seine Lieder gehören zu unseren verläßlichen Verbündeten
Gisela Steineckert (1973)